Ort: Köln - Live Music Hall
Datum: 08.03.2007
Zunächst möchte ich erwähnen, dass bitte niemand ein auch nur in Ansätzen objektives Konzertreview von mir erwarten möge. KREATOR gehören seit ca. 15 Jahren in die TOP 5 meiner Lieblingsbands. Umso erfreuter war ich an diesem Abend fotografieren zu dürfen. Eine erste Chance hatte ich vor ca. 2 Jahren in Georgsmarienhütte, leider mit analogem Equipment und die Ergebnisse konnten nicht gerade Begeisterung auslösen.
Ich hatte im Internet gelesen, dass der Einlass um 18.30 und Beginn um 19.30 Uhr sein sollte. Als wir jedoch um 19 Uhr die Live Music Hall betreten hatten, war ich umso erstaunter, dass WATAIN bereits auf der Bühne standen. Der Raum war spärlich mit einzelnen Personengrüppchen gefüllt, der Großteil des Publikums war noch nicht angekommen, denn im Verlaufe des Abends sollte die Live Music Hall proppenvoll werden. Nicht ganz 2 Songs waren alles, was ich an diesem Abend von dem Fünfer aus Schweden hören sollte. Zu sehen gab es noch weniger, zu fotografieren war schlicht unmöglich. Denn ganz black-metal-like hatte man „Angst“ vor allzu hellem Licht und daher die Bühne lediglich mit Kerzen, die auf eisernen Anti-Kreuzen standen, beleuchtet. Im Hintergrund prangte ein großes Banner mit dem Bandlogo und im schummerigen Dunkel waren die Bandmitglieder mit Nieten und Face-Painting erkennbar. Die musikalische Leistung lasse ich mal aufgrund der kurzen Zeit unkommentiert. Ein Security-Mann konnte mir sagen, dass die Band ca. eine halbe Stunde gespielt hätte. Wahrscheinlich zu Beginn des Gigs in einem komplett leeren Saal. Warum kündigt man in solchen Fällen nicht einfach andere Zeiten an oder spart sich eine weitere Vorband, wenn diese eh nur verheizt wird?
Als dann ca. zum angekündigten Beginn um 19.30 Uhr LEGION OF THE DAMNED die Bühne, oder man sollte besser sagen: die halbe Bühne (denn der hintere Teil war mit schwarzem Vorhang abgetrennt) enterten, war die Music Hall bedeutend voller und die Stimmung entsprechend besser. Die Band meines Erachtens ebenfalls, denn was nun folgte waren 45 Minuten allerfeinster Thrash-Metal. Kein Banner, keine Deko, nur… immer mitten in die Fresse rein. Nicht umsonst gelten die Jungs aus den Niederlanden, die sich erst 2006 aus den Ex-Mitgliedern von OCCULT formiert hatten, als große Neuentdeckung in Sachen Thrash-Metal. 2007 veröffentlichte man bereits die zweite CD „Sons of the jackal“ und spielte an diesem Abend ein gut ausgewähltes Programm beider Alben. Auch optisch kam die Band ziemlich old-school rüber, allein der Drummer hatte Glatze, der Gitarrist als Ausgleich dafür eine Matte bis weit unter den Arsch. Nach wenigen Songs schmetterte man den Song „Bleed for me“ in die Menge und konnte die ersten Kids zum Pogen bewegen. Es folgten „Sepulchral ghoul“ und das weitaus groovigere „Infernal wrath“ dass der Meute die Möglichkeit zum kollektiven Mitbangen eröffnete. Das war auch genau das, was das Publikum wollte. Ich habe lange nicht mehr so viele Kutten gesehen wie an diesem Abend. Selbst lang tot geglaubte Rituale sollten hier ihre Auferstehung feiern. So lagen sich 4 Kuttenträger in den Armen, um gemeinsam zu bangen. Die Band schien mehr als zufrieden mit den Reaktionen, bedankte sich artig für den Support der letzen beiden Jahre und ballerte nach viel zu kurzen 45 Minuten mit der Bandhymne „Legion of the Damned“ ihren Abschieds-Song ins Publikum.
