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LETZTE INSTANZ – JESUS ON EXTASY

Ort: Bielefeld - Forum

Datum: 02.04.2007

Innerhalb nicht mal eines Jahres kehrte die LETZTE INSTANZ nun schon zum dritten Mal ins beschauliche Bielefeld ein, die Herren haben offensichtlich einen Narren an Ostwestfalen gefressen. Nach dem Support Gig für die SCHANDMÄULer im Ringlokschuppen war man nun wieder selbst als Headliner unterwegs, um das brandneue Werk „Wir sind Gold“ zu promoten. Doch vorher stand noch ein interessanter Opener in den Startlöchern: Die Deutschen JESUS ON EXTASY waren allenthalben als neue Hoffnung im Electro Rock Sektor propagiert worden und auf der Debütkonserve „Holy Beauty“ klingt man wirklich nicht schlecht. Ergo warteten schon einige Augenpaare vor dem Bühnenrand neugierig darauf, wie sich die Truppe denn wohl live schlagen würde.

Neben der Stammformation Dorian (Gesang und Optik), Chai (Gitarre und Strähnchen), Alicia (aka Andrea, Gitarre und Optik) sowie Ophelia an den Keys etwas im Hintergrund agierte ganz rechts vorne noch ein Live Drummer. Und der Herr sorgte auch gleich für einen großen Anteil des Live Sounds, denn ansonsten kam hier einiges aus der Konserve. Ausgenommen die Vocals natürlich, die der androgyn wirkende Dorian in die Menge hauchte und schrie. Beeindruckend seine Bauchmuskeln, dennoch wollten ihn einige anwesende Ladys am liebsten gleich füttern. Frau Vayne, vormals in der Bühnenbesetzung von Peter Tägtgrens PAIN aktiv, schien ein kleines Frisurenproblem zu haben und schaute ansonsten etwas verstrahlt aus der Wäsche – hübsch ist die Dame aber, ob sich darum auch Prominenz in Form von DJ Günther angesagt hatte? Musikalisch verließ man sich natürlich auf den Erstling, den man in 40 Minuten auch fast komplett präsentierte, inkl. des (Zitat Dorian!) „Smash Hits“ „Assassinate me“ und den beiden gelungenen Cover Versionen „Second Skin“/ „Nowhere Girl“ (im Original von THE CHAMAELEONS bzw. B-MOVIE). Das restliche Material wie etwa der Titeltrack fällt da ein wenig ab, da man sich aber im Laufe des Sets immer sicherer zeigte, waren die Zuschauerreaktionen doch recht annehmbar, als schlussendlich mit „Neochrome“ ein aggressiver Schlusspunkt unter das Geschehen gesetzt wurde. Performancetechnisch ist da sicher noch Luft nach oben, wenn man ein Konzert nicht nur als Schaulaufen versteht, die kompositorische Basis ist ja vorhanden.

