Ort: Bielefeld - Falkendom
Datum: 30.04.2004
In der Nähe der Bielefelder Stadtwerke und des Bahnhofes ist ein kleiner Club, in dem Konzerte und verschiedene andere Veranstaltungen aufgezogen werden. An diesem Freitag fand auch eins der berüchtigten Falkendom-Konzerte statt, mit vier Bands, die aus den verschiedensten Städten Deutschland kommen. Da ich an diesem Abend eher müde und nicht so ganz motiviert war, musste ich mich ein wenig von der Stimmung der anwesenden Leute mitreißen lassen. Meine Vorliebe für Männer, die in den Hardcore, Rock und Funpunk Bereich gehören (zumindest äußerlich) ist doch sehr schnell erkennbar, weil ich sie mir halt gerne ansehe. Da dort sehr viele dieser männlichen, sehr anschaulichen „Wesen“ vertreten waren, konnte es auch nicht lange dauern, bis meine eher müde Laune umschlug in entsprechend gute und „spaßige“. Aber zurück zum eigentlichen Thema, das Konzert begann um 19:30 Uhr, der Falkendom füllte sich langsam und der Platz wurde rar.
Die erste Band stand bereit, um die Leute „warm“ zu machen. ANOMALIE kommen aus der Nähe von Erkrath bei Mettmann, und sie machen so ähnliche Musik wie der Headliner NARZISS, wobei sie ihre Musikrichtung selbst Emocore nennen. Die Gäste waren anfangs eher zurückhaltend, bis auf die Köpfe hat sich nicht viel im Takt bewegt. Man konnte hier und da dennoch beobachten, dass sich zwischendurch doch noch einige Füße bzw. Hände in Bewegung setzten. Wie gesagt ansonsten alles noch sehr ruhig, trotz der sehr interessanten deutschsprachigen Texte. Sie spielten 10 ihrer Songs mit sehr viel Power und Elan, um davon nur einige zu nennen: „Hassliebe“, „Gefühlsverlust“ und das Lied, das noch keinen Namen bekommen hat, daher nenne ich es auch einfach mal „Namenlos“. Eine sehr kräftige Stimme vermischt mit einem guten Zusammenspiel der Instrumente, qualitativ anhörbar und ansehnlich.
Nachdem die Band fertig war, mussten sie Ihr Equipment abbauen und die Bühne für die Anderen räumen, das musste bei jedem Wechsel sehr schnell gehen, um keine zu lange Wartezeit für das Publikum aufkommen zu lassen. Denn wir wollten schließlich Live-Musik hören und nicht nur die Musik vom Tonband, die bei jedem Bühnenumbau lief. Allerdings war das immer eine gute Gelegenheit, um sich etwas zu unterhalten und für den Getränkenachschub zu sorgen.
Nach dem flinken Umbau kamen SHORTAGE aus Berlin Kreuzberg, die fünf Musiker erinnern dabei ein wenig an HATEBREED. Laut Playlist stammten bis auf zwei der gespielten Songs alle von der neuen CD „Control 1.0“ (erschienen bei Circulation Records) wie z.B. das titelgebende Stück. Nach der anfänglichen „Ruhe“ bei ANOMALIE war es bei SHORTAGE dann doch ganz anders. Es wurde „gepogt“, getanzt und die Köpfe gingen im Takt mit. Der Falkendom „erstickte“ langsam in der Menge und Hitze der anwesenden Leute.
Das Publikum war nun nicht mehr zu „bremsen“, die Lust auf noch mehr Musik stieg. Das war für Christoph und seine Bandmitglieder von MOURNFUL natürlich perfekt für eine schweißtreibende Show. Ich war sehr erstaunt, dass Christoph vor mir auf der Bühne stand, habe ich ihn doch auf der Osterrocknacht im Triebwerk mit WATERDOWN gesehen. Dann habe ich erfahren, dass der eigentliche Sänger von WATERDOWN – Marcel – im letzten Jahr ausgestiegen ist und sie jetzt immer Sänger aus anderen Bands für Auftritte ausleihen müssen. Aber zurück zu MOURNFUL, die Ähnlichkeiten mit RADIOHEAD bzw. THE USED waren verblüffend. Drums, Bass, wechselnd mal eine oder zwei Gitarren, ein Sänger und zugleich Shouter und ein Shouter noch dazu. Ein Wechselbad der Gefühle, da es mal ruhig und besinnlich, dann wieder hart und laut zuging. „Head Down“ und „Need“ waren die Lieder, die mich an diesem Abend am meisten beeindruckten. Bis dahin konnten eigentlich alle Bands eine beeindruckende Bühnenpräsenz vorweisen.
Dennoch, den „krönenden“ Abschluss machten die sechs Herren von NARZISS aus Jena bzw. Potsdam, wo Shouter Rayks Wiege steht. Der Sänger sorgte mit viel Spaß an der Sache für die endgültige Vollbedienung. Es ging nun gar nicht mehr anders als sich zur Musik zu bewegen, vor allem für die Leute, die deutschsprachigen Hardcore mögen, war es spätestens jetzt schwer geworden, nur herumzustehen und sich „hängen“ zu lassen. Seit ihrer Gründung haben Rayk und seine Bandkollegen schon mehrere Male in Bielefeld gespielt und die Leute mit sich „gezogen“. Mit den Texten sollte man sich auch näher beschäftigen, um sie genau zu verstehen, da das „Gebrülle“ manchmal einige Feinheiten untergehen lässt (obwohl etwas weniger als bei ANOMALIE). Dazu empfehle ich die brandaktuelle CD „Neue Welt“. Ich denke dennoch, dass es sich für die Potsdamer in jedem Falle gelohnt hat, den weiten Weg nach Bielefeld auf sich zu nehmen.
Fazit: Dieser Abend war gelungen für die Fans der lauten, schnellen und doch eher härteren Gangart. Der Falkendom – trotzdem er eher klein wirkt – ist für Konzerte dieser Art meines Erachtens eine sehr gute Location. Es war voll, eng, warm und laut, also für den Auftakt des Frühlings genau die richtigen Bedingungen. Der Frühling wird heiß, die Frage ist nur, wie soll dann der Sommer erst werden!? Wenn das nächste Konzert dort ansteht, bin ich mit Sicherheit auch wieder dabei um abzurocken. Wobei ich auch nichts dagegen habe, es hin und wieder ruhiger angehen zu lassen…
Hinterlassen Sie einen Kommentar.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.