Ort: Bielefeld - Ringlokschuppen
Datum: 15.02.2007
Aufregende Zeiten für den Styler. Noch vor 6 Tagen belegte JAN DELAY beim Bundesvision Song Contest recht überraschend „nur“ den 2. Platz, schon stand der Auftakt für den zweiten Teil seiner Mercedes Dance-Gastspielreise auf dem Programm. In Bielefeld, was uns natürlich veranlasste, den Hamburger Jung mal näher in Augenschein zu nehmen. Dass der gute Herr nicht gerade einer Karnevalshochburg entstammt, erkannte man schon am gewählten Termin, der ausgerechnet auf Weiberfastnacht fiel. Möglicherweise der Grund dafür, dass die Konzertstätte nicht völlig ausverkauft wurde, aber deutlich über 2000 Zuschauer gaben der Veranstaltung einen würdigen Rahmen. Darunter viele Twens und Pärchen ohne besondere Szene-Zugehörigkeit. Als wir den großen Saal betraten, war oben auf einem arg verkleinerten Teil der Bühne bereits ein Herr mit Animationstätigkeit beschäftigt. Sein Name: DJ Mad von den BEGINNERn, denen ja auch ein gewisser Jan D. unter dem Pseudo Eizi Eiz angehört. So versuchte der behütete Knöpfchendreher mit seinen Sounds die Betriebstemperatur der Anwesenden zu steigern (ähnlich wie bei SCOOTER-Konzerten), was leidlich gelang, aber insgesamt ein wenig zu lange dauerte. Gegen 21 15 Uhr wurde es dann aber dunkel auf der Bühne und der Hauptact ward mit Spannung erwartet.
Zunächst trat überraschenderweise nur der charismatische Fronter selbst vor den Vorhang, in bekanntem Outfit mit Hut, Krawatte und weißem Hemd (für Gothic Freunde: dem „Grafen“ von UNHEILIG durchaus ähnlich). Er erklärte den verwunderten Fans, dass sie heute auf seine Begleitmannschaft „Disko No. 1“ verzichten müssten. Schuld daran sei die Bildzeitung und ihre Schlagzeile über die Entlassung der RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt. Diese könnte sich nun angeblich vor Angeboten in Form von Jobs, Häusern, Geld etc. nicht retten, was Delays Musiker dazu bewogen habe, sich auch im terroristischen Jobbereich umzusehen. Aber immerhin würde er ja noch von DJ Mad unterstützt. Solche kleinen Labereinlagen sorgten auch im weiteren Verlauf des Konzerts für die richtige Würze und natürlich fiel nur wenige Sekunden später der Vorhang, um den Blick auf gleich 10 Musiker freizugeben. 3 mal Blasinstrumente, 3 mal weiblicher Backgroundgesang, Keyboard, Bass, Gitarre und Schlagwerk. Die genauen Namen erspare ich mir an dieser Stelle mal. Jedenfalls legte man gleich mit den ersten 4 Tracks des neuen Albums „Mercedes Dance“ in chronologischer Reihenfolge los und das Auditorium war augenblicklich bei „seinem“ Eißfeldt. Der gab sich zwar kurzzeitig zerknirscht ob des neuen Loser Images (geschlagen „ausgerechnet“ von OOMPH!), doch wusste er damit die Anfeuerungsrufe „seines“ Publikums nur noch zu steigern. Nach dem BEGINNER-Track „Geht was“ (inkl. eingearbeiteter „California Love“ Version) startete dann der Reggae-Teil, Delays Debüt war ja bekanntermaßen diesem Genre zuzuordnen. Auch bei diesen eher smoothen Klängen zeigten sich die Menschen text- und tanzkundig. Das nächste Highlight schloss sich augenblicklich an: „Für immer und dich“ von RIO REISER führte zu einigen Kuschelattacken der zweisam angereisten Personen und bei den anderen zumindest zu entsprechenden Gedanken. Damit es nun nicht allzu sehr auf die ruhige Schiene abgleiten konnte, legten die hervorragend aufspielenden Musiker mit 2 weiteren MD-Funk-Titeln oder auch dem Cover „Türlich, türlich“ (im Original von DAS BO zur Melodie von „Word up“) bewegungstechnisch eine Schippe drauf. Mittlerweile war Jans Hemd auch ordentlich durchgeschwitzt, was ihn nicht von ein paar schrägen Witzen abhielt. „Kommt ein Zyklop zum Augearzt…“ Überhaupt waren seine Worte, wenngleich in Muttersprache intoniert, nur selten zu verstehen, was dem Spaß natürlich keinen Abbruch tat. Nach dem aktuellen und relativ gitarrigen Hit „Feuer“, beschlossen „Flashgott“ und „Die Sonne, die scheint“ nach ca. 80 Minuten den regulären Teil.
Doch es sollten noch 5 weitere Titel folgen – und eine ausgedehnte Bandvorstellung bei „Der rote Knopf“, wo jedem Member gleich eine passende terroristische Biographie angedichtet wurde. Nett der Spruch „Wir fangen von links an mit der Vorstellung, denn wenn Terror, dann von links…“. Das nun folgende „Seven Nation Army“-Cover war auch jedem bekannt und leitete auf sehr rockige Weise die letzte kleine Pause ein, bevor mit der Lindenberg-Kollaboration „Im Arsch“ (Delay performte dessen Parts übrigens hochauthentisch) und dem NENA-Klassiker „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ der Party noch die Krone aufgesetzt wurde. Ein fettes Konzert selbst für eher genrefremde Menschen wie uns und irgendwie passte der Terrorverlag an diesem Abend ja auch gut zum Running Gag. Wann gibt es denn nun Geld, Jobs und Häuser???
Setlist
Mercedes-Dance Intro
Klar
Kartoffeln
Kirchturmkandidaten
Geht was (California Love)
Vergiftet
www.hitler.de
B-Seite/ Söhne Stammheims
Für immer und dich
Füchse/ Fäule
Medley: Ain’t no other man/ Push it/ You really got me
Raveheart
Plastik
Türlich, türlich (Word up)
Feuer
Flashgott
Die Sonne, die scheint
Ahn’ ich gar nich’
Der rote Knopf (anschl. Bandvorstellung)
Seven Nation Army
Im Arsch
Irgendwie, irgendwo, irgendwann
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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