Ort: Hildesheim - Halle 39
Datum: 05.03.2016
Der Morgen begann grau und trüb mit Regen in Hamburg und um 16 Uhr wurde der Tag „schwarz“ in Hildesheim, denn das Herzblut Festival lud zum zweiten Mal die gleichfarbige Szene ein. War das Festival 2015 sehr gut besucht, so hatten die Veranstalter dieses Jahr im Vorwege die Halle verkleinert. Erschwerend kam hinzu, dass HAUDEGEN aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig abgesagt hatten, so dass nun LACRIMAS PROFUNDERE in die Rolle des Co-Headliners rutschten. Diesen Platz konnten sie leider nicht füllen. Nicht nur LACRIMAS PROFUNDERE kämpften an diesem Abend mit Soundproblemen, die sie sichtlich aus der Bahn warfen. Bereits Mastermind Marco Meyer von ONE I CINEMA entfuhr ein Fuck auf der Bühne und irgendwann bat er den Tontechniker, die Boxen aufgrund von Rückkopplungen abzuschalten. Schade für die Band, die musikalisch mehr überzeugte als der Opener MYSTIGMA. Sie eröffneten nicht nur den heutigen Abend, sondern ihr Auftritt war auch gleich der Auftakt für ihre Schattenboten- Tour. Den wenigen Anwesenden wurde fast das komplette neue Album präsentiert, welches am 8. April erscheinen wird. Nach 45 Minuten endete der Auftritt der Herren aus Osnabrück/ Rege und das Publikum spendete eine Portion Applaus für den Dark / Gothic Rock.
Setlist MYSTIGMA
Weltenbrand
In meinen Schatten
Diva Harmagedon
Das stärkste Leid
Deine letzte Stunde
Tiefer
Zu Staub
Für diesen Augenblick
Gottlos
Nach der Umbaupause waren die Newcomer ONE I CINEMA an der Reihe. Musikalisch passten sie mit ihrem rockigen Sound nicht ganz in das Konzept aus Neuer Deutscher Härte/ Goth Rock, und die erwähnten Technikprobleme erschwerten den Auftritt der Osnabrücker. Schade, so konnte die Band ihr fraglos vorhandenes Potential nicht entfalten. Die Musik während der Umbaupausen passte genauso wenig in den Themenabend. Nicht nur, dass es 80er Jahre Metal gab, so wiederholten sich die Songs und die Anwesenden kamen zweimal in den Genuss von „Summer of 69“, „Poison“ und „The Final Countdown“.
Setlist ONE I CINEMA
One of Us
?
The Mirror
Insidious
If Anyone Cared
I Will Never Say Goodbye
Shout Out Loud
Not My Fault
Die Hoffnung, dass sich zu OST+FRONT die Halle füllen und Stimmung aufkommen würde, wurde erfüllt. OST+FRONT legten mit „Sternenkindern“ los. Blutiges Make- up, bizarre Bühnenoutfits, insbesondere von Eva Edelweiß, vervollständigten den Auftritt. Das Posing der Band, die Interaktion insbesondere zwischen Eva und Herrmann erinnerten stark an RAMMSTEIN. Auch musikalisch bewegt sich die Band sehr nah an ihrem Vorbild. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen ging der Sound in die Beine und Fäuste wurden gen Himmel gestreckt. Schilder mit dem Bandnamen und auch einige Maskenträger tauchten im Publikum auf. Die vom Mitsingen durstigen Kehlen wurden durch einen Tropf, den Eva ans Publikum reichte, befeuchtet. Zu „Bruderherz“ wurde fleißig mitgeklatscht und Oh-Chöre angestimmt. Den Sänger Herrmann sah man meist über seinem Spot headbangen und zu „Moldau“ dirigierte er mit großem Pathos sein Publikum. Zum Abschluss gab es zu „Bitte Schlag Mich“ schwarze Luftballons, welche wie zum Ehrensalut teilweise vom Publikum zerplatzt wurden. Die Zugaben-Rufe blieben unerfüllt, jedoch hatten die Fans im Anschluss die Möglichkeit, im Vorraum die Bandmitglieder zu treffen.
Wer kein Foto von der Band wollte, der hatte im Vorraum auch die Möglichkeit sein Geld an den beiden Merchständen zu lassen oder sich für den Auftritt von UNZUCHT vorab mit einer großen Portion Chili Con Carne zu fairen 3,50 € zu stärken. Alternativ gab es noch Brötchen mit Schnitzel oder Frikadellen. Wer Rauchen wollte, der begab sich ins Freie und konnte sich dort mit Burger, Currywurst oder belgischen Pommes stärken. Das Getränkeangebot war vielfältig, so gab es neben Bier, Whiskey, Rum, Cocktails, alkoholfreie Getränke, Apfel-und Kirschschnaps.
Setlist OST+FRONT
Sternenkinder
Fleisch
Fiesta de Sexo
Freundschaft
Liebeslied
Sonne, Mond und Sterne
Denkelied
Mensch
Bruderherz
Gang Bang
Ich liebe es
911
Moldau
Ost+Front
Bitte Schlag mich
Mit aufgefülltem Bier und erhöhtem Nikotinlevel ging es nun mit UNZUCHT weiter. Der heutige Abend war der erste Auftritt der Band in diesem Jahr und dementsprechend groß war der Andrang vor der Bühne. Die Anzahl der Fans reichte dennoch nicht aus, die Halle zu füllen, aber die Hildesheimer sorgten für gute Stimmung. Leider war der Sound nun sehr leise abgemischt.
