Ort: Hildesheim
Datum: 08.08.2004
Wer gedacht hatte, nach einem heißen und langen Tag würde es am Sonntag leerer auf dem Festival-Gelände sein, hatte geirrt. Bereits gegen 13:00 Uhr war das Areal gut gefüllt, denn FUNKER VOGT zog seine treuen Fans sowie einige Neugierige an, während an den Verkaufsständen Hochbetrieb herrschte. Nur 20 Minuten später kam der Auftritt, für den ich die fast 2 stündige Fahrt bei 30°C auf mich genommen hatte: SUICIDE COMMANDO. Mutig hatte Johan van Roy auf einen Auftritt auf der großen Bühne gedrängt, statt wie in früheren Jahren zu später Stunde im Hangar aufzutreten. Seine Fans dankten es ihm, und bereits zum ersten Stück war die Wiese vor der Bühne übersät mit Menschen, das Ausbreiten einer Decke auf der Wiese vorm großen Becks-Stand nicht mehr möglich. Langsam kämpfte ich mich begleitet von den so bekannten, treibenden Klängen, die live durch einen Schlagzeuger unterstützt wurden, Richtung Bühne. Dieser Schlagzeuger kam mir doch zu bekannt vor, denn es handelte sich um niemand geringeren als Beam von FEINDFLUG! Einfach genial. Die Songauswahl beschränkte sich nicht nur aber doch überwiegend auf die Songs der aktuellen CD. Dann, Nebel auf der Bühne, eine zweite Stimme. Wieder eine Überraschung! Der Sänger von HOCICO schrie im Duett mit Johan ins Mikro. Und auch wenn ich mich wiederhole: Nur genial! Den Abschluss bildete „Hellraiser“ und dann waren die 50 Minuten leider schon vorbei.
Mit tosendem Applaus wurden dann DE/VISION auf der Bühne empfangen. Nicht weniger begeistert waren die Zuschauer, als auch die Songs ihres neuen Albums „6 Feet Underground“ gespielt wurden, darunter z.B. „I’m not enough“ und der Titeltrack. Sänger Steffen überzeugte vor allem durch seine grandiose Stimme (welche eine absolute Live-Stimme ist!) und ließ es sich auch nicht nehmen, mit seinen Tanzeinlagen die gesamte Breite der Bühne auszunutzen. Durch den Einsatz von Drums (Achim Färber, auch bei WOLFSHEIM am Abend vorher tätig) und Gitarre (der Gute war ebenso schon aktiv, bei IN STRICT CONFIDENCE im Hangar), erhielten auch ältere Lieder/ Klassiker der Band ganz neue Facetten. Ein Blick in die Menge verriet – Hier hatte jeder Spaß! Doch auch auf der Bühne war die Stimmung stets auf einem hohen Level. Ein Grinsen in den Gesichtern der Band, das sich durch das gesamte Konzert zog, schien dies zu bestätigen. Sicherlich ein Konzert, welches durch die bevorstehende Tour nur schwer überboten werden kann!
Auch THERION rockten, was das Zeug hält, doch auch hier zog es nicht die Menschenmengen Richtung Bühne. Was sich kurz vor 18:00 Uhr änderte. Immer mehr Fans steuerten auf die Wiese, ich fragte mich, woher die alle kamen. Dass COVENANT beinahe mehr Leute anzieht als der Headliner des Vortages, war für mich erstaunlich. Weniger überraschend war der Auftritt in üblicher Manier. Als sich endlich der Nebel auf der Bühne verzogen hatte, konnten die Schweden nun endlich auch visuell begrüßt werden, nachdem das Intro die Menge so richtig angeheizt hatte. Joakim erschien in einem leuchtend rotem Hemd auf der Bühne, Clas und Eskil hingegen ganz in weiß wie gewohnt. Unbeeindruckt von der sengenden Hitze behielt Clas das gesamte Konzert über seinen Schal (!) an, wohingegen Eskil sich immer mehr entkleidete. Begeistert tanzte und sang die Menge zu Songs wie „We want Revolution“ oder „Bullet“ mit. Ältere Stücke („Figurehead“, „Wind of the North“) komplettierten die Setlist auf überzeugende Weise. Überhaupt war das ganze Konzert über die Stimmung kurz vorm Überkochen und die Songs wurden minutenlang bejubelt. Besonders Eskil zeigte seine Freude darüber mit einem ständig wiederkehrendem „Thank you, very very much!“ Doch es gab noch eine Überraschung für die Fans. Es wurde exklusiv ein neuer Song ihres demnächst erscheinenden Albums, welches noch keinen Namen besitzt, gespielt! Die Zuschauer dankten mit einem Applaus, der seinesgleichen suchte und Eskil – zunächst sprachlos – bedankte sich dann mit einem ehrlich gemeinten „Thank you very much, from the bottom (of) our hearts!“ Als Zugabe gab es den Klassiker „Call the Ships to Port“ in neuer Version, zu hören. Ein sehr gelungener Abschluss eines großartigen Konzerts, welches noch lange in Erinnerung bleiben wird – und das sicherlich nicht nur bei den Fans!
Dass es hinsichtlich der Verausgabung auf der Bühne noch Steigerungen gibt, bewiesen OOMPH!, die man wohl als eigentlichen Headliner des Abends bezeichnen darf. Die Menschenmenge war jetzt so dicht, dass ein Vorkämpfen in eine der vorderen Reihen oder gar ins Mittelfeld nicht zu denken war. In weiße Anzüge/Kittel gekleidet, betraten sie nach einem einstimmenden Intro die Bühne und gaben neue und alte Songs zum besten. „Eins, zwei, drei“ und alle Bühnenmusiker sprangen sich um sich selbst drehend auf der Bühne herum. Front-Mann Dero arbeitete bzw. flirtete mit dem Publikum, das vollkommen aus dem Häuschen war. Auch qualitativ konnte sich niemand beschweren. Eine Stimme, eine Energie, eine Ausdauer, die nur wenige so gekonnt präsentieren können. Wohl wissend, dass nach OOMPH! sich viele Menschen auf den Heimweg machen würden, habe ich mich zu Mitte des Konzerts auf den Weg zum Auto gemacht, begleitet vom Song „Gekreuzigt“, der mir noch einen Tag später durch den Kopf geistert. Sicher ein Zeichen dafür, dass diese Band musikalisch noch lange nicht am Ende ist und das Wissen, dass es auch künftig schaffen werden, immer wieder neue Songs zu produzieren, ohne sich selbst dabei zu kopieren. Meinen Dank und meinen Respekt.
Setlist DE/VISION
Uncaring machine
Blindness
Drifting sideways
6 feet underground
I’m not enough
Digital dream
Foreigner
Strange affection
Setlist COVENANT
Monochrome [extended version]
Bullet
Feedback
Wind of the North
We want revolution
Figurehead [original version]
Prometheus
Crossroads [new song, version: beta 3.0]
Dead stars [edit]
Like tears in rain
Call the ships to port [remix]
Setlist OOMPH!
Intro
Viel zu tief
Wenn du weinst
Fieber
Burn your eyes
Keine Luft mehr
Dein Feuer
Sex hat keine Macht
Supernova
Das weiße Licht
Gekreuzigt
Dein Weg
Niemand
Brennende Liebe
Augen auf
Mein Herz acapella
Copyright Fotos: Jeanine “Drachenblut” Thiele
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