Ort: Georgsmarienhütte - Eventcenter B51
Datum: 02.09.2006
Ein schöner Samstag Nachmittag, milde Temperaturen, etwas Sonnenschein, ideale Vorraussetzungen, um mit guter Stimmung in Richtung Osnabrück zu gondeln, in dessen Vorort Georgsmarienhütte sich eine Ansammlung von wahren Legenden des extremen Metals bereit machte, um den Anhängern brachialer Musikkunst ordentlich einen zu verplätten.
Beim Eintreffen der Terrorfraktion waren die Schwarzheimer 1349 schon mächtig bei der Sache. Seit meiner letzten Live-Sichtung der Norweger hatte sich im Line Up einiges getan. So hat sich Gitarrist Tjalve vor einigen Monaten verabschiedet und auch Drummer Frost glänzte aufgrund der Verpflichtungen seiner Hauptband SATYRICON durch Abwesenheit. Doch Teloch (ORCUSTUS), der auch schon bei GORGOROTH live mehrfach aushalf und Meistertrommler Tony Laureano (ex-NILE, MALEVOLENT CREATION, DIMMU BORGIR-Session) präsentierten sich an diesem Abend als mehr als fähige Ersatzleute. Das massive Geballer der wie immer sehr motiviert und engagiert auftretenden Blackies, dabei vor allem Gitarrist und Mega-Mähne Archaon und Fronter Ravn, brachten an diesem Abend die Anlage doch etwas an ihre Grenzen, da der von der Band aus verzerrte Sound in Verbindung mit der Lautstärke und der noch nicht so vollen Halle einen recht matschigen Klang fabrizierte, der es teils schwer machte die Songs zu erkennen. Diese bestanden wie immer aus einer Auswahl der letzten drei Alben, wobei die noch etwas zurückhaltenden Fans vor allem bei klasse Songs wie „Slaves to Slaughter“ oder dem schon fast Klassiker „Beyond the Apocalypse“ mitgingen. Ein netter und vor allem lauter Einstieg in einen langen Metal-Abend!
Im Vorfeld waren viele Death Metal-Fans besonders auf die nun startenden Schweden NECROPHOBIC gespannt. Nicht nur zählen die Mannen um Sänger/ Basser Tobias Sidegard und Gründungsmitglied/ Drummer Joakim Sterner zu den Veteranen und Legenden des schwedischen Death Metals, sie haben auch mit „Hrimthursum“ ein durchweg abgefeiertes neues Album an den Start gebracht. Leider war der Sound zu Beginn recht dürftig, so dass Songs wie „the Awakening“ leider nicht ihre volle Power entfalten konnten und dementsprechend auch die Resonanz der Fans noch etwas zu wünschen übrig ließ. Dies wurde im Verlauf der knapp 50 Minuten allerdings um einiges besser und so wurde ordentlich zu „Act of Rebellion“ (zum ersten Mal in Deutschland gespielt), „Sithra Ara“, „The Crossing“ und dem Frank Albrecht (Rock Hard Mag) gewidmeten „Spawned by Evil“ abgemosht. Das Highlight der durch die Kombination von Lichtshow und Musik sehr düster-atmosphärischen Show war dann „Nailing the Holy One“. Diesen Track widmete der ohne Bart recht jung wirkende Tobias Sidegard seinem alten Kumpel Jon Nödtveidt (DISSECTION, vor wenigen Tagen Selbstmord begangen) und Gitarrist Sebastian Ramstedt gedachte dem Verstorbenen zusammen mit hunderten Fans indem man mehrmals lautstark „Fuck you, Christ!“skandierte! Noch dieses Jahr sollen die Schweden auf Tour gehen und mit dieser Form mit diesen klasse Songs in petto sollte man sich das nicht entgehen lassen.
