Ort: Osnabrück - Bastard Club
Datum: 22.01.2007
Dummerweise waren genau einen Tag vor dem KATAKLYSM-Konzert die Temperaturen drastisch gefallen und so konnte man sich auf ein arschkaltes Konzert im Osnabrücker Bastard Club „freuen“. Zudem war ich gespannt, was sich dort unter dem neuen Pächter Schnalli, Drummer der Osnabrücker GOOD WITCH OF THE SOUTH, alles geändert haben würde. Dies ließ sich mit einem Blick feststellen: Nichts! Auf den zweiten Blick gab es dann eine dafür umso wichtigere Änderung: Es gibt nicht mehr ausschließlich Rolinck zu trinken (mittlerweile ja von Krombacher übernommen), sondern zusätzlich Becks. Und das ließen sich die Leute an diesem Abend reichlich schmecken. Als ich den Club kurz vor 20 Uhr betreten wollte, musste ich mich zunächst durch eine Wand von Leuten drängen. Ein so gut gefülltes Konzert hätte ich nicht erwartet. Carlo Korte hat bei der Wahl der Location auf jeden Fall ein gutes Gespür bewiesen, so konnte ich am späteren Abend erfahren, dass ca. 280 Zuschauer da waren, bei 300 wäre es ausverkauft gewesen. Dieser Umstand sorgte dann für weitaus mehr Atmosphäre, als in einem etwa halbvollen N8 aufgekommen wäre.
Schon bei der ersten Band, QUO VADIS aus dem kanadischen Quebec, war der Platz vor der Bühne proppevoll. Ziemlich schnell merkte ich, dass ich heute fotographiertechnisch kein leichtes Spiel haben würde. Nun gut, ich hatte nicht auf einen Fotograben gehofft, allerdings auch selten erlebt, mich so vor die Bühne kämpfen zu müssen. So möge man mir auch verzeihen, dass es nicht möglich war, irgendwelche Notizen zu Setlist oder Songtiteln zu machen, da verweise ich gern auf den Bericht des Kollegen Fafnir, der die gleiche Tour am 6.1. in Hannover besucht hat. Hatte dieser aber geschrieben, dass nur wenige Zuschauer etwas mit dem Death-Metal-Gefrickel des Openers anfangen konnten, so verhielt sich das Ganze in Osnabrück durchweg anders. Das sonst eher für seine Sturheit bekannte Niedersächsische Publikum war an diesem Abend scheinbar extrem in Feierlaune und hatte richtig Lust abzugehen, so dass es ab dem ersten Song von QUO VADIS schon 2 Reihen von Headbangern vor der Stage gab. Umso erstaunlicher, da die Musik nicht unbedingt dazu einlädt und durch viele Tempowechsel doch eher kompliziert wirkt. Immerhin konnte die Band einen erstaunlich guten Sound verzeichnen, bei dieser Art von Mucke auch unverzichtbar. Erstaunlich ist auch, dass diese Band seit mehr als 10 Jahren existiert und eigentlich (völlig zu Unrecht) am meisten durch einen Steve DiGiorgio im Recording Line-Up von sich reden machen konnte. Live konnte die Band aber eindrucksvoll beweisen, dass es diesen eigentlich gar nicht gebraucht hätte. Wahnsinn, wie gelassen die Jungs die Songs runtergefrickelt haben. Leider war nach knappen 30 Minuten der Auftritt vorbei, die von vielen geforderte Zugabe gab es nicht, denn der aushängende, knappe Zeitplan sollte straight eingehalten werden.
