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M’ERA LUNA 2008 – TAG 1

Ort: Hildesheim - Flugplatz Drispenstedt

Datum: 09.08.2008

Zum 9. Mal traf sich die schwarze Gemeinde auf dem Flughafen Drispenstedt zum M’era Luna. Ende der Neunziger Jahre war dieses Festival als Aushängeschild des Gothic-Magazins Zillo dementsprechend als „Zillo Festival“ gestartet, das vor allem auch mit dem Namen des streitbaren Chefredakteurs Rainer „Easy“ Ettler (RIP) verbunden war. Ausgerechnet ein Streit mit den SISTERS OF MERCY, die für das Jahr 2000 als Headliner gebucht waren, löste den Namenswechsel aus, denn Sänger Andrew Eldritch hatte nach schlechten Erfahrungen mit der Festival-Organisation verkündet, er werde im Leben nie mehr für das Zillo Festival spielen. So taufte Veranstalter Folkert Koopman das Event kurzerhand um und erklärte die Zusammenarbeit mit dem Zillo für beendet. Die SISTERS spielten und das erste M’era Luna 2000 war mit 20.000 Zuschauern gleich ein großer Erfolg.
(CS)

DELAIN

Auch in diesem Jahr konnte sich ein jeder aus den 40 angebotenen Bands, die wieder einmal eine große Bandbreite von Mittelalterklängen bis Metal, von EBM bis Death Rock abdeckten, sein Lieblingswochenende zusammenstellen. Um von Beginn an dabei zu sein, hatten wir uns am Samstag schon früh auf den Weg gemacht und trafen bei bestem Open Air Wetter (nicht zu warm, nicht zu kalt, niederschlagsfrei) gegen 11 Uhr am Festivalgelände ein. Mehr als pünktlich hatten hier bereits die Niederländer DELAIN die Veranstaltung auf der Main Stage eröffnet, so dass wir deren Symphonic Metal zunächst nur als Hintergrundbeschallung zur Bändchenorganisation und Zeltplatzüberquerung hörten. Die Band rund um Ex-WITHIN TEMPTATION Keyboarder Martijn Westerholt schippert mit Frontfrau Charlotte Wessels in gleichen musikalischen Gewässern und vor der Bühne angekommen hörten wir noch „Sleepwalkers dream“ und „Pristine“ aus ihrem Album „Lucidity“, dann war nach gerade mal 20 Minuten Spielzeit schon wieder Schluss. Der Platz vor der Mainstage war zu diesem Zeitpunkt schon ordentlich gefüllt und die Crowd spendete anständigen Applaus für die Darbietung, um dann Richtung Hangar zu pilgern, aus dem schon die ersten Riffs der Finnen REFLEXION zu vernehmen waren.
(CS)

REFLEXION

Bis ich mein Plätzchen gefunden hatte, waren die Jungs schon bei der Single „Weak and tired“ aus ihrem aktuellen Album „Dead to the past, blind for tomorrow“, zu dem Sänger Juha kräftig seine rote, lange Mähne schüttelte. Das Quintett musste heuer mit einem Ersatzdrummer antreten, da sich Stamm-Drummer Reiska die Hand gebrochen hatte. Weiter ging es mit solidem Dark-Rock der Marke HIM, da darf auch eine schmachtende Ballade wie „Undying Dreams“ aus dem ersten Album „Out of the dark“ im ansonsten recht treibenden Set nicht fehlen. „The thousand nails in my heart“ setzte hier mit ordentlich Tempo einen guten Schlusspunkt und die zuverlässige Finnische Hausmannskost wurde vom Publikum durchaus wohlwollend goutiert.
(CS)

Setlist REFLEXION
?
Weak and tired
Feeble Soul
Dead without you
Undying dreams
Rainheart
The one with no name
The thousand nails in my heart

ELIS

Rockig ging es weiter mit den Liechtensteinern ELIS, welche gleich zu Beginn ihres Sets mit einem „kleinen“ technischen Problem zu kämpfen hatten. Egal wie hart Sandra, die inzwischen für die 2006 verstorbene Sabine Dünser mit dabei ist, es auch versuchte, man hörte sie im Publikum nicht oder nur teilweise. Zum Glück konnte das Problem aber schnell gelöst werden (eine Weile agierte sie kurioserweise mit 2 Mikros in der Hand) und nach einer kurzen Begrüßung klappte beim zweiten Song dann alles reibungslos. Inzwischen war auch das Publikum, welches zahlenmäßig etwas zugelegt hatte, wach und konnte sich sogar dazu hinreißen lassen, bei den Liedern mit zu klatschen. Das wiederum freute die Band natürlich sehr und so gab sie sich noch mehr Mühe vor ihrem Griefshire-Backdrop eine gute Show abzuliefern, was in meinen Augen auch ausgesprochen gut geklappt hat.
(Sebastian Huhn)

