Ort: Georgsmarienhütte - Eventcenter B51
Datum: 16.09.2006
Schon im Vorfeld war klar, dass dieses Event ein kleines, wenn nicht gar großes (wirtschaftliches) Wagnis darstellen würde. Auch wenn die gebuchten Bands sicherlich alles andere als schlecht sind und sich in all den Jahren durch ihre soliden Leistungen schon einen Namen machen konnten, bleiben es dennoch Underground-Acts. Und ob die besten deutschen Black Metaller von DARK FORTRESS es schaffen würden, eine Halle zu füllen, die bis zu 2000 Leutchen fasst, durfte mehr als bezweifelt werden.
Dennoch musste sich die dreiköpfige Terror-Fraktion erst mal ordentlich die Augen reiben, als man an diesem schönen und sonnigen Samstag-Nachmittag an der ehem. Dütehalle eintraf. Denn bis auf eine Handvoll Autos und einer sich sonnenden Parkplatz-Wächterin war nicht sonderlich Betrieb hier kurz vor Osnabrück. Leider konnten wir den Freitag nicht mitnehmen, als die Isländer SOLSTAFIR das allererste Mal außerhalb ihrer Heimat zockten. Was auch nicht allzu viele mitbekommen haben (s.u.) und