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IRON MAIDEN – TRIVIUM

Ort: Dortmund - Westfalenhalle

Datum: 08.12.2006

MAGISCH! Anders kann man dieses Event nicht beschreiben. IRON MAIDEN sind auch musikalisch endlich wieder die Macht im Metal-Sektor, wie man sie seit den goldenen 80ern nicht mehr erleben durfte. Davon zeugt nicht nur das bärenstarke neue Album, welches als Erstes in ihrer Karriere in Deutschland auf Platz 1 der Charts einschlug und kurz vor Gold steht (!), wie ein bestens aufgelegter Bruce verriet. Doch beginnen wir mal wieder von vorne… wegen mehrerer ellenlanger Staus auf der A2 verpasste ich leider Steves Tochter Lauren Harris, die mit ihrer Band das Vorprogramm bestreiten durfte, da der Test in Japan wohl überwältigend gut lief. Laut Legacy-Kollege Brinkmann sollen die in Zürich auch recht gut gewesen und angekommen sein mit ihrem rockigen Sound.

Somit ging’s gleich mit TRIVIUM los, die derzeit ein Paradebeispiel für eine Hype-Band darstellen. Bei aller Brillanz von Fronter Matthew Heafy (der Junge wird noch ein ganz Großer des Metalzirkus, da bin ich mir sicher!). Nicht zum ersten Mal hörte ich überall was von METALLICA-Klons, was nun auch nicht von der Hand zu weisen ist. Die Band agierte sicher auf der doch riesigen Bühne und Mat hatte die ausverkaufte Halle im Griff. Doch so ganz richtig sprang der Funke der Begeisterung nicht über, obwohl das Publikum recht jung war erstaunlicherweise. Etliche Thrashattacken vom neuen Album „The Crusade“ waren vielleicht doch etwas zu heftig für die Anwesenden. Bezeichnenderweise war der Burner „Pull Harder on the Strings of your Martyr“ vom letzten Album „Ascendancy“ zum Schluss der größte Abräumer! Ich bleibe dabei, das TRIVIUM zwar eine sehr geile Combo sind, aber für den ganz großen Wurf doch noch eine Menge fehlt. Geiler Retro-sound und olle 80er Metalshirts anziehen reicht nicht. Ohne den Roadrunner-Deal wären die Jungs auch heute noch ein Underground-Tip für Insider. Und ich möchte nicht wissen, was Roadrunner für diese Support-Slots hingeblättert haben! Aber so läuft nun mal das Music-Biz. Trotzdem starker Auftritt mit einigen Längen.

Um 20 nach 9 kam aber der Grund, weshalb die schönste Indoorhalle Deutschlands innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war (15.000, 18.000, wie viel auch immer da reindürfen): IRON MAIDEN! Obwohl im Innenraum noch reichlich Platz war zum Bewegen; ein absolut atemberaubender Anblick. Und welch eine Akustik! Der Jubel, der beim Verlöschen der Hallenbeleuchtung zu Beginn des Intros losbrandete, war Ohrenbetäubend! Logisch, denn die wiedererstarkten alten Herren legten gleich los wie die Feuerwehr. Als hätte es die letzten 15 Jahre mit etlichen lauwarmen Veröffentlichungen nicht gegeben. Da ich die Setlist im Vorfeld schon kannte, bot diese also keine Überraschungen. Ich hatte auch keine allzu großen Erwartungen, da ja das neue, doch sehr ausschweifende Album komplett gespielt werden sollte und ich konnte mir nicht vorstellen, dass die vielen ultralangen 10-Minuten-Epen Live zünden würden… Pustekuchen! Jede einzelne Note wurde Beginn an frenetisch abgefeiert, was auch an der arschgeilen Performance der Band lag! So frisch hab ich (und nicht nur ich) die schon seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt! Allen voran Headbanger Harris und Oberquirl Dickinson. Gers springt ja immer wie ein Wilder über die Bühne, doch auch die beiden anderen Klampfer Murray und Smith hatten sichtlich Spaß inne Backen und posten um die Wette. Sound brillant, Lightshow gigantisch, geile Bühne mit einem für Bruce wie geschaffenen umlaufenden Bunkerpodest, welcher hinter und hoch über Nickos Drumkit herlief und zu beiden Seiten der Bühne nach vorne bis zum Rand abfiel. Das Ganze war natürlich militärisch an das aktuelle Artwork angelehnt und präsentierte sich innovativ wie schon vor 20 Jahren die großen Bühnenbauten. Der Mann muss eine ganze Armada an Hummeln im Arsch haben und zudem nach wie vor eine Kondition wie ein Pferd! Er stand kaum mal eine Sekunde still und dirigierte die Menge bei den etlichen Mitsingparts mit einer Leichtigkeit und Brillanz, der man sich einfach nicht entziehen kann. Zudem nutzte er die riesigen Flieger-Spots links und rechts am Bühnenrand bei den Instrumentalparts ausgiebigst, um die Menge bis in die obersten Ränge unter dem hohen Hallendach auszuleuchten! Was natürlich von der tobenden Menge gefeiert wurde mit Jubelorkanen, die ich schon ewig nicht mehr in einer solchen Lautstärke vernommen habe.

