Ort: Bielefeld - Bunker Ulmenwall
Datum: 15.12.2006
Vorweihnachtszeit = LES SAUVIGNONS-Zeit. Zum dritten Mal nacheinander schon beehrten uns Henning Wehland, mittlerweile wohlbeleibter Vorsteher der H-BLOCKX, und sein kongenialer Songwriting Partner Jan Löchel im Bunker Ulmenwall. Da bieten sich Vergleiche zum Vorjahr natürlich an, wo es zu diesem Zeitpunkt bereits bitterkalt war. Und die Location bei unserem Eintreffen schweinevoll, so dass wir heuer schon eine Stunde vor dem Event aufschlugen. Da besaß man noch die freie Sitzplatzauswahl und so begangen wir nicht wieder den Fehler, uns im Rücken der Musiker zu positionieren, die nach vorne in den Gang spielen und durch die Zuschauer zu beiden Seiten flankiert werden würden (der Satz ist jetzt doch übermäßig kompliziert ausgefallen aber egal…). Eine Stunde später war der gemütliche Laden gut gefüllt und die erste flüssige Nahrungsaufnahme abgeschlossen, das bunte Treiben konnte also beginnen. In den vergangenen beiden Spielzeiten hatte der Selfmade Man POHLMANN die Münsteraner begleitet, der mittlerweile selbst zu höheren Weihen gekommen ist und bei der 1Live Krone als bester Newcomer nominiert worden war. In seinem Gästebuch hatte der liebe Henning einen obskuren Eintrag der Hessischen Formation COWBOY23 entdeckt, die er alsbald für präsentationswürdig erachtete und welche nun den Abend eröffneten. Bzw. 2 der 3 Herren, denn für Schlagzeuger Jochen blieb nur der Platz am Merch, wo er die Debüt CD „Frauenrock“ zu verticken suchte. Derweil platzierten sich Niki (Gitarre) und Sänger Norman auf ihren Barhockern und stimmten nach kurzer Begrüßung mit dem Titel „Leicht ist“ ein. Irgendwie musste ich beim jugendlichen Vokalakrobaten optisch wie stimmlich ein wenig an den (jungen) PURPLE SCHULZ denken, aber auch der bereits erwähnte POHLMANN war nicht weit, vor allem, als es in einer Textzeile um den allseits bekannten Sommer ging. Die beiden Herren zeigten sich engagiert und spielfreudig, allzu große Scheu vor dem unbekannten Terrain war jedenfalls nicht anzumerken, vielleicht auch weil sie ihr Rhythmusgerät Fred dabei hatten, welches bei einem Titel zum Einsatz kam. Songs wie „Perlentaucher“ oder „Bei dir“ bieten beschwingte Unterhaltung mit ausreichend Tiefgang, in Vollbesetzung dürften die Kompositionen ordentlich „knallen“. Jedenfalls löste das Duo seine Aufgabe um die 40 Minuten lang mit Bravour und wird vielleicht ja auch nächstes Jahr durchstarten. Entsprechende (Vor-)Verträge lagen jedenfalls schon jedermann zugänglich im Bunker herum 🙂
Nach einer kurzen Pause traten dann aber die beiden Haupt-Protagonisten an ihre Mikrophone. Jan Löchel links im schluffigen Street Style und der bebartete Herr Wehland eher in Richtung russischer Zuhälter tendierend, mit V-Ausschnitt und Kettchen (sorry, aber die Modesünde musste ich einfach ansprechen…). Es folgte ein musikalisches Potpourri aus umarrangierten H-BLOCKX-Stücken, Coverversionen und Spezialtracks, die man zum Teil natürlich schon aus den vergangenen Jahren kannte. Was ihren Unterhaltungswert aber keineswegs minderte! Henning zeigte sich in Plauderlaune, quasi das männliche Gegenstück zu KLEEs Suzie, und sein gitarrentechnisches Alter Ego parierte gekonnt jede sprachliche Finte. Teilweise brüllend komisch die Dialoge, ebenso wie Löchels LINDENBERG-Parodie, dem alternden Star war H.W. ja noch kürzlich bei der 1Live-Krone begegnet. Nicht vergessen sollte man natürlich „Dirty“ am Cajon (ein Percussioninstrument), welcher bei einigen Stücken das Rhythmusfundament legte und sich auch sonst rege an den Blödeleien beteiligte. „Learning to fly“, „What if“, „Say I will“ waren nur einige der Kompositionen, die im ersten Abschnitt zum Besten gegeben wurden. Das Publikum verharrte während der Bespielung relativ statisch, konnte dann aber applaustechnisch überzeugen. In den vordersten Reihen befanden sich dabei natürlich wieder allerhand Gäste und Familienmitglieder, wie man auch insgesamt die Anwesenden als eine Art Community oder noch besser Geheimloge bezeichnen kann, die jedes Jahr aufs neue zusammenkommt, um die Sagen um Jans Wolbecker Hazienda oder den neuesten BLOCKXer Tratsch zu vernehmen. Hört sich jedenfalls so an, als würde fleißig an einem neuen Werk der Hauptband gebastelt, das – welche Überraschung – nicht ans Debüt anknüpfen wird. Dafür aber wird man 2009 den Winterhit am Start haben. So viel ist schon mal sicher!
