Ort: Bochum - Zeche
Datum: 10.11.2006
Singende Schauspieler sind ja immer so eine Sache für sich. Menschen, die möglicherweise schon in ihrem ureigensten Metier über wenig Talent verfügen und dann der staunenden Weltöffentlichkeit ihr Unvermögen auch noch auf Platte präsentieren. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel: Juliette Lewis, als Schauspielerin schon eher auf wilde, unkonventionelle Rollen festgelegt (siehe NATURAL BORN KILLERS, FROM DUSK TILL DAWN, STRANGE DAYS – mit Gesangseinlage!), kultivierte bereits frühzeitig ihren guten/ harten Geschmack mit Kapellen wie IRON MAIDEN. Kein Wunder also, dass sie sich plötzlich als Frontfrau einer (im weitesten Sinne) Punkrock-Kapelle wieder fand. Ihre exzentrischen Performances ließen schnell aufhorchen und sie war clever genug, die Hilfe von Songwritern in Anspruch zu nehmen. Dementsprechend ließen ihre 2004er EP und der Debüt Longplayer „You’re speaking my language“ sowohl Kritiker als auch Verbraucher positiv aufhorchen – ausverkaufte Konzerte waren die Folge. Bester Beweis: Das eigentlich für das Riff avisierte Konzert an diesem Freitag Abend wurde in die ungleich größere Zeche verlegt, die sich bei meiner Ankunft gegen 19 45 bereits heftigst gefüllt präsentierte. Unter den Anwesenden fanden sich junge wie alte Musikliebhaber, Damen wie Herren, Metaller wie Studis, die Dame besitzt also ein sehr ordentliches Crossover Potenzial.
Doch vor der amerikanischen Urgewalt galt es noch einen Support zu beobachten, der bereits auf der Bühne herum lärmte. Und es war wirklich nicht gerade einfach herauszufinden, auf welchen Namen der cool-lässige Vierer da oben überhaupt hörte. Ergebnis der Recherche: Die METRO RIOTS aus London waren es, die sich als eine Art Punk Blues Band sehen und die Kollegen Damo, Danny, Sam und Ollie als Mitglieder führen. Ihre Diskographie besteht bis hierhin aus einer EP und einer Single, damit konnten sie aber die 20 Minuten, während der ich sie gesehen habe, gut füllen. Auch das sich in Feierlaune befindliche Publikum nahm den Gig recht positiv auf. Hat sich also gelohnt, mal so eben über den Kanal zu kommen.
Jetzt aber sollte es erst richtig losgehen. Alle Berichte über den kleinen Wirbelwind auf der Stage stellten sich schnell als wahr heraus. Juliette fegte über die Bühne, gab Handshakes, tauschte Energie mit dem Publikum aus. Dazu bewegten sich die Herren angemessen, aber etwas zurückhaltender. Dave Grohl saß natürlich nicht am Schlagzeug, der Kultdrummer war ja beim Einspielen des aktuellen Langspielers „Four on the Floor“ behilflich. Dafür wurde diese Platte dann aber auch ausgiebig gewürdigt, natürlich plus ältere Titel. Hier und da zeigte sich ein Stage Diver auf derselbigen, ansonsten wurde gepogt, was das Zeug hielt, dass die Security einige Male eingreifen musste. Nach gut einer Stunde hing schon der Schweiß an der Decke, ich musste aber leider schon wieder Abschied nehmen von dieser authentischen Rockröhre, die mir sicher nicht das letzte Mal über den Weg gelaufen ist. Für mich ist damit der letzte Beweis erbracht, dass es sich bei Frau Lewis um ein Multitalent handelt.
Copyright Fotos: Torsten Hellge
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