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LETZTE INSTANZ – SEDATIVA

Ort: Herford - Kick

Datum: 15.11.2003

Der 15.11.2003 sollte gleich aus zweierlei Gründen ein besonderes Datum für das Herforder Kick werden. Zum einen feierte man seinen 11. Geburtstag (und nähert sich damit der gefährlichen pubertären Phase) und zum anderen hatte sich die LETZTE INSTANZ angesagt, um das Publikum mit ihrer wilden Mischung zu unterhalten. Das aktuelle Album „Götter auf Abruf“ fällt ja ein wenig variabler aber auf keinen Fall schlechter als die vorangegangenen Releases aus. Ich war auch gespannt, wie viele Leute die Ostdeutschen ziehen würden, bei dem Konzert-Overkill der letzten Wochen. Ergebnis: So um die 200 Nasen, was den Laden einigermaßen voll werden ließ.

Doch zunächst betrat die Vorband die Bühne, die in Herford SEDATIVA heißen sollte, bei einigen anderen Gigs war es die mysteriöse RYA. SEDATIVA aus Dresden waren mir bislang von ihrer Debüt-CD „Forgotten Fun“ bekannt, die 2001 auf Moonstorm erschienen war, eine ordentliche Mischung aus OOMPH, CLAWFINGER und modernem Rock. Bei einem Blick auf ihre Homepage stellte ich fest, dass man zwar seitdem einige neue Lieder komponiert aber keine „richtige“ neue Scheibe herausgebracht hat, lediglich ein 4 Track Demo. Auch im Bandgefüge hat sich einiges geändert. Der alte Sänger EdMyer und Keyboarder Larry haben sich verabschiedet, dafür gibt es einen neuen Schreihals namens André, so dass man mithin als Quartett in klassischer Besetzung auftritt. Alle elektronischen Elemente kamen vom Band und das leider am Anfang etwas laut, da kaum Zeit für einen Soundcheck vorhanden war. Neben dem riesigen Drumkit der LETZTEN INSTANZ war rechts noch ein kleines für Drummer Stephan aufgebaut, daneben hingegen noch 2 SEDATIVA-Banner dekorativ von der Decke. Die Bandmember waren fast alle komplett in weiß gewandet außer dem schwarzen Netzhemd von Gitarrist Frances. Leider passierte das Erwartete: So gut wie niemand kannte die Band, die ohne aktuelles Album natürlich auch ein wenig unterpräsent war. Zudem passte die geradlinige und bisweilen aggressive Rock/ Metal-Mischung auch nicht ganz zum verspielten Headliner, zumindest für die vielen anwesenden Gruftis sicher nicht der richtige Stoff. So lauschten dann gut 50 Nasen den fast nu metallischen Gitarrenschüben mit dem leicht kehligen, melodischen Gesang. Man spielte alle 4 Tracks des neuen Demos („Denied“, „Without you“, „Only when…“ sowie “Slip into Anger”) und ein paar der alten Songs von “Forgotten Fun”, wie etwa den starken Opener „Flatliners“. Trotz der Interaktion mit dem Publikum und den sauberen technischen Fähigkeiten sprang der Funke nicht richtig rüber, alles andere wäre an diesem Abend aber auch eine Sensation gewesen. So verließ man wenigstens die Stage, ohne sich eine Blöße gegeben zu haben und vielleicht hat man sich auch ein paar Leuten ins Gedächtnis gebrannt. André erwies sich jedenfalls später als sehr netter Typ, der uns gleich das neue Demo für eine Rezi zur Verfügung stellte.

