Konzert Filter

KEN – LEE BUDDAH

Ort: Dortmund - FZW

Datum: 08.05.2005

Erbsengroße Hagelkörner, 20 Kilometer Stau, eine fast geplatzte Blase – nichts konnte die einzige (?) Mutter der Terror-Belegschaft am Muttertag von ihrer Mission abbringen: Dem offiziellen Tourauftakt der Koblenzer Alternative-Rock-Combo KEN beizuwohnen, deren CD „Stop! Look! Sing songs of revolutions!“ mich schon in Verzückung gebracht hatte.
Nach DREI (!) Stunden Anfahrt aus Gütersloh, traf ich zeitgleich mit meiner Begleitung (die aus der Gegenrichtung kommend im Vorfeld von BLB-Fans eingekeilt wurde) um 20 Uhr an Dortmunds Freizeitzentrum West (kurz FZW), einem Jugendzentrum mit dem üblichen Großstadtflair ein. Noch hatte hier keiner Eile, und so konnten wir uns noch über eine Stunde dem Tratsch widmen, ehe um 21.15 LEE BUDDAH den Abend musikalisch einläutete.

Er und KEN-Sänger Aydo Abay kennen sich spätestens seit der Zusammenarbeit zum Soundtrack des Films „Kammerflimmern“ und da LEE BUDDAH mit kleinem Gepäck unterwegs ist, nehmen ihn die Jungs von KEN gerne mit. Heute hatte er als Dortmunder Heimspiel, und so schaute der ein oder andere der vielleicht 50 Leute im Saal seinetwegen vorbei. Optisch wie der kleine Bruder von Thomas D. im Countryhemd gab LEE, mit Akustik-Gitarre und teilweise Mundharmonika bewaffnet, deutschsprachige Eigenkompositionen (u.a. seine aktuelle Single „Jung, dumm & glücklich“), die durch skurril-charmante Großstadtpoesie bestachen sowie einige Coversongs zum Besten. Irgendwann, irgendwo war ihm wohl mal ein Ei aus der Hose gefallen, streute er doch in jede Darbietung und die Ansagen dazwischen eunuchenähnliche Intermezzi ein, was vom Publikum amüsiert und entspannt aufgenommen wurde, da er sich zum Glück selbst nicht allzu ernst nahm und sich auch sonst als Meister der Improvisation zeigte. Standhaft trotze er dem nachhaltig von 2 Jungs aus dem Publikum geforderten SCHERBEN Cover, statt dessen gab es als Zugabe noch „Hungriges Herz“ von MIA, dem jedoch so weichgespült die Bissigkeit des Originals völlig abging. Insgesamt ein gediegener Auftritt, der mit herzlichem Applaus goutiert wurde.

Da es nichts groß umzubauen gab, ging es nach wenigen Minuten mit KEN weiter. Anfang der Woche hatte die Band gleich 2 Alben auf den Markt geworfen, die oben erwähnte CD mit eigenem Material und „I am thief“ mit Coversongs. Bei der Präsentation vor Freunden und Bekannten in ihrer Heimatstadt Koblenz war wohl eifrig dem Alkohol zugesprochen worden, doch heute blieb man diesbezüglich artig. Doch zum Glück nur diesbezüglich – mit dem kühl-dramatischen „Black phantom“, dem genialen Opener der CD wurde auch dieser Gig gleich ordentlich eingeleitet. Aydo Abay hat einfach eine dreckscoole Stimme und nach zwei weiteren aktuellen Songs und „The big fib“ vom 2002er Album „Have a nice day“ war man endlich auch soundtechnisch ausgewogen am Start und so konnte ich meinen persönlichen Favoriten ‚If’ genießen. Mit 6 Leuten auf relativ kleiner Bühne, überließen seine Mitstreiter Fronter Aydo den letzten Platz zum agileren agieren, alle waren jedoch mit Power und Spaß dabei und so kam auch die kleine Verschnaufpause „Wake city“ trotz vorheriger Bedenken von Aydo klasse rüber. Dieser zeigte sich ansonsten äußerst sparsam in der Interaktion mit dem Publikum und konzentrierte sich aufs Wesentliche. Im Vorfeld war ich gespannt, wie viel Platz man wohl den Coverstücken einräumen würde und im weiteren Verlauf wurde klar, nicht den geringsten und mir hat nichts gefehlt – KEN können nämlich verdammt gut auf eigenen Beinen stehen und hauten u.a. mit „Open fire“ und „Babycrutch“ nun einen Kracher nach dem anderen raus. Das Publikum ging ordentlich mit und so hatten wir nach der ersten Zugabe „Hiss Panic“ mit der namensgebenden Liedzeile „Stop! Look! Sing songs of revolutions!“ einen Großteil des Albums gehört. Als zweite Zugabe gab es mit „I ran“ zum Abschluss dann doch noch ein Cover – für meinen Geschmack eins der Besten von „I am Thief“.

So waren nach einer guten Stunde all meine Erwartungen an diesen Gig erfüllt worden und Aydo brauchte sicher erst mal neue Fluppen (Keine Macht den Drogen – ein Jugendzentrum ohne Zigarettenautomat!) und so hoffe ich nun, dass die Sugababes-Cover-Single „Stronger“ die Türen der Radiostationen öffnet und sich KEN dort schnell, lang und schmutzig mit ihrem eigenen Material breit machen.

Setlist LEE BUDDAH
Im 80. Stockwerk (HILDEGARD KNEF)
Immigrant song (LED ZEPPELIN)
Jung, dumm & glücklich
Feuamelda/ What’s going on?
Dunkelheit geht
Taxman (BEATLES)
Daunenkissen

Hungriges Herz (MIA)

Setlist KEN
Black phantom
Paniciss
The dragon with the bleeding nose
The big fib
If
I shall be moved
Wake city
Open fire
Babycrutch
Fellia
Eye eye

His panic

I ran (A FLOCK OF SEAGULL)

Copyright Fotos: Uli Heymann

Es ist noch kein Kommentar vorhanden.

Hinterlassen Sie einen Kommentar.

Mehr zu KEN auf terrorverlag.com

Mehr zu LEE BUDDAH auf terrorverlag.com