THE LEGENDARY PINK DOTS

Schon im eigenen Bandnamen THE LEGENDARY PINK DOTS vorhergesehen, haben die nur schwer einzuordnenden Experimental-Rocker rund um Sänger und Mastermind Edward Ka-Spel nach über 25 Jahren Bandgeschichte mit mehr als 40 Releases mittlerweile tatsächlich den Status einer Legende erreicht. Ka-Spel hatte sich noch Martijn de Kleer an der Gitarre, Niels von Hoorn an diversen Blasinstrumenten und Phil Knight an den Keys mitgebracht. Die Vier entführten nun die Zuhörer für 40 Minuten in eine psychedelische Traumwelt. Allen voran der charismatische Fronter, der einen mal wispernd mal beschwörend, am Ende bald hysterisch in seinen Bann zog. Niels setzte wahlweise mit dem Saxophon oder der Querflöte entrückte, teilweise jazzige Akzente und lief zur Mitte des Sets einmal quer durchs Publikum. Am Ende spielte er gar das Saxophon und die Klarinette gleichzeitig. Von teils düsteren Soundcollagen unterlegt steigerte sich das Set, zu dessen Höhepunkt alle Beteiligten wie wild ihre Instrumente malträtierten. Der Trip von Kontemplation bis Klaustrophilie fand – obwohl sicherlich für so manches Ohr gewöhnungsbedürftig – eine große Anhängerschaft, die dieses berauschende Erlebnis am frühen Mittag mit kräftigem Applaus belohnte.
(CS)

RABENSCHREY

Zur Mittagszeit betrat eine aufstrebende Band aus dem Bereich der mittelalterlich angehauchten Rockmusik die Hauptbühne des M’era Luna. Für diese Uhrzeit war der Platz vor der Bühne äußerst beachtlich gefüllt, was sicherlich nicht nur daran lag, dass das Festival dieses Jahr außerordentlich gut besucht war. Die westfälischen Spielleute von RABENSCHREY haben ganz offensichtlich in letzter Zeit ihren Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad ganz schön steigern können – jedenfalls wären so einige Bands danach wohl ziemlich dankbar für eine so große Zuschauermenge gewesen! Nimmermüdes Touren zahlt sich halt aus, und außerdem macht RABENSCHREYs heidnischer Mittelalterfolkrock einfach Spaß (da bin ich ehrlicherweise anderer Meinung, für mich hatte dieser musikalische Offenbarungseid nichts auf der Hauptbühne zu suchen – Anm. TK). Nicht zuletzt auch wegen ihrem Hang zu manchmal auch derbem Humor. Zunächst hatte der heidnische Sechser aber mit einigen Soundproblemen zu kämpfen – sicherlich nicht Fehler der Band, war doch der Sound auf der Hauptbühne am Samstag durchgängig eher mies abgemischt. So klang auch bei RABENSCHREY die Basstrommel viel zu dröhnend, während der Rest der Musik eher dünn war. Sei’s drum, RABENSCHREY machten das Beste daraus, und nach einer jovialen Begrüßung aller anwesenden Heiden und sonstigen Interessierten durch Sänger Donar von Rabenschrey, ging es auch gleich in medias res. Ohne je das dicke Augenzwinkern zu vergessen, musizierten sich RABENSCHREY durch neue Lieder vom aktuellen Album „Auf den Fersen“ und alten Krachern wie das „Mädelein“, dem „Dreckstück“ oder dem äußerst launigen „Templerschaf“ („Rotes Kreuz auf weißem Arsch – sie nannten ihn das Templerschaf“!). Der absolute Stimmungsgarant war natürlich „Hey wir sind Heiden“ – die Melodie dürfte jedem durch eine TV-Serie um eine gewisse Pippi Langstrumpf bekannt sein! In den ersten Reihen herrschte munteres Gehüpfe, und Donar hatte das Publikum stets fest im Griff. Wobei er die Mitgröhlaktion bei „Das Järv“ vor lauter Euphorie dann doch etwas zu sehr in die Länge gezogen hat. Was soll’s, RABENSCHREY haben Spaß gemacht und gut gerockt (gefolkt?) und der überraschend große Publikumszuspruch hat gezeigt, dass man RABENSCHREY nächstes Mal ruhig zu etwas späterer Uhrzeit auftreten lassen darf…
(Niggels)

CINEMA STRANGE

CINEMA STRANGE war nie eine gewöhnliche Band, das war mir schon klar, als ich mir einige Lieder der drei angehört hatte. Aber wenn es einen Award für die ausgefallenste Bühnenshow geben würde, würde ich wetten, dass Lucas Lanthier und die Ribiat Brüder auf jeden Fall unter den Top 3 landen oder den Wettbewerb gar gewinnen würden. Eingekleidet in antike Theaterkostüme mit einem Spritzer Groteske und immer einem leicht ironischen Unterton, hatte der Auftritt mehr von einem Schauspiel als von einer allgemein üblichen Bühnenperformance. Ich fand es auf jeden Fall erfrischend und auch amüsant ein Trio wie dieses im Line Up des M’era Luna zu finden. Sie waren so etwas wie die Paradiesvögel unter den Bands und Lucas’ theatralische, hohe Stimme mag sicher nicht für jeden etwas gewesen sein. Entweder man mag sie oder nicht, ein dazwischen scheint es nicht zu geben. Besonders ich hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht, als Lucas einen frechen Tanz mit seinem schwarzen Jackett aufführte. Es ist doch immer wieder schön zu sehen, dass es noch Bands gibt, die sich trauen Grenzen zu überschreiten.
(Sebastian Huhn)

ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO

Als nächstes stand mein erstes echtes persönliches Highlight an: ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO aus Schweden. Die Platzierung auf der Hauptbühne hatte mir allerdings vorab etwas Kopfschmerzen verursacht, kann doch das Apocalyptic Folk Projekt um Mastermind Tomas Pettersson im Grunde genommen nur in der intimen Enge eines abgeschotteten Konzertsaales seine vollkommene Magie entfalten. Zumindest war man sich der Ausmaße der Spielstätte bewusst und musizierte mit immerhin gleich 5 Musikern, so dass es optisch durchaus etwas Eye-Candy gab. Neben TP in der Mitte agierte rechts kein Geringerer als der glatzköpfige Jouni Havukainen (IN SLAUGHTER NATIVES) an den Keys, dazu kamen gleich 3 Percussionisten an den unterschiedlichsten Geräten. Auf Rose-Marie Larsen mussten wir allerdings wie 2 Wochen zuvor in Belgien/ Waregem verzichten. Bekanntermaßen kommt das Gros des ORE-Sounds vom Band, doch die monotonen Loops, der hypnotische Gesang und die wunderbar pointierten Melodien verfehlten ihre Wirkung nicht. Zumindest bei mir und einigen „Eingeweihten“, während möglicherweise anderen zu wenig „Action“ geboten wurde. Sei’s drum: Neben Stücken vom „Apocalips“-Album wie „Who stole the Sun from its Place in my Heart?” oder “[Mercury Rising] Seduced By The Kisses of Cinnabar Sweet” begeisterte insbesondere das grossartige “Hell is where the Heart is – The Gospel of Tomas” von der Satyriasis Split mit SPIRITUAL FRONT. Schön, dass die M’era Macher auch solchen “Außenseitern” eine Chance geben.
(TK)

CHRISTIAN DEATH

Im Hangar ging es nun weiter mit CHRISTIAN DEATH, einer US-Gothrock-Band mit bewegter Bandhistorie. 1979 von Rozz Williams gegründet, wurde später Valor Kand Kopf der Gruppe, Rozz stieg nach Streitigkeiten aus und so spaltete sich fortan die Fanbase in zwei Lager: Die Rozz-Fans und die Valor-Fans. Beide veröffentlichten nun weiterhin unter dem Namen CHRISTIAN DEATH, aber Valor sicherte sich letztendlich (sehr zum Missfallen von Rozz) die Namensrechte. Rozz nahm sich 1998 das Leben. Seit Ende 2006 existiert eine Art Nachfolgeband namens CHRISTIAN DEATH 1334 (bzw. CD 1334) mit einigen Mitgliedern der „Only Theatre of Pain Era“, der Eva O als Sängerin vorsteht. BEIDE (!) Inkarnationen musizierten 2008 auf dem WGT, soviel zu dem Durcheinander. Kennzeichen von CHRISTIAN DEATH war jedenfalls stets eine provokante Haltung gegenüber Politik und Kirche und das sollte auch heute nicht anders sein. Eröffnet wurde die Show durch einen Mundschutz-tragenden Drummer und „Water into wine“, den Opener ihres letzten Albumoutputs „American Inquisition“ aus dem Jahre 2007. Die Bühne hatte man mit Mückennetzen ausstaffiert, unter denen nun Drummer und Keyboarder Platz nahmen, derweil Valor mit Geige und seine singende Bassistin Maitri vor den mit Rosen geschmückten Mikros Aufstellung nahmen. Der gut gefüllte Hangar begrüßte die Band lautstark, derweil mich der Sound und die Sangesleistung von Valor nicht gerade vom Hocker riss. Das sollte sich auch während der restlichen Titel nicht ändern, die zum größten Teil vom letzten Album stammten. Maitri machte da stimmlich wie körperlich schon eine bessere Figur. Mit blasphemischen Ansagen unterstrich man auch heute den vorauseilenden Ruf, obligatorisch dass sich Maitri bei „Worship along the nile“ und dem dutzendfach fallenden Wort „Pussycat“ lasziv in den Schritt packte. Ein durchaus launiger Auftritt also, der seine Anhängerschaft fand, sich musikalisch jedoch nur auf mittelmäßigem Niveau stilistisch zwischen den SISTERS und CRADLE OF FILTH bewegte und mich letztlich nicht überzeugen konnte.
(CS)

RED LORRY YELLOW LORRY

Als wir am Samstag nach einer Reifenpanne mit anschließendem Abschlepp-Abenteuer durch die „gelben Engel“ endlich das Gelände des Drispenstedter Flugplatzes enterten, war das gerade so rechtzeitig, dass wir vor dem ersten für mich relevanten Akt, den LORRIES, noch Zeit hatten, uns gemütlich auf unserer Decke am Rande der Bühne niederzulassen, um uns in Ruhe dem uns umgebenden schwarzen Treiben hinzugeben. Nach einem kurzen Soundcheck mit dem üblichen Hey und Ho, richtete RED LORRY YELLOW LORRY Frontmann Chris Reed seine ersten und auch gleich letzten Worte von der Bühne hinunter an das Auditorium: „Hi, were’re the Lorries“. Derweil wurde die Stage von dicken Kunstnebelschwaden eingehüllt, aus denen nun die ersten Takte der Rocker an unsere Ohren drangen. „Hand on Heart“ vom 1985 erschienen Debütalbum „Talk about the Weather”. Die aus Leeds/ GB stammenden LORRIES, von denen es bereits seit einigen Jahren kein neues Liedgut mehr gegeben hat, hatten keine Bühnendeko mitgebracht und ebenso schnörkellos wie das sich visuell bietende Bild, kam auch ihre Musik daher. Handgemachter, ehrlicher Alternative/ Gothic Rock, wie man es von der Insel gewohnt ist. 45 Minuten und ein paar Songs wie „Nothing Wrong“ oder „World Around“ später traten die Jungs wieder ab. Ebenso unspektakulär, wie sie gekommen waren, verschwanden sie auch wieder.
(IKA)