Abgesehen davon sang das Energiebündel mal eben sämtliche Metalfronter dieses Planeten unter den Tisch, da kommt auch ein DIO nicht mehr mit! Sogar ein eigentlich nicht so wirklich starker Track wie der Opener „Different World“ blies von Anfang an alles weg! Hätte ich nie für möglich gehalten. Und dann rastete die Menge auch noch komplett aus! Die Gänsehaut sollte sich nicht zum letzten Mal bemerkbar machen… vor allem bei den folgenden Knallern „These Colours don’t Run“ (mit dem geilen Mitsingpart, der sich in einem solchen Rahmen einfach nur beängstigend anhört!) und „Brighter than a Thousand Suns“, bei dessen Chorus man einfach wie hypnotisiert auf Bruce starrt und „Out of the Darkness“ mitsingt. Allergrößtes Kino, steht auf einer Stufe mit den unsterblichen 80er-Göttergaben! Das harte „The Pilgrim“ kam mit dem Live noch fetter bratenden Sound und vor allem Nickos bombigen Schlagzeugsound richtig amtlich. Auch bei „The Longest Day“ riss der Feierfaktor nicht ab und eine Premium-Halbballade wie „Out of the Shadows“ kannte man in den letzten Jahren eigentlich nur von den Dickinson-Soloscheiben! Besser, geiler, faszinierender kann man einen solchen Track nicht schreiben und dann auch noch Live zelebrieren. Die vertrackte Single-Auskopplung „The Reincarnation of Benjamin Breeg“ wurde ebenso bejubelt, wie das Arschgeile Langteil „For the Greater Good of God“. Ein wenig fiel dann „Lord of Light“ ab, aber die Herren sind so überzeugt von dem Album (vollkommen zu Recht!), dass gar das ewig lange ruhige Intro des fast 10-Minüters „The Legacy“ komplett gebracht wurde. Und die Menge klebte fasziniert mit den Augen und Ohren an der Bühne! Das sind Momente, die vergisst Du nie! Abgesehen davon steht der Track auf einer Stufe mit „Rime of the Ancient Mariner“! MAIDEN sind ein weiteres Mal auf dem Zenith ihres Schaffens angekommen und wenn noch irgendeiner was von „der Metal is tot“ faselt, blase ich den/ die eigenhändig aus diesem Universum!

