Ort: Herford - X
Datum: 30.01.2010
Satte 4 Jahre ist es schon wieder her, seitdem das letzte Lebenszeichen von HYPOCRISY namens „Virus“ durch die Death Metal-Szene donnerte. Wurde die geplante US-Tour Ende des Jahres durch amerikanische Bürokratie verhindert, sind Mr. Tägtgren und seine Mannen nun endlich live unterwegs und stoppten erfreulicherweise an diesem eisigen Samstag im benachbarten Herford, wo zur Zeit ja so einige interessante Acts ihre Gastspiele geben (u.a. DARK TRANQUILLITY, CALIBAN, FEAR FACTORY, SLAYER und und und…)
Den Start markierten die jungen Deather HACKNEYED, die kurzfristig für die verhinderten HATESPHERE in Herford einsprangen. Mit ihren ersten beiden Alben konnten die Nachwuchs-Todesbleier schon gut punkten, an diesem Abend hatten sie als erste Band allerdings einen durchaus schwerden Stand. Das lag mal wieder an dem bekannt vorsichtigen OWL-Publikum, wie auch an dem recht matschigen Sound. So war es schwer, echte Unterschiede zwischen den Songs auszumachen, was der an sich guten spielerischen Leistung der Süddeutschen sicherlich nicht gerecht wurde. Dennoch donnerten HACKNEYED ihr ca. 30minütiges Set engagiert runter und schafften es schlussendlich, einige Leutchen der langsam größere werdenden Metal-Schar näher an die Bühne zu locken. So wurden HACKNEYED heute ein wenig unter Wert geschlagen, aber dennoch wurde deutlich, dass man sich um den deutschen Death Metal-Nachwuchs keine Sorgen machen muss.
Mit ihrem Album „CMXCIX“ konnten die Deather SURVIVORS ZERO nicht nur bei mir, sondern generell richtig Späne machen, so dass ich mehr als nur erfreut war, als die Nordlichter für diese Tour bestätigt worden waren. Mit an Bord hatten die Finnen ihren neuen Drummer Seppo Tarvainen, der den mit IMPALED NAZARENE ausgelasteten Reima Kellokoski nun permament ersetzt. Trotz ebenfalls leicht vermatschtem Sound ballerten SZ dann auch gleich motiviert los, gewillt, die weiterhin zögerlichen Anwesenden aus ihrer Froststarre zu lösen. Doch auch jetzt erwies sich dies als keine leichte Aufgabe, wollten doch nur vereinzelte Banger zu den packenden Death Metal-Granaten mitgehen. Da konnte Fronter Tommi Virranta noch so aggressiv shouten und agieren und die mit Dimebag-Gedenkgitarren ausgestatteten Axt-Männer Sami Jämsen und Jani Luttinen mit noch so drückenden Riffwalzen und starken Soli aufwarten, alleine beim KREATOR-Cover „People of the Lie“ kam ein wenig mehr Stimmung auf. Wirklich schade, wenn eine solche Killer-Band ihre Munition ins Leere ballert.
