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KATAKLYSM – NEAERA – FEAR MY THOUGHTS – QUO VADIS

Ort: Hannover - Musikzentrum

Datum: 06.01.2007

Schwimmflügel statt Schneeketten heißt es in diesem sogenannten Winter und so glich auch der Weg über die A2 in Richtung Hannover mehr einer Wildwasserfahrt als einer Reise in einem Automobil. Aber wenn eine der angesagtesten und besten Death Metal-Kombos der letzten Jahren zum Mosh bittet, folgt natürlich auch der Terrorverlag.

Eigentlich pünktlich zum angegebenen Start in der versteckten Hannoveraner Location angekommen, hörte man schon von draußen, dass die kanadischen Prog-Deather QUO VADIS bereits deftig bei der Sache waren. Schon seit etlichen Jahren unterwegs und trotz eines Steve DiGiorgio (DEATH) im Recording-Line Up sind die Kanadier in unseren Breiten immer noch nicht mehr als ein kultiger Geheimtipp. Frickel-Todesblei ist halt nicht immer jedermanns Sache. So konnten viele der bereits zahlreich angetretenen Metal-Jünger nicht unbedingt so viel mit dem Quintett anfangen. Aber die das konnten, feierten die Jungs um so mehr ab! Kein Wunder, zockten doch vor allem Gitarrist Bart Frydrychowicz und Basser Dominic „Forest“ Lapointe auf ihren Instrumenten schier unglaubliches. Soli und Bassläufe von einer anderen Welt. Dazu sorgte der schon seit Jahren mit zu den besten zählenden Klöppler Yanic Bercier für einen Wirbel auf seinem Kit, dass so manchem die Kinnlade runterfiel vor Staunen. Aber eben dieses Gefrickel birgt auch Gefahren. Denn trotz nur 30 Minuten Spielzeit fällt es bei solch komplexer Mucke schwer die Aufmerksamkeit beizubehalten. Vor allem, wenn man schon einen leichten Pegel hat, was bei Konzert-Besuchern ja nicht unbedingt selten der Fall ist. Dennoch zockten QUO VADIS einen eindrucksvollen Gig und verhalfen so einigen Fans zu einem mehr als glücklich-breiten Grinsen.

Straighter ging es da schon bei den deutschen Durchstartern FEAR MY THOUGHTS zur Sache. Endlich mit nem richtigen Metal-Label im Rücken und bepackt mit neuen und verdammt starker Songs konnten die Freiburger selbstbewusst loslegen. Dabei hatten die Jungs auch heute wieder einen schweren Stand, wissen viele Metal-Fans doch scheinbar noch nicht genau, was man mit den Newcomern anfangen soll. Verwunderlich, sind doch ältere Kracher wie „Windows for the Dead“, „Hell Sweet Hell“ oder „My Delight“ und neue Walzen der Marke „Accelerate or Die“, „Blankness“ oder „Accompanied by Death“ (ein echter Dampfhammer) wahre Granaten des Melodic Death Metal Genres. Erfreulicherweise lockerten die Fans von Song zu Song mehr auf, einige Um-sich-schlag-Heinis wurden schnell ruhig gestellt und sogar ein kleiner Moshpit entstand. Ein gelungener Gig und ein kleiner Achtungserfolg auf dem Weg nach oben, und Sänger Mathias versprach am Ende noch glaubhaft, dass man bald wieder kommen und es dann noch mal so richtig abgehen würde. Von meiner Seite aus sehr gerne!

