Ort: Bielefeld - Ringlokschuppen
Datum: 03.04.2006
Nachdem sie ihren ersten Konzerttermin im Februar wegen einer akuten Halsentzündung absagen musste, stand heute Abend der Nachholtermin von KATIE MELUA auf dem Programm, und ihre Fans hatten geduldig gewartet. Seit ihrem mit vierfach Platin ausgezeichnetem Debüt „Call off the search“ aus 2004 steht die gerade mal 21-jährige für eine Qualitätsmischung aus Folk, Blues und Jazz und konnte mit ihrem zweiten Album „Piece by piece“ diese Erfolgsstory weiter fortsetzen. Kein Wunder also, dass der große Saal des Ringlokschuppens Punkt 20 Uhr mit 2.700 Zuschauern proppenvoll ist.
Doch zunächst galt es dem Support zu lauschen, und hier hatte Frau Melua niemand Geringeres als den JOE COCKER von Waldshut MAX MUTZKE im Gepäck, was vom buntgemischten Publikum mit freudiger Überraschung aufgenommen wurde. Der Opener „Catch me if you can“ sowie alle folgenden Titel stammten aus Max 2005 erschienenem Debüt-Album „Max Mutzke“, das er im Anschluss an seine Teilnahme am Eurovision Song Contest 2004 aufgenommen hatte. Max, wie immer bodenständig und optisch ja eher unscheinbar, konnte von Anfang an mit seiner 3-köpfigen Begleitcombo den Saal mit seiner grandiosen Stimme einheizen und durch sympathische Ansagen punkten. Nach der Hälfte des Sets lüftete er dann auch das Geheimnis um ein weiteres Schlagzeug auf der Bühne, das bislang herrenlos dekorativ herumstand. Seit frühester Jugend übt Max auch an der Schießbude, hat seine Kenntnisse nun aufgefrischt und gab sie gleich beim Klassiker „Ain’t no sunhine“ zum Besten. „Can’t wait until tonight“, sein Erfolgshit aus der Feder von Ziehvater Stefan Raab, durfte natürlich auch nicht fehlen, und das Publikum bedurfte beim Refrain keiner großen Animation zum Mitsingen. Mit „Nur Du“ beschloss Max nach einer halben Stunde sein mit aparten Lichteffekten unterlegtes Set und hinterließ die Visitenkarten eines netten Kerls von nebenan, dem das Showbusiness bislang nichts von seiner Natürlichkeit und Lässigkeit nehmen konnte.
Kurz vor 9 nahm dann KATIE MELUA mit ihrer Gitarre am vorderen Bühnenrand Platz, im Hintergrund unterstützt von 5 Musikern an Klavier, Geige, Kontrabass, Gitarre und Schlagzeug. Trotz ihrer zierlichen Gestalt hat die hübsche, aus Georgien stammende Sängerin gleich eine enorme Bühnenpräsenz. Mit viel Charme und einer glockenklaren Stimme eröffnet sie mit „Shy boy“, um gleich selbstbewusst ihre aktuelle Single „Nine Million Bicycles“ hinterher zu schicken. Von der Flöte begleitet und mit schönen Landschaftsprojektionen auf Großbildleinwand unterlegt kommt man sogleich ins Träumen und hört gerne über den etwas debilen Text hinweg. Nachdem sie das Publikum zu diesem letzten Abend ihrer Tournee begrüßt hat, geht es gleich mit ordentlichen Blues-Klängen weiter. Etliche Stücke werden mit geschmackvollen Projektionen unterlegt, so z.B auch das folgende „Spider’s web“. Gern erzählt Frau Melua etwas zum Hintergrund der Stücke oder ihrer Motivation, sie zu spielen, wie bei „Fancy“, das von Country-Folk-Legende Bobbie Gentry stammt und die Geschichte einer Mutter erzählt, die in bitterer Armut ihre Tochter zur Prostitution zwingt oder „Belfast“, das Katie im Anschluss an einige Lebensjahre in dieser Stadt geschrieben hat, und das sie unabhängig von allen Religionskonflikten den lieben Menschen und den schönen Seiten von Belfast widmet. Zwischendurch nimmt sie zu „I cried for you“ wieder auf dem Barhocker Platz und schwingt ihre Stimme in berauschende Höhen. Das Publikum, das bei den Uptempo-Nummern bereits ordentlich mitging und auch die Leistungen der einzelnen Mitmusiker zu würdigen wusste, erstarrte hierbei in andächtiger Stille. Es folgen einige interessante Cover-Versionen. Während Klassiker wie „Lucy in the sky with diamonds“, „On the road again“ oder die STONES Power-Walze „19th nervous breakdown“ ja noch in den Kontext passen, werden weitaus weniger Leute „Just like heaven“ von THE CURE oder, für mich sehr überraschend, „Spaceman“ von BABYLON’S ZOO von Katie erwartet haben. Letzteren Song habe ich nur anhand des Textes erkannt, wurde er doch von Frau Melua sehr gekonnt in ihr Genre adaptiert. Mit den Titelsongs ihrer beiden Erfolgsalben „Call off the search“ und „Piece by piece“ wickelte Katie ihre Fans wahrlich Stück für Stück um den Finger und ließ sich mit frenetischem Applaus feiern. Nach 75 Minuten beschließt sie nach einem bunten Mix aus kraftvoll groovigen Stücken, bei denen sie wild über die Bühne hüpft und zart hingehauchten Songperlen mit Gänsehautgarantie ein abwechslungsreiches Set.
Das begeisterte Bielefelder Publikum, mit einer Kamerafahrt auf die Großbildleinwand projiziert, forderte sofort geschlossen Zugaben. So durften als erstes mit „Mockingbird song“ noch mal alle ihre Mitstreiter zeigen, was sie auf ihren Instrumenten so drauf haben, und auch das Publikum ließ sich gerne zum Mitsingen auffordern. Mit einem zarten Kniefall vor ihrem großen Vorbild Eva Cassidy beschloss KATIE MELUA den Abend und ihre Deutschland-Tournee mit dem bezaubernden „Faraway voice“ und durfte sich noch des lang anhaltendem Applaus des Publikums sicher sein.
Setlist MAX MUTZKE
Catch me if you can
Du wirst sehen
You
Ain’t no sunhine
Can’t wait until tonight
Nur Du
Setlist KATIE MELUA
Shy boy
Nine million bicycles
Blues in the night
Spider’s web
Fancy
I cried for you
Belfast
Halfway up the Hindu Kush
Lucy in the sky with diamonds
Just like heaven
Thank you, Stars
My aphrodisiac is you
Call off the search
Piece by piece
19th nervous breakdown
On the road again
Crawling up a hill
Spaceman
The closest thing to crazy
Mockingbird song
Faraway voice
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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