Doch kaum war die Umbaupause im Gange, wurde es im Innenraum und vor der Bühne deutlich voller! HYPOCRISY sind einfach weiterhin ein Phänomen und bei den Fans beliebt wie eh und je. Da könnte Mr. Tägtgren wohl 10 Jahre PAIN-machen. Wenn die Schweden-Deather wieder aktiv werden, können sie sich auf ihre Fans verlassen. Um diesem Fakt auch gerecht zu werden, war man in diesem Jahr endlich mal auf eigener Headliner-Tour unterwegs, brachte eine nette Lightshow mit und hatte die Fans im Vorfeld per Internet-Poll bei der Setlist ein Wörtchen mitreden lassen. Los ging es mit „Valley of the Damned“ und „Hang him high“, gleich zwei Kracher vom aktuellen“A Taste of extreme Divinity“-Album. Und wie schon auf Platte bemerkt, passen sich diese beiden Death Metal-Walzen wirklich optimal ins HYPOCRISY-Set mit ein. Die richtige Stimmung kam allerdings dann erst mit dem Klassiker „Fractured Millenium“ auf, bei dem dann auch der Sound langsam besser wurde. Dazu macht es immer wieder Spaß zu sehen, wie Mr. Tägtgren und sein Kollege seit den Anfangs-Tagen, Basser Mikael Hedlund, auch nach all den Jahren noch richtig Bock haben, Death Metal-Highlights wie „Adjusting the Sun“, „Killing Art“ oder „A Coming Race“ von der Bühne zu donnern. Drummer Horgh (auch IMMORTAL) thronte dazu erhaben hinter seinem erhöht angebrachten Kit und sorgte für permanenten Druck und einige kleine Variationen, die den Songs noch ein wenig Frische verpassten. So macht es sich doch bezahlt, mal ne Auszeit zu nehmen und sich so die Lust darauf, die Songs zu zocken, zu bewahren. Als zweiter Gitarrist war nicht, wie von einigen Fans erhofft, Alexi Laiho (CHILDREN OF BODOM, war für die US-Tour angekündigt) am Start, sondern Tomas Elofsson von SANCTIFICATION, bei denen ja auch der ehem. HYPOCRISY-Shouter Masse Broberg (aka Emperor Magus Caligula von DARK FUNERAL) shoutet. Aus dessen Zeiten präsentierten die Schweden dann auch ein kleines Old School-Medley aus „Pleasure of Molestation“, „Osculum Obscenum“ und „Penetralia“, wahre Death Metal-Meilensteine, die allerdings nicht mehr so ganz ins aktuelle Set passen, aber dennoch berücksichtigt werden wollen. Genauso wie die atmosphärischen Großtaten „The 4th Dimension“ und „Apocalypse“, die man ebenso als Medley darbot. Bei diesen, wie auch allen anderen Songs, war es wieder einmal eine wahre Freude, die unglaublichen Screams von Tägtgren zu erleben und auch bei den satten Growls macht dem legendären Schweden weiterhin keiner was vor. Probleme gab es in der Vergangenheit bei HYPOCRISY-Shows immer wieder mit dem Sound. Besonders in Kombination mit der schwierigen Akustik in dieser Location war ich doch sehr skeptisch. Als Resultat war der Sound in den ersten Reihen wirklich top, weiter hinten ganz ok, dafür in der Mitte ziemlich besch…eiden. Aber immerhin besser als oftmals zuvor und so wurde auch der Hit „Fire in the Sky“, welcher das reguläre Set beschließen sollte, angemessen abgefeiert.
Doch den zum Großteil nicht mehr im Teenie-Alter weilenden Fans war natürlich klar, dass dies noch nicht alles sein würde. So stiegen die Schweden mit „Roswell 47“, dem Song, den man laut Band wohl noch bis in alle Ewigkeit spielen wird, in den Zugaben-Teil ein, was natürlich sofort nochmal für richtig Stimmung in der gut gefüllten Halle sorgte. Mit „Warpath“ gabs anschließend nochmal richtig auf die Fresse und mit dem genialen, atmosphärischen „The Final Chapter“ fand man natürlich wieder den obligatorischen und nicht fehlen dürfenden klasssischen Abschluss. So bewiesen HYPOCRISY auch an diesem Abend, dass sie zu Recht zu den Großen zählen und immer zählen werden. Wer reihenweise starke Alben herausbringt und seine Songs live auf so hohem Level darbietet, darf sich auch in Zukunft der Unterstützung sicher sein. Auch wenn man, wie ich, diese Band schon über 30 Mal live gesehen hat. Das sieht man über die immer wieder kehrenden Sound-Probs mehr als nur gerne gefliessendlich hinweg.
Setlist HYPOCRISY
Intro (from F.O.H.)
Valley of the Damned
Hang him high
Fractured millenium
Adjusting the Sun
Eraser
Pleasure, Osculum, Penetralia (MEDLEY)
Apocalypse, 4th Dimension (MEDLEY)
Killing Art
A coming Race
Let the knife do the talking
Weed out the Weak
Fire in the Sky
Intro (from F.O.H.)
Roswell 47
Warpath
Final Chapter
Copyright Fotos: Michael Werneke
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