Ich muss gestehen, mich im Vorfeld etwas über die Zusammensetzung der Tour gewundert zu haben, passen FEAR MY THOUGHTS und NEAERA musikalisch vielleicht noch grob zu KATAKLYSM, die Fans hatte ich von vielen Metalcore Konzerten aber als sehr unterschiedlich in Erinnerung. Ziemlich schnell wurde ich eines Besseren belehrt. In Osnabrück war fast ausschließlich Death-Metal Publikum zugegen, das aber wiederum erstaunlich aufgeschlossen schien. Die Zeiten scheinen sich zu ändern und die Ähnlichkeiten beider Genres erkannt zu werden. Leider hatten die Jungs aus Freiburg zunächst mit argen Soundproblemen zu kämpfen und ihr melodischer Death-Metal rumpelte ziemlich aus dem Boxen, Gitarren konnte man höchstens mit viel Phantasie erkennen. Doch auch als der Sound besser wurde, brauchte das Publikum einige Zeit, um in Fahrt zu kommen. Ein durchweg guter Auftritt, bei dem der Funke leider nicht komplett überspringen konnte, wofür man der Band aber keinerlei Vorwürfe machen kann.
Etwas mehr Stimmung kam dann schon bei NEAERA auf. Einen kleinen Anteil daran mag ein gewisser Heimvorteil gehabt haben, stammt die Band doch aus dem benachbarten Münster. Aber auch neben dieser Tatsache kann die Band einfach durch geile Live-Präsenz überzeugen. Viel dazu beigetragen hat sicherlich der sympathische Sänger Benni Hilleke, der die Menge ab dem ersten Song anstachelt, richtig abzugehen um „diesen kalten Puff hier richtig heiß werden zu lassen“. Das Publikum gibt sich Mühe und versucht dies mit kollektivem Gemoshe. Nach kurzer Zeit fliegen die ersten Stage-Diver ins Publikum. Die Band bedankt sich und haut einen Hammer nach dem nächsten raus. Benni freut sich, dass es auch heute keine Idioten gibt, die versuchen würden ihren Kickbox-Scheiß im Pit zu testen. Kommt beim Death-Metal-Publikum natürlich entsprechend gut an. Dieses lässt sich dann auch spontan beim nächsten Song zu einem Circle-Pit überreden, feiert sich, die Band und hat auch noch einen riesigen Applaus für den HEAVEN SHALL BURN Gastgitarristen Ali übrig (der eigene Stefan Keller musste leider lernen), der seine Aufgabe souverän löste.
Nun wurde Platz auf der eh schon sehr kleinen Bühne geschaffen und das zweite Schlagzeug über das die Vorbands gezockt hatten sowie etliche Verstärker verschwanden. Dann erklang das Intro „Revenge is a meal best served cold“ und die Leute drängten sich vor die Bühne, die vom kanadischen Quartett betreten wurde. KATAKLYSM hatten von Beginn an einen geilen fetten Sound und legten dementsprechend brachial los. Der ganze Laden war sofort am bangen, wo man hinschaute nur Haare. Die Band ballerte und groovte sich durch insgesamt 14 Songs, blieb dabei überwiegend bei neueren Titeln und ließ die ganz alten Blast-Songs außen vor. Dies war für die Stimmung des Publikums genau das richtige, es hörte gar nicht mehr auf die Haare zu schütteln, höchstens um den einen oder anderen Refrain lautstark mitzusingen. Front-Growler Maurizio stand die meiste Zeit auf der Monitorbox vor der Bühne mitten im Publikum und war kaum größer. Umso beachtlicher, wie so ein relativ kleiner Mann so einen Oberarmumfang haben kann. Auf jeden Fall hatte er sichtlich Spaß an der Sache und heizte das Publikum durchgehend an. Hinter seinem Rücken vergnügten sich derweil Basser und Gitarrist, schienen einen bandinternen Wettbewerb im Posen austragen zu wollen und wechselten ständig die Bühnenseiten. Als sich dann nach nicht ganz 90 Minuten die Band mit „Road to devastation“ verabschiedete, endete ein richtig geiler Konzertabend mit dem Versprechen, im Mai zurück nach Deutschland zu kommen. Und nicht wenige dürften sich nach diesem Gig jetzt schon auf ein Wiedersehen freuen.
Copyright Fotos: Karsten Rzehak
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