Im Wechsel war es nun wieder Zeit für Schwarzkittel-Kost. Diese kam in Kombination mit Viking-Einflüssen in Form der finnischen WINTERSUN daher, der Band um den ehemaligen ENSIFERUM-Fronter Jari Mäenpää. Dieser präsentierte sich gesanglich und auch spielerisch an der Gitarre in Höchstform und so wurden klasse Songs wie das epische „Sleeping Stars“ oder die brachialeren „Battle against Time“ und „Beyond the Dark Sun“ ordentlich abgefeiert. Dies allerdings von etwas weniger Fans als noch zuvor bei NECROPHOBIC. Ein kleines Manko der sonst wirklich gelungenen Titel ist deren Länge. Was auf Platte wirklich atmosphärisch wirkt, offenbart live dann doch seine Längen. Vor allem wenn Mainman Jari zu einem seiner recht langen Soli ansetzte, konnte man sich zwischendurch schon mal an Theke kämpfen und war noch locker vorm Ende der Passage mit einem Kaltgetränk wieder passend zum nächsten an seinem Platz. Da kamen einem die knapp 55 Minuten doch recht lang vor und so verabschiedeten sich schon vor dem Ende des Sets so einige Metal-Fans an die frische Luft, um sich mit nicht so wirklich günstigen Getränken und Fast Food zu stärken.
Nach Black war es nun wieder Zeit Death Metal und damit für eine weitere Veteranen-Combo, sind die Holländer GOD DETHRONED um Mainman Henri doch auch schon locker 15 Jahre unterwegs und das durchweg auf höchstem Level. Auch heute präsentierten die Deather wieder eine gelungene Mischung aus infernalischem Geblaste und Mega-Moshgroove, eben die Kombination, die sie so beliebt gemacht hat. Es ging zu Stücken wie dem eindringlichen „Sigma Enigma“, dem „Soul Sweeper“-Hammer und meinem persönlichen Fave „Boiling Blood“ vor der Bühne recht gut ab, wobei GD vor allem soundtechnisch immer wieder ein Phänomen sind. Egal wann und egal wo, die Jungs stöpseln ein, checken ihre „Waffen“ und dengeln in einem fetten Sound los. Da kann der Laden noch so schlecht sein, die Burschen bringen das irgendwie jedes Mal! Die Show an sich war, wie gewohnt bei den Niederländern, recht unspektakulär, lassen die Vier doch „lediglich“ ihre Songs sprechen, statt durch übertriebenes Posing und Image auf sich aufmerksam zu machen. Zum Ende durfte natürlich das mittlerweile obligatorische Finale mit „The Tombstone“ nicht fehlen und dann verließen die Band und auch Fans zufrieden die Location bzw. die Bühne.
Black, Death, Black… Und auch nun wieder eine Legende in ihrem Genre. Ich muss gestehen, dass ich die schwedischen Satansbraten MARDUK nach dem Über-Album „La Grande Danse Macabre“ nicht mehr so verfolgt und die Band mit ihrem neune Fronter Mortuus noch nicht live erlebt habe. Dieser hat sich aber sehr gut in die Band eingefügt und auch wenn er nicht der Entertainer wie sein eindrucksvoller Vorgänger Legion ist, passt er mit seinen minimalistischen Gesten und dem bedrohlichen Auftreten sehr gut zum brachialen und militanten Sound der Panzerdivision aus Schweden. Auch gesanglich reiht der neue Mann am Mikro sich optimal in die guten Leistungen seiner Mit-Musiker Morgan (Gitarre und Bandchef), Devo (Bass) und Ausnahme-Drummer Emil (auch THE LEGION) ein, so dass sowohl die neueren „Deathmarch“ und „Throne of Rats“, wie auch Klassiker der Marke „Burn my Coffin“ und natürlich „Panzerdivision Marduk“ ordentlich von den zahlreich angetretenen Black Metal-Fans abgefeiert wurden. Vor allem ist es immer wieder eine Freude dem Mann hinterm Drumkit zuzuschauen, mit welcher Präzision, Variantenreichtum und besonders in welche Geschwindigkeit er seine Kessel zu Klump verarbeitet…