KLIMT 1918

Die Italiener von KLIMT 1918 beziehen sich in ihrem Titel auf den Maler Gustav Klimt und dessen Todesjahr, um auf gewisse Parallelen in der Kunstfertigkeit bzw. der künstlerischen Philosophie hinzuweisen. Bereits seit 1999 sind die Herren um das Brüderpaar Marco und Paolo Soellner aktiv und man legte in dieser Zeit immerhin 3 hochgelobte Alben vor, mit denen man sich qualitativ ganz vorne im Genre des melancholisch angehauchten Alternative Rocks festsetzen konnte. Das honorierten an diesem Nachmittag im Hangar zwar nicht ganz so viele Zuschauer, die aber feierten das Quartett nach allen Regeln der Kunst ab. Optisch eher wie die südländische Variante von TOCOTRONIC daher kommend (Style is NOT Substance) begeisterte man mit wunderschönen Gitarrenläufen und Marcos prägnanter Stimme. Es war mehr als offensichtlich, wie dankbar die Truppe das Angebot angenommen hatte, hier und heute aufzuspielen. Die Setlist berücksichtigte überwiegend Songs der aktuellen Scheibe „Just in case we’ll never meet again…“ doch mit „Snow of ’85“ und dem abschließenden „Parade of Adolescence“ vom Debüt „Undressed Momento“ kamen auch die beiden älteren Werke zum Zuge. So oder so ein Genuss und die KLIMTs demonstrierten ihr Fansein später auch dadurch, dass sie den PARADISE LOST Gig mit leuchtenden Augen im Fotograben verfolgten.
(TK)

Setlist KLIMT 1918 (ohne Gewähr)
Intro
The Breathtaking Day (JIC)
Skygazer (JIC)
Snow of ’85 (Dopoguerra)
Ghost of a Tape Listener
The Graduate
Because of you, tonight
Parade of Adolescence (Undressed Momento)

MESH

Nach entspannter Anreise und Check-In im Hotel erreichten wir gegen 15.00 Uhr das uns wohlbekannte Festival-Gelände. Große Veränderungen im Gegensatz zu den Vorjahren waren auf der ersten Begehung nicht zu entdecken und langsam versammelten sich mehr und mehr Besucher vor der Hauptbühne, auf der um 15.50 Uhr die englische Synthiepop-Band MESH auftreten sollte. Diese betraten unter perfekten Wetterbedingungen die Bühne. Im Einzelnen waren das Sänger Mark Hockings, Gitarrist Richard Silverthorn, Keyboarder Geoff Pinckney und Drummer Sean Suleman. Gut gelaunt begannen sie mit „What are you scared of?“ ihr Set und Sänger Mark, mit typischer Wollmütze auf dem Kopf, animierte sofort zum Mitmachen. Das Publikum reagierte noch etwas verhalten, zwar mit artigem Applaus, doch so richtig ausgelassen war die Stimmung zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Dies änderte sich erst bei „Leave you nothing“ aus dem Jahre 2001, wo Mark zur Gitarre griff und das Publikum textsicherer wurde. Als perfekter Entertainer ergriff er diese Chance und wirbelte von einer Bühnenseite zur anderen, um auch bei dem folgenden Song „Not Prepared“ erhobene Hände im Publikum zu sehen. Routiniert und voller Energie schafften Mark und Richard es, die ausgelassene Atmosphäre bei „It scares me“ nochmals zu steigern und gemeinsam sangen alle den Refrain mit. Das rockige „Fragile“ und der Singleerfolg „Crash“ wurden freudig erwartet und mit heftigem Applaus und Beifall belohnt. Die Euphorie im Publikum stachelte die Band weiter an und Marks emotionaler Gesang konnte wieder einmal punkten. Nach nur knappen 40 Minuten bildete „Petrified“ auch schon den Abschluss des Auftritts. Es gibt jedoch eine gute Nachricht für alle MESH-Fans: Mark und Richard arbeiten fieberhaft an neuen Songs, die hoffentlich ganz bald erscheinen werden!
(Cath)

Setlist MESH
What are you scared of?
People like me
Leave you nothing
Not Prepared
It Scares Me
Fragile
Crash
Petrified

FRANK THE BAPTIST

Zurück ging es nun in den Hangar, der noch erfrischend leer war, was sich allerdings kurzum änderte, hatten doch einige Festivalbesucher vor, das Set der Truppe FRANK THE BAPTIST, ursprünglich aus San Diego, USA stammend und mittlerweile nach Berlin umgesiedelt, nicht zu verpassen. Zehn Minuten vor der geplanten Spielzeit war der Soundcheck bereits seinem Ende nahe und nahm mit einer respektablen A Capella Gesangseinlage von Fronter Frank „THE BAPTIST“ Vollmann seinen Höhepunkt. Kaum später ging es auch schon los, die anderen Bandmitglieder kamen auf die Bühne und zusammen begann man mit der musikalischen Handarbeit. Eingängige Goth Rock Melodien mit Namen wie „Falling Stars“, „Ever“, „Beg, Steal, and Borrow“, „Signing off“ und „When the Sky“, um einige zu nennen, wurden performt und den Zuschauern gefiel es offensichtlich genauso wie den Musikern selbst, die nach dem dritten Stück bereits so in Fahrt waren, dass sie untereinander zu witzeln begannen und Frank lachend forderte: „Get these guys outta here“. Es wurde nicht langweilig mit FTB und schnell war die Zeit fast wieder um. Bevor man jedoch das letzte Stück „If I speak“, anstimmte, stellte Frank seinen mitgebrachten Gast Justin Stephens von der Londoner Alternative Goth Band PASSION PLAY vor, den er an den Bass berufen hatte. So ging ein launiger Auftritt im Hangar zu Ende und wir wieder an die frische Luft, um uns zur Abwechslung mal mit Nahrungsaufnahme und Festival Flanieren zu beschäftigen.
(IKA)

