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LIQUID LAUGHTER LOUNGE QUARTET

Ort: Emmendingen - Schloßkeller

Datum: 23.09.2005

In der Regel spielen Bands auf der Bühne und Sänger sind zum Singen da. Soweit die Theorie, aber Regeln wollen ja gebrochen werden – dafür wurden sie aufgestellt. Ein schönes Beispiel hierfür ist die Freiburger Formation LIQUID LAUGHTER LOUNGE QUARTET, welche mit ihrem Auftritt im Schloßkeller ihre geplante dreitägige Minitour durch Südbaden eröffneten.

Obwohl erwähnter Kulturverein bahnhofsnah gelegen und auch für Unwissende leicht zu finden ist, verwunderte es doch, dass er nicht zahlreicher besucht wurde, als die Band um ca. 21:30 Uhr ihr anderthalb-stündiges Set mit dem viel versprechenden Intro „Engelberg“ begann. Sänger Jens Teichmann lenkte daraufhin die allgemeine Stimmung in eher ironisch-nachdenkliche Bahnen, indem er salopp bemerkte, die Band habe – genau wie die zahlenmäßig überschaubaren Zuhörer – heute Abend offensichtlich nichts Besseres zu tun. Das Eis war gebrochen, bzw. schmolz dahin: Kontrabassist Markus Heinzel, Schlagzeuger Egbert Landes und Gitarrist Gregor Jehle trugen mit Erfolg auch ihren Teil dazu bei. Anschließend wurde „Bad way“ vom 2004 erschienenen Album „May you always live with laughter“ gespielt und spätestens jetzt wurde mir klar, dass ich von diesem Konzertabend noch lange zehren werde.

Im Kellergewölbe machte sich eine mehr als entspannte Atmosphäre breit, und der charismatische Sänger ließ Kollegen wie Statisten für seine Geschichten wirken, welche er nicht nur mit Worten seiner bemerkenswerten Stimme erzählte: lethargisches Händeklatschen, Hacken-zusammenschlagen und auch jede andere subtile, aber sehr zufällig erscheinende Bewegung akzentuierten die eingängigen Rhythmen und illustrierten die Songs. Allerdings stand Teichmann nicht unbedingt im Vordergrund – öfter war er außerhalb des Scheinwerferlichts der Bühne, eher vor ihr anzutreffen. Im diffusen Halbdunkel war er als müder Storyteller an einem einsamen Tisch zusammengesunken oder drapierte sich gleich mit Mikroständer (der aber oft auch nur zu einem überflüssigen, technischen Gimmick degradiert wurde) und Gitarre inmitten der besetzten Tische, um dort weiterzuspielen. Fast paradox erschien aufgrund des mangelnden Lichts im Zuschauerraum seine durchaus physische Nähe, wenn er die gebannten Zuhörer einzeln mit seiner Melodica anspielte – was dem Ganzen ein surreales, zur Musik passendes Flair verlieh. Soundexperimente des Kontrabassisten, der seinen Bogen in einem nach Lehrbuch falschem Winkel über seine Saiten schob, aber dafür seinem Instrument Wahnsinnsklänge entlockte, oder aber Teichmann, wenn er apathisch auf seinem Synthesizer ein paar Tasten drückte und in ein Megaphon krächzte, waren die i-Tüpfelchen des Ohrenschmauses.

Um den zweiten Teil des Einleitungsgedankens zu erläutern, stelle ich die rhetorische Frage, was die meisten Sänger während eines Instrumentals tun. Trinken, aus dem Blickfeld verschwinden, unpassende Grimassen ziehen. Nicht so hier: das beinahe schon katatonische Festklammern Teichmanns an seinem Mikroständer während meines momentanen LLLQ-Favoriten „Smoke Signals“, dem Opener vom schlicht mit „Liquid Laughter Lounge Quartet“ betitelten Album aus dem Jahre 2001, gehörte einfach dazu. Sonst hätte etwas gefehlt. Negativ zu erwähnen bleibt eigentlich nur das leise Rauschen des Mikros (sonst hat mir der Sound sehr gut gefallen), sowie die Type(n) an der Bar hinter mir, die sich nicht leise unterhalten hatten – denn: diese Musik ist als Hintergrundberieselung in einem Club einfach viel zu schade.

Fazit: Es wurde von den Gästen zu wenig geraucht, um eine zu 100% angemessene, verruchte Atmosphäre für die Musik zu schaffen. Aber vielleicht war das in Hinblick auf den tollen Gesang auch besser so. Ich komme zwar aus einer völlig anderen Ecke als bluesigem Jazz-Rock unter David-Lynch-Einfluss, kann allerdings diese Band jedem ans Herz legen, der stiloffen und interessiert durch die musikalische Landschaft wandelt.
tg

Bandinfos unter: www.lllq.de

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