Ort: Herford - Club X
Datum: 23.09.2006
Seit LORDIs Grand Prix Sieg sind die Finnen quasi gesellschaftlich akzeptiert und ein massenpsychologisches Phänomen. So war denn auch der Auftritt im Herforder X schon seit ein paar Tagen ausverkauft (fast 2000 Leute!), vier Terrorverleger inklusive. Während unsere Kollegin schon am Nachmittag das Interview-technische Vergnügen mit der Keyboarderin hatte, erreichte der Rest noch vor dem offiziellen Einlasszeitpunkt von 19 Uhr den Laden. Allerdings erst NACH einer ganzen Horde von Feierwilligen, die sich schon vor den noch geschlossen Türen postiert hatten. Darunter ein Querschnitt durch die Gesellschaft: Von Rocker über Goth über Normalo bis hin zum Schwarzmetaller im MAYHEM Shirt, auch alle Altersklassen waren vertreten. Allerdings insgesamt doch noch ein überwiegend alternatives Publikum, schon mal eine schöne Überraschung. Ebenso wie die Tatsache, dass man die Main Hall heuer quasi nur über den „Seiteneingang“ betreten konnte, gab’s auch schon mal beim rappelvollen TYPE O NEGATIVE Gig vor Jahren. Flugs ein Platz ganz vorn rechts an der Seite gesucht, von dem man zwar nicht alles aber immerhin vieles recht ordentlich erspähen konnte, Zeit für den Support…
Und den stellten die 5 Italiener von THE DOGMA, „zufälligerweise“ auch auf Drakkar beheimatet. Mein Kollege MOSES war ja von deren Debüt „Black Roses“ durchaus angetan, also wartete ich gespannt auf die Truppe und ihren traditionellen Metal mit Symphonic Einschlag, für den ein Keyboarder verantwortlich zeichnete, den ich leider kein einziges Mal in Action sah. Visuell also im toten Winkel, musikalisch immer mal wieder dominant und in Verbindung mit dem klassischen Eierkneif Gesang des Fronters Daniele schon recht stilbildend. Der Fronter, den man angeblich auf einer Beerdigung kennen gelernt hatte, wusste sich auch optisch in Szene zu setzen, typisch Italiener halt. Derweil sorgte die Saitenfraktion für ordentlich Power. Egal ob der Titel Track ihres Erstlings oder die Speedgranate „Queen of the Damned“ angestimmt wurde, die Stimmung im Auditorium war schon jetzt prächtig, ja fast überragend. Der langmähnige Beau fand offensichtlich die richtigen Worte, wenngleich die meisten zugegebenermaßen auch in Feierlaune waren. Aber das muss man als Newcomer erst mal Schaffen: Standing Ovations nach einem Abgang, der mit Drumsolo und Bandvorstellung fast eines Headliners würdig war. Chance genutzt, kann man da nur sagen.
Fast Punkt 21:30 war es dann soweit! Das Intro erklang, der Jubel wurde ohrenbetäubend und die finnischen Monster-Rocker betraten die durch die imposanten Aufbauten recht klein wirkende Bühne. Wie schon zu Beginn erwähnt waren an diesem Abend erfreulicherweise gar nicht mal so viele „Normalos“ anwesend, welche die Band nur aus dem TV kennen, sondern alles vom Black Metaller über Skin bis hin zum Alt-Rocker mit Kind. Dies wirkte sich auch sehr positiv auf die Stimmung aus, welche bereits auf dem höchsten Level war als Mr. Lordi und seine Crew mit lautem Pyro-Getöse und „Bringing back the Balls to Rock“ ins Set einstiegen. Vom ersten Wort an sangen und klatschten fast alle 2000 Fans lauthals alte und neue Party-Lieder mit und so ging die Party richtig gut ab. Überrascht war ich von der Stärke der Pyros. Ist es doch oft untersagt, überhaupt Pyros in einem doch recht verwinkelten Club wie dem X zu zünden, so fuhren LORDI das volle Programm auf, welches Feuersäulen, laute Explosionen, Feuerräder, Nebelkanonen und und und… beinhaltete. Selbst die Roadies waren in passende Outfits gehüllt und mussten zwischen den Songs auch mal für diverse Showeinlagen (Basser Ox zog z.B. einem Stage-Hand mal eben einen falschen Bass über den Schädel) herhalten. Auch ansonsten boten die Finnen natürlich einiges fürs Auge. So kam das Chef-Monster bei fast jedem Song mit neuen Utensilien auf die Bühne, welche von einer gehängten Zombie-Lady, zerstückelten Leichenteilen, Nebelkanone, blutigen Fleischer-Schürze („Leatherface“-Hommage) oder einer spritzenden Knochensäge (GWAR lassen grüßen) alles boten, was sich ein Horror-Fan nur wünschen konnte. Selbst für das balladeske „It snows in Hell“ sorgte man mit einem Schneeregen für die passende Atmosphäre. Musikalisch bieten LORDI ja nicht wirklich etwas weltbewegendes. Solche Mitsing-Stadion-Hardrock-Nummern bieten AC/DC und ALICE COOPER schon seit 50 Jahren, doch zusammen mit der wirklich gelungenen Show und dem selbst in der letzten Ecke ordentlich rockenden Sound war an diesem Abend feiern pur angesagt. Vor allem als Mr. Lordi zum besten LORDI-Track „Devil is a Loser“ seine monströsen Flügel präsentierte, gab es in der vollgepackten Halle kein Halten mehr! Da war es natürlich keine Frage, dass die über 2000 Fans die Band mit ohrenbetäubenden „Lordi, Lordi“-Rufen schnell wieder auf die Bretter holten, damit bei den Zugaben „They only come out at Night“ und „Would you love a Monsterman?“ inkl. Konfetti-Regen noch mal richtig abgerockt werden konnte. Kopf stand die erfreulicherweise gut belüftete Halle dann allerdings als Keyboarderin Awa nach und nach DEN Hit überhaupt anstimmte. Bei „Hard Rock Hallelujah“ mobilisierten die Rock-Fans noch mal alle Kräfte und so kochte die Menge noch mal nach allen Regeln der Kunst.
Nach exakt 90 Minuten war der Spuk dann vorbei. Nach einer wirklich tollen Show verließen die Massen glücklich die nach verbrannter Luft riechende Location, die finnischen Monster zogen sich in ihre Höhlen zurück und die (zum Ärger der nun hereinströmenden Disko-Besucher) mehr als 2 Stunden andauernden Abbauarbeiten begannen. LORDI machen es genau richtig, nutzen die Gunst der Stunde, bieten tolle Shows und räumen ab, was geht! Wer sich die Band jetzt nicht anschaut, hat sicherlich etwas verpasst!
Setlist LORDI
Intro
Bring back the Balls to Rock
Get Heavy
Ox-Solo
Who’s your Daddy?
Not the nicest Guy
Pet the Destroyer
Rock the Hell outta you
Blood Red Sandman
Biomechanic Man
Awa-Solo
The Kids who wanna play with the Dead
It snows in Hell
Drum Piece (Medley)
Deadite Girls gone wild
Dynamite Tonite
Amen-Solo
Devil is a Loser
They only come out at Night
Would you love a Monsterman?
Hard Rock Hallelujah
Outro
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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