TANZWUT

Ebenfalls auf der Hauptbühne sollte es nun mit TANZWUT und deren schweißtreibendem Mittelalter-„Industrial“-Rock in eine ganz andere Stilrichtung gehen. Die aus der Mittelalter-Band CORVUS CORAX entstandene Formation ist bekannt für ihre einzigartige und impulsive Show. Bandmitglied und Sänger Teufel zog mit seinem uniformartigen Outfit und markanten roten Hörnern alle Blicke auf sich und forderte das M´era Luna-Publikum sogleich zum Durchdrehen auf, während „Ihr wolltet Spaß“ angespielt wurde. Das Publikum ließ sich schnell mitreißen. Ein Meer aus tanzenden Menschen und erhobenen Armen erstreckte sich soweit das Auge reichte. Dies passte perfekt zum nachfolgenden Titel „Meer“ und auch beim anschließenden „Vulkan“ hieß es Durchdrehen am helllichten Tage. Dudelsack und andere (mir nicht so geläufige) mittelalterliche Instrumente wurden mit harten Gitarrenriffs und Drums kombiniert und ließen die Festivalbesucher vor der Mainstage rocken. Faszinierend wie feierwütig die Massen schon am späten Nachmittag waren und beim Song „Lügner“ mitgingen. Bei dem ÄRZTE-Coversong „Bitte, bitte“ konnten dann sogar die mitsingen, die keine TANZWUT-Fans waren. Einen spektakulären Showdown mit einem Geigenspiel auf Sargdeckeln wurde bei „Schattenreiter“ vom aktuellen Album geboten und hinterließ eine brodelnde und schwitzende Masse.
(CATH)

EPICA

Die holländische Formation ist kein Neuling auf dem M’era Luna, war dies doch schon ihr mittlerweile dritter Auftritt auf dem Festival. Und offensichtlich wurde ihre Anwesenheit auch jedes Mal gefeiert. Ich hingegen kannte bis dato nur den Namen EPICA und wusste auch gerade noch, welche Art Musik die Niederländer machen, bevor ich dann den Hangar betrat, in dem schon eine beachtliche Menschenmenge auf den Beginn der Show wartete. Als es dann Zeit war für die Musiker die Bühne zu entern, war das Publikum schon in Feierlaune und bejubelte jeden Song und ich muss zugeben, dass die Musik durchaus Anziehungskraft besitzt. Auf der einen Seite Simones Stimme, die in unglaubliche Höhen kletterte und auf der anderen Seite der Kontrast in Form von Marks tiefen Grunzern. Außerdem ist zu erwähnen, dass Simone wirklich gut im Headbangen ist (was natürlich durch die aufgestellten Windmaschinen besonders gut zur Geltung kam). Und was ist besser als eine Frau, die das richtig gut kann? Genau, zwei. Während der Show wurde nämlich die den Zuschauern anscheinend nicht unbekannte Amanda Somerville (Eine Amerikanerin, die als Vocal Coach arbeitet) als Special Guest mit auf die Bühne geholt. Mir jedenfalls hat der Auftritt viel Spaß gemacht und ich denke, dass ich mir EPICA beizeiten sicher noch mal zu Gemüte führen werde.
(Sebastian Huhn)

UNHEILIG

An nachfolgenden Künstlern kommt man schon seit einiger Zeit nicht mehr vorbei und so hatten UNHEILIG in diesem Jahr auch zum ersten Mal einen Auftritt auf der Hauptbühne in den frühen Abendstunden ergattert. Nach sehr erfolgreichen Alben und teilweise ausverkauften Konzerthallen eine logische Schlussfolgerung. Der Graf zog eine gewohnt gute Show ab, die zwar keine Überraschungen, aber eine stimmungsvolle Stunde Unterhaltung bot. So hatte er auch dieses Mal seine Livemusiker Henning (Keyboard) und Licky (Gitarre) im Gepäck, sowie die gewohnten Kerzenständer im Hintergrund aufgebaut. Nach dem Opener „Puppenspieler“ folgte die aktuelle Single „Spiegelbild“, die vor kurzem als EP erschienen ist und bereits 14 Tage vor der Veröffentlichung ausverkauft war. Die wunderschöne und ruhige Ballade „Astronaut“ wurde von der ersten Hitsingle „Sage Ja“ abgelöst. Das Publikum tobte und sang aus voller Kehle mit. Der Graf lieferte sich wilde Tanzduelle mit Licky und seiner Gitarre. Eine Augenweide vor allem für die weiblichen Fans, die sich vor der Bühne drängten. Auch zum hundertsten mal gehört ist „An Deiner Seite“ einfach nur traumhaft schön und wir genossen die Darbietung des Grafen, welcher den Song einem guten Freund gewidmet hatte, den er niemals vergessen würde. Trotz unzähliger Auftritte und durchweg positiver Reaktionen der Fans wirkt der Graf noch immer wieder gerührt und dankbar, was er offen zeigte. Herzlicher Applaus belohnte ihn auch dieses Mal nach jedem Song. Euphorisch ging es mit „Feuerengel“ und einem explosiven „Lampenfieber“ weiter. „Fieber, Fieber“-Rufe und in die Luft gestreckte Arme begleiteten den ganzen Song. Nicht weniger heftig ging es bei „Maschine“ und dem Klassiker „Freiheit“ zu. Es folgte ein ehrlicher Dank an die Fans und der Gänsehautsong „Mein Stern“ ließ auch diesen UNHEILIGen Auftritt besinnlich ausklingen. Bleibt noch anzumerken, dass der Graf nach den endlosen Autogrammstunden beim Amphi und eben nun auch M’era so langsam jedem einzelnen seiner Fans persönlich die Hände geschüttelt haben müsste…
(Cath)

