Ort: Bonn - Harmonie
Datum: 27.03.2009
Das Crossroads Festival, eine 4-Tage-Veranstaltung in der Bonner Harmonie, durchgeführt durch den WDR Rockpalast, findet jedes Jahr statt. So bekannte oder unbekannte Bands wie KETTCAR, OLLI SCHULZ oder SEACHANGE spielten hier in intimstem Rahmen in den letzten Jahren auf. 2009 umfasst das Programm „Bands“ wie TIM CHRISTENSEN und PETER BEN am Mittwoch Todd Thibaud und Terry Lee Hale (Donnerstag) sowie Mike Tayler und Baskery am Samstag. Und an diesem Freitag eben NOVASTAR und MOKE.
MOKE, meine Konzertlieblinge der letzten Wochen, u. a. sah ich sie vor PAUL WELLER, AMY MACDONALD sowie vor einigen Wochen im Gebäude 9, waren der Grund meiner Stippvisite in der ehemaligen Hauptstadt und jetzigen Bundesstadt Bonn. Den Abend eröffneten zur besten “casual Friday” Primetime um 19.15 Uhr die belgischen NOVASTAR. Eine Band, von der ich vorher nur ein zwei Soundschnipsel auf MySpace gehört hatte, also letztendlich gar nicht kannte, und nun, da ich ca. 90 Minuten Material von ihnen gehört habe, gar nicht weiter kennenlernen möchte. Soviel sei gesagt. NOVASTAR ist Joost Zweegers. In Belgien und den Niederlanden ist er ein kleiner Held, verkauft dort doch größere Hallen wie das Paradiso locker aus und ist der derzeit populärste Singer-Songwriter. Neben Joost Zweegers, der Gesang, Gitarre und Klavierparts übernahm, spielte die Band mit Aram Van Ballaert an der Gitarre, Jeroen Swinnen (Bass) und Schlagzeuger Karel De Backer. Bei uns sind sie – so behaupte ich – nur wirklichen Liebhabern des gesetzteren Beneluxpops ein Begriff. Diesen Umstand zollte auch der Ticketvorverkauf Tribut. Niederländische Konzertgänger bekamen im Vorverkauf zwei Tickets zum Preis von einem. Damit erhoffte man sich wohl eine verstärkte Reisewelle aus dem Nachbarland und so überraschte es wenig, dass man in der Harmonie in den vorderen Reihen bevorzugt niederländisch (oder flämisch?) sprach. Der Plan schien aufgegangen zu sein, die angereisten Fans zeigten sich passagenweise sehr textsicher und gaben der Veranstaltung einen TV Übertragungswürdigen Rahmen. Wie schon gesagt, NOVASTAR machen gesetzten Pop der gemütlichen Art. Wem die niederländische Band RANCON ein Begriff ist, weiß Bescheid. NOVASTAR haben bereits drei Alben veröffentlicht, die in ihrem Heimatland, die Band kommt aus dem schönen Antwerpen, Belgien Platinstatus erreicht haben. „NOVASTARs drittes Schaffenswerk „Almost Bangor“ ist eine elektrische ebenso wie eklektische Tour de Force, ein Popalbum mit einem Unplugged-Herzen in der Mitte, das ganz von selbst schlägt.“, soweit die EMI-Homepage. Für mich war ihr Auftritt langweilig bis belanglos, anfangen kann ich mit dieser Art von Musik nur sehr wenig. Hängen blieb einzig das letzte Lied „Because“. Ein schmissiges und schönes Stück Popmusik mit solidem Rhythmus und angenehmem Tempo. Die wohl lustigste Sequenz mit einem Handy oder Diktiergerät, so genau war das nicht mehr erkennbar, habe ich denn auch durch einen Besuch an der Bar und auf dem Herrenklo (in umgekehrter Reihenfolge) locker verpasst. Egal, so wichtig war es nun auch nicht.
