Ort: Berlin - Postbahnhof
Datum: 06.04.2007
Feiertage sind doch herrlich, besonders wenn man nach einem Tag voller Entspannung ohne Stress nach Berlin düsen kann, um ein Konzert der LETZTEN INSTANZ zu besuchen. Ohne Probleme fanden wir den Postbahnhof, der direkt am Ostbahnhof liegt und glücklicherweise hatte ich auch noch rechtzeitig gelesen, dass die Supportband KILOHERZ bereits um 19.15 Uhr anfangen sollte zu spielen. Die Leipziger wollte ich auf keinen Fall verpassen, denn bereits im letzten Jahr waren sie als Support-Act der LETZTEN INSTANZ unterwegs und beide Auftritte blieben mir positiv im Gedächtnis.
Mit ein wenig Verspätung betrat das Trio KILOHERZ die Bühne und rockte auch direkt los. Ein Merkmal ihrer Musik sind auf jeden Fall die intelligenten, deutschen Texte und der rockige bis punkige Sound, der vor Spaß und Freude an der Musik sprüht. Wohlwollend nahm das Berliner Publikum die Songs auf, wippte im Takt und applaudierte. Natürlich gab es auch wieder lustige Kommentare und Spielchen von Sänger Alex für das Publikum, wie zum Beispiel den Headbanger-Contest, bei dem der Schlagzeuger als Hauptgewinn ausgesetzt wurde. Erwähnt wurde auch das brandaktuelle Album „Alle Antworten gleich“, aus dem schon einige Songs live präsentiert wurden. Darunter auch der gleichnamige Titelsong, ein ruhiges, chilliges Stück, welches mit verzerrter Stimme intoniert wurde. Mit viel Leidenschaft und Energie folgten Songs wie „Kann sein“ und „Halt mich“, die direkt in die Beine gingen und sehr gut beim Publikum ankamen. Den Höhepunkt des Auftritts von Sänger Alex, Bassist Mathias und Drummer Beatmaster M. bildete das Trommelsolo aller Bandmitglieder. Mit vollem Körpereinsatz und genialen Rhythmen entfachten sie wahre Begeisterungsstürme unter den Anwesenden, die das Ganze mit einem mächtigen Applaus belohnten. Der Funke war jetzt endgültig übergesprungen und wahrscheinlich hätten noch einige Songs folgen können, doch die Zeit drängte und zum Schluss sprang Sänger Alex mutig ins Publikum. Den Anheizer-Job haben KILOHERZ wieder sehr gut hingekriegt und von Auftritt zu Auftritt gewinnen sie an Souveränität und Selbstsicherheit dazu, so dass man wirklich alle Daumen drücken muss, damit bald ein Plattenvertrag für das sympathische Trio abfällt!
Eine kurze Umbaupause folgte und ungewöhnlich früh, um circa 20.30 Uhr ertönte das Intro, zu dem nach und nach alle sieben Mitglieder der LETZTEN INSTANZ auf die Bühne kamen. Den Anfang machten Benni Cellini am Cello und M. Stolz an der Violine, beide barfuss. Letzterer überraschte außerdem mit extrem kurzen 3 Millimeter Haarschnitt. Oli an der Gitarre und Michael Ende am Bass, gefolgt von Specki T.D. am Schlagzeug kamen kurze Zeit später zum Vorschein, dicht gefolgt von Holly D. an der Gitarre und Sänger Holly im schicken schwarzen Outfit. Sofort erkannte das Publikum die ersten rockigen Klänge von „Du und ich“. Obwohl das Album gerade erst ein paar Tage auf dem Markt war, konnte man schon einige Stimmen aus dem Publikum vernehmen, die den Text mitsangen. Schöne Gitarrenriffs und ordentlich Bewegung auf der Bühne animierten zum Mitmachen und bildeten einen genialen Start des Auftritts. Es blieb tanzbar mit „Unerreicht“ und „Sonne“ vom letzten Album „Ins Licht“. Immer wieder fasziniert bin ich von der Beweglichkeit des Herrn Stolz, der trotz des sensiblen Instruments aufs Heftigste tanzen kann. Aber auch Holly betörte die Damenwelt mit Charme, gigantischer Stimme und irrem Hüftschwung. Die fantastische Lichtshow hüllte die Bühne abwechselnd in farbiges Licht, was die besondere Atmosphäre noch unterstrich. Trotz des achten Tourtages wirkte die Band frisch und voller Tatendrang. Einer meiner Favoriten vom neuen Album ist „Und das Meer“, welches auch live punkten konnte mit seinem ruhigem Beginn und harten, schnellen und rockigen Passagen plus dem eingängigen Refrain. Cello und Violine sind live dazu noch ein zusätzlicher Ohrenschmaus. Wieder etwas ruhiger folgten „Sturmvogel“ und „Der ewige Kreis“, bei denen man etwas verschnaufen und konzentriert Hollys unnachahmlicher Stimme lauschen konnte. Mit dem Ausruhen war