Gegen Ende des Sets warteten weitere Perlen auf das Auditorium. So das wunderbare „Leave me alone!“, das der wunderbaren W-Freundin gewidmete „Kiss me“ und das noch wunderbarere Medley, welches alsbald mit dem deutschen Titel „Blutrot“ seinen Lauf nahm. Man schwenkte beizeiten um zum „Little Girl“, um dann „Under the Bridge“ zu verweilen, ein Stück, welches die PEPPERS nur ganz knapp vor den Westfalen komponiert hatten. Der Klassiker „Risin’ High“, der mittlerweile ein wenig Crossover Staub angesetzt hat, erstrahlte in einer Bluegrass Variante in ganz neuem Licht und der Hauptteil wurde schließlich von THE VERVEs „The Drugs don’t work“ perfekt abgerundet.
Aber das sollte noch nicht alles gewesen sein. Schon betagter äh besagter UDO LINDENBERG wurde mit einer Coverversion von „Bis ans Ende der Welt“ geehrt, hierbei verweilte Henning am Piano, welches er auch im folgenden nicht verließ, als er von seiner ehemaligen IN-Disko in Münster berichtete, in der ein gewisser Jan bei einem Karaokeabend mal so mir nichts dir nichts das mit am schwersten zu intonierende Liedlein perfekt rüberbrachte. Das wollten wir natürlich sofort hören und so gab es erst eine und nach längeren Diskussionen/ Erinnerungslücken auch die zweite Strophe von TAKE THATs „Back for good“ auf die Ohren. Wirklich ganz wunderbar gesungen, auch die Kopfstimmenparts. Der allerletzte Programmpunkt an diesem Tag war dann noch ein Blues, zu dem sich (wohl nicht ganz überraschend) noch ein gewisser Henner an der Mundharmonika gesellte, der sicherlich schon einiges an Unbill in seinem Leben gesehen hat. Das ganze ähnelte einer ausufernden Jamsession, bei der nun auch endlich die anwesende ostwestfälische Musikerpolizei Emotionen zeigte. Kaum jemand hatte bemerkt, dass es mittlerweile Mitternacht geworden war, aber alle waren sich bewusst, wieder Teil etwas besonderen gewesen zu sein und so nutzte jeder die angebrochene Freitägliche Nacht auf seine Weise. Ausblick Dezember 2007: The Same Procedure please!
Setlist COWBOY23 (ohne Gewähr!)
Leicht ist
Bei dir
Orte und Augenblicke
Gelegenheit
Perlentaucher
So wie du bist
Auf den Sommer warten
Wenn Sie geht
Setlist LES SAUVIGNONS (ohne Gewähr!)
Euphoria (?)
All Season Love
Learning to fly
Say I will
Come along with you
What if
How long
Leaving
Every Day
Leave me alone!
Kiss me
Blutrot – Little Girl – Under the Bridge (RED HOT CHILI PEPPERS) – Risin’ High
The Drugs don’t work (THE VERVE)
Last to…
Bis ans Ende der Welt (UDO LINDENBERG)
Back for good (TAKE THAT)
Hey Jude (THE BEATLES) – “Henners Blues”
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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