Setlist UNHEILIG
Puppenspieler
Spiegelbild
Astronaut
Sage Ja
An Deiner Seite
Feuerengel
Lampenfieber
Maschine
Freiheit
Mein Stern

SAMAEL

Mit den Schweizern SAMAEL wurde nun im Hangar das dunkeldüstere Metal Dreigestirn eingeläutet, welches den Abend in dieser Location beschließen sollte. 3 mal Dark/ Death/ Black/ Gothic vom Feinsten, von drei der alteingesessensten Formationen überhaupt. Leider bzw. überraschenderweise war die Halle zwar ordentlich aber keineswegs bis zum Bersten gefüllt. Was natürlich andererseits auch wieder seine Vorteile hatte. Der Spielfreude des Quartetts um Sänger/ Gitarrist Vorph (wenig überraschend wieder im Gehrock) tat das nun wahrlich keinen Abbruch. Daneben agierten natürlich wieder der spielfreudige Mas am Bass sowie Gitarrist Makro, nicht zu vergessen Xy an den elektronischen Drums bzw. den Keys. Die Windmaschine von EPICA hatte man gleich mit übernommen, das (haarige) Schauspiel konnte also beginnen. Mittlerweile ist man ja bei Nuclear Blast beheimatet und so wurde die 2007er Langrille „Solar Soul“ auch gleich mit dem Titeltrack und beispielsweise „On the Rise“ bedacht. Mit „Rain“ streute man aber bereits früh ein älteres Stück ein (von „Passage“ aus dem Jahre 1996), die Eidgenossen sind ja dafür bekannt, ihre frühe Discographie live nicht zu vernachlässigen. Wie auch bei den folgenden MOONSPELL/ PARADISE LOST währte meine Aufmerksamkeit leider nicht endlos lange, da die Fotographenpflicht an der Hauptbühne schnell wieder ihren Tribut forderte, doch SAMAEL haben sich wie eigentlich immer keine qualitative Blöße gegeben!
(TK)

ASP

Neben UNHEILIG ist auch ASP eine Band, die nicht mehr vorgestellt werden muss. Bekannt geworden durch etliche Live-Auftritte und ihren Schwarzen Schmetterlings-Zyklus, der ihnen Anerkennung und viele treue Fans bescherte. Bereit für opulenten Gothic Rock wurden die Frankfurter ASP (Gesang), Matze (Gitarre), Tossi (Bass) und Himmi (Drums) herzlich begrüßt und begannen mit dem rockigen und eingängigen „Sing Child“. Die Sonne strahlte vom Himmel, aber bescherte dem Quartett nicht gerade Glück, denn der Sound war viel zu leise und führte zu ungläubigen Blicken und „Lauter! -Lauter! -Lauter!“-Sprechchören im Publikum. Trotz dieser Probleme, die auch im Verlauf des Auftritts nicht behoben werden konnten, ließen sich ASP nichts anmerken und gaben showtechnisch und gesanglich alles. Ein neuer Song namens „Denn ich bin der Meister“ vom kommenden Krabat Liederzyklus namens „Zaubererbruder“ wurde im Anschluss vorgestellt. Von Herzen folgte die Aussage: „Wir sind ASP und Musik ist unser Leben!“ und weiter ging es mit „Nie mehr“ und „Sanctus Benedictus“. Trotz leisem Sound war durchweg eine gute Stimmung zu vernehmen. Das Publikum sang und tanzte während des gesamten Auftritts. Mit Hits wie „Ich bin ein wahrer Satan“, „Werben“ und dem Kultsong „Und wir tanzten – Ungeschickte Liebesbriefe“ wurden keine Wünsche offen gelassen. Die textsicheren Festivalbesucher machten den Auftritt sicherlich mit einem unvergesslichen Bild aus empor gestreckten Armen zum Erlebnis. Der sonst so explosive Stimmungsgarant „Ich will brennen“ ging gut ab, konnte aber trotz Pyro-Show aber mit leider nur halber Lautstärke nicht herausragen. Die Enttäuschung war der Band aber kaum anzumerken und so beendeten sie professionell ihren Auftritt mit „Schwarzes Blut“ und verließen die Bühne. Sehr persönliche und interessante Gedanken, sowie genaue Details über die Pannen und den Auftritt hat Sänger ASP hier niedergeschrieben: www.thetalesofasp.de
(Cath)

Setlist ASP
Sing Child
Denn ich bin der Meister
Nie mehr
Sanctus Benedictus
Ich bin ein wahrer Satan
Werben
Und Wir Tanzten – Ungeschickte Liebesbriefe
Ich will brennen
Schwarzes Blut