es danach erst mal vorbei, denn die INSTANZ-Hymne „Das schönste Lied der Welt“ erklang, nicht ohne vorher die bekannten Sprüche über die schönste Stadt, die schönsten Mädchen etc. abzulassen, die immer wieder begeistert vom Publikum aufgenommen werden. Die bekannten brachialen, mittelalterlichen Klänge stießen auf großen Anklang bei den Berlinern, die richtig ausrasteten und lauthals mitsangen. Weitermachen hieß es dann auch bei „Tanz“ und nicht minder viel Spaß hatten wir bei „Maskenball“ vom neuen Album, was sich sehr gut in den Reigen der Abgeh-Songs einreihen konnte. Nachdenklicher und stiller wurde es bei „Kopfkino“, welches durch Hollys Ausdruckskraft fesselte und begeisterte. Bis zum Morgenrot wollte die Band mit den Berlinern feiern, was einen schönen Übergang zum nächsten Titel „Morgenrot“ bildete. Daraufhin folgte ein Song, den man sich aus dem Live-Repertoire nicht mehr wegdenken kann, obwohl er noch ziemlich neu ist. „Wir sind allein“ wurde schon im letzten Jahr live präsentiert und den Refrain muss man einfach lieben. Wir wurden aufgefordert die Arme zu heben und die Hände der nebenstehenden Personen zu ergreifen. Volle sechs Minuten brachten wir die Arme schwingend und „Naaaaanaaaaanaaananaaa“ singend zu. Etwas fürs Herz gab es im Anschluss mit der wunderschönen Ballade „Monument der Stille“. Drei Songs voller Power und Tanzbarkeit, „Das Stimmlein“, „Ohne Dich“ und „Rapunzel“ bildeten den Abschluss des Hauptblocks. Wobei „Rapunzel“ wieder mit einigen Überraschungen aufwartete. Jedoch erkannten die Besucher schon bei den ersten Klängen den Hit und hüpften einheitlich und von der Band dazu angestachelt. Mitten im Song wechselte die Melodie zum KISS-Klassikers „I Was Made For lovin’ You“ und M. Stolz und ein Crewmitglied schleppten mehrere große Tafeln herein, auf denen der Text des Songs gedruckt war. Die erste Tafel enthielt „Duduuuuuuuudu duuuuuuu duuuuuuuuu duuuuuuuuuuu…“, was zu lautem Gelächter und Gesinge im Publikum führte. Sexy mit der Hüfte schwingend und mit nacktem Oberkörper hielt er weiterhin den Text des Songs in die Höhe und wir gaben singend und hüpfend alles. Die Band freute sich und alberte ausgelassen herum bis sie nach Ende des Songs auch schon die Bühne verließ.
Die Zugabe-Rufe ließen nicht lange auf sich warten und wie schon einige Male erlebt, kamen zuerst M. Stolz und Benni zurück auf die Bühne, um das Instrumental-Stück „Sprachlos“ anzuspielen. Bis auf Sänger Holly waren alle anderen Musiker auf die Bühne zurückgekehrt und jeder bekam einen Solo-Part und stand im hellen Scheinwerferlicht, was besonders Specki richtig gut stand, der grinsend und mit rotem Haar trommelte was das Zeug hielt. Nachdem Holly einige Minuten Pause hatte, kam auch er wieder zurück auf die Bühne für Songs, wie „Jeden Morgen“, „Ganz oder gar nicht“ und „Kalter Glanz“. Das beliebte „Mein Todestag“ beendete dann auch schon wieder den ersten Zugabenblock. Während des Songs wurde jedes Wort mitgesungen und schweißtreibend getanzt. Doch die Berliner wollten mehr und sie bekamen mehr. Mit den Worten „Ihr macht uns fertig!“ standen alle sieben kurze Zeit später wieder bereit und stimmten „Für Immer“ an, was live auch genial abging. Den letzten Song des Abends widmete Holly in erster Linie seiner Tochter und auch dem Publikum. Andächtig lauschten wir dem „Sandmann“ und entließen die LETZTE INSTANZ jubelnd in ihren wohlverdienten Feierabend.
Was für eine geniale Live-Combo die LETZTE INSTANZ ist, wird bei jedem Konzert mehr bewiesen. Die Band tritt als Einheit auf, als ob es sie in dieser Form schon immer gegeben hat und die neuen Songs entpuppen sich als echte Knaller und stehen den alten in nichts nach!
Setlist LETZTE INSTANZ
Intro
Du und ich
Unerreicht
Sonne
Und das Meer
Sturmvogel
Der ewige Kreis
Das schönste Lied der Welt
Tanz
Maskenball
Worte brennen gut
Kopfkino
Frei
Morgenrot
Wir sind allein
Monument der Stille
Das Stimmlein
Ohne Dich
Rapunzel (Dein Kuss)
Sprachlos 2007
Jeden Morgen
Ganz oder gar nicht
Kalter Glanz
Mein Todestag
Für immer
Sandmann
Copyright Fotos: Cath Niemann
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