Ort: Dortmund - Westfalenhalle
Datum: 27.03.2007
Nun sollte es dann doch soweit sein: die selbsternannten Kings of Metal beehrten mit neuem Album im Gepäck nach zweimaliger Tourverschiebung ihre treuesten Fans hier in Deutschland. Nach drei Auftakt-Gigs in Tschechien und Auftritten in Berlin, München und Frankfurt stand mit dem Gastspiel in Dortmund das siebte Konzert der „Demons, Dragons and Warriors“ Tour auf dem Programm, die im Vorfeld wie gewohnt vollmundig und mit dem bekannten Hang zum Größenwahn angekündigt worden war. Die größte Metal-Show der Welt sollte es werden, dafür hatte man sich unter anderem mit einer 100-köpfigen Crew, 450.000 Watt Beleuchtung, Sound Equipment mit einer Leistung von 150.000 Watt und Bühnenverstärkern mit einer selbigen von 40.000 Watt gerüstet. Bescheidenheit war noch nie MANOWARs Stärke. Das spiegelte sich diesmal allerdings leider auch im äußerst unverschämten Eintrittspreis wieder, der je nach Steh- oder Sitzplatz um die 60 Taler lag.
Vermutlich was dies auch der Hauptgrund dafür, dass sich nur ca. 7.000 bis 8.000 Fans im weiten Rund der Westfalenhalle einfanden und diese bei doppelter Kapazität insbesondere in den Rängen nur mäßig gefüllt war.
Entsprechend kurz daher die Wartezeit am Einlass, als ich mich gegen 19 Uhr vor Ort einfand, um unseren Fotografen und einige Bekannte zu begrüßen. Im Inneren angekommen, galt es nach einer ersten Stärkung in flüssiger Form zunächst die beiden Vorbands zu ertragen. Zu Beginn buhlte mit HOLYHELL eine neue Formation um die Gunst der Fans. Wenn man sich ein wenig mit diesem Sextett beschäftigt, wird schnell klar, dass diese ihren Support-Slot nicht zufällig bekommen haben. Man könnte hier eher von geschicktem Marketing sprechen, denn ebenso wie MANOWAR veröffentlicht man bei Magic Circle Music, und zwar soeben die Debüt-Single „Apocalypse“. Diese ist zudem von Joey DeMaio produziert worden und auch beim Songwriting hatte er erheblichen Anteil. Geboten wird klassischer Metal/ Rock mit orchestralen bzw. epischen Elementen, bei dem handwerklich vor allem an Gitarre, Keyboard und Drums auf der Bühne nichts auszusetzen war. Dies ist aber wenig verwunderlich, denn mit Joe Stump an der Axt oder dem ehemaligen MANOWAR Drummer Rhino am Schlagwerkzeug sind hier keine Unbekannten aktiv. In Verbindung mit dem guten Sound und schon ganz ordentlichem Licht sowie einigen Pyros wirkte das Material zwar weniger fad als auf CD, dennoch war mehr als ein Gefälligkeitsapplaus nicht drin. Dies änderte sich nur, als für die Interpretation von Andrew Lloyd Webbers “Phantom of the Opera” noch Eric Adams zum Duett mit Frontfrau Maria on stage erschien. Neben den drei übrigen Stücken vom Debüt („Apocalypse“, „Resurrection“, „Last vision“) stellte man darüber hinaus noch zwei weitere Songs vor und konnte sich so insgesamt eine gute halbe Stunde präsentieren.
Als nächstes waren RHAPSODY OF FIRE an der Reihe, die mit “Triumph or agony” ein relativ neues Symphonic Metal Werk am Start haben. Als Kulisse dienten auf der Bühne nun zwei Torbögen mit jeweils einem Drachenkopf. Auffällig war außerdem sofort, dass die Jungs um Luca Turilli und Alex Staropoli – wie offenbar bereits auf der gesamten Tour – mit einem matschigeren Sound als zuvor HOLYHELL auskommen mussten. Dafür war zumindest die Songauswahl sehr ausgewogen und berücksichtigte auch zahlreiche ältere Stücke wie „Land of immortals“ oder das hymnische „Dawn of victory“. Den Schwerpunkt bildete aber „Symphony of Enchanted Lands 2“ mit drei Liedern. Zur Unterhaltung mussten daneben einige unspektakuläre Einlagen herhalten. So betrat unter anderem zu „The village of dwarves“ eine Tänzerin die Bühne und auch Drummer Alex bekam einen – zu langen – Solo-Auftritt. Es folgten schließlich noch die italienische Ballade „Lamento Eroico“, das neue „A new saga begins“ und der bandeigene Klassiker „Emeral sword“, bevor der Spuk erst nach einer Stunde vorbei war. Den anwesenden RHAPSODY Fans wird es gefallen haben, der Rest freute sich nun aber endlich auf MANOWAR.