„Mark my Words“ möchte ich an dieser Stelle sagen. Denn schon vor Monaten habe ich Benny von NEAERA gesagt, dass die Jungs dringend auf Tour mit einer Band der KATAKLYSM-Liga müssen und nicht dauernd mit ihren Metalcore-Kollegen spielen sollten. Und endlich hat es geklappt. Dennoch sind FEAR MY THOUGHTS und ihre lang währenden Schwierigkeiten sich beim Metal-Publikum zu etablieren ein warnendes Beispiel. Doch alle Befürchtungen waren ab dem Opener wie weggewischt. Brachiale Killer wie „Scars of Gray“, „Let the Tempest come“ und “Walls instead of Bridges” lassen der Menge einfach keine andere Wahl als abzugehen. Da wurde gemosht, gepogt und die Stagediver flogen ohne Ende. Der eine oder andere tat dies etwas zu motiviert, so dass ein schon recht angetrunkener Kollege trotz des Gedränges vor der Bühne einen klassischen Klinsmann-Diver hinlegte und unsanft auf den Hallenboden krachte. Die Band selbst registrierte das sofort und erkundigte sich nach dem Song und auch nach dem Gig noch mal nach dem Wohlbefinden des Tieffliegers. Sympathisch! Genauso wie die mittlerweile schon fast zur Tradition gewordene Ansage von Front-Growler Benny, dass man keinen Bock auf diese Um-sich-Treter-Core-Heinis hat, die mit ihren Aktionen sich und andere gefährden, sondern dass man einen fetten Mosh-Pit will, wo die Leute einfach ihren Spaß haben. Und wieder wurde diese Aussage mit lautstarkem Applaus von Fans und den anderen Bands honoriert! Doch wieder zur Show an sich. Wie gewohnt gaben die Münsteraner alles, wobei natürlich besonders Benny wieder wie ein Besessener über die Bühne fegte und auch mal den Weg in die ersten Fan-Reihen fand. Dabei scheinen seine Growls jedes Mal fieser und tiefer zu werden. Wer genau hinschaute, stellte fest, dass an der zweiten Gitarre nicht Stefan Keller zockte, sondern Ali von HEAVEN SHALL BURN. Dieser ersetzte den im Examen befindlichen Kollegen für die erste Hälfte der Tour und löste diese Aufgabe bei seiner erst zweiten Show und wenigen Proben mit NEAERA absolut souverän. Noch später am Abend sah man die Band aufgedreht von dieser Performance und der Fan-Reaktion durchs Musikzentrum huschen und Benny erinnerte sich an meine Worte und meinte nur noch: „Du hast es damals noch gesagt und nun haben wir es geschafft!!“ Jungs, in dieser Verfassung schafft ihr noch viel mehr!

Schnell wurde das Set der Support-Bands abgebaut und schon erklang das Intro „Revenge is a Meal best served cold“, das kanadische Quartett betrat die Bühne und bretterte auch gleich mächtig mit „Like Angels weeping“ los. Wie schon bei den anderen Bands war der Sound nicht zu laut und dafür deftig fett. Bei diesen Riffwänden, die Mr. Jean-Francois Dagenais da ohne Unterstützung eines zweiten Klampfers vom Stapel lässt, blieb der Menge keine andere Wahl als sofort in ein kollektives Moshing überzugehen. Und KATAKLYSM kannten an diesem Abend keine Gnade. Mit einer Setlist voller Nackenbrecher forderten sie alles von ihren Fans. Dabei griffen sie zum Großteil auf Groove-Mosher der Marke „Ambassador of Pain“, dem Mitshout-Hit „As I Slither, „Illuminati“, „Let them Burn“ oder „Face the Face of War“ zurück und ließen alte Knüppel-Hits außen vor. Vielleicht aus gutem Grund, so war Rückkehrer Max Duhamel an seinem Schlagzeug bei den wenigen Blast-Passagen doch manchmal etwas ungenau. Dies störte die Meute und auch den Rest der Band aber sichtlich überhaupt nicht, so ging es vor der Bühne mächtig ab und auch die Jungs auf der selbigen hatten sichtbar Spaß. So poste und moshte Gitarrero J-F wie ein Berzerker und auch Front-Hüne Maurizio heizte die Menge gekonnt routiniert, stimmlich auf obersten… (bzw. tiefsten) Niveau und mit schön böser Mimik immer weiter an und feierte sogar mit einigen Stage-Divern. Und selbst der imposante Growler konnte sich ein dickes Grinsen nicht verkneifen als zum Ende hin die abgehende Menge lautstark den Einsatz zum Monster-Hit „Shadows and Dust“ mitgrölte und danach kollektiv ausrastete. So wurden die erschöpften und glücklichen Fans nach gut 80 Minuten mit „The Road to Devastation“ in die warme Winternacht entlassen.

Eine perfekte Metal-Nacht: Akzeptable Ticket-Preise, 3 starke Support-Acts, ein mächtiger Headliner und zum guten Abschluss gab es am Merch-Stand T-Shirts für zum Teil nur 10 Euronen! Gerüchteweise sollen KATAKLYSM schon im Mai mit UNLEASHED und BELPHEGOR zurück nach Europa kommen! Pflichttermin, genau wie der noch anstehende Gig in Osnabrück!

Copyright Fotos: Michael Werneke

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