Ort: Lüneburg - Uni-Campus
Datum: 07.07.2007
Das beinahe klimaneutrale Fest
Lunatic 2007! Gelegenheit, den Gutmenschen herauszukehren und gleichzeitig dem klimagewandelten Sommerwetter zu trotzen. Wiederholt bekommt das Lüneburger Studenten-Werk denkbar mächtige Konkurrenz in direkter Nachbarschaft („Live Earth“ – Hamburg, „GHVC-Festival“ – Bremen). Viel schlimmer jedoch: Zwischen Klimaneutralität, (Bildungs-)Anspruch und studentischem Stolz auf das Projekt „Lunatic“ bröckelt die Unterstützung im eigenen Orbit.
Wenn Präsidenten zu beschwichtigen versuchen, hören andere schon länger die Nachtigallen trapsen. Bauvorhaben an der Uni. Vorzeigearchitekten für Vorzeigestudenten. Letzteres in Sachen Engagement definitiv verifiziert. Ende des langen Liedes: der Festival-Platz auf dem infrastrukturell beinahe perfekten Lüneburger Vamos-Gelände ist in akuter Gefahr. Standpunkt der Universitätsobrigkeit ist, dass ein selbiger neuer natürlich für den Fall der Fälle gesucht werden würde. Solche kursierenden Halbwahrheiten dürfen für den Moment nachdenklich stimmen. Zunächst andauernde Regenfälle fördern die Stimmung dann auch nicht wirklich. Ausbocken an der Wand für Sprayer oder im (zur duftenden „Rauch“erecke umgewidmeten) Hörspielzelt. Faire Getränkepreise (Bier 2 EUR) – die Pfandbecher aber bitte korrekt spenden („Viva Con Agua“). „CO2-Rechner“ helfen, sich die Umweltbilanz der eigenen Anreise zu errechnen. Weniger genutzt dagegen die verwässerte Chillout-Zone und der Beach Club inklusive schöner Strandkörbe. Klima fatal!
Musik wird auch gespielt. VOKALE KÜCHE aus München. Konnten den Bandcontest im Vorfeld gewinnen. Deutscher Hip-Hop mit Ska-Elementen. Vor maximal 100 Besuchern gespielt. Das Volk offenbar noch beim ozonfreien Frühstück in der heimischen WG. ILLICIT hiphoppen aus Utrecht herüber. Waren mal mit ARRESTED DEVELOPMENT auf Tour. Im Tageslicht relativiert sich die Professionalität. Für Liebhaber der Materie. Dann ROTFRONT: Mischung aus Gypsy, Ska, RussenReggaeDisko und Rock. Saufkombo mit Prollsänger. Nicht wirklich homogen mit dem restlichen Programm. Eher eine Versuchsanordnung, aber daher zumindest spannend. Weiter im sanften Stilmix. DÚNÉ aus Dänemark legen den Fokus aufs Elektronische und auf synthielastiges Rocken. Erinnert lebhaft an ENTER SHIKARI. Sehr cool. Crazy Sänger und ganz schön jung (wirkend). MELLOW MARK AND THE RUFFCATS – Reggae again. Pyro eröffnet das Konzert. Erst später nach drei Songs steigt der Meister selbst ein. Sehr gute Stimmung auf der Bühne und davor. Aus Erfurt angereist sind NORTHERN LITE. Viele Fans bevölkern die ersten Reihen. Feine Show ohne zu viele Effekte. „Neo-Pop“ nennen sie selbst ihre lebhafte Mischung aus Rock, Wave und Elektro. Dass es aus den oft zitierten „technischen Gründen“ nicht möglich ist, die geplante Videoshow zu zeigen, führt beinahe sogar zur Aufwertung durch Purismus.
Ob wir „schon ordentlich getankt“ hätten, fragt ein Moderator. Volltanken? Wir schauen erst unschuldig und zugleich irgendwie im Gewissen erleichtert. Alkohol schadet der Gesundheit. Der pfandgestützten und autofreien Ökobilanz weniger. Um 23h ist Schluss im Wohnviertel. Es regnet wieder. Doch wir werden uns bald richtig klimaneutral fühlen…!
Copyright Fotos: Juliane Duda
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