Ort: Hanau - Audion
Datum: 02.10.2003
Nachdem die Open Air Saison ja längst beendet ist und sich auch die Wetterlage zugunsten langer Herbstnächte geändert hat, kam der alljährliche Maschinensturm den Terrorverlegern gerade recht. Nachdem wir uns als Teil der arbeitenden Bevölkerung ob der langen Anreise nach Hanau bei Frankfurt/Main entschieden hatten, lediglich drei der sechs auftretenden Bands in Augenschein zu nehmen, entfällt die Berichterstattung über ABSURD MINDS, SOMAN sowie ANTISTASIS und es geht gleich in die Vollen.
Zum Auftritt von [:SITD:], deren aktuelle CD „Stronghold“ www.musik.terrorverlag.de/rezensionen.php?select_cd=560 ja soeben erschienen ist, war das Audion sehr gut gefüllt, wobei erfreulicherweise ein auffällig großer Teil auf gutaussehende junge Ladies entfiel. Sänger Carsten animierte von Anfang an die Massen (mit Erfolg) und wirkte sehr agil, was der Performance den nötigen Drive verschaffte. Und das obwohl diese im Vorfeld auf wackligen Beinen stand, da sich Music-Mastermind Tom kurzfristig beim Fußball den Fuß gebrochen hatte. Allerdings sprang Matthes von ihren Labelmates PLASTIC dankenswerterweise ein, so dass eine Absage nicht näher in Betracht gezogen werden musste. Zusammen konnte man immerhin noch sechs Stücke einstudieren und mit „Laughingstock“, „Hurt“, „Rose-coloured skies“, „Lebensborn“ und natürlich „Snuff machinery“ waren die Jungs dann auch mit ihren stärksten Songs am Start. Dazu gab es eine Coverversion von Pzycho Bitch („Wake up“), bei der Matthes sogar den Gesang übernahm. Gemeinsam hatte man auf der Bühne sichtlich Spaß und hat sich inzwischen auf der Live-Ebene gegenüber der Tour mit APOPTYGMA BERZERK deutlich gesteigert. Auf Fotos von [:SITD:] müsst ihr aufgrund technischer Probleme (jaja…) jedoch leider verzichten. (pk)
Als nächster Act waren FEINDFLUG an der Reihe. Diese erschienen zu viert, davon drei Drummer (inklusive dem unnachahmlichen „War-Drumming“) und ein Gitarrist/ Keyboarder. Die Show wurde durch eine Videoleinwand unterstützt, über die passend zu den teils provokanten Inhalten der Lieder derbe Bilder von Aufruhr, Exekution und TOD flimmerten, welche größtenteils diversen Teilen der „Faces of Gore“-Filmreihe entstammten. Des weiteren war die Bühne mit einem nachgebildeten Zellenblock des Texas State Prison ausgestattet, der auch in die Show integriert werden sollte, als man inmitten des Sets einen Ahnungslosen (?) auf die Bühne holte, um ihn dort einzukerkern.
FEINDFLUG erwiesen sich als die heimlichen Headliner und knüpften trotz nur sehr weniger Auftritte in diesem Jahr nahtlos an ihre großartige Form auf der letztjährigen Tour mit ASLAN FACTION an. Abgefeiert wurden vor allem das ältere Material, wobei als Highlights des Sets insbesondere „Roter Schnee“, „Kahle Bedrohung“ und „Stukas“ ausgemacht werden konnten. Von der aktuellen Scheibe „Hirnschlacht“ wurden mit „Kalte Unschuld“ und Kopfschuss“ ohnehin nur zwei Tracks berücksichtigt. Leider blieb daher auch „Glaubenskrieg“ auf der Strecke, der sich als Zugabe sicher noch gut gemacht hätte. (pk)
Danach lichteten sich die Reihen fühlbar und von den ursprünglich an die 1000 Besucher mögen vielleicht noch die Hälfte auf den Auftritt der Herren Ackermann/ Kramm gewartet haben. Ob es an der Erschöpfung nach einem langen Tag mit bereits 5 Vorbands oder der Tatsache lag, dass DAS ICH nicht hundertprozentig zu den anderen Acts passte, sei mal dahingestellt. Die Vorfreude war dennoch groß unter den Anwesenden, die erstmals eine etwas längere Umbaupause in Kauf nehmen mussten. Wie beim WGT 2002 wurde wieder eine rippenähnliche Keyboardkonstruktion genutzt, d.h. Ackermann zentral am Wirbelsäulen-Mikrophon und die beiden Keyboarder (Bruno Kramm im Dämonen-Outfit plus ein metallisch ausschauender Kain Gabriel Simon) links und rechts an horizontal schwenkbaren Keys. Stefan hatte sich komplett mit schwarzer Farbe eingeschmiert, die im Laufe des Sets natürlich immer mehr dem Schweiß weichen musste. Der spindeldürre Bandkopf mit der Starkstromfrisur begann sehr agil und tanzte wie ein Derwisch auf der doch relativ kleinen Bühne herum. Passend zur Best Of-Scheibe „Relikt“ gab es ein Wiedersehen mit den vielen kleinen gotteslästerlichen Hits wie „Kindgott“, „Kain und Abel“, „Sodom und Gomorra“ oder dem aktuellen „Garten Eden“.
Das Publikum mühte sich redlich, verblieb aber in großen Teilen doch eher bewegungsarm, so dass Stefan verdutzt fragte, ob denn alle müde seien. Man ließ sich aber nichts anmerken, weitere Highlights wie „Erde ruft“, „Engel“ oder das martialische „Krieger“ sollten folgen. Das reguläre Set wurde durch den Klassiker „Gottes Tod“ beendet, bei dem alle Münder eine blasphemische Orgie zelebrierten, während der Sänger sich einem aschfahlen Jesus gleich von vorne an sein Mikrophon nagelte. Nach lautstarken Zugaberufen (das Publikum schien jetzt zu begreifen, dass die Nacht gleich ein Ende finden würde) enterte man noch einmal mit einem „Ihr wisst, was ihr jetzt hören wollt“ die Bühne und schmetterte mit dem „Destillat“ das wohl tanzbarste Stück ins „Audiontorium“. Mehr gab es nicht, aber irgendwie reichte es auch, zumal der Autor sein persönliches Abenteuer mit dem temporären Verlust seiner Brieftasche auf einem Autobahnklo auch noch verarbeiten musste… Erst einige Stunden später kam man wieder in heimische Gefilde, aber immerhin wohlbehalten trotz starken Nebels und sehr zufrieden mit den Leistungen der drei gesehenen Bands. (TK)
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