Ort: Bochum - Matrix
Datum: 26.04.2007
Am Abend des 29. April stieg in den Tunnelgewölben der Bochumer Matrix das langersehnte Nachholkonzert der Amerikanischen Hardcore Band IGNITE. Supported wurden sie dabei von DEATH BY STEREO, BURNTHE8TRACK und THE BREAKING DAY aus Essen, die auch den Anfang machten.
Mit ihrem Mix, irgendwo anzusiedeln zwischen Rock und Emocore mit vereinzelten Hardcore Einflüssen, begeisterten sie zwar nicht die Massen, konnten jedoch den einen oder anderen zum Kopfnicken und Mitwippen animieren. Der anwesende intime Fankreis hatte sich direkt vor der Bühne platziert und sang auch kräftig mit. Auf der Bühne fehlte es nicht an Engagement des Sängers Hakan, der gut abging und sein Bestes gab, um den noch wenig gefüllten Tunnel aufzuheizen. Alles in allem jedoch ein Auftritt, der in Ordnung war. Man muss dazu sagen, relativ unbekannte Support Bands haben es leider immer schwer, kein Geheimnis… Wer zu spät kam, erfuhr übrigens den Namen der Band erst beim Auftritt von BURNTHE8TRACK.
Derek Kun, Sänger der nachfolgenden kanadischen Truppe, erkundigte sich nämlich nach dem Namen des Openers und bat um einen kräftigen Applaus, der dann auch spendiert wurde. Selbst haben sie aber natürlich auch noch gespielt und das war nicht von schlechten Eltern. Kun lieferte zudem noch eine gute Show, indem er wild über die Bühne hüpfte und auf den Köpfen der Zuschauer in der ersten Reihe „trommelte“. Er setzte seine Emotionen nahezu perfekt in die Liedern um, wo wir dann auch schon bei der Stilrichtung der Musik wären. Man ist es ja schon gewohnt, dass keine Band „Emo“ sein will. Daher übernehme ich nun einfach die Beschreibung, die man ihrer Myspace Seite entnehmen kann. „Melodic and emotional but defiantly not emo, driving and aggressive but not quite punk or hardcore, BURNTHE8TRACK are unique in their own right.“ Nach einer guten halben Stunde räumten sie die Bühne, begleitet von zurückhaltendem Applaus (Sie waren eigentlich besser als es der ihnen entgegengebrachte Lohn zum Ausdruck brachte).
Nach einer kurzen Umbauphase betraten DEATH BY STEREO die Bühne. Man erkennt sofort die verschiedenen musikalischen Einflüsse, nur durch das Erscheinungsbild der Band. Dabei entsteht vor dem geistigen Auge ein Mix aus Metal und Hardcore Punk, der durch die Musik bestätigt wird. Direkt von Beginn des Gigs an hatte sich ein Kreis vor der Bühne gebildet. In diesem wurde fröhlich geschubst, gestoßen, gepost, getaumelt und mitgegrölt. Die Ansagen von Efrem Schulz zwischen Tracks wie „looking out for 1#“ oder „The Plague“ beinhalten mindestens fünf mal das Wort „fuck“ bzw. diverse Abwandlungen davon, also ganz wie es sich für einen unkonventionellen, verärgerten, Musik machenden Kalifornier gehört. DEATH BY STEREO legten in guten 45 Minuten einen fucking geilen Gig hin, dem eine fucking Zugabe nicht geschadet hätte (hier denke man sich den Mittelfinger). Eine Kuriosität noch: Der Sänger brauchte zwei Lieder, um seine Flasche Bier zu öffnen. Grund: Er hatte keinen Flaschenöffner. Fuck You! 😉
Abermals eine kleine Umbauphase. Diesmal für den Headliner: IGNITE. Nun sah man auch, dass die Matrix ausverkauft war. In wenigen Minuten füllte sich die Location und alles drängte nach vorne. Ab dem ersten Ton, der aus den Boxen schallte, war das Publikum nicht mehr zu halten. Auch wenn man gewollt hätte, den schwitzigen Körpern und Stagedivern konnte man sich einfach nicht entziehen. Sänger Zoli Teglas erkannte die Situation und bat die Leute doch ein wenig Rücksicht zu nehmen. Den Mädels in den ersten Reihen bot er an, auf die Bühne zu kommen und die Show von dort aus zu verfolgen, was mehr als nur eine gute Idee war. Der guten folgte eine umstrittene ein paar Tracks später. Sänger Zoli holte einen Vertreter von vegankultur.de auf die Bühne, mit der Begründung, dass die Szene politisch engagiert und tolerant sei. Dieser Typ nutzte die Situation aber schamlos aus und anstatt eine kurze Information über seinen Stand zu geben, der in der Matrix wirklich untergegangen ist, hielt er eine (wohlwollend ausgedrückt) beherzte Rede, die bei vielen Zuhörern allerdings nicht auf Gegenliebe stieß. Und so musste er die Bühne unter sehr verhaltendem Applaus und vereinzelten Buh-Rufen wieder verlassen. Diese misslungene Unterbrechung war aber spätestens beim nächsten Track wieder vergessen und es durfte weitergerockt werden. Der Hauptbestandteil der Setlist stammte vom 2001er Album „„A Place Called Home““ sowie vom aktuellen „Our Darkest Days“. „Fear Is Our Tradition“, “By My Side“, “Embrace“, „Who Sold Out Now?” oder „Veteran“, um nur einige Beispiele zu nennen. Eine Tribute Single für SICK OF IT ALL und U2s „„Sunday Bloody Sunday““ gehörten auch zum Repertoire der Jungs aus Orange County. Zwischendurch fand Zoli, der übrigens noch immer krankheitsbedingt angeschlagen nicht seinen besten Tag hatte, zwischen den Tracks immer wieder die Zeit, um seine Meinung zu aktuellen Themen wie dem Irak-Krieg oder dem Uni Massaker kundzutun und zu verurteilen.
Nach einer guten Stunde war der offizielle Teil des Gigs beendet und IGNITE gaben sich noch einmal die Ehre, die Bühne für eine Zugabe („Live For Better Days“ und „A Place Called Home“) erneut zu betreten. Die Rücksichtslosigkeit, mit der die Leute nun in die Menge sprangen, hatte zugenommen und so kam es, dass es am Schluss sogar noch einen prominenten Verletzten zu beklagen gab: Derek Kun von BURNTHE8TRACK, selbst gerne und oft ins Publikum gehüpft, bekam einen Fuß ins Gesicht und musste verletzt auf die Bühne gezogen werden. Das letzte Lied wurde unterbrochen, der Verletzte behandelt, das Publikum von Jason Kun (der Bruder des Verletzten und Gitarrist bei BURNTHE8TRACK) zurechtgewiesen. Das Lied zu Ende gespielt, das Konzert beendet. Fotos mit Brett Rasmussen gemacht und das war’s. Ein plötzliches wie auch ungewohntes Ende für ein tolles Konzert, das alles beinhaltete, was man sich für einen Hardcore Gig wünscht: Stimmung, Emotionen, Action, Hits und diese besonderen Augenblicke, die einem einfach im Gedächtnis bleiben.
Copyright Fotos: Burkhard Müller
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