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M`ERA LUNA 2003

Ort: Hildesheim

Datum: 09.08.2003 - 10.08.2003

Samstag 09.08.

Pünktlich zum (Fast-) Vollmond war es wieder soweit. Die schwarze Gemeinde zog bei 37° gen Hildesheim. Nach zahlreichen kilometerlangen Staus, war auch ich endlich Freitagabend um 18.00 angekommen. Der abgeteilte Campingbereich war bereits hoffnungslos überfüllt und das Securitypersonal damit beschäftigt, wenigstens einigermaßen die Rettungswege freizuhalten (was sich spätestens Samstagmorgen dann auch erledigt hatte). Auf dem Vorplatz des Festivalgeländes tummelten sich bereits tausende gutgelaunte Goths und strömten zur Hangar-Party.

Den Samstagmorgen verbrachte ich damit, unter glutheißer Sonne zwei Stunden für eine eiskalte Dusche anzustehen. Die ersten Bands des Vormittags konnte man nur bemitleiden. Die wenigen Besucher, die sich halbnackt bei fast 40° vor die Hauptbühne oder in den Hangar gequält hatten, wurden dort von Notärzten und Rettungsleuten mit diversen Kreislaufzusammenbrüchen wieder abgeholt. Selbst ZERAPHINE schafften es nur ein Viertel des Hauptplatzes zu füllen. Sven Friedrich und Co spielten eine Mischung aus alten und neuen Songs und schlossen ihren kurzen Auftritt mit einer wunderschönen Ballade aus dem neuen Album ab. AFTER FOREVER konnten das Publikum wenig begeistern, was an der „etwas“ unmelodischen Stimme der Frontsängerin gelegen haben mag. Einige Beschimpfungen gegen die niederländischen Metaller waren aus den hinteren Reihen nicht zu überhören.

Mein erstes Highlight des Abends waren ohne Frage DEINE LAKAIEN. Ein wie immer gut gelaunter Alexander Veljanov konnte sich über eine ansehnliche, jubelnde Menge freuen und wartete zur Belohnung seinerseits mit u.a. einer wunderschönen Akustikversion von „Return“ auf. Den letzten Song „Overpaid“ widmete er in einer kurzen Ansprache Scorpio, dem Veranstalter des Festivals, was doch zu allgemeinen Schmunzeln führte. Während einer ausführlichen Runde über die gut ausgestattete Shoppingmeile lauschte ich dem im Hintergrund düster-gröhlendem PROJECT PITCHFORK. Zu einer etwas angenehmeren Temperatur gegen 22.30 stürmte dann voller Elan der Headliner des Abends die Bühne. NIGHTWISH legte gleich zu Beginn mit „Bless the child“ ein immenses Tempo vor und erleuchtete den nächtlichen Himmel mit einer beeindruckenden Feuer-, Feuerwerk- und Lightshow. Obwohl nur das Publikum im engeren Kreis um die Hauptbühne herum wirklich ausflippte, waren doch auch Nicht-NIGHTWISHfans (mich eingeschlossen) von der enormen Schubkraft und der Energie der Metaller positiv überrascht. Einen schönen Abschluss bildete eine mal etwas andere Version von einem mir nur als Weihnachtslied bekannten Song.

Wer sich spätestens jetzt fragt, warum ich noch keine einzige im Hangar spielende Band erwähnt habe, dem sei gesagt: Ich habe es versucht! Bei ca. 25 bis 30.000 Besuchern kann man sich vorstellen, wie viele davon Bands mit dem Bekanntheitsgrad von IN STRICT CONFIDENCE oder BLUTENGEL sehen wollten. Wie man solche Acts in eine viel zu kleine Halle stecken kann, ist mir unbegreiflich, von den mangelnden Sicherheitsvorkehrungen, was Überfüllungsunfälle betrifft, mal ganz zu schweigen.
Wer nun immer noch nicht genug laute Musik hatte, konnte sich noch auf die zweite Hangar-Party stürzen.

Sonntag 10.08.

Bereits in den frühen Morgenstunden herrschte reges Treiben auf dem Campinggelände. Wie sollte man bei 45° im Zelt auch schlafen. Einige zerzauste Goths, die es vorzogen im Freien zu nächtigen, lagen hier und da verteilt oder versuchten mit sonnengewärmtem Bier den Kater zu vertreiben.

