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KLEE – DORFDISKO

Ort: Bielefeld - Kamp

Datum: 09.09.2006

Jedes Jahr mindestens ein KLEE-Konzert in Ostwestfalen, das ist die Devise. Und so schlugen die Kölner nach ihrem 2005er Gastspiel in Gütersloh nun wieder im Bielefelder Kamp auf, wo sie Ende 2004 noch vor 50 Nasen auftreten mussten. Nun war der Laden gegen 21 Uhr bereits proppevoll, an die 400 Zuschauer zeugten vom Aufwärtstrend der gefühlvollen Song-Poeten. Und endlich hatte man mal eine vernünftige Vorgruppe am Start: DORFDISKO (ebenfalls) aus dem Rheinland, die uns terrortechnisch auch schon ein paar mal über die Ohren gelaufen waren.

2 Songs hatten sie bereits praktiziert, als wir uns zu den Klängen der ehemaligen Single „Unterwegs“ einen Weg nach vorne bahnten. 4 junge Herren (Daniel, Peer, David und Marc) mit Indie-Frisuren zeigten sich engagiert und spielfreudig, sicher auch vom gut mitgehenden Bielefelder Anhang motiviert. Wenngleich man die Ansagen nicht richtig verstehen konnte, so zündeten die Titel der beiden Alben „Viel zu stürmisch, viel zu laut“ sowie „Kurz vor Malmø“ doch recht ordentlich. Neuer Deutschpop in der TOMTE, HUND AM STRAND etc. Gegend angesiedelt, leicht intellektuell und schnodderig. Mit ihrem besten und flottesten Stück „Schreien wir zusammen“ verabschiedeten sie sich dann nach gut 45 Minuten wieder, nicht ohne dem Headliner noch einmal ausgiebig zu danken.

Eine Bionade später starteten dann die 5 KLEE-Blätter mit ihrem ersten Song durch. Auffällig natürlich die Veränderung im Line Up: Neu dabei am Bass war Ex-ASTRA KID-Cheffe Pele, der junges Blut in die Truppe brachte. Suzie hingegen sah am Anfang leicht mitgenommen aus, mag an ihrer Erkältung oder dem merkwürdig altbackenen Fummel gelegen haben. Befürchtungen, sie könnte heuer nicht mit ihren eigentümlich ausladenden Erzählungen unterhalten, durfte man aber schnell ad acta legen – auch heute hatte sie wieder Laberwasser intus. Ein Auszug aus dem Bielefeld-Städteführer war dabei noch einer der „harmloseren“ Programmpunkte. So holte sie sich im Laufe des Gigs einige besondere Gäste auf die Bühne. Da wäre zunächst Die Hard Fan Ralf zu nennen, der an diesem Abend sein 125tes KLEE-Konzert erlebte, unglaublich aber wahr. Da wollte sich Frau Kerstgens nicht lumpen lassen, die ihn mit einem speziellen Shirt sowie einer Karstadt Tüte (weil 125 Jahre Karstadt) beschenkte. Dazu gab es natürlich noch eine außergewöhnliche Geschichte, welche mit einem Alarm und anschließender Taschen-Durchsuchung im örtlichen Konsumtempel zu tun hatte. Ohne Vorstrafe intonierte die Kölsche Frohnatur einige Lieder der aktuellen Scheibe „Zwischen Himmel und Erde“ wie „Die Stadt“, „Dieser Fehler“ oder „Liebe mich Leben“, aber auch Material vom Vorgänger (die wunderbaren „Tausendfach“ und „2 Fragen“) sowie ganz alte Titel in Form von „Nicht immer aber jetzt“ oder natürlich „Lichtstrahl“, wieder in Dunkelheit mit 2 Scheinwerfern performt. Als besondere Gäste präsentierte die mittlerweile schulterfreie Sängerin den überwiegend Twenty-Somethings ihre Cousine nebst Kinder (Laura!), welche dann zu „Über mir die Sterne“ auch auf die Bühne kamen, um Wunderkerzen abzubrennen und ein wenig zu tanzen. Hoher Niedlichkeitsfaktor! Von den Kabbeleien der Bandmember untereinander ganz zu schweigen. Als kleine Überraschung in der Setlist durfte Pele den ASTRA KID Indie Hit „Unsinkbar“ präsentieren, nun verfügen KLEE also schon über 4 gute Gesangstalente (Drummer Daniel mal ausgenommen…). Die gute Laune der Anwesenden stieg unaufhörlich und bei so einer Perle wie „Gold“ wurden dann endgültig die Hände gen Himmel gestreckt.

Nach sehr ausgiebigen 90 Minuten war dementsprechend noch lange nicht Schluss, mit „Für alle, die“ wurde die erste Verlängerung eingeleitet. Und kurz vor Mitternacht war die Zeit für ein besonders emotionales Spektakel gekommen: 2 geistig Behinderte nebst Betreuer wurden von Suzie als Fans der ersten Stunde vorgestellt, und speziell für diese gab man den Klassiker „Erinner dich“ zum besten. Für das Gäste-Quartett offensichtlich unvergessliche Momente, welche auch dem „neutralen“ Betrachter noch lange nach dem Auftritt in Erinnerung bleiben werden. Christa, eine der beiden lebenslustigen Damen, war wohl auch Hauptdarstellerin in einem „Aktion Mensch“-Videoclip und hatte zudem um Mitternacht Geburtstag. Mit einer weiteren Zugabe („Der Grösste Moment“) fand dann aber auch dieser immerhin 2stündige Konzertabend ein angemessenes Ende. Wieder einmal bewiesen KLEE, dass man bei ihnen immer mit Überraschungen rechnen muss (den Herzluftballon und das Konfetti habe ich noch gar nicht erwähnt) und dass ihre Auftritte fast Happenings mit grandioser Musik Untermalung darstellen. Wem da nicht warm ums Herz wird…

Copyright Fotos: Karsten Thurau

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