Nachdem die drogenerfahrenen Jesuiten die Bühne geräumt hatten und der großdimensionierte Stuhl (um nicht zu sagen: Thron), auf dem Benni Cellini Platz nehmen sollte, positioniert war, betraten Benni (Cello) und M. Stolz (Violine) kurz nach 22.00 Uhr die Stage und legten mit einen Streicher-Intro los, während die übrigen fünf Bandmitglieder ebenfalls hinzustießen. Dann konnte es mit „Du & ich“ von der brandneuen „Wir sind Gold“ rockig losgehen. Es folgte umgehend „Unerreicht“ der letztjährigen VÖ „Ins Licht“, was mit heftigem Klatschen und einer abschließenden a capella-Einlage des Publikums quittiert wurde. „Sonne“ entpuppte sich als erstes Highlight des Abends, das die Betriebstemperatur im Forum ordentlich nach oben schraubte und besonders M. Stolz an seiner Fiedel forderte. Aber auch die neuen Stücke waren ganz offensichtlich schon einigen Anwesenden zu Gehör gekommen und geläufig und so fanden auch Songs wie „Und das Meer“, Sturmvogel“ oder „Der ewige Kreis“ ein wohlwollendes Auditorium. Holly ließ es sich nicht nehmen, die Leineweberstadt über den grün Klee zu loben, muss ja auch was dran sein, wenn die Jungs schon zum dritten Mal innerhalb von fast auf den Tag genau zwölf Monaten hier aufschlagen. Vom schönsten Wetter und den schönsten Mädchen in Bielefeld war es dann natürlich auch nur noch ein kurzer Weg zum „Schönsten Lied der Welt“, für das Holly D. sogar seine Gitarre aus der Hand legte. Die Ostwestfalen hatten bisher bewiesen, dass sie singen und klatschen können, jetzt wollte Holly D. testen, ob es auch mit dem Springen klappen könnte, was zu „Tanz“ auch fast geschlossen unter Beweis gestellt wurde. Temporeich ging es mit „Maskenball“ und dem recht harten „Worte brennen gut“ weiter, bei dem der wie immer barfüßige Benni Cellini auch kurz sein Gesangstalent zum Besten gab. „Kopfkino“ vom sechs Jahre alten „Kalter Glanz“ präsentierte sich deutlich ruhiger und mit einem Sprechgesang, der ein wenig an THOMAS D. erinnerte. Dazu passte das stimmungsvolle Licht (die LETZTE INSTANZ hatte eigene Beleuchtungselemente mit im Gepäck, die stets für eine optimale Lichtshow sorgten) perfekt, so dass auch hier und da Feuerzeuge gezückt wurden. Ähnlich getragen setzte „Frei“ die Setlist fort, bevor dank des rhythmusbetonten „Morgenrot“ wieder mehr Drive in die Angelegenheit kam. Zu „Wir sind allein“ bot sich dann die Gelegenheit, die Hand des Nachbarn zu ergreifen. So lautete zumindest die Aufforderung der Dresdner, der auch zahlreich und lauthals singend gefolgt wurde. Betont getragen startete „Monument der Stille“, um dann richtig loszulegen. Die richtige Vorlage für „Das Stimmlein“! Anfangs ohne Bandbegleitung von den Anwesenden intoniert gab auch die LETZTE INSTANZ bei diesem grandiosen Stück alles. Beim folgenden „Ohne Dich“ näherte sich die Stimmung entsprechend auch dem Siedepunkt, der spätestens bei „Rapunzel“ erreicht war. Garniert wurde der Titel, der 1999 auf dem zweiten Longplayer des Septetts erschienen ist, von einem besonderen Cover-Song, der quasi integriert wurde und bei dem die Gäste vermittels großer Schilder an den Text herangeführt wurden. Allerdings wird der den meisten auch ohne Hilfestellung bekannt gewesen sein. „I Was Made For Lovin’ You” von KISS gehört einfach zu den Standards und zumindest die „Du Du Du”-Phase beherrscht jeder!

Damit endete dann nach 90 Minuten auch schon der reguläre Teil der Darbietung und die Herrschaften verließen den Saal, jedoch nur, um schon nach kurzer Zeit wieder zurückzukehren. Instrumental und sehr tanzbar erklang „Sprachlos“, welches das Forum nochmals in einen Hexenkessel verwandelte. Zwischenzeitlich waren nur noch Bassist Micha und Drummer Specki am Werke, was aber nicht von Schaden war. Es folgte die obligatorische Vorstellung der Protagonisten und mit „Jeden Morgen“ noch ein weiteres Gänsehaut-Lied, bevor mit „Ganz oder gar nicht“ und „Kalter Glanz“ erneut in die Vollen gegangen wurde. Nach einem erneuten kurzen Abgang feierten die Bielefelder „Mein Todestag“ mit frenetischem Klatschen, dann hieß es mit „Sandmann“ endgültig Abschied nehmen. Dazu fanden auch noch einige Wunderkerzen zu ihrer Bestimmung und da inzwischen bereits die mitternächtliche Stunde angebrochen war, war der Sandmann tatsächlich zumindest für mich nicht mehr fern.

Liebe LETZTE INSTANZ, wenn es Euch demnächst wieder einmal nach Ostwestfalen zieht, kommt gern vorbei! Ihr seid immer gern gesehen und hier spreche ich sicher auch für die etwa 150 Zuschauer, die sich ob der bunten Mischung aus neuen und alten Sachen sehr zufrieden von der Darbietung der ostdeutschen Mittelalter-Rocker zeigten.

Setlist LETZTE INSTANZ
Du & ich
Unerreicht
Sonne
Und das Meer
Sturmvogel
Der ewige Kreis
Das schönste Lied der Welt
Tanz
Maskenball
Worte brennen gut
Kopfkino
Frei
Morgenrot
Wir sind allein
Monument der Stille
Das Stimmlein
Ohne Dich
Rapunzel (Dein Kuss)

Sprachlos
Jeden Morgen
Ganz oder gar nicht
Kalter Glanz

Mein Todestag

Sandmann

Copyright Fotos: Karsten Thurau

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