Nun aber sollten immerhin 8 Leute für gute Laune sorgen, die Bühne wollte also gut aufgeteilt werden. Die überwiegend schwarze Schar (plus ein paar Metaller) sammelte sich andächtig, um ihren Lieblingen zu huldigen, dazu lief nette Hintergrundbeschallung von THE GATHERING. Auffällig waren sofort die Projektoren, das beleuchtete Bandlogo im Hintergrund und der überdimensionale Stuhl für den Cellisten Benni Cellini, der sowieso in die Kategorie „besonders begabt und kauzig“ fällt. Dann war es soweit: 2 Sänger, 2 Gitarristen, 1 Cellist, 1 Violinist, 1 Bassist und natürlich Drummer „Specki“ enterten den musikalischen Laufstahl, der ausnahmsweise sogar durch einen kleinen Steg ins Publikum erweitert war. Robin erwies sich als der erwartet coole Entertainer mit ausgezeichneter Live-Stimme, der die Anwesenden im nu im Griff hatte. Dazu trugen auch die ersten drei Stücke bei, in genau derselben Reihenfolge wie auf dem neuen Album „Götter auf Abruf“. Vor allem das zentrale „Salve Te“ wurde bereits begeistert aufgenommen. Danach ging es weiter in einer Art Best of, wobei der Schwerpunkt schon auf den letzten beiden Veröffentlichungen lag. Von „Kalter Glanz“ spielte man beispielsweise „Kopfkino“, das Titelstück oder auch „Das schönste Lied“, von der aktuellen Scheibe natürlich auch meinen Lieblingstrack „Jeden Morgen“, richtig schön melancholisch. Robin hatte dabei immer wieder nette Ansagen am Start wie beispielsweise die Widmung für die Kick-Thekenkräfte, die man noch vom letzten Gig vor drei Jahren in bester Erinnerung hatte (ich kann dieses Lob übrigens nur bestätigen!). Holly D. unterstütze Robin mit aggressivem Geshoute und hin und wieder sogar Gerappe, wenn er sich nicht an seiner Akustikklampfe versuchte.

Neben der musikalischen Darbietung gab es auch einiges auf die Augen: Zunächst ganz einfach durch die immer spärlicher werdende Bekleidung der Musiker, dann durch eine kleine Feuerspuckeinlage und schließlich versuchte sich Robin auch noch als Magier. Er jonglierte mit einem magischen Ball bzw. Tuch und ließ dann Holly D. sogar zur schwebenden Jungfrau werden, bevor er ihn ganz von der Bühne zauberte. O.K. das Ganze war nicht so ernst gemeint, aber immerhin mal was anderes im harten Metal-Geschäft. Denn als Metal kann man einige Stücke schon bezeichnen, wenn es mit heftigen Riffs zur Sache geht. Andernorts wird es dann auch schon mal folkloristischer, besonders beim schon etwas älteren „Rapunzel“ von „Das Spiel…“. Hier erinnert man in Sound und Gestus stark an SUBWAY TO SALLY. Der Mann an der Violine – Herr Stolz – begeisterte sogar mit netten Innenansichten, denn als sein Röckchen durch die Windmaschine nach oben wehte, wurde sein blau-weißes Mieder für alle offenbar, sponsored by Schiesser! Das letzte Stück des regulären Sets bildete „Mein Todestag“, DIE Hymne der Band und von vielen frenetisch mitgesungen.

Danach war die Show natürlich noch nicht am Ende, immerhin 4 Zugaben wurden dem Volk kredenzt: „Ganz oder gar nicht“, das instrumentale „Sprachlos“ und dann ein Medley „6 in 1“ getauft, wo man es Stück für Stück immer härter werden ließ. Robin kam dann noch einmal zurück auf die Bühne, es gab noch ein Feuerkunststückchen und pünktlich um 22 Uhr war dann Schluss mit lustig, aber 90 Minuten Musik zum Abfeiern waren auch fair genug (plus witziger Videoabspann!). Mehr durften die 8 nicht zum besten geben wegen der Geburtstagsparty. Andernorts waren es ein wenig mehr Lieder (z.B. „Der Henker“ oder „Position im Kosmos“) in etwas anderer Reihenfolge, so wurde etwa „Mein Todestag“ in die Zugabe integriert. Aber egal, die letzten Instanzen waren auch so sehr überzeugend: Ein frischer und innovativer Sound ergänzt mit Spielfreude und interessanter Optik ergab einen Konzertabend voller Genuss und auch die Frauenaugen dürften nicht zu kurz gekommen sein…

Setlist LETZTE INSTANZ
Initium
Salve Te
Bittere Nacht
Das schönste Lied
Jeden Morgen
Singt Halleluja
Himmelfahrt
Opus No.1
Oh Fortuna
Showtime
Kopfkino
Mondfahrt
Für immer
Am Fluss
Kalter Glanz
Rapunzel
Mein Todestag

Intro
Ganz oder gar nicht
Sprachlos
6 in 1

Copyright Fotos: Karsten Thurau

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