Konzert Filter

HOCICO (WRACK AND RUIN CD-PRELISTENING)

Ort: Leipzig - Moritzbastei

Datum: 11.08.2004

Nachdem HOCICO im letzten Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feierten, gibt es auch im Jahr 2004 für die umtriebigen Mexicaner Erk Aicrag und Racso Agroyam kein Verschnaufen. In Form ihres vierten Meisterwerkes „Wrack and Ruin“ steht der nächste Meilenstein ihrer Karriere vor der Tür. Zu diesem Anlass luden ihr Label „Out of Line“ und Sänger Erk Journalisten und Fans zu einem Event der besonderen Art in die Leipziger Moritzbastei ein (Übrigens ein über 500 Jahre altes wundervoll hergerichtetes Bauwerk und heute ein Kulturzentrum mit vielen Veranstaltungen).

Um 15:30 Uhr stellte Erk, mit einem Laptop bewaffnet, der gespannten Journalistenschar insgesamt 6 Stücke der neuen CD vor. Wer die alten Werke und ihre Herkunft und Botschaften kennt, weiß, was einen zu erwarten hat: Extrem tanzbarer Endzeit-Electro, gespickt mit allerlei bösen Samples und ihren typischen Themen: Gewalt, Tod, Religion. Racso fehlte leider aufgrund eines Bandscheibenvorfalls, den er sich zuzog, als er ein Mischpult transportieren wollte. Über eine Einspielung ließ er viele Grüße ausrichten, wünschte viel Spaß beim Lauschen und natürlich bei der Show. Seinen Part sollte später übrigens Andy von ICON OF COIL/ COMBICHRIST übernehmen. Erk scherzte noch, dass wenigstens dem Mischpult nichts passiert sei und schon konnte es losgehen.

Das Album ist übrigens noch nicht komplett fertig, hier wurden erst mal Rohfassungen präsentiert. Die Feinabstimmung wird erfolgen, sobald es Racso wieder besser geht. Als Termin für die Veröffentlichung ist ein Zeitpunkt zwischen dem 6.10 und 11.10. geplant, wahrscheinlich wird die CD 12 Tracks enthalten. Es erklang zunächst der Song „El infierno que viene“, zu gut deutsch „Die Hölle wird kommen“, das Stück wird voraussichtlich der Opener von „Wrack and Ruin“ sein und steht ganz in der Tradition alter Opener wie „Pandemonium“ oder „Musica para un suicidio“. Die beiden nächsten Tracks „Bizarre Words“ sowie „“Spirits of Crime“ bieten Stoff für die Tanzfläche, der typische, harte HOCICO-Sound, jedoch mit kleinen veränderten Nuancen verglichen mit alten Songs, besonders bei „Spirits of Crime“ hatte ich den Eindruck, dass der Gesang facettenreicher gestaltet wurde. Es gibt ruhigere, melodische Momente, um dann umso brutaler loszuschlagen. Erk erzählte, dass dieser Track über eine „sick relationship“ zwischen Mann und Frau handelt, in deren Verlauf der Mann von der Frau getötet wurde… Eine wahre Geschichte aus dem Moloch Mexico-City. Während der Ausführungen zu den ersten Stücken hatte man so ein bisschen den Eindruck, dass Erk sich dort vorne ein wenig unsicher und unwohl fühlte.

Als er jedoch begann über die Entstehung des Tracks „Night Pray“ (der Titel ist eigentlich in spanisch, ich habe hier jedoch die englische Übersetzung gewählt) berichtete, taute er merklich auf, fast so als ob ihm dieses Thema besonders am Herzen liege. Dieses Lied, übrigens ein Instrumental mit einer Horrorfilmsoundatmosphäre, sehr dicht und bedrohlich, handelt nämlich von einem mexikanischen „Special Event“, dem auch sein Großvater beiwohnen durfte. Es ist Tradition, dass sich exklusive Zirkel treffen, um die ganze Nacht zu beten. Nach dem Motto: „Tagsüber sündigen und sich nachts reinwaschen.“ Hier säßen dann wohl die wahren Dämonen beieinander. In Mexiko wird derjenige, der dem Thema Kirche kritisch gegenübersteht, gleich als Feind angesehen. Aber auch Erk ist gläubiger Katholik, er denkt jedoch nach. Zu dem vorletzten vorgestellten Track „Born to be hated“ muss man nicht mehr viel sagen, er ist ja schon als Vorabauskopplung wohlbekannt. Seine Intention: Aus Hass und seinen negativen Gefühlen etwas Positives zu ziehen.

Als krönenden Abschluss hat Erk seinen persönlichen Favoriten ausgewählt: „Ecos“. Dieser Song hat die besten Chancen, HOCICOs neues Tanzflächenbrett zu werden. Eingeleitet von spanischen Samples folgen eine sehr eingängige Basslinie, kurze Breaks und eine sehr verwirrende Überraschung zum Schluss, die ich hier natürlich nicht verraten will. Erk hatte ein fettes Grinsen drauf und meinte trocken „create und destroy“. Der Song handelt von sehr persönlichen Problemen, die er hatte und diente als Lösungsansatz, um damit fertig zu werden. Man konnte zum Schluss noch erfahren, dass die Wechsel zwischen spanischen und englischen Lyrics immer von Herzen kommen und es keine Vorgabe gibt. Gäbe es keine kommerziellen Zwänge, wäre auch ein Album komplett in spanisch vorstellbar. Mit ihrem neuen Album werden HOCICO ihre Fans wieder begeistern, sie haben hier und dort ein wenig experimentiert, sind aber 1000-prozentig sofort zu erkennen. Es wird wohl noch eine Box mit Souvenirs und evtl. eine limitierte Vinyl mit Mixen für ihre treusten Fans geben. Bei fast allen vorgestellten Tracks merkte Erk an, dass der Hörer sich seine eigene Meinung bilden solle, was die Bedeutung der Songs und den Umgang mit ihnen angeht.

Hiernach hatten die Pressevertreter die Gelegenheit, Erk in Einzelinterviews noch mehr auszuquetschen. Wir nutzten allerdings die Chance, uns am reichhaltigen Buffet zu stärken. Von 19 – 20 Uhr gab es ein „Meet and Greet“, bei der die Gewinner eines Preisausschreibens die Möglichkeit hatten, mir Erk ein wenig zu schnacken, ordentlich zu essen und vor allem zu trinken. Ein sehr attraktives und nett anzusehendes Mädel nutzte dies wohl zu ausgiebig und hätte um ein Haar auf die Bühne…

Copyright Fotos: Jörg Rambow

Es ist noch kein Kommentar vorhanden.

Hinterlassen Sie einen Kommentar.

Mehr zu HOCICO auf terrorverlag.com