Ort: Bielefeld – Ringlokschuppen
Datum: 17.02.2016
Auch ich bin damals ein bisschen zum LENA-Fan geworden, als sie 2010 mit ihrer quirligen und natürlichen Art ESC-Siegerin wurde. Ein individueller und erfrischender Sound stellte die Pop-Welt ein bisschen auf den Kopf. Ihre großen Erfolge zu Karrierebeginn hat sie geschickt genutzt, um eine beachtenswerte Karriere im Rampenlicht zu starten, die inzwischen auch mit einigen großen Werbeverträgen veredelt wird. Umso größer war die Verwunderung als ich feststellte, dass LENA in der kleinen Halle des Ringlokschuppens auftreten würde. Vermeldete der Veranstalter doch seit Wochen „ausverkauft“. Schlussendlich hätte man also vermutlich noch einige Karten verkaufen können. Aber besser in einer vollen kleinen Halle als in einer halbvollen großen..! Das Publikum unter den 800 Besuchern war sehr gemischt. Darunter waren allerdings auch sehr viele Kinder, die zusammen mit ihren Eltern das Konzert besuchten. Da viele von Ihnen noch so jung waren, dass sie vom ESC-Sieg 2010 nicht viel mitbekommen haben dürften, schließe ich die Sympathiewerte auf die Show „The Voice Kids“, welche Lena als Coach betreut hat. Aufgrund des jungen Publikums startete das Programm auch etwas früher als allgemein üblich. Bereits um 19 Uhr stand die 16-jährige EMMA BALE als Support auf der Bühne. Die belgische Singer-Songwriterin, welche bei „The Voice Kids“ zum ersten Mal in Erscheinung trat und mit dem Song „All I want“ ihren Durchbruch feierte, überzeugt mit Natürlichkeit in allen Belangen. Zwar verpasste ich aufgrund der frühen Anfangszeit leider die Gelegenheit, die junge Dame auf der Bühne zu fotografieren, konnte aber immerhin noch bei den letzten Klängen ihres Auftritts lauschen. Diese wussten durchaus zu überzeugen und erinnerten mich spontan an eine Mischung aus BOY und THE CORRS. Ich bin mir sicher, dass man von ihr noch einiges hören wird, sofern sie ihren Stil bewahrt.
Um kurz vor 8 gingen dann die Lichter aus und LENA samt 5-köpfiger Band betrat die Bühne. Dass die hübsche Brünette mit Model-Figur durchaus mit ihren optischen Reizen zu spielen weiß, hat sie ja schon mehrfach bewiesen. Und so sollte sie auch an diesem Abend die Männerherzen nicht enttäuschen: Eine enge goldene Glitzerhose sorgte für den nötigen Glamour, während obenrum ein bauchfreies und zum Teil transparentes Oberteil in schwarz reichen musste. Ohne Frage ein Hingucker! Die immer wieder aufkommende Diskussion über ihre hagere Figur will ich an dieser Stelle nicht vertiefen, da ich der Meinung bin, dass es niemandem zusteht, darüber zu urteilen. Nur so viel: „Dick“ war sie ja noch nie und ihre jetzige Figur entspricht den Vorstellungen der Werbeindustrie, von der sie als Teilzeit-Model ja auch lebt. Zum Glück stand an diesem Abend allerdings sowieso die Musik im Vordergrund: „Beat to my melody“ vom aktuellen Album „Crystal Sky“ eröffnete den Abend im grellen Lichterschein. Dafür gab es direkt mal Blumen samt Brief aus dem Publikum. Es folgte mit „Keep on Living“ ein weiterer Song ihrer aktuellen Platte, bevor sie mit „“Neon“ ins Jahr 2012 zurück reiste und mit „4 Sleeps“,“The Girl“ und „Catapult“ dann wieder in der Gegenwart landete. „Love Yourself“ – ein JUSTIN BIEBER-Cover – wurde zwischen den weiteren neuen Songs „Sleep now“ und „Invisible“ eingeschoben. Das sollte auch zu einer Art Schema des Abends werden. 12 von insgesamt 14 Songs des aktuellen Longplayers standen auf der Setlist, die mit mehreren Coversongs (neben dem vorher genannten u.a. noch „Wating Game“ von BANKS) und einigen älteren Stücken veredelt wurde. Ein Highlight war dabei der Duett-Auftritt mit EMMA BALE. Sie performten zusammen den international bekannten Superhit „Toxic“ von BRITNEY SPEARS in einer stark abgewandelten Variante. Etwas enttäuschend empfand ich die Tatsache, dass LENAs zweiter ESC-Hit „Taken by a stranger“ ebenso wenig im Set auftauchte wie die Songs „Bee“ und „Love me“ von Ihrer ersten „Unser Star für Oslo“-EP aus dem Jahre 2010. Sind es doch genau diese Titel, die mir im Ohr geblieben sind und bis heute positiv nachklingen. Ebenso schade empfand ich es, dass Ihr alles überstrahlender Hit „Satellite“ in einer sehr ruhigen und langsamen Version vorgetragen wurde, welche ihm überhaupt nicht stehen wollte. War es doch gerade dieses junge, fröhliche, neckische, was das Lied damals zu einem Hit gemacht hat und sich in ihr und ihrem Auftreten wiederfand. Die aktuellen Hits „Traffic Lights“, „Crystal Sky“ und „Wild and Free“ standen im Fokus und bildeten folglich auch den pompösen Abschluss des Konzertes.
Alles in allem werden die Kids bei dem Konzert ganz sicher genauso ihre Freude gehabt haben wie Hardcore-LENA-Fans. Dennoch bleibt ein „aber..“ im Raum stehen, welches nur schwer zu greifen ist. Denn es gibt an LENA selbst eigentlich nichts zu kritisieren. Ihre Performance ist klasse und wirkt auch heute noch natürlich und „echt“, ihre Songs sind gesanglich spitze und hervorragend vorgetragen – ihre Stimme und Aussprache besitzen einen hohen Wiedererkennungswert, der auch knapp 6 Jahre nach dem größten Erfolg noch sehr viel Ausstrahlung versprüht. Dennoch fehlte mir persönlich an diesem Abend einfach das Feeling eines echten Club-Konzertes. Die Show wollte zusammen mit der Setlist irgendwie nicht immer in das Konzept „Club-Konzert“ passen. Ihre Performance, die aufwendige Lichtshow und der Hang zu großen Welthit-Covern und neuem pompösen Radio-Pop-Sound schreien förmlich nach der großen Bühne. Schade, dass ihr das im Jahr 2016 nicht immer vergönnt ist. Ob der Spagat zwischen kleiner Clubtour und großem Rampenlicht hier richtig bemessen ist, darf somit hinterfragt werden. Schließlich wird LENA vor allem aufgrund ihrer natürlichen Art geliebt, die so manchmal ein bisschen untergeht. Ich hätte ein bisschen weniger Spektakel und Inszenierung sowie mehr alte Songs (in der Ursprungsversion) besser und authentischer empfunden für diese Veranstaltung und auch für LENA als Musikerin. Das ist schlussendlich natürlich auch immer ein bisschen Geschmackssache und wird daher von jedem Besucher ein Stück weit anders empfunden werden.
Setlist
Beat to my melody
Keep on living
Neon
4 Sleeps
The Girl
Catapult
Love Yourself
Sleep now
Invisible
Waiting Game
We roam
ASAP
Toxic mit EMMA BALE
Mr Curiosity
Satelitte
All kings of crazy
Traffic Lights
Crystal Sky
Home
Stardust
Wild & Free
Copyright Fotos: Sascha Uding
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