Was nun folgte, war eine viel zu lange (und ärgerlicherweise völlig unnötige) Umbaupause, an deren Schluss ein ebenso viel zu langes, nerviges Intro vor sich hin dudelte. Mit Legenden ist es ja meist so eine Sache. Ich hatte mich in der Vergangenheit nie mit CELTIC FROST beschäftigt und war entsprechend gespannt auf die Band aus der Schweiz, die heute mit Tourgitarrist V. Santura von DARK FORTRESS auflaufen sollte. Dass in der mittlerweile gerammelt vollen Live Music Hall ein Großteil des Publikum nach vorne zur Bühne drängte und erste CELTIC FROST Sprechchöre erklangen, steigerte meine Spannung noch einmal. Die Bühne wurde mit Nebel voll gepumpt und in schwaches blaues Licht getaucht, so konnte allein optisch eine frostige Stimmung erreicht werden (während mit einem Thermometer bestimmt Temperaturen wie im Backofen gemessen worden wären). Unter großem Jubel betraten dann CF die Bühne und spielten in den folgenden 75 Minuten ihr Gemisch aus Thrash-Metal und schleppend doomigen Parts. Nach dem dritten Song „Cricle of the Tyrants“ bedankte sich Sänger Thomas Gabriel „Warrior“ Fischer beim Publikum und sagte, es wäre überwältigend nach 20 Jahren wieder hier zu sein. Das Publikum schien indes irgendwie gespalten zu sein. Während die eine Hälfte CELTIC FROST feierten (neben der Bühne war die komplette Mannschaft von WATAIN angetreten) schien die andere Hälfte (zu der zugegebenermaßen auch ich gehörte) eher gelangweilt. Wenn man die Songs nicht kannte, war es schwer der Musik zu folgen. Mein Ding war es jedenfalls nicht und ich war froh, als CELTICFROST endlich die Bühne verließen.
Ich wäre allerdings bei so ziemlich jeder Band froh gewesen, die eine Bühne für KREATOR räumt. Diese wurde nun komplett mit Bannern, die mit dem Artwork der aktuelle CD „Enemy of God“ bedruckt waren behängt. Als dann Mille und Co. endlich loslegten, brach ohrenbetäubender Jubel los. Nach einem kurzen Intro ballerten KREATOR mit „The Patriach“ los und schoben direkt „Violent Revolution“ hinterher. Damit hatte man den Laden im Griff und bereits komplett zum Abbangen gebracht. Was jetzt noch fehlte, waren Milles geniale Ansagen, die aber nicht lange auf sich warten ließen und den Auftakt zum dritten Songs boten. „Are you ready to kill?“ fragte Mille “Are you ready to kill each other?” und kreischte ein “Pleasure to kill” hinterher. Munter ballerte man sich von einem Klassiker zum anderen, dann folgten klare Worte von Mille. Wenn eine Metal-Band durch politische Aussagen auffällt, dann meist durch zweideutige, undurchdachte oder schlicht dumme. Anders KREATOR: „Es macht sich wieder eine Seuche breit, eine Seuche auch in Metal-Kreisen“ zischt Mille um darauf wutentbrannt loszukreischen „Ich sage, keine Macht den Nazi-Metallern!“. Unter großem Applaus spielte die Band passend dazu „Europe after the rain“. Am Ende des Songs guckte Mille mit einem Gesichtsausdruck irgendwo zwischen unendlichem Trotz und riesiger Wut und streckt Zeige- und Mittelfinger gen Menge. Ich habe noch nie ein so verdammt aggressives Peace-Zeichen gesehen. Sehr geil! Dafür, dass es der erste Gig der Europa-Tour war, wirkte die Band bestens aufeinander eingespielt. Wenn Mille wie z.B. vor „Awakening of the Gods“ schrie “Ich will einen Scheiß Moshpit sehen bis nach hinten hin“, dann gab’s halt einen Scheiß Moshpit … und zwar bis nach hinten! Wer wollte sich KREATOR widersetzen? Und warum? Bei „Betrayer“ gab es dann sogar so etwas wie einen Circle-Pit, aus dem ich mich in meinem Alter sinnvollerweise rausgehalten hab. Nach „Reconquering the throne“ verließen KREATOR kurz die Bühne um dann für 2 Zugaben, u.a. natürlich dem netten „It’s time to raise the flag of hate“-Spielchen zurückzukehren. Die angekündigten 80 Minuten vergingen leider wie im Fluge, meinetwegen hätte es noch weitergehen können, auf mein alltime favourite „Under the guillotine“ musste ich leider wieder vergeblich warten (ich durfte den Song erst einmal und da bei Essen Original live erleben). Vielleicht nächstes Mal, ich komme auf jeden Fall wieder!
Setlist CELTIC FROST
Totengott – Intro
Procreation (of the wicked)
Visions of mortality
Circle of the tyrants
The Usurper
Ain Elohim
Necromantical screams
Dawn of Meggido
Ground
Dethroned emperor
Morbid tales
Into the cryps of rays
Synagoga satanae
Winter – Outro
Setlist KREATOR
Intro – The Patriach
Violent Revolution
Plaesure to kill
Some pain will last
Enemy of god
People of the lie
Europe after the rain
Suicide terrorist
Awakening of the gods
Extreme aggressions
Phobia
Betrayer
Voices of the dead
Reconquering the throne
Impossible brutality
Flag of Hate/ Tormentor
Copyright Fotos: Karsten Rzehak
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