Bevor es jedoch losging, musste noch die 30-minütige Umbaupause überbrückt werden. Ein Teil der Tribüne sang hierzu fröhlich einige ONKELZ-Lieder nach und so wurden Erinnerungen an deren stets glorreichen Gigs in Dortmund wach. Kurz darauf erklangen auch schon Orson Welles traditionelle Eröffnungsworte „Ladies and gentlemen, from the United States of America, all hail MANOWAR!“ und das Spektakel konnte beginnen. Spürbar laut wurde das Set traditionell mit „Manowar“ eröffnet, bevor nach dem folgenden „Call to arms“ ein Block mit älteren Songs aus den 80er Jahren anstand, darunter auch oft von den Fans geforderte Stücke wie „Gloves of Metal“. Dafür mussten leider andere Klassiker wie „Herz aus Stahl“, „Battle Hymns“, „Brothers of Metal“ oder das unverzichtbare „Hail and kill“ weichen. Über die Setlist lässt sich also trefflich streiten, aber bei welcher Band, die auf eine Auswahl aus 25 Jahren zurückgreifen kann, ist das nicht der Fall. Dennoch: Während „Gloves of Metal“ und „Holy war“ gut ankamen, wurden etwa „Mountains“ oder „The oath“ hingegen eher verhalten aufgenommen. Umso ärgerlicher zu wissen, dass MANOWAR in Tschechien etwas herumexperimentiert haben und noch einige Stücke zusätzlich in petto gehabt hätten. Aber vermutlich wurde die finale Setlist auch mit Blick darauf gewählt, dass die „Hell on earth“ DVD-Reihe irgendwann mit bislang dort noch nicht enthaltenem Liedgut fortgesetzt werden soll?
Showmäßig wurde das übliche Posing in den ersten Liedern zunächst nur durch umfangreichen Einsatz der beweglichen Lichttraversen begleitet, die vor allem immer wieder in unterschiedlichen Konstellationen ein übergroßes M formten. Nach dem im Vergleich zu einigen vorhergehenden Deutschland-Konzerten etwas nach hinten gerückten „Secrets of steel“ folgte dann Joeys Bass-Solo (diesmal: „William´s tale“), verbundenen mit einigen bekannten Zuschauer-Animier-Mätzchen. Von nun an wurde zudem auch die große Videoleinwand im Backdrop genutzt. Vor dem nächsten Titel nutzte Herr DeMaio seine alleinige Anwesenheit auf der Bühne zudem noch zu einer 15-minütigen Ansprache. Neben den obligatorischen Themen Ficken und Deutsches Bier wurde ein erster Fan hinzu gebeten, der seiner Freundin einen Heiratsantrag machen sollte/ wollte, davon offenbar aber gar nichts wusste. Dann wurde stolz verkündet, dass man vor dem Konzert eine Goldauszeichnung für die DVD „Fire and blood“ erhalten habe und auf der Tour mal wieder eine Live-CD/ -DVD mitgeschnitten werde. Letzter Programmpunkt waren dann zwei weibliche Fans auf der Bühne, die zum Unmut aller Beteiligten aber so gar nicht mit ihren Brüsten rausrücken wollten, und ein Fan, der mit neuem MANOWAR T-Shirt und einer Dose Bier ausgestattet wurde und dann mit allen gemeinsam beim folgenden „The gods made Heavy Metal“ mitrocken und pseudo-mäßig auch etwas Gitarre spielen durfte. War die Stimmung bis hierhin nicht gerade überschwänglich, konnten im Anschluss insoweit aber „Die for Metal“ und insbesondere „Warriors of the world united“ mehr überzeugen. Den Schlusspunkt unter das „reguläre“ Set (ca. 90 Minuten) setzte schließlich auch schon das coole „Black wind fire and steel“ einschließlich Bass-Saiten zerreißen durch Joey.
Bis dahin war eher von einer durchschnittlichen MANOWAR Show zu sprechen. Allerdings hatten die vier Amis für den zweiten Teil noch eine besondere Performance vorbereitet, zumal auch das neue Album „Gods of war“ bislang kaum zur Geltung gekommen war. In einer kurzen Umbaupause wurde ein großes Wikingerschiff auf der Bühne enthüllt, welches fortan als Tummelplatz für einige Hobby-Wikinger diente, die sich dort zu einem aus den Stücken 9 bis 15 von „Gods of war“ bestehenden Block austoben konnten, einige Kampf-Sequenzen nachstellten und die vertonte Odin-Materie sinngemäß umsetzten. Parallel hierzu flimmerte über die Leinwand ein nett anzusehender, wohl selbst produzierter und thematisch entsprechender Viking-Film. MANOWAR wurden währenddessen von zwei Keyboardern unterstützt, da sich unter den vorgetragenen Titeln ja auch diverse Non-Metal-Passagen befinden. Abschließend wurde bei „Hymn of the immortal warriors“ sogar die Bühne wahrlich in ein Flammenmeer gesetzt. Dies alles war gut dargestellt und bot mal eine gänzlich andere Vorstellung im Rahmen eines Konzertes. Dafür gebührt MANOWAR auf jeden Fall Respekt, gleichwohl hatte ich den Eindruck, dass dieser Teil einige Fans doch ziemlich ermüdet hat und sich der ein oder andere lieber noch ein, zwei Klassiker anstelle der ganzen Schauspielerei gewünscht hätte.
MANOWAR selbst haben sicherlich einen soliden Auftritt hingelegt, die ganz große Magie konnte allerdings nicht freigesetzt werden. Ob die knapp 60 Euro trotz allem denn nun gerechtfertigt waren, muss jeder zahlende Gast für sich selbst entscheiden und – was oft unterbleibt – kritisch hinterfragen. Ich für meinen Teil hätte mich aber schon zumindest ein wenig geärgert.
Setlist MANOWAR
Intro
Manowar
Call to arms
Gloves of Metal
Each dawn I die
Holy war
Mountains
The oath
Secrets of steel
William´s tale
The Gods made Heavy Metal
Die for Metal
Kings of Metal
Warriors of the world united
Black wind fire and steel
The blood of Odin
Sons of Odin
Glory Majesty Unity
Gods of war
Army of the dead Pt. II
Odin
Hymn of the immortal warriors
Outro – The crown and the ring
Copyright Fotos: Torsten Hellge
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