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JULI – BEATPLANET

Ort: Bielefeld - Ringlokschuppen

Datum: 25.02.2007

JULI haben mit ihrem 2ten Werk „Ein neuer Tag“ erstaunlicherweise eins meiner aktuellen Lieblingsalben vorgelegt. Erstaunlich, weil ich mit dem neuen deutschen Pop Rock sonst nicht so viel anfangen kann. Doch die Mischung aus unprätentiösen Texten und abwechslungsreichen Kompositionen funktioniert auf einigen Tracks ganz vorzüglich, logisch dass ich mir ihren Live Auftritt im Bielefelder Ringlokschuppen nicht entgehen lassen wollte. Zumal ich die Hessen bisher erst einmal aus weiter Ferne beim Open Flair erleben durfte. Als wir gegen 19 40 in der Nähe der Lokalität eintrafen, waren a) bereits alle nahe gelegenen Parkplätze belegt (das Konzert war seit geraumer Zeit ausverkauft) und b) die Opener TENT schon fleißig beim Musizieren. Eigentlich 30 Minuten vor der angekündigten Zeit, so dass wir nur noch ein paar Sekunden ihres Indie Rocks mitnehmen konnten, kein Urteil möglich.

Sehr schnell ging es mit dem eigentlichen Support BEATPLANET weiter, die erst kürzlich beim Bundesvision Song Contest den 15. (= vorletzten Platz) einfahren konnten. JULI scheinen bei ihren Vorgruppen eh eine Affinität zu der Veranstaltung von Herrn Raab zu besitzen, auch TELE waren dort ja aktiv. Nicht zu vergessen JULIs eigener Sieg im Jahre 2005. Die BEATPLANETen stammen eigentlich von der Couch, will sagen, es handelt sich hier um ein Projekt der 3 SOFAPLANETen Sven „Remmidemmi“ Rathke, Martin „Gotti“ Gottschild und Jan „Kawumm“ Kertscher. Neben diesen Herren agieren aber noch 4 weitere Musiker, darunter die beiden aparten Background Sängerinnen Kristina und Anne, die es sich auf der linken Bühnenseite bequem machten. Bequem konnte man auch dem Retro Pop des Septetts lauschen, der einen konsequent in die 60er Jahre führt, als musikalischen Einfluss neben den BEATLES nennen die Berliner auch einen gewissen Manfred Krug. So gab es nun die Swinging Sounds der 60ies mit Handclapps und den entsprechenden Chords auf die Ohren, die allermeisten der Anwesenden dürften diese Dekade nicht live miterlebt haben. Nicht mal ich. Das hörte sich insgesamt ganz putzig an, erinnerte gar ein wenig an DIETER THOMAS KUHN, konnte die Massen aber nun nicht gerade in Ekstase versetzen. In kleinen verrauchten Beatschuppen dürften Songs wie „Keine Macht“ (als politisches Lied angekündigt) oder BVSC Beitrag „Dreh dich um und geh“ deutlich mehr Rabatz machen. Immerhin lernten wir aber die Bedeutung des Begriffes „Schnafte“ (toll, geil, etc.), der als Songtitel des Debüts „Wer beatet mehr?“ auch Pate für den MySpace Namen der Hauptstädter stand. Nach nur etwa 6 Songs verabschiedete man sich artig und durfte noch einmal sehr anständigen Applaus entgegen nehmen.

Nun dauerte es etwas länger, bis die Stage für den Hauptact hergerichtet war. Wobei das Bühnenbild eher sparsam ausfiel, neben 2 mal 3 übergroßen Lampenschirmen/ -leuchten, gab es im Hintergrund noch halbhohe, nach vorne gebogene Aufsteller zu sehen, sowie die obligatorische Leinwand. Auf beides wurden später Filmsequenzen und Effekte projiziert, ansonsten konzentrierte man sich aber auf die Musik. Und die begann mit dem Eröffnungsdreier des schon angesprochenen „Ein neuer Tag“-Albums, also „Dieses Leben“, „Du nimmst mir die Sicht“ und „Bist du das“. Die hübsche Frontlady Eva Briegel überraschte mich dabei mit einem sehr gepflegten Gesang, das hatte ich irgendwie schlechter in Erinnerung. Überhaupt steht sie deutlich im Vordergrund, während die Instrumentalfraktion solide im Hintergrund musiziert. Nur Simon bekam einen größeren Auftritt, als sich die Menge aufgrund einer Tanzchoreographie zu beiden Seiten teilte und der Gitarrist mal eben einen Ausflug in die Gasse machte. Musikalisch ging es mit dem älteren Tripel „Warum“, „Sterne“ und „Geile Zeit“ weiter in die vollen, wirklich imposant, über wie viele Hits die Gießener schon verfügen, kaum ein Stück, das man selbst als Unbeteiligter nicht schon im Ohr gehabt hätte. Ich freute mich neben „Zerrissen“ (im Januar noch nicht in der Setlist) insbesondere über „Das Gute Gefühl“, in meinen Augen das absolute Highlight in JULIs bisherigem Schaffen. Beim Titelstück „Ein neuer Tag“ kam am Ende Konfettiregen zum Einsatz und als altbekanntes Gimmick machte Eva ein Publikumsfoto, welches man auf der Band-Homepage bewundern kann. Auch auf ihre kleinen sexuellen Anspielungen (wie „Bi Bi Bielefeld“ oder in Bezug auf das „Ausziehen“) verzichtete sie nicht, diesmal mussten die Mütter aber keine Angst um die Entwicklung ihrer Zöglinge haben.

Nach „Regen & Meer“ verließ der 5er die Bühne, aber da fehlten ja noch ein paar Lieder, wie z.B. die schon Klassiker zu nennende „Perfekte Welle“ und für Spiel und Spaß sorgten nun auch große Bälle im Publikum, hat man sich wohl von der WELLE:ERDBALL abgeschaut. Spaß war auch DER Begriff an diesem Abend: Die sonst eher regungslosen Ostwestfalen feierten richtig ab und insbesondere Eva war der Energieschub des Konzerts deutlich anzusehen. Mit dieser Spielfreude und dem ausgezeichneten Songmaterial im Gepäck hat man sich längst als ernsthafter Act in der deutschen Musiklandschaft etabliert. Ihr dürft gerne wiederkommen, ob im Juli, November oder Februar…

Setlist JULI (ohne Gewähr)
Dieses Leben
Du nimmst mir die Sicht
Bist du das
Warum
Sterne
Geile Zeit
Am besten sein
November
Zerrissen
Wenn du mich lässt
Ein neuer Tag
Das gute Gefühl
Anders
Wir beide
Regen und Meer

Wer von euch
Ich verschwinde
Perfekte Welle

Ein Gruß

Copyright Fotos: Jörg Rambow

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