Spät war es geworden und die meisten Anwesenden im recht ordentlich gefüllten Eventcenter hatten trotz der nicht günstigen Preise schon ordentlich einen im Kahn. Die besten Vorrausetzungen, um mit Johnny Hedlund und dem Schlachtschiff UNLEASHED den alten Wikingern zu huldigen. Und so wurde es richtig voll, als die Schweden mit „Winterland“ eröffneten und schon ging es für die gesamten knapp 60 Minuten Spielzeit auf und vor der Bühne richtig ab. Da wurde zu „to Asgaard we fly“ genauso gefeiert, gestagedived und gemosht wie zu „Before the Creation of Time“, „Into Glory Ride“ oder „the Longships are Coming“. Dazu durfte dann natürlich die Mitsing-Passage “Warriors scream for me – Death Metal Victory” auch nicht fehlen. Eine Sache ist bei der Stagediving-Action für mich allerdings unerklärlich: So viel Spaß das an sich auch macht, wieso kommen einige Leute neuerdings auf den Trichter die Musiker, allen voran natürlich Johnny, anquatschen zu wollen, während dieser gerade voll in Action seine Texte growlt? Na ja, als „Dankeschön“ für eine Beharrlichkeit hat ein Fan dann immerhin noch eine ordentliche Dusche aus Johnnys Trinkhorn verpasst bekommen. Im Oktober bringen UNLEASHED auf ihrem neuen Label SPV das Album „Midvinterblot“ in die Läden und kommen im November dann mit ihren Kumpels von ENTOMBED, GRAVE und DISMEMBER auf die „Masters of Death“-Tour, welches ein wahres Death Metal-Inferno werden dürfte… Dann wird es auch endlich neue Songs von UNLEASHED geben, denn heute gab es leider keine frische Kost, aber in dieser Form kann das Album nur fett werden! Auf der besagten Tour dürfte wahrscheinlich dann auch wieder Drummer Anders am Start sein, der sich derzeit immer noch von seinem schweren Lungenkollaps erholt und in GM-Hütte ein weiteres Mal von Jonas Tyskhagen (INCARDINE) würdig ersetzt wurde.
Die ausgefallene Tour im Frühjahr haben die reformierten Death-Legenden GOREFEST durch fulminante Festival-Auftritte im Sommer wieder halbwegs wett gemacht und auch an diesem Abend fuhren die Holländer wieder ein volles Brett auf. Die Setlist bestand an diesem Abend wieder aus puren Knallern angefangen von dem ebenfalls auf Platte eröffnenden Killern „For the Masses“ und „When the Dead walk the Earth“ bis hin zu alten Dampfhammern „The Glorious Dead“ oder „Confessions of a Serial Killer“. „Chapter 13“ und „Soul Survivor“ wurden dabei komplett außen vor gelassen. JC und Kumpanen selbst waren passend dazu motiviert ohne Ende. Vor allem Lead-Gitarrist Boudewijn ließ ein Wahnsinnssolo nach dem nächsten vom Stapel und der nun mit schwarzen Haare agierende Fronter/ Basser JC sorgte mit seinem Instrument für einen immens drücken Sound und überzeugte vor allem durch eine imposante Vocal-Performance, welche den guten alten Tagen in nichts nach steht. Das alles wurde durch eine fette Lightshow in Form von extremen Strobo-Gewittern ergänzt und abgerundet. Klassiker wie „Get a Life“ oder „Low“ haben auch 2006 nichts von ihrer Power verloren und so wurde das engagierte Comeback der Niederländer auch mit amtlicher Mosh-Action und viel Jubel vom Crowd honoriert. Dieser lichtete sich aber leider mehr und mehr von Song zu Song, da sowohl die Uhrzeit (GOREFEST starteten um Mitternacht) als auch der Alkohol-Pegel nach über 9 Stunden extremsten Metals bei den meisten Anwesenden schon im weit vorgeschrittenen Stadium angekommen war.
Keine Frage: Ein fettes Line Up und einen reibungslosen Ablauf hatte das Hellflame auch dieses Jahr wieder zu bieten, wodurch man über die etwas… sagen wir eigenwillige Getränkemarken-Strategie (das richtige Wegstreichen klappte z.B. nicht immer so wirklich, so dass man dann noch 1 Euro auf der Karte hatte, sich dafür aber nix mehr kaufen konnte) und die nicht unbedingt günstigen Preise (Cola 2,50 Euro, Steakbrötchen 4 Euro) locker hinweg sehen konnte. So bin ich sicherlich nicht der einzige, der schon jetzt freudig gespannt auf das ist, was hoffentlich nächste Jahr nach GM-Hütte geholt werden kann!
Setlist GOREFEST
For the Masses
When the Dead…
Glorious
State
You could make me…
Erase
Malicious
Low
Till fingers bleed
Get a Life
Reality
Rogue State
Confessions
Copyright Fotos: hellectric
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