MOONSPELL

Von der Schweiz führte uns die metallische Reise nun direkt nach Portugal, wo seit vielen vielen Jahren ein ganz besonderer Name für Klasse und musikalische Extravaganz steht. MOONSPELL um das Urgestein Fernando Ribeiro haben von Black bis Gothic Metal schon so einige Spielarten abgedeckt, aktuell ist man nach der Neuaufnahme von „Under the Moonspell“ und der 2008er CD „Night Eternal“ wieder bei deutlich härteren Klängen angekommen, was auch live schnell zum Tragen kam. Vor einem wunderschönen Backdrop legte das Quartett aggressiv und tight mit dem Opening Doppel der eben angesprochenen Scheibe los („At Tragic Heights“ und der Titelsong), Fernando übte sich dazu in theatralischen Posen und nahm mehr als einmal den Mikroständer in beide Hände. So ganz sind die Jahre nicht spurlos an ihm vorüber gegangen, aber wer kann das schon von sich behaupten? Dafür glänzte sein Outfit mit einigen „evil“ Accessoires und auch seine Mitstreiter wurden nicht müde, uns das Teufelshorn (bzw. die Pommesgabel) zu präsentieren. Mit „Wolfshade“ stand dann bereits ein Klassiker an und in diesem Sinne wurde das Set dann auch routiniert und professionell über die Laufzeit gebracht. Im direkten Vergleich waren für mich SAMAEL aber die knappen Punktsieger.
(TK)

VNV NATION

Pünktlich um 21 Uhr leitete das treibende „Joy“ den 75-minütigen Gig von VNV NATION ein. Unterstützung fanden Ronan und Marc u.a. in Form von Tom ([S.I.T.D.]) der den linken Synthesizer bediente (rechts hatte ein Amerikaner Platz genommen). Die 13 Tracks, die man gemeinsam performte, boten einen guten Querschnitt ihres Schaffens. Bis auf „Futureperfect“, vertreten durch den Song „Beloved“, wurden jedem bislang erschienenen Album drei Stücke „gewidmet“. Das Tempo der beiden ersten Tracks „Joy“ und „Darkangel“ wurde ein wenig dadurch gemindert, dass auch bei VNV Nation die Akustik leider nicht die allerbeste war, was von der Masse mit „Lauter, lauter“ Rufen bedacht wurde. Diesem Wunsch konnte die Technik dann bei dem mit „jetzt kommt etwas Old School“ angekündigten „Nemesis““ nun endlich nachkommen. Im weiteren Verlauf zeigte sich Ronan wieder als ständig agiler Entertainer mit vielen Ansagen, so forderte er u.a. die Fans auf, ihn mit ihren Fotohandys zu filmen. Bei den Gesangsparts zeigte sich das Auditorium zwar des öfteren nicht ganz textsicher, bzw. es war fast nicht zu vernehmen, aber wollen wir hier VNV NATION einfach zu Gute halten, dass dies ein Open Air mit vielen „Standing by“-Zuschauern war und kein Hallenkonzert, wo die entsprechende Fanbase unter sich ist. Temporeichere Tracks und balladeske Lieder der Marke „Illusion“ oder das von Ronan allein am Piano vorgetragene „Further“ wechselten sich ab und boten ein stimmiges Gesamtbild, der Hit „Honour“ fehlte genau so wenig wie der Opener der letzten Tour „The Farthest Star“ und die einsetzende Dunkelheit tat ein übrigens, dass die gelungenen Lightshow optimal zur Wirkung kommen konnte.
(MS)

Setlist VNV NATION
Intro
Joy
Darkangel
Nemesis
Legion
Chrome
Procession
Illusion
Farthest Star
Standing
Honour 2003
Perpetual

Further (Piano)
Beloved

PARADISE LOST

Jetzt war es Zeit für die Briten PARADISE LOST, den Hangar als Headliner in Schutt und Asche zu legen, während die Elektrofans draußen ihrer Leidenschaft frönten. 20 Jahre sind die Herren nun schon im Geschäft und genau wie MOONSPELL zuvor hat man in all den Jahren die musikalische Stilrichtung immer mal wieder modifiziert. Ursprünglich als Death Act gestartet begründete man mit dem „Gothic“-Album gleich ein ganzes Genre, erschuf in den 90ern einige Klassiker, wandte sich dann softeren/ elektronischeren Klängen zu und trat zuletzt wieder mächtig Arsch, woran der Wechsel hin zu Century Media nicht ganz unschuldig war. Live ist man trotz all der Hits nicht immer eine Bank, so wechseln sich eher lustlose Auftritte mit gelungenen Gastspielen ab. Dass Sänger Nick Holmes weder Scheinwerfer noch die große Geste mag, ist mittlerweile bekannt, dafür werfen sich seine Saiten-Männer immer wieder ordentlich in die Schlacht, ohne den ganz großen Bewegungsradius zu besitzen. Bei dem vorhandenen Song Material kann aber zumeist nichts schief gehen und nach den beiden neuen Titeln „The Enemy“ sowie „Ash & Debris“ startete man mit „Erased“ und dem Uralt Hit „As I Die“ mächtig durch. Letztgenanntes Stück wurde mit der launigen Ansage angekündigt: „A Song we play occasionally – Every Evening…“. Mittlerweile hat man wohl bandinternen Frieden mit dieser Komposition geschlossen, die ursprünglich gar nicht regulär veröffentlich werden sollte. Die Setlist enthielt gerade zum Ende hin noch einige weitere Klassiker, so dass die Langhaar Freaks im nicht völlig gefüllten Hangar glücklich ins Nirwana geballert worden sein dürften. Zu diesem Zeitpunkt stand ich allerdings bereits wieder vor der Hauptbühne, um meinen dortigen Pflichten nachzukommen. Die Verpflichtung gestandener Metal Haudegen kann ich persönlich nur begrüßen, denn das Spektrum dunkler Musik beschränkt sich keinesfalls nur auf Synthetik und bittersüße Romantik.
(TK)

