Ort: Bielefeld - Movie
Datum: 07.11.2006
Das Movie in Bielefeld mausert sich mehr und mehr zu einem DER Konzert-Clubs der Region. So gibt es hier seit einiger Zeit regelmäßig Gigs von namhaften Bands aus den Bereichen Metal, Gothic und Hardcore! An diesen noch recht milden November-Abend wollten die englischen Grindcore-Pioniere NAPALM DEATH zusammen mit ihren holländischen Kumpels BORN FROM PAIN und den Newcomern MENDEED den Freunden deftiger Gitarren-Mucke ordentlich einheizen. Interessant war vor allem die Überlegung, wie sich die Herren Musiker auf der recht kleinen Bühne zurecht finden würden, sind doch vor allem die Sänger aller drei Bands nicht gerade Bewegungs-Muffel.
Die Schotten MENDEED haben es wahrlich nicht leicht. Auch wenn sie ein wirklich gutes Album am Start und ein großes Label im Rücken haben, sitzen sie irgendwie zwischen den Stühlen. Vielen Metallern sind sie doch zu corig und den Corern sind sie durch den hohen Anteil klassischer Metal-Parts halt zu metallisch. Da ja bei NAPALM DEATH-Gigs bekanntlich Fans aller Genres der extremen Gitarren-Musik auflaufen, könnte diese Tour eigentlich eine gute Möglichkeit für die talentierten Newcomer sein. „Eigentlich“, denn das OWL-Publikum machte es den jungen Briten alles andere als leicht. So blieb während der Darbietung ein beträchtlicher „Höflichkeits-Abstand“ zwischen Gästen und Bühne, was für eine Band alles andere als motivierend ist. Dennoch gaben Sänger David Proctor und seine Leute ordentlich Gas und konnten mit klasse Songs wie „Beneath a burning Sky“, „Poisoned Heart“ oder auch „the Reaper waits“ immerhin den ein oder anderen Kopf zum Mitnicken bewegen. Aber dennoch war deutlich zu merken, dass die Vielzahl der etwas über 200 Anwesenden doch eher auf den Headliner wartete. Sehr schade, hat es doch Gitarrist Steven Nixon auch live mächtig raus und wusste durch reihenweise klassische Metal-Soli zu überzeugen, während seine Kollegen mit fetten Breakdowns und krachenden Moshparts ordentlich Alarm machten. Da kann man nur hoffen, dass MENDEED sich nicht unterkriegen lassen, denn das Potenzial, um sich nach oben zu arbeiten, haben sie ohne Zweifel!
Nach einer fix durchgezogenen Umbaupause enterten die holländischen Hardcore-Helden BORN FROM PAIN die Bühne. Die sympathischen Kollegen aus dem Flachland haben sich in der Vergangenheit durch Touren mit u.a. SIX FEET UNDER schon einen guten Namen in Metal-Kreisen erspielen können und der Stil-Mix dieses Abends kam den Jungs natürlich sehr entgegen. So stürmten auch gleich die ersten Arme-Schwinger den Pit, um zu Krachern der Marke „Rise or die“, „The New Hate“ oder „Final Nail“ mächtig abzugehen. Und auch wenn das neue Album „War“ noch gar nicht in den Läden steht, bekamen die Fans einige Kostproben von neuen Songs. „The War is on“ oder „Behind Enemy Lines“ sind typische BFP-Granaten mit fetten Riffs, fiesen Breaks und ner Menge Mosh-Groove. Dieser brachte nicht nur den Pit zum rotieren, sondern auch die sich die Show mit etwas Abstand anschauende Metal-Brigade zum mitrocken und den ein oder anderen sogar zum bangen! Sympatho-Fronter Che wirkte wie erwartet wie ein Raubtier im Käfig, konnte er aufgrund des Platzmangels doch nicht wie gewohnt über die Bühne fegen. Dennoch saßen die Growls und Screams auf den Punkt und auch wenn vor der Bühne keine Massen-Euphorie ausbrach, bedankte sich der Sänger brav bei den Fans für ihren Support. Und das schöne bei BFP ist, dass man ihnen diesen Dank auch voll abnimmt! Da kann man sich schon freuen, wenn die Jungs sicherlich bald wiederkommen, um mit weiteren neuen Songs und alten Hits ordentlich für Alarm sorgen!
Schnell umgebaut, eingestöpselt und schon legten Barney Greenway, Shane Embury, Mitch Harris und Danny Herrera deftig mit „Sink fast, let go“ vom neuen Album „Smear Campaign“ los. NAPALM DEATH sind sicherlich nicht unbedingt für Konzerte mit dem besten Sound bekannt und so war es auch heute der Fall. Die Briten machten es mit dem Brei-Sound nicht immer einfach, die Songs zu erkennen. Doch wer ein echter ND-Fan ist, der realisiert Kracher wie „Suffer the Children“, „The Code is dead…. Long live the Code“ oder „Narcoleptic“ natürlich schon am ersten Riff. Aber auch die neuen Hits „When all is said and done“, „Fatalist“, „Identity Crisis“ oder „Persona non Grata/ Smear Campaign“ wurden amtlich abgefeiert! Und so wurde im Pit von Minute 1 bis zu Minute 67 (länger ging es bei ND leider wieder mal nicht) ordentlich gemosht, gepogt und rotiert. Auf der Bühne tigerte Barney as usual wie ein tollwütiger Wauzi über die Bühne und growlte, was die Stimmbänder hergaben. Dazu gab es immer wieder den ein oder anderen Song-Kommentar, welche man aufgrund des allseits bekannten Dialekts auch eher weniger verstand (ich zumindest). Gitarrist Mitch Harris sorgte am diesem Abend mal wieder für die amtlichen und tierische verzerrten Riffs und unterstützte Barney zusätzlich noch mit reihenweise kranken Screams! Grind-Legende Shane Embury blieb seinem Radius eines Bierdeckels auch heute wieder treu, ließ den Bass wummern und schüttelte unablässig den Lockenkopf inkl. legendärem Plätten-Teller. Alleine Drummer Danny war anscheinend nicht so ganz auf der Höhe heute, verhaspelte sich der sehr routinierte Schlagwerker doch ein zwei Mal. Das kümmerte aber soweit keinen, standen doch auch heute natürlich die „Scum“-Klassiker „Scum“, „Life?“, „The Kill“, „Deceiver“ und natürlich der Rekord-Banger „You suffer“ auf dem Plan und wenn Barney das nicht fehlende dürfende „Nazi Punks, Fuck off!“ ankündigt, geht auch der letzte Corer/ Banger/ Rocker mit! Mit einem weiteren Klassiker namens „Siege of Power“ war dann nach etwas mehr als einer Stunde, in der immerhin massige 22 Songs gezockt wurden, Schluss. Auch wenn z.B. „Mass Appeal Madness“ im Set fehlte, verließen die Fans erschöpft und happy, wie auch die Band, die Location. NAPALM DEATH sind 2006 nun seit 25 Jahren unterwegs und mit dieser Power machen sie sicherlich noch weitere 25 Jahre auf Platte und auf der Bühne mächtig Alarm!
Setlist NAPALM DEATH
Sink fast, let go
Unchallenged Hate
Suffer the Children
Silence is Deafening
Instruments of Persuation
Fatalist
Narcoleptic
When all is said and done
Puritanical Punishment Beating
Breed to breathe
In Defference
The Code is dead, long live the Code
Identity Crises
Scum
Life?
The Kill
Deceiver
You Suffer
Persona non Grata
Smear Campaign
Nazi Punk, Fuck off
Siege of Power
Copyright Fotos: Michael Werneke
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