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LETZTE INSTANZ – COPPELIUS

Ort: Bielefeld - Forum

Datum: 28.04.2006

Die LETZTE INSTANZ konnte mit ihrem aktuellen Werk „Ins Licht“ die bisher größten Verkaufserfolge ever einfahren, da waren wir natürlich gespannt, inwieweit sich das auf die zugehörige Tournee auswirken würde. Der Sängerwechsel von Robin zu Holly scheint der Band überhaupt nicht geschadet zu haben, ganz im Gegenteil. Nachdem die beiden „Hollies“ am Nachmittag noch einen Auftritt im Bielefelder Campus Radio bestritten hatten, waren sie nun also drauf und dran, ihr Live-Debüt im Herzen Ostwestfalens zu geben, im November 2003 waren sie das letzte Mal in der Gegend, damals noch im Herforder Kick. Um 20 30 hatte sich eine noch recht überschaubare Zahl von Fans aller schwarzen Schattierungen vor dem Forum versammelt, die bis zum Ende auf knapp 200 angewachsen sein dürfte. Vor der „ultimativen Gerichtsbarkeit“ gab es aber noch einen Support auf die Ohren, der unsere Aufmerksamkeit auf sich zog.

COPPELIUS, so der Name des Berliner Sextetts, war uns schon mal als Anheizer für SUBWAY TO SALLY untergekommen, doch für mich persönlich war es meine erste Begegnung mit der eigenwilligen Musikerschar. 2 mal Klarinette, 1 mal Cello, 1 mal Kontrabass, 1 mal Drums und… tja… einmal Conferencier, so war die Rollenverteilung auf der Bühne. Die Herren waren allesamt in feinem Zwirn angereist, „gräuslich“ geschminkt und voller kleiner putziger Details. Eine Art Tim Burton meets APOCALYPTICA bot sich vor uns dar, mit einem japanischen Drummer (Nobusama), der vor lauter Lachen den Mund gar nicht mehr zukriegte. Los ging es auch sofort mit heftigsten Klängen, die mir irgendwie vertraut vorkamen. Richtig, das war doch „Transilvania“ von IRON MAIDEN. Na so konnte es weitergehen! Es wurde geheadbangt und gepost, was die Geigenbogen hergaben, und das Publikum konnte gar nicht anders, also sogleich steil zu gehen. So sollte es dann auch bei den Eigenkompositionen weitergehen, mit Namen wie „To my creator“ oder X. Bastille, der Ansager mit der feinen Schnauze, sorgte für launige Übergänge, zitierte beispielsweise E.T.A. Hoffmann und trug auch zum Gesang bei, den ansonsten eher die beiden Bläser bestritten. Beizeiten kamen die Stimmen ein wenig leise aus dem Äther, dafür entschädigte aber die brettharte Musik, die mehr als einmal „normalem“ Metal Konkurrenz machen konnte. Die Klarinetten übernahmen dabei die Gitarrensoli, was allerliebst anzuschauen war. Selten habe ich ein (einheimisches) Publikum den Support so abfeiern gesehen, es wurde gar eine Zugabe gefordert, die dann auch präsentiert wurde. Im nachhinein trieben sich die Musiker am Merchstand herum, wo sie ihre bisherigen 3 Singles einzeln oder am Stück verkauften. Ein richtiges Label haben sie nicht im Rücken, NOCH nicht, denn das kann bei solch mitreißender Mucke nicht lange auf sich warten lassen.

Selbstbewusst der, der sich so jemanden mit ins Boot holt, doch die LETZTE INSTANZ musste nicht bange sein, gelten sie doch von jeher als richtige Rampensäue. Die relativ kleine Forumsbühne wurde optimal genutzt, so dass auch 7 Musiker sich darauf austoben konnten. Neben dem glatzköpfigen neuen Fronter war mit Micha am Bass noch ein zweiter Neuzugang zu vermelden, der sauber zupfte, sich ansonsten aber eher im Hintergrund aufhielt. Dazu kamen dann natürlich die beiden barfüssigen Streicher, Benny Cellini auf seinem Thron links, sowie M. Stolz an der (ersten) Violine und der altbekannte Rest der Rasselbande. Der „neue“ Holly machte gleich deutlich, dass er richtig in die Rolle des ersten Mannes hineingewachsen ist. Selbstbewusste Ansagen und ein annähernd perfekter, vielschichtiger Gesang begeisterten von Beginn an. Klingt er bei neuen Sachen teilweise wie Eric Fish, beherrscht er ebenso das Timbre, welches für ältere Kompositionen notwendig ist. Verständlicherweise rückte „Ins Licht“ in den Mittelpunkt der Setlist: „Tanz“, „Nimm mich“, „Krieg der Herzen“ oder „Ohne Dich“ waren dem Publikum schon gut bekannt, insbesondere auch die Härte der Stücke konnte beeindrucken. Dennoch durften die alten Klassiker nicht fehlen, wie das „Schönste Lied“, das nachdenkliche „Kopfkino“ oder „Singt Halleluja“. Schon bald waren 3 der Herren oben ohne, Holly trug am Bauch sein Tattoo als Sternzeichen zur Schau, ein Widder wie ich, da kann ja nichts daneben gehen. Holly D. ergänzte den Gesang sehr oft, meist um eher aggressive Parts. Mit „Das Stimmlein“ (natürlich ohne Gäste) und dem wunderbaren „Mein Todestag“ endete ein bereits sehr ausgedehnter Hauptteil, doch die LETZTE INSTANZ hatte noch einiges vor. So intonierte man in der Verlängerung zunächst „Kalter Glanz“, bevor den Sängern das erste Bier und eine damit einhergehende Pause „erlaubt“ wurde. Die Zeit nutzten Bass, Drums und die Streichzarten mit einer instrumentalen Teufelsorgie. Als man danach wieder vollzählig versammelt war, wurde es für einen kurzen Moment intim, den man präsentierte nun das CAMOUFLAGE-Cover „Love is a shield“ in einer Akustik-Version vor komplett SITZENDEM Publikum! Ein wunderbarer Anblick und ein weiterer Höhepunkt des Abends. Dieser wurde dann schlussendlich mit dem lautstark geforderten „Rapunzel“ und der 2ten Zugabe „Sandmann“ stimmungsvoll beendet, nach knapp 2 Stunden Spielzeit, da sollten sich andere mal ein Beispiel dran nehmen. In Verbindung mit dem außergewöhnlichen ersten Act eine Veranstaltung der Sonderklasse, die niemanden unberührt gelassen haben dürfte!

Setlist LETZTE INSTANZ
Intro
Unerreicht
Sonne
Ohne Dich
Das schönste Lied
Jeden Morgen
Singt Halleluja
Kopfkino
Nimm mich
Krieg der Herzen
Tanz
Bittere Nacht
Traumschwere
Medusa
Agonie
Das Gewissen
Für immer und ewig
Das Stimmlein
Mein Todestag

Kalter Glanz
Sprachlos
Love is a shield – akustisch
Rapunzel

Sandmann

Copyright Fotos: Jörg Rambow

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