Ort: Essen - Turock
Datum: 14.04.2007
Als ich an einem ersten angenehmen Sommertag beim Turock eintreffe, ist das erste, was einem in die Augen sticht, ein Haufen schwarz gekleideter Metaller vor der gegenüber liegenden Kirche! Aus Richtung Bahnhof strömen Menschen in (Kunst-)Blut überströmter Kleidung hinzu, der Abend kann also nur perfekt werden. Die Zusammenstellung der Bands lässt doch etwas Verwunderung aufkommen, da alle drei doch rein musikalisch sehr wenig miteinander zu tun haben (Todesmetall, epischer Pagan und Weltuntergangsstimmung). Lassen wir uns überraschen.
DEBAUCHERY knüppeln sich dann sehr blutig durch ihr Set und bringen die Menge auf Betriebstemperatur, wobei ihre Stellung als Anheizer eigentlich nicht so ganz gerechtfertigt ist, da viele ihrer Fans (der Laden ist erstaunlicherweise randvoll) offenbar nur ihretwegen gekommen sind und nach dem Set dann auch rasch wieder verschwinden.
SWALLOW THE SUN dürften vor allem den Finnland Fans ein Begriff sein, wobei sie aber mit ihrem Death/ Doom auch hierzulande immer mehr Anhänger finden. Zu Hause können sie sogar Top3-Erfolge in den Charts verbuchen, wobei so etwas in Finnland nicht unbedingt eine Seltenheit ist. Lässt man sich auf die eindringlichen Klänge der Band ein – Doom ist ja nicht jedermanns Sache – wird man sich schnell in einer Welt aus Zorn und Verzweiflung wieder finden, was musikalisch nur allzu deutlich durch die Gegensatz von supertiefen Growls und hellem Klargesang von Sänger Mikko Kotamäki repräsentiert wird. Gleichzeitig kommen die Jungs mit einer Schwere einher, die einem alle Nackenhaare senkrecht stehen lässt! Gänsehautstimmung der feinsten Sorte! Bühnentechnisch schließt man sich dem voll an, keine großen Gesten, Mikko versteckt sich geradezu unter seinem Baseballcap, oft sieht man Gitarrist Juha und Bassist Matti mit geschlossen Augen und nur Keyboarder Aleksi macht einen bösen Gesichtsausdruck, als wolle er den Bandnamen auf der Stelle zur Wirklichkeit machen. Die Band erweist sich definitiv als ein kleines Highlight!
Erhebt eure Hörner, schwingt die Axt und verbeugt euch vor Odin, Wotan oder welchem Gott ihr auch immer huldigt: Es ist Zeit für heidnischen Metal. Zum wunderschönen Intro „Tyven“ vom Album „Voimasta ja Kunniasta“ betreten MOONSORROW mit roter Farbe im Gesicht die Bühne und legen mit „Sankarihauta“ sofort in bester Manier los: Folkloristische Melodien erinnern an vergangene Zeiten, das Keyboard im Hintergrund sorgt für die richtige epische Stimmung – wenn man die bei einer Durchschnittlänge von 10 Minuten pro Song noch nicht fühlt – während Villes Gekreische plus Schwertergeräusche die passende Kriegsuntermalung bieten. Zu „Kylän Päässä“ liegt sich dann das halbe Turock im Arm, hüpft durch die Gegend oder bangt, was das Zeug hält, denn schon beim nächsten Stück wird ihnen einiges abverlangt werden: Die Mondsorgen spielen tatsächlich „Tuleen Ajettu Maa“, den mit 26 min etwas kürzeren der beiden Songs vom aktuellen Albums – und dass im Gegensatz zu vorigen Shows in ungekürzter Version! Grandios! Zwar ist das Stück für ein Konzert doch etwas zu lang bzw. der Spannungsaufbau bis zum furiosen schwarzmetallischen Höhepunkt des Songs dauert schon mal ganze 11 Minuten, aber allein die Tatsache, so einen Titel mal in voller Länge präsentiert zu bekommen, verdient Annerkennung. Schade nur, dass Gitarrist Henri Sorvali wie so oft nicht mit von der Partie ist (s. dazu auch Interview) und durch Janne von RYTMIHÄRIÖ ersetzt werden muss. Ansonsten kann man aber absolut nicht meckern, auch wenn die 8 (!) Songs plus Intro/ Outro viel zu schnell vorbeigehen. Enttäuscht ist niemand und selbst einige Neulinge konnten mit dem nicht immer einfach zu verdauenden Material überzeugt werden. Einziges Minus: Das Outro Matkan Lopussa hätte man doch gern noch zu Ende spielen und nicht mittendrin abbrechen sollen!
Setlist SWALLOW THE SUN
Descending Winters
No Light, No Hope
Out Of This Gloomy Night
Don’t Fall Asleep
Too Cold For Tears
These Hours of Despair
Deadly Nightshade
Doomed To Walk The Earth
Swallow
Setlist MOONSORROW
Tyven (Intro)
Sankarihauta
Kylän Päässä
Tuleen Ajettu Maa
Unohduksen Lapsi
Pimeä
Kivenkantaja
Sankaritarina
Pakanajuhla
Matkan Lopussa (Outro)
Copyright Fotos: Juliane John
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