Nach so viel Deutscher Härte tat es gut, zu dem Dark Rock der Band zu tanzen und im Takt die Arme zu schwenken. Zu „Der Letzte Tanz“ sah man dann auch vereinzelt Pärchen Arm in Arm mitschunkeln. Sänger Daniel Schulz suchte Augenkontakt zum Publikum, versprühte Energie und zu „Nur die Ewigkeit“ wagte er es, auf der Menschenmenge zu surfen. Ein letztes Mal sangen die Fans zu „ Engel der Vernichtung“ mit und zum Abschluss forderte Der Schulz ein Foto mit Krach von ihnen.
Setlist UNZUCHT (ohne Gewähr)
?
Rosenkreuzer ?
Schwarzes Blut
Deine Zeit läuft ab
Schweigen
Unendlich
Während wir uns verlieren
Der Letzte Tanz
Unzucht ?
Nur die Ewigkeit
Kleine geile Nonne
Engel der Vernichtung
Begann bereits zu UNZUCHT unmerklich ein Besucherschwund, so nahm dieser bei LACRIMAS PROFUNDERE offensichtlich und rasant weiter zu. Die Band, insbesondere der Sänger, kämpfte mit massiven Soundproblemen. Immer wieder ging Rob zum Tontechniker und man selbst litt mit den Musikern mit. Eine ausgelassene Stimmung konnte so nicht mehr entstehen. All jene, die im Vorraum ausharrten verpassten neben „Antiadore“ auch die Ballade „ I Don’t Care“.
Die Fans, die dem Gig zuhörten, wurden mit der Akkustikversion von „No Matter Where You Shoot Me Down“ belohnt, welche von Rob mit den Worten: hoffe das alles klappt, angekündigt wurde. Mit verhaltenen Zugabenrufen endete der Auftritt der bayrischen Rock’n Sad Band.
Setlist LACRIMAS PROFUNDERE (ohne Gewähr)
Dead To Me
My Release In Pain
Antiadore
A Sigh
Remembrance Song
My Mescaline
A Pearl
I Don’t Care
No Matter Where You Shoot Me Down (Akustikset)
Again It’s Over
Ave End
Nun trudelten die Raucher und Vorraum-Sitzer in die Halle, um dem Auftritt von MEGAHERZ beizuwohnen. Endlich gab es keine Soundprobleme und trotz des Zuschauerschwundes ballerten die Herren unverdrossen energiegeladen und professionell zu Beginn „Zombieland“ den Anwesenden um die Ohren. Mit Baseballschläger und wilder Mimik durchpflügte Lex die Bühne, während Strobolicht dazu ekstatisch aufflammte und die Zuschauer blendete. Spots zerschnitten die Bühne und glitten über die Gesichter der Fans. Mit Faust aufs Herz ging es zu „Dein Herz schlägt“ weiter und einen geschmeidigen Hüftschwung legte Alexander zu „Lieblingsfeind“ hin. Passend zum Festivaltag gab es den Song „5.März“. Mit ruhigeren Tönen ging es zu „Einsam“ los, bis die Band einstieg. Der Song „Augenblick“ bescherte auch an diesem Abend einen Gänsehautmoment. MEGAHERZ scheuten sich auch nicht davor, „langsame“ Songs in ihr Repertoire aufzunehmen. Der Tag bzw. Abend war lang und dennoch war zu „Heuchler“ neben mitsingen auch mitspringen angesagt. Zu dem umfangreichen Zugabenset aus vier Songs erreichte die Stimmung ihren Höhepunkt. So sprang die Meute zu „Himmelsstürmer“, was das Zeug hielt. Wo hatten die Hildesheimer auf einmal diese Energie her? Im Anschluss wurde es zu „Für Immer“ etwas kitschig und die Bühne war passenderweise in pinkfarbenes Licht getaucht. Zum Abschluss ging es erneut bei „ Miststück“ hart zur Sache und lauthals wurde ein letztes Mal mitgesungen. Mit dem Abschlussfoto strömten die Besucher im Eiltempo aus der Halle. Die Uhr zeigte 1.30 Uhr am 6.März 2016. Vielleicht war es das letzte Erinnerungsfoto vom Herzblut Festival oder gilt auch hier: Totgesagte leben länger?
Setlist MEGAHERZ (ohne Gewähr)
Zombieland
Fanatisch
Prellbock
Glorreiche Zeiten ?
Dein Herz Schlägt
Wer Hat Angst vorm Schwarzen Mann
Lieblingsfeind
5.März
Roter Mond
Einsam
Schwarzer Engel
Augenblick (Staubkind Story)
Gegen den Wind
Ist das verrückt
Heuchler
Jordan
Jagdzeit
Himmelsstürmer
Für Immer
Miststück
Zurück bleibt die Frage, was ist schief gelaufen? Warum sind so Wenige gekommen und etliche so früh wieder gegangen? Lag es am (dezimierten) Line Up oder an der Running Order? Die Soundprobleme waren auf jeden Fall ein Ärgernis für Bands und Besucher. So steht für mich die Frage im Raum: Wird es ein drittes Herzblutfestival geben?
Copyright Fotos: Sandra Dürkop
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