Ort: Osnabrück - Lagerhalle
Datum: 24.05.2007
Als letzten Clubauftritt vor ihren Festivalgigs hatte sich die aufstrebende Band KRYPTERIA mit der charismatischen Sängerin Ji-In die gemütliche Lagerhalle in Osnabrück ausgesucht, was für mich Anlass genug war, diese Combo einmal live kennen zu lernen. Für mich persönlich ist die Lagerhalle inzwischen ein Geheimtipp, da man bei guter Bühne und vernünftigem Licht dennoch ohne Absperrung sehr dicht am Geschehen ist. Als ich mich gemütlich Richtung Bühne bewegte, sah man den Drummer der Band, Cush, schon gemütlich mit einer Handvoll Fans plauschen. Man kann sich den Kontrast zu ihrer Darbietung beim WGT zwei Tage danach lebhaft vorstellen… Während sich Cush dann nach einer Weile vom Acker machte und man auf die Vorband wartete, wurde man dennoch vortrefflich von einem der Fans unterhalten. Dieser gab sich als guter Drummer aus und hatte von vielen Tourerfahrungen zu berichten, wie er Campino unter den Tisch getrunken, einen Ring vom SLIPKNOT-Drummer geschenkt bekommen hatte, Marc Terenzi in einem bekannten Ibbenbürener Musikshop traf – kurz: Ehe man sich versah, stand auch schon die Vorband auf der Bühne und es konnte losgehen.
Theoretisch. Denn das erste, was BURN aus dem westfälischen Münster von sich gaben, waren laute Rufe nach einem Mann am Mischpult. Hier hatte anscheinend niemand damit gerechnet, dass eine Band pünktlich anfangen wollte. Die gesamte Technik war noch vollkommen verwaist. Während die Jungs auf der Bühne also schon eine Weile in Pose standen, trottete man erst etwas verspätet gemütlich an die Regler. Auf ihrer Website hatten KRYPTERIA hoffnungsfroh erklärt, eine Vorband zu suchen, die das Publikum schon mal so richtig anheizen sollte. Damit taten sich BURN dann aber doch sehr schwer. Zum einen startete die Gruppe mit eher ruhigen Stücken aus dem New Wave/ Rock-Bereich und zum Anderen war es einfach noch zu leer. Frontmann Felix mühte sich anfangs vergeblich, mit strubbeliger Frisur und gutem Gesang etwas Bewegung in die vereinzelten Zuschauer zu bekommen. Erst nach der Hälfte der Stücke gelang es endlich, nicht zufällig mit dem extrem eingängigen „Bunny“, die vielleicht 30 Zuseher zum Mitklatschen und -singen („Hey hey hey hey, ho ho ho“) zu animieren. Ab da folgten mit „Ghost“ und „Summer“ dann auch gelungen verträumte Nummern. Dennoch war es sichtlich ein hartes Los, mit diesem Musikstil Vorband für KRYPTERIA zu sein.
Während des Umbaus wurden dann definitiv wieder alle Träumer aufgeweckt, als plötzlich die Stroboskopblitze auf Dauerbetrieb gestellt wurden (War es zum Umräumen vielleicht nicht hell genug oder war jemand aus Versehen an die Regler gekommen?). Nachdem das über eine Minute so lief und einige Leute schon stöhnten, erbarmte sich schließlich jemand und lief zur Lichtanlage, um das Blitzgewitter zu beenden. Nach dem Vorfall mit dem nicht besetzten Mischpult kann man sich also eigentlich nicht beschweren, dass in den Pausen nichts los war. Letztendlich wurde dann die Bühne hinter schwarzen Vorhängen verhüllt und der Auftritt von KRYPTERIA konnte beginnen. Sie begannen angemessen furios mit dem Song „Sweet Revenge“ vom neuen Album „Bloodangel’s Cry“. Ji-In war wie zu erwarten in ihrem rot-schwarzen Lack-und-Leder Outfit eine Augenweide. Als nach „Pain“ die erste Ansage von ihr erfolgte, war ich als nicht Eingeweihter sehr positiv überrascht. Die koreanische Frontfrau blieb in diesen Situationen sehr natürlich und sympathisch, was zwischen den oft martialischen Hymnen der Band manchmal etwas skurril wirkt. Durch die netten Ansagen, in denen schon recht früh während der Lieder die einzelnen Bandmitglieder vorgestellt wurden, entstand sehr schnell eine sehr familiäre Atmosphäre und es wurde klar, weshalb KRYPTERIA derzeit so angesagt sind. Zusammen mit der Spielfreude, die die Band während des gesamten Auftritts ausstrahlte und der Energie, mit der Ji-In sich ihrer Performance widmete, ist es schwer, die Füße still zu halten. Und wenn man dann noch berichtet bekommt, wie Bassist Frank sich für den letzten Videodreh fast einen Zeh abfror…
Das Set der gespielten Songs erwies sich als sehr homogen und durchgehend unterhaltsam. Man kann keine wirklichen Schwächen ausmachen, solange man akzeptiert, dass alle Stücke doch recht stromlinienförmig und massenkompatibel sind. Keine schwere Kost also, wobei man das nicht kritisieren muss, solange alles derartig überzeugend präsentiert wird. Eines der Highlights war sicherlich die neue Single „Somebody Save Me“, welches kurz vor der Zugabe platziert war. Man mag mir verzeihen, dass ich nicht auf weitere Details während des Konzerts eingehen kann – Ji-In hielt mich als Fotografen zu sehr gefesselt, so dass ich durchgehend gut beschäftigt war. Ihre Gestik gehört wirklich zum Abwechslungsreichsten, was ich bisher bei Sängerinnen gesehen habe. Nach dem Konzert stand die ganze Band dann noch ausreichend für Autogramme und Unterhaltungen zur Verfügung. Seitdem wissen wir auch, dass Ji-In in Osnabrück ihren ersten Latte Macchiato mit Nutella trank. Mehr kann man von einem gelungenen Konzertabend also wirklich nicht erwarten.
Setlist BURN
Phoenix
Lost In This World
Where Are You
Perfect Noise
Bunny
Ghost
The Truth
Summer
Setlist KRYPTERIA
Sweet Revenge
Pain
Hell
Out Of Tears
The Promise
Scream
Lost
The Night All Angels Cry
All Systems Go
Vic Spe
Dream Yourself Far Away
Somebody Save Me
I Can’t Breathe + Inferno
No More Lies
Run To You
Copyright Fotos: Nicolai Meyer
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