Setlist PARADISE LOST (ohne Gewähr)
The Enemy
Ash & Debris
Erased
As I Die
Enchantment
Requiem
Unreachable
Never for the Damned
One Second
Embers Fire
Say Just Words

FRONT 242

FRONT 242 und Hildesheim, so zumindest mein Eindruck, ist eine etwas unglückliche Kombination. 1997 (damals noch unter dem Namen Zillo-Festival) sorgten die Fans für einen handfesten „Skandal“, als aufgrund zu geringer Spielzeit die nachfolgende Band SKUNK ANANSIE mit einem Plastikflaschenregen begrüßt wurde, und jetzt bei ihrem tatsächlich allerersten „richtigen“ M’era Luna-Auftritt hatten die Jungs arge Probleme mit der Akustik (wie allerdings viele andere auf der Hauptbühne auch) und schienen auch nicht den besten Tag erwischt zu haben. Während sich bei VNV NATION nach drei Tracks die Lautstärke auf ein zumindest akzeptables Maß eingependelt hatte, herrschte während des gesamten FRONT 242 Auftritts gefühlte Zimmerlautstärke. Zur Setlist: Ihr Intro überraschte mich sehr, nichts altbekanntes, sondern neue Töne vernahm mein Ohr, visuell im Hintergrund untermalt von den eingeblendeten Menschenrechten intonierte Richard einen Track, der mir trotz fieberhafter Suche im Backkatalog einfach nicht bekannt vorkommen wollte. Wie schon seit geraumer Zeit bekannt hat sich das Livebild ein wenig verändert – bis auf einige Ausnahmen wie „Welcome to Paradise“ oder „Religion“, die von Richard und Jean Luc in alter Manier gemeinsam performt werden, wird bei vielen Tracks nun jeweils nur einer in den Vordergrund gestellt, der dem Track sein „Gesicht“ leiht. So ist Richard eher der Part der aggressiveren Titel vorbehalten: „Commando“ oder „Funkahdafi“, beide unter einer beeindruckenden Menge Kunstnebel präsentiert, während Jean Luc sich eher um etwas ruhiger gestaltete Kompositionen wie „Circling Overland“ kümmert. Durch diese Aufteilung und auch die nun etwas „klassischer“ arrangierten Tracks wirkt das Ganze etwas gesetzter und nicht mehr ganz so temporeich wie noch zu alten Zeiten. Der Hauptfokus lag mit fünf bzw. vier Tracks ganz klar auf den Veröffentlichungen der „Front by Front“/ „No Comment“ Phase. Für mich stellte sich der Auftritt wie schon eingangs erwähnt etwas zwiespältig dar, rein musikalisch und auch visuell waren sie den zuvor auftretenden VNV NATION meilenweit überlegen, es fehlte mir jedoch der rechte Biss und auch die nötige Stimmung im Publikum. Alle Tracks, auch die der verschmähten „Pulse“-Ära („Together“ und „One“) waren klasse arrangiert, aber richtig Dampf wie bei „Funkahdafi“ oder „Headhunter“, das als letzte Zugabe fungierte, kam in meinen Augen zu selten auf. Vielleicht ein weiteres Indiz dafür, dass FRONT 242 auch selbst nicht ganz zufrieden waren: Um 23:52 Uhr war der Gig zu Ende und theoretisch hätte die Standardzugabe „Punish your Machine“ noch genau in den vorgesehenen Zeitrahmen gepasst.
(MS)

Setlist FRONT 242
98
Religion
Welcome To Paradise
Lovely Day
XXX (Triple X Girlfriend)
Commando Mix
One
No Shuffle
Circling Overland
Funkahdafi
Modlavia
Together
Take One
Im Rhythmus Bleiben
Until Death Us Do Part
Headhunter

Trotz der Schwächen beim Hauptbühnensound dürfte wohl das Gros der 23.000 Zuschauer (eine sehr beeindruckende Zahl) den Festival Samstag als sehr gelungen in Erinnerung behalten haben, wozu nicht zuletzt auch das perfekte Wetter und die wie eigentlich immer friedliche Atmosphäre beigetragen haben dürften. Das „Metal Line Up“ gegen Ende im Hangar führte zwar nicht gerade zu einer Invasion dieser „Nebenbühne“, doch gerade das stilistisch abwechslungsreiche Line Up ist ja ein Markenzeichen des M’era Luna, welches auch unbedingt beibehalten werden sollte. Die nun folgende Nacht nutzte ein jeder auf seine Weise, um zu regenerieren, zu tanzen oder möglicherweise auch neue Bekanntschaften zu intensivieren. Wir jedenfalls hatten uns fest vorgenommen, auch den Sonntag musikalisch genauestens in Augenschein zu nehmen. Doch das ist ein anderer Bericht…
(TK)

Copyright Fotos: Karsten Thurau außer DELAIN (Dani Vorndran)

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