Metal ist stärker und größer denn je und nicht nur IRON MAIDEN haben dies eindrucksvoll belegt, sowohl auf Platte, wie auch Live. SLAYER (nur Platte!), VICIOUS RUMORS, EXODUS, RAGE, UNLEASHED, DISMEMBER, GRAVE… um nur einige zu nennen, haben auch in den 80ern/ Anfang der 90er nicht geiler gekillt, wie jetzt gerade! Nach dem Verklingen der letzten ruhigen Akkorde war somit der erste Teil des Konzerts abgeschlossen und die Band verließ die Bühne nach gut 75 Minuten. War das bis jetzt schon galaktisch, so wurde es mit Beginn der ersten Zugabe vollkommen unbeschreiblich! „Fear of the Dark“ lies die Halle komplett austicken und Familienväter brüllten mit ihrem Nachwuchs gemeinsam um die Wette! Eine ganz große Sternstunde des Metals. Ich kann den Song zwar überhaupt nicht mehr hören und verstehe wie so viele Andere auch absolut nicht, weshalb ausgerechnet dieser Track zum größten Live-Hit der Bandgeschichte avancierte, aber dieser Magie kann man sich einfach nicht entziehen. Und dem dämonisch dreckig lachenden Bruce sowieso nicht. Der dirigierte die Menge beim Mitgrölen von hoch über Nicko thronend, ein unvergesslicher Anblick bei dieser Masse an durchdrehenden Leuten! „Iron Maiden“ zeigte, dass auch alte Herren noch mit einem enormen Drive und unglaublich hart Powermetallisch drauflos kloppen können. Auch nach bald 30 Jahren und geschätzten 8415 mal Hören bläst dieser Song nach wie vor alles weg! Und jetzt zeigte sich auch, weshalb die umherlaufende Mauer so hoch war, denn unter tosendem Jubel erhob sich aus dem Untergrund ein Riesenpanzer (angelehnt an das aktuelle Artwork halt), aus dessen Luke ein Soldaten-Rieseneddie emporkam und die Menge mit dämonisch glühenden Augen durch ein Fernglas anglotzte! Geile Sache und das I-Tüpfelchen auf die eh schon coolen wechselnden Backdrops. Auch Eddie hat nichts von seiner Magie eingebüßt und sogar ein 3-Meter-Exemplar wurde noch auf der Bühne zappelnd gesichtet… „2 Minutes to Midnight“ und „The Evil that Men do“ setzten ebenfalls noch mal Energiereserven frei und das finale „Hallowed be thy Name“ gab dem Mob den Rest!

Zwischendurch plauderte Bruce noch aus, dass die Band just Gold für das letzte Album erhalten habe und das Neue ganz kurz davor stehe. Und er bedankte sich bei allen Anwesenden dafür, sowie für das erste Nummer 1-Album in Deutschland, womit wohl niemand gerechnet hätte im Vorfeld. Ferner nötigte er den Booker quasi von der Bühne zu einer Open Air-Show im Sommer, bei der eine bunt gemischte Setlist zum Zuge kommen soll! I´ll be there. Und nun zum einzigen Wermutstropfen an diesem Triumphzug:nach knapp 100 Minuten war dann schon Schicht im Schacht! Was bei über 50 Öros Eintritt dann doch etwas happig ist. Von den Merch-Preisen wollen wir mal gar nicht erst sprechen… Was allerdings das lautstarke, wenn auch kurze, Pfeifkonzert nach Einschalten des Hallenlichts sollte, darf man sich schon fragen. Es waren auch etliche Stimmen zu vernehmen, die nicht gerade erbaut über die Setlist waren… manche wollen halt immer nur denselben alten Scheiß hören. Zum Glück haben sich die eisernen Jungfrauen durchgesetzt, denn es ist ja durchaus riskant, ein solch komplexes Album in seiner ganzen Länge zu zocken. Und es hat äußerst positiv überrascht, dass es hervorragend funktioniert hat. Was wiederum auch für die Qualität des Materials spricht. Davon darf es jetzt bitte eine weitere DVD geben… Seeya next Summer… IRON MAIDEN’s gonna get ya!

Setlist IRON MAIDEN
Different World
These Colours don´t Run
Brighter than a Thousand Suns
The Pilgrim
The Longest Day
Out of the Shadows
The Reincarnation of Benjamin Breeg
For the Greater Good of God
Lord of Light
The Legacy

Fear of the Dark
Iron Maiden
2 Minutes to Midnight
The Evil that Men do
Hallowed be thy Name

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