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MADSEN – LEO CAN DIVE

Ort: Bielefeld - Ringlokschuppen

Datum: 21.12.2006

Sind MADSEN wirklich schon so groß? Diese Frage musste ich mir an diesem nasskalten Donnerstag Abend stellen, als ich in den Ringlokschuppen einkehrte, denn anstelle der erwarteten 300 bis 500 Leutchen in der mittelgroßen Halle rockten sage und schreibe 1.400 Fans das große Haus! Vor einem Jahr noch durften MADSEN an selber Stelle WIR SIND HELDEN supporten und beim ersten Gig 2006 reichte die kleinere Konzertstätte des ehemaligen Bahngebäudes gut und gerne aus. Doch massiver 1 Live-Support, Schulferien und ganz einfach gute Musik sorgten für eine immens hohe Kartennachfrage – die Parkplätze rund um die Location waren dagegen eher überschaubar gefüllt, denn das Altersgefüge präsentierte sich doch sehr jung (15 bis 18) und eher weiblich.

Von dem unerwarteten Andrang profitierte natürlich auch der Support, der auf den Namen LEO CAN DIVE hörte und als Opener für THE ALPINE ebenfalls bereits in Bielefeld aktiv war. „LCD sind 4 Jungs aus Duisburg: 75% Studenten, 100% Raucher, 0% Vegetarier.“ Dies ist ein Zitat aus der Biographie, welches ich gerne übernehme. Matthias, Leonard, André und Guido wurden 2005 von MTV zu einem der 10 heißesten europäischen Newcomer gekürt, alle Achtung. Auf der Bühne zeigten sich die schlaksigen Herren von ihrer indie-rockigen Seite. Durchaus passend zum Headliner, gleichwohl in Englisch intonierend, hatte man die Meute schnell im Griff, die sich natürlich auch sehr begeisterungsfähig zeigte. Doch das soll die Leistung der Ruhrgebietler nicht schmälern, die von Stück zu Stück rockiger wurden und bereits Händeklatschen und einen kleinen Pit auslösten, Kinder-Pogo sozusagen. Mit „Amazing“ präsentierte man den bandinternen Hit von der 2005er EP „Gatecrasher“, die bereits ausverkauft ist. Auf ein „richtiges“ Album wird man dann noch bis 2007 warten müssen, einige der neueren vorgestellten Kompositionen dürften ihren Weg auf diesen Langspieler finden. Auch die vielen begeisterten Einträge in ihrem Gästebuch beweisen: LEO CAN DIVE kommen an beim Publikum und werden vielleicht eines Tages selbst solche Hallen füllen.

Gegen 21 30 war es dann soweit: Ziemlich unprätentiös – wie man es von ihnen auch gewohnt ist – betraten die 3 MADSEN-Brüder plus Komplizen die Bühne, welche keine besonderen Accessoires beherbergte. Schon beim Opener „Vielleicht“ wurde deutlich, dass das Publikum gewillt war, einige Gesangsparts zu übernehmen und darüber hinaus eine große Party zu feiern. Sebastian im neuen roten Hemd („Signalfarbe: Es soll heute brennen“) war augenscheinlich begeistert und legte mit „Ein Sturm“ gleich noch ein Brikett drauf. An vierter Stelle bereits der aktuelle Hit „Goodbye Logik“, welcher mit einem sehr intelligenten Text glänzen kann und einige Crowdsurfer hervorbrachte. Übrigens auch ein paar Kreislaufschwächen der jungen Mädels, insofern waren die kleine Anspielungen auf die wartenden Eltern und die Begegnung mit TOKIO HOTEL bei der 1Live Krone nicht unangebracht. Das hohe Gekreische war jedenfalls schon ganz „anhörbar“. Als Weihnachtsüberraschung spielte man den US-Klassiker „Let is snow“ an, dazu ließ ein wasch“echter“ Weihnachtsmann ein wenig Glitzerlametta regnen. Nach dieser eher besinnlichen Einlage ging man es wieder rockiger an und präsentierte (logischerweise) Songs der beiden bisher veröffentlichten Alben, u.a. „Unzerbrechlich“, „Unsichtbar“, „Diese Kinder“, das vergleichsweise ruhige „Euphorie“ etc. Als größte Abräumer entpuppten sich natürlich „Du schreibst Geschichte“ und „Die Perfektion“, wobei man den meisten Anwesenden auch Textsicherheit bei den Nicht-Single-Tracks zugestehen muss. Die Zeit verging wie im Fluge, so wahnsinnig viel Material hat man ja auch noch nicht, ergo verabschiedeten sich die Wendländer nach gut 50 Minuten. Nach den lautstarken/ obligatorischen Zugaberufen kehrte zunächst Drummer Sascha wieder zurück, um den erneuten Einmarsch der Gladiatoren einzuläuten. Zuvor hatte er bereits eine Snare zerlegt. Der Zugabenblock wurde eingeläutet von „Ich komme nicht mit“, auch eine kleine Passage aus WHAMs Christmas-Klassiker „Last Christmas“ wurde verwurstet. Dann durfte Sascha den Countdown zum wilden „Panik“ anzählen, wobei ihn Hunderte Kehlen unterstützten. Das war gleichzeitig auch der Abschiedsruf für mich. Ein sehr kurzweiliges Erlebnis so kurz vor Weihnachten, welches eine perfekte Mischung aus Unterhaltung und textlichem Anspruch darstellte. Die Miesmacher aus der so hochintellektuellen Indie-Szene, welche MADSEN teilweise als Flop 2006 bezeichnet haben, dürfen gerne in ihrer Hornbrillen-/ Seitenscheitel-/ Streifenhemdchen-Kummerecke verbleiben, solange die Deutschen eine derartige Bühnenpräsenz zeigen. Dann wird auch das Publikum mitwachsen! Goodbye MADSEN und bis zum nächsten Mal!

P.S.: Noch was zum MADSEN Merchandising: Zumindest das aktuelle Album sollte man doch dabei haben, oder?

Copyright Fotos: Jörg Rambow

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