Setlist NOVASTAR
Bangor
Weller weakness
Tunnelvision
Faith
Lost & Blown away
Smooth Flavors
Wings on me
Wrong
When the lights go down on the broken hearted
Waves
1011
Mars Needs Woman
Waiting So Long
Miles
Because
MOKE, der niederländische Vierer mit nordirischem Einfluss folgte nach der Umbaupause. Nachdem ich sie erst kürzlich im Kölner Gebäude 9 gesehen hatte, wusste ich, was mich erwartet. Und tatsächlich, die Setlist war identisch und musikalisch waren somit keine Überraschungen zu erwarten. Kleidungstechnisch waren MOKE wie immer extrem stilsicher unterwegs, doch ich hatte den Eindruck, dass die Bügelfalte im lagerfeldschen Dress noch einen Tacken zackiger saß als sonst. Mit „Shorland“ haben sie erst einen Longplayer veröffentlicht, der aber soviel Hitpotential enthält, dass der Konzertbeginn mit „Emigration“ und „Bygone“ sowie das Ende des regulären Sets mit „This plan“ und „Summer“ so hochkarätig rüberkommen, dass viele Bands mit zwei oder drei Alben nur neidvoll nach Amsterdam Blicken können. MOKE gründeten sich 2007. Eine niederländische Gitarrenband, bei der alles stimmt. Einheitliches Bühnenoutfit, schwarze Hose, schwarzes Hemd, schwarze oder dunkelgraue Krawatte, und Melodien die von ESCOBAR, über U2 (in der Frühphase) bis hin zu INTERPOL reichen. Moderne Indiegitarrenmusik mit erheblichem Popeinfluss! Die Band um den aus Nordirland stammenden Sänger Felix Maginn hat in unserem Nachbarland bereits einen mittleren Erfolgslevel erklommen. So wurde der Song „Last Chance“ vom holländischen Fernsehen zur Untermalung der Champions League Highlights benutzt und ihr Debütalbum „Shorland“ landete beim sehr bekannten Musikmagazin OOR in den TOP 20 der Alben 2007. Darüber hinaus erreichten sie weitere Presseaufmerksamkeit, als Felix Maginn, Gitarrist Phil Tilli, Bassist Marcin Felis, Keyboarder Eddy Steeneken und Schlagzeuger Rob Klerkx das niederländische Gesicht der Karl Lagerfeld Kollektion „K by Karl Lagerfeld“ wurden
Angekündigt wurden MOKE mit „PAUL WELLER titelt über ihr Album „fuckin smashin’ tunes““. Dieses, „ach, das ist Paul Wellers Lieblingsband in 2008“ wird ihnen wohl noch eine Zeit hinterherlaufen, auch oder obwohl die Sache eigentlich schon längst durch ist. Nötig haben sie diese Reputation nicht mehr, doch die Artverwandtschaft im Stil und der Musik ist zu hoch, um es unerwähnt zu lassen. Wenigstens blieb ihnen der Verweis auf den Lagerfeld Ausrüstervertrag erspart. Das Set kam schwerfällig in die Gänge. Im Vergleich zum Gebäude 9 Auftritt wirkte es wie mit angezogener Handbremse gespielt, nicht so elanvoll und rau. Haben sie sich von NOVASTAR anstecken lassen oder war das Abmischen fernsehgerechter herunter geregelt? Sei es wie es war, MOKE begeisterten mich auch so. Den Abschluss des Konzerts bildete – wie gehabt – „Long way“. Ein typischer Finisher, langsam und ruhig zu Beginn, baut es sich von Minute zu Minute immer mehr auf, bis es in verschwenderischen Gitarren dem Ende entgegen strebt. Einige würden den Song schnulzig und banal nennen, ich sage: schön schnulzig und wunderbar vorhersehbar. „Long way“ ist das Moke’sche „Bad“. Dieser Gedanke kam mir gegen Mitte des Songs und ich glaube, der Vergleich passt ganz gut. Auch, um Mal eine andere Referenz ins Spiel zu bringen und nicht immer nur die Northern Soul Musikbande zu bemühen. MOKE sind nämlich viel mehr THE MISSION und 80er U2 als PAUL WELLER. Blieb nur noch eine Frage offen. Wer war der Mann auf dem Foto auf der Gitarre von Sänger Felix Maginn?
Setlist MOKE
Emigration song
Bygone
Last dance
Cupar Street Riot
Rule the world
Song that you sing
Heart without a home
Enjoy the Silence (DEPECHE MODE Cover)
Only one I had
This plan
Here comes the Summer
This life
Terrible End
Long way
Copyright Fotos: Frank Struwe
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