Ort: Osnabrück - Hyde Park
Datum: 02.06.2005
Die schweiz-finnische Traumpaarung Wolff/ Nurmi war in letzter Zeit nur relativ selten im Terror-Stammgebiet unterwegs, von daher wollten wir uns den Auftritt im Osnabrücker Hyde Park nicht entgehen lassen, zumal mit dem GOTHMINISTER noch ein ansprechender Support angekündigt war. Also ab nach Osnabrück über die üblichen Autobahnen bei schwüler Luft und guter Stimmung, zumindest so lange, bis wir von der Sperrung der A1-Abfahrt OS-Nord erfuhren. Etwas später als geplant erreichten wir also kurz vor 20 30 den altbekannten Club am Rande der niedersächsischen Stadt. Der Parkplatz war zwar recht ansprechend gefüllt, dennoch der Laden nicht bis zum Bersten voll, da hätte ich schon ein paar mehr Zuschauer erwartet. Aber gut, die vielleicht knapp 400 Anwesenden, darunter einige Kollegen der schreibenden Zunft, gaben schon einen adäquaten Rahmen ab.
Auf der Bühne musizierte das norwegische „Gothmonster“ inklusive Begleitmannschaft schon munter vor sich hin. Dabei hatte sich BJORN ALEX BREM wie üblich etwas Außergewöhnliches einfallen lassen: Er stand auf der Rückseite einer mit einem Tuch bedeckten Leiter, so dass er wie ein Riese wirkte, der den Electro Metal Crossover unters Volk bretterte. Dazu komplettierten ein Keyboarder im RAMMSTEIN-Look, ein Gitarrist und ein Drummer das Line Up, wobei man das Gefühl nicht loswurde, einiges käme vom Band. Aber egal, irgendwie synthetisch wirkt der Mann ja eh, der früher einer Metaltruppe vorstand und mit „Empire of Dark Salvation“ ein anständiges Zweitwerk veröffentlicht hat. Eine Sache vermisste ich allerdings: Wo war denn die die gute Dementia, die normalerweise die Show mit Verkleidungen und Gestik erst richtig süffig macht? Lag es am Support Slot und der daraus resultierenden kürzeren Spielzeit (immerhin aber knapp 45 Minuten)? Jedenfalls konnten die Skandinavier mit aggressiv gerifften Songs wie „Monsters“ oder „Gothic Anthem“ doch einen Teil der Zuschauer auf ihre Seite ziehen, vereinzelt wurde sogar eine Zugabe gefordert, doch das deutsche Tourabenteuer war für den Drakkar-Act nun beendet.
Es folgte eine etwas längere Umbaupause, bevor nun auch die andere Hälfte der Bühne genutzt werden konnte. Es bot sich ein imposantes Bild: Neben dem „traurigen Clown“ als silbern glänzendes Relikt im Hintergrund trat rechts die gute Anne mit imposantem Kopfschmuck hinter ihr Keyboard. Links hinten das Schlagzeug und drei Saitenkünstler komplettierten das Bild. Aber doch nicht ganz: Da fehlte ja noch Tilo, der es Veljanov nachmachte, und die ersten Töne aus dem Off verabreichte. Doch nun trat er auf die Bühne und wurde sofort frenetisch umjubelt. Der „Goth Dandy mit der Silberlocke“, dessen leicht schräge Stimme mich immer wieder verwirrt, begann mit einer knapp 20teiligen Rundreise durchs LACRIMOSA Universum, und die Songs sind nicht gerade die kürzesten. Entweder man liebt oder hasst ihn, so ist es normalerweise, aber ich versuchte doch einigermaßen neutral zu bleiben. Klar ist auf jeden Fall die Hinwendung hin zu härteren Tönen, so klingt doch die Rhythmusfraktion stark nach Power Metal, von ihrem Anführer mit entsprechenden Armbewegungen unterstützt. Die Zuschauer sangen fast jeden Song mit, und es gab klanglich wie optisch keinerlei Probleme, außer dass es den ganzen Abend über deutlich zu laut war. Hin und wieder setzte Anne im Hintergrund ihre Stimme ein, kam aber auch mal nach vorne, um einen Track alleine zu „tragen“. Im Gegenzug betätigte sich Tilo als Bläser, was mir aber schon bei Stefan Mross nicht gefällt. Neben einigen Stücken der brandneuen VÖ „Lichtgestalt“ (Der Titeltrack, „Kelch der Liebe“, „The Party is over“) sowie vom Vorgänger „Echos“ („Malina“, „Apart“) kamen auch Klassiker der Marke „Alles Lüge“ zum Zuge, dieser spezielle Hit sogar schon erstaunlich früh.
Aufgrund der sehr fortgeschrittenen Zeit verließen wir den Hyde Park dann, ohne die Verlängerung genießen zu können. Es lässt sich aber auf jeden Fall konstatieren, dass LACRIMOSA live ihren Fans das geben, was sie wollen: Perfektion, Pathos, Hingabe und sogar Härte. Ich werde sicher nicht den Backkatalog der Eidgenossen aufkaufen, aber objektiv konnte an diesem Abend wohl jeder zufrieden sein.
Setlist LACRIMOSA
Kelch der Liebe
Schakal
Alles Lüge
The Turning Point
Malina
Tränen der Sehnsucht
Letzte Ausfahrt: Leben
Halt mich
Apart
Lichtgestalt
Seele in Not
Not every Pain hurts
The Party is over
Stolzes Herz
Der Morgen danach
Ich bin der brennende Komet
Alleine zu zweit
Copycat
Copyright Fotos: Jörg Rambow
Hinterlassen Sie einen Kommentar.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.