Mittags nützte es nun alles nichts: WITHIN TEMPTATION riefen und tausende Fans kamen. Die Senkrechtstarter aus Holland begeisterten das Publikum derart, als hätten sie nie etwas anderes getan. Frontfrau Sharon den Adel riss die Massen mit Ihrer KateBush-artigen Stimme förmlich in Ekstase. Vorgetragen wurden natürlich die schönsten Stücke des aktuellen Albums und wer kann mittlerweile nicht „Mother Earth“ oder „Ice Queen“ mitträllern? Leider war der Auftritt zu kurz und WITHIN TEMPTATION wären sicherlich ein würdiger Abend-Headliner gewesen. Nach so viel guter Laune konnte man sich bei einem schlecht gelaunten und völlig unzufriedenen PHILLIP BOA einen Gemütsdämpfer holen. Da half auch THE VOODOOCLUB FEAT. PIA LUND nicht viel, Boa experimentierte mit neuen Songs, wirkte lustlos und übertrug dies sichtlich auf das Publikum. Wer diese Show dennoch überlebte wurde anschließend belohnt. SUBWAY TO SALLY waren für mich das absolute Highlight des diesjährigen Festivals. Eric Fish, Frontsänger der Sallys, machte die Hauptbühne zu seiner Kirche und feierte eine nicht gerade „christliche“ Messe. Die Menschenmengen tobten und man stachelte sich gegenseitig auf und feuerte sich an. Fish bezog bei allen Songs das Publikum mit ein und dem schien es absolut zu gefallen. Songs wie „Henkersbraut“, „Unsterblich“ oder „Kleid aus Rosen“ hielten niemanden mehr auf den Stühlen bzw. auf der Wiese. Die Zeit verflog auch hier viel zu schnell, hatte man den Sallys doch nicht mal eine Stunde gegönnt.

Bei einem kleinen Spaziergang übers Gelände konnte man übrigens Constanze von BLUTENGEL in einem äußerst knappen Kleidchen beim Flyer verteilen beobachten, was speziell die Männerwelt freute. Mich freute, dass sie einen sehr sympathischen Eindruck machte, wie ich in einem kurzen Smalltalk feststellte.

Auf den Auftritt von APOPTYGMA BERZERK habe ich mich im Vorfeld sehr gefreut, wurde jedoch leider ein wenig enttäuscht. Die Norweger legten eine ungewohnte Härte an den Tag und erinnerten eher an RAMMSTEIN als an die gefühlvolle EBM-Combo, so wie ich sie bisher kannte. Waren doch teilweise 30 Sekunden nötig, um überhaupt zu erkennen, um welches Lied es sich gerade handelt. Der Applaus des Publikums hielt sich von Stück zu Stück auch merklich mehr in Grenzen. Auch APOCALYPTICA schien die Hitze nicht gut zu bekommen, herausgebrüllte Songansagen und eine eher aggressive Setlist ließen mich doch skeptisch blicken.

Nach einem halben Liter Mineralwasser quetschte ich mich nun doch auch mal in den hoffnungslos überfüllten Hangar, um zu sehen, was CAMOUFLAGE so zu bieten hat. Zu Hören war ein echter Ohrenschmaus mit einem bunten Mischmasch aus allen Alben, alte Klassiker wie „The Great Commandment“ oder „Love is a Shield“ entlockten den Massen (CRÜXSHADOWS-Frontmann Rogue war auch darunter) Begeisterungsstürme. Tja, zum Schluss blieb ja dann nur noch der groß angekündigte Headliner PLACEBO. Das Trio um Brian Molko machte seinem Ruf als eine der besten Livebands alle Ehre und lieferte einen gut einstündlichen Konzertgenuss ab. Das Publikum nahm’s als krönenden Abschluss und langsam schlich sich doch eine leichte Melancholie unters Volk, war doch nun das lang ersehnte Festival schon zu Ende.

Fazit: Es war wie immer wunderschön, der Hildesheimer Flughafen ist ein optimales Gelände, die Stimmung war erwartungsgemäß zu jeder Tages- und Nachtzeit friedlich. Es hätte ein paar Grad kühler sein können, aber wenigstens gab es so keine sinnflutartigen Regenfälle. Leider kamen aufwendige Outfits temperaturbedingt etwas zu kurz, dafür sah man viel nackte Haut, was ja auch ganz schön sein kann (aber nicht unbedingt muss J).

Noch ein paar Kritikpunkte an unseren lieben kommerzorientierten Veranstalter: Warum PET-Flaschen verboten waren, hat glaube ich niemand so wirklich verstanden, die Beck’s-Getränkepreise ebenso wenig. Sonntags wurde es komischerweise auch schwierig, seine Kamera irgendwie auf das Gelände zu bekommen. Die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen hatte ich ja bereits erwähnt. Trotz alldem werde ich natürlich nächstes Jahr pünktlich zum Vollmond mich wieder auf den Weg nach Hildesheim machen…

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