Ort: Essen - Zeche Carl
Datum: 07.02.2007
„Jägermeister Rock Liga“? Was ist denn das? Ganz einfach: Ein Band-Contest, der in Anlehnung an ein Fußball-Turnier aufgezogen ist und vom bekannten Getränkehersteller gesponsert wird. Ein Konzert, drei Bands, jeder gegen jeden: Bei einem Rock Liga-Konzert wird mit harten Bandagen gekämpft. Innerhalb der jeweiligen 45-60 Minuten Spielzeit muss jede Band mit musikalischen Steilpässen und offensivem Spiel überzeugen. Qualifizieren kann sich jede Formation, die bereits Songs veröffentlich hat, torgefährliche Spielerfahrung und eine lautstarke Fangemeinde vorweisen kann. Das Genre reicht dabei von Rock bis Metal von Electronic bis Techno, Hauptsache es „rockt“. Über Sieg oder Niederlage entscheidet das Publikum. Ein Dezibelmesser ermittelt nach dem Auftritt der Bands die akustische Zustimmung des „Fanblocks“. Die Truppe, die hierbei am besten abschneidet, ist der Matchwinner des Abends und erhält drei Punkte. Die Plätze zwei und drei bekommen zwei bzw. einen Punkt. Das „Torverhältnis“ wird durch eine prominente Jury entschieden, die Tore nach fünf Kriterien wie beispielsweise „wildeste Bühnenshow“ oder „bestes Outfit“ vergibt. Es kommt also vor allem darauf an, sich in die Herzen des Publikums zu rocken. Die Punkte und Tore werden nach jedem Konzert in die jeweilige Gruppentabelle übernommen. Wer die meisten Punkte holt, wird Gruppensieger. Im großen Finale der Jägermeister Rock Liga treffen dann alle vier Gruppensieger aufeinander. Wer die anderen Bands souverän an die Wand spielt, gewinnt die „JägerMeisterschaft“ und wird als Champion der Rock Liga auf der JägerMeisterschale verewigt. Die Saison beginnt im November 2006 und endet voraussichtlich im Mai 2007 mit der Übergabe der „JägerMeisterschale“ an den Sieger.
Wir hatten das große Vergnügen, zum ausverkauften Saison-Start der Gruppe C in der Zeche Carl in Essen dabei zu sein. Am Mittwochabend, 7. Februar 2007, traten WE, CLAWFINGER und die LENINGRAD COWBOYS gegeneinander an, sozusagen ein skandinavischer Dreier. Anpfiff war gegen 21 Uhr: WE betraten die Bühne. Als Motto der fünf Norweger wurde uns „den Kühlschrank leer saufen und sich um die Frauen kümmern“ bekannt gegeben. Aha! – Der Applaus war noch recht verhalten, als sie die Bühne betraten. Der Bass dröhnte, das Schlagzeug gab den Beat vor. Man hatte sich vorgenommen, auf Kinkerlitzchen zu verzichten, stattdessen war Kick And Rush angesagt; volle Breitseite Gitarrenattacken, aus jeder Position draufhalten! In Fach- und Fankreisen nennt man diesen typisch skandinavischen Stil „Cosmic Biker Rock ’n’ Roll“. Dies gelang aber leider nicht wirklich. Sänger Thomas Felberg wollte anscheinend durch sein ausgefallenes Kostüm punkten, sah aber ehr wie eine Gildo Horn-Parodie mit Maja-Kopfschmuck aus. Auch ein ständiger Wechsel der Kopfbedeckung sollte daran nichts ändern. Mehrfach versuchten die Norweger, den 12. Mann, das Publikum, zum Mitmachen zu animieren. Es sollte nicht gelingen. Man bekam den gewünschten Applaus nur nach den entsprechenden Paraden, sprich Liedern. So ging das Quintett nach 45 Minuten vom Spielfeld und eigentlich war jetzt schon klar, wer die Spielstätte als Verlierer verlassen sollte.
Mittlerweile war es 22 Uhr und das nächste Team betrat die Halle: CLAWFINGER, von denen uns berichtet wurde, dass deren Flaschentaktung inzwischen bei 8 liegen sollte. Als Einlaufmusik hatte man „Goldfinger“ gewählt und entsprechend in den Bandnamen umgetextet. Ein Song, der den eingefleischten Fans schon bekannt war. „Rosegrove“ war der erste Spielzug, um dann mit „Nigger“ noch einen drauf zusetzten. Die Fans standen sofort hinter ihrer Mannschaft: der Moshpit war eröffnet. Sänger Zak Tell dankte es mit der für ihn typischen Mimik, sein Blick heizte der Menge noch mehr ein. „Nothing going on“, „Hate yourself with style“ und „Two Sides“ reihten sich aneinander und gaben somit einen perfekten Überblick über mittlerweile 14 Jahre Bandgeschichte: Sänger Zak sah man jedoch schon bald erste Erschöpfung an. Lag es an der Kondition oder am Bier? Eine Frage, die jeder für sich selbst beantworten kann. Nach einem Sturz auf der Bühne ging er jedoch (erst mal) zum Mineralwasser über. Die Spielfreude war den Schweden während der ganzen 45 Minuten anzusehen. Späße, dumme Sprüche und eine Angus Young Imitation taten ihr eigenes. Und die Fans wollten eindeutig mitfeiern. Man tanzte und gröhlte, und als sich der Frontman von der Box zum Crowdsurfen in die Menge fallen ließ, fing man ihn begeistert auf. Die Unterstützung dieses 12. Mannes musste nicht gefordert werden – sie war da! 6 Minuten Restspielzeit waren angezeigt und die Schweden gaben mit „The Truth“ noch mal richtig Gas. Das Publikum sprang synchron mit, während Tell zum DJ Pult kletterte. Unter dem Refrain von „Do what I say“, dem letzten Titel, den die Menge ohne Band sang, verließen CLAWFINGER die Bühne und erhielten dafür von Zak ein „Respect! See you at the bar!“
Um 23 Uhr trat dann die einzige „richtige“ Mannschaft auf: Die LENINGRAD COWBOYS aus Finnland, die (mit der Unterstützung von zwei Tänzerinnen) ein komplettes Fußball-Team inklusive Auswechselspieler stellen konnten. Wie förderlich auf dem realen Fußballplatz aber ihre überdimensionalen Haartollen, Breitbandkoteletten und Blues-Brothers-Sonnenbrillen wären, sei mal dahingestellt. Als Spielzüge wurden verwegene Streifzüge durch Polka, Punk und Rock ’n’ Roll-Klassiker dargeboten. Ein „Auswechselspieler“, der im Elvis bzw. BB John-Kostüm auf die Bühne kam, wurde vom Publikum mit einem frenetischen Applaus empfangen. Obwohl die Finnen eindeutig die meisten Fans angezogen hatten, war die Menge während der regulären Spielzeit recht ruhig. Die Köpfe wippten, aber die richtige Party-Stimmung kam erst beim letzten Lied „Those were the days“ auf. Zuvor hatte man sich (nicht nur) den CLAWFINGER-Anhängern mit einer Headbang-Version von „Ring of Fire“ gewidmet. Gewinnen sollten die Cowboys diesen Contest dann aber in der Abschluss-Wertung mit gemessenen 113,9 dba über ihren 12. Mann, der, als es drauf ankam, wie eine Bank hinter ihnen stand. Auch der schlecht abgemischte Ton des Sängers Mato Waltonen konnte daran nichts ändern. CLAWFINGER wurden mit 111,6 dba Zweite und das Schlusslicht der Tabelle bildeten wie von mir vorausgesagt WE mit 108,2 dba.
Die Jury, die aus Patrick Torma von Radio Due, Sven Linnert vom Heinz Magazin und Ekko Brüll vom Radio Subway bestand, sah bei den Schweden während des Turniers drei Tore für die Bühnenshow, die Ansagen und die besten Fans. Die LENINGRAD COWBOYS schossen ein Tor mit Ihrem Outfit und WE trafen als Beste „Jägermeister“, welchen sie übrigens während des Konzertes an die erste Reihe verteilt hatten. Ich bin gespannt, wer dieses Turnier gewinnt, in der Online-Wertung, die auf www.jaegermeister.de einsehbar/ beeinflussbar ist, liegen zurzeit WE vorne. Möge der Beste gewinnen!
P.S. Jägermeister ist der Erfinder der Trikotwerbung in der Fußball-Bundesliga. 1973 prangte erstmals der Jägermeister-Hirsch auf dem Trikot der Eintracht aus Braunschweig…
Setlist WE
Catch Electrique
Cosmic Biker Rock´n Roll
Lightyears ahead
4 Love 4 Life
Post in mill tens
Smuggler
Livin the lore
Carefree
Setlist CLAWFINGER
Goldfinger
Rosegrove
Nigger
Nothing going on
Hate yourself with style
Two Sides
Out to get me
Recipe for hate
Biggest and the best
Warfair
The Truth
Do what I say
Setlist LENINGRAD COWBOYS
Space Factor
Whiskey in the jar
Sweet Home Chicago
Tequila
Goldfinger
You´re my heart
Perfect day
Ring of Fire
Pennier from Heaven
Pretty Fly
Those were the days
Setlisten allesamt ohne Gewähr
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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