Ort: Bad Oeynhausen - Druckerei
Datum: 16.03.2007
Ein Metal-Konzert mit starken Bands an einem Wochenende und das ganz in der Nähe. Was kann es besseres geben? Doppelt interessant sollte die ganze Sache durch die mir bislang völlig unbekannte Location in dem nicht gerade für Gigs bekannten Städtchen in Westfalen. Gerade in solchen „Kaffs“ können Konzerte eine ganz eigene Atmosphäre entwickeln, wobei ich doch überrascht war, dass deutlich über 300 Nasen den Weg in die kleine Örtlichkeit fanden, wo doch die Metal-Konzerte im heimatlichen Bielefeld trotz besserer Lage und recht bekannter Acts im allgemeinen jeweils gerade mal ein Drittel der Leute ziehen können.
Unter dieser beachtlichen Zahl von Besuchern befanden sich auch so einige lokale junge Nachwuchs-Fans, die ordentlich feiern wollten, was leider auch im übertriebenen Alkohol-Konsum und dessen Folgen resultierte. Auch für die Bands sollte dies ein nicht ganz einfacher Abend werde. So ist die technische Ausstattung nicht wirklich für einen solch brachialen Sound ausgelegt, so dass bei allen Bands der Sound sehr zu wünschen übrig ließ, die Musiker selbst kaum was hörten (es gab auf der vorderen Bühne gerade mal zwei Monitor-Boxen) und neben der eigentlich Show sorgte auch die Lichtanlage für ordentliche Einheizung.
Aber gerade solche speziellen Shows besitzen das Potenzial, um richtig kultig zu werden. Denn Einstieg dafür markierten die Herforder Deather von TASTE OF BLOOD, welche sich schon seit geraumer Zeit auch überregional einen guten Namen erspielen konnten. Mit dabei diesmal auch wieder Shouter Kai von den Modern Metallern UNCOVER, der schon seit geraumer Zeit den gesundheitlich angeschlagenen Phil am Mikro ersetzt. Und dieses Line Up hat sich mittlerweile auch schon recht gut eingespielt, zockten die Westfalen doch die Tracks ihrer inzwischen nicht mehr ganz so neuen „Dead Eyes“ EP tight wie eh und je, wobei wie immer die Gitarren-Fraktion in Person von Alex und Marian mit ihrem abwechslungsreichen Riffings und Top-Soli überzeugen konnten, während Matze (Bass) und Philip (Drums) für die solide Grundlage sorgten. Aushilfs-Fronter Kai behalf sich während der Show mit schriftlichen Text-Hilfen, wirkte aber sonst zu keinem Zeitpunkt wie ein Fremdkörper in der Band. Vielmehr sorgte er zusammen mit seinen Kollegen durch das motivierte Auftreten für ordentlich Schwung. Die fetten Death Metal-Walzen in einer gelungen Kombination aus brachialem Geballer und groovenden Mosh-Passagen taten ihr übrigens, um schon recht ordentlich Bewegung in die gut gelaunte Meute zu bringen. Ein weiterer gelungener Gig in der History von TASTE OF BLOOD, welcher mit einer amtlichen Version des IN FLAMES-Klassikers „Behind the Space“ beendet wurde. Man kann sich nur wünschen, dass Stamm-Growler Phil bald wieder fit ist und uns die Herforder Todesbleier bald mit neuem Stoff versorgen!
Auch die Modern Deather von MISERY SPEAKS hatten mit personellen Problemen zu kämpfen. So war Basser Martin an diesem Abend verhindert, doch wo andere Combos eine Show absagen, zocken die Münsteraner halt ohne ihren Tieftöner. Wirklich auffallend war dies durch den dürftigen Sound an diesem Abend „glücklicherweise“ nicht. Hatte das Quartett zuletzt in Bielefeld einen eher schweren Stand, so konnte man heute schon um einiges mehr reißen. So war gleich schon mit dem Opener „First Bullet Hits“ ordentlich was los vor der Bühne. Dabei sorgten vor allem die vereinzelt herumwirbelnden Um-sich-Treter, welche bei den fetten Beat Downs mächtig los legten, für einen recht großen Freiraum direkt vor der Stage und die Action wurde von Shouter Claus grinsend registriert. Seine Aufforderung an die restlichen Fans doch mehr nach vorne zu kommen, fand ich dann etwas sehr abwegig, würde selbst ich nicht nach vorne gehen, wenn da wieder mal diverse Kasper ihre Karate-Übungen veranstalten. Dies soll aber nicht davon ablenken, dass MISERY SPEAKS ein fettes Set mit einem Knaller nach dem anderen zockten. So hatten besonders die Gitarreros Stephan und Florian sichtlich Spaß bei „Hate Remains“, „Feathering Soil“, „Casted by Halo“ oder „I am never enough“ mächtig abzugehen. Songs vom „Things fall apart“-Album ließ man auch heute wieder komplett außen vor. Nach knapp 40 Minuten hatte man die Meute dann komplett auf seiner Seite, so dass es zu ersten „Zugabe“-Rufen kam, welche mit der „total spontanen“ Zugabe „Denial“ amtlich belohnt wurde. So wurde der Auftritt der Münsteraner zu einem angemessenen Wegbereiter für die nun anstehende Show ihrer Städte-Kollege NEAREA.
Diese stecken mitten in den Arbeiten zum neuen Album, welches noch dieses Jahr über uns hereinbrechen soll. Doch heute standen erstmal die altbekannten Hits der Marke „Walls instead of Bridges“, „Broken Spine“, „I love the World“, „The World Devourers“ oder „Scars of Gray“ und damit sorgten die Fünfe wie immer für mächtig Alarm auf und vor der Bühne. Vor dieser war es nun auch richtig voll und voller moshender Leiber, was von Shout-Derwisch Benny mehrmals mit deutlichen Worten honoriert wurde. NEAERA können ja bekanntlich auf die gemein-gefährliche Action der Hardcore-Bollos überhaupt nicht und wurden auch an diesem Abend nicht müde, immer wieder ausdrücklich zu betonen. Gedankt wurde es dieser tollen Stimmung mit weiteren fetten Death Metal-Walzen und gewohnt voller Action auch auf der Bühne, so dass nach kurzer Zeit bereits Musiker und Fans völlig durchschwitzt waren. Doch kannten die Münsteraner keine Gnade und holten nun die Meute sogar auf selbige, wo dann alle miteinander abfeierten, moshten und stage-divten. Dass dabei der ein oder andere Schuh in die Binsen ging, störte niemanden. Genauso wenig hinderten die glühenden Scheinwerfer und die eher dürftigen Monitor-Boxen die deutschen Death Metal-Durchstarter daran, eine gute Stunde Vollgas zu geben. Nach diesem fetten Gig war wohl nicht nur mir klar, dass die im Mai anstehende DVD-Recording-Show in der Heimat der sympathischen Todes-Metaller ein absoluter Pflicht-Termin ist! Und vielleicht bekommen wir dort ja auch den einen oder anderen neuen Song auf die Ohren…
Setlist MISERY SPEAKS
First Bullet hits
Feathering Soil
I am never enough
Casted by Halo
Heaven still waits
Hate Remains
Three Times Never
Denial
Setlist NEAERA
Mechanisms of Standstill
Paradigm Lost
The World Devourers
Let the Tempest come
HeavenHell
Walls instead of Bridges
I love the World
Broken Spine
Scars of Gray
Where Submission reigns
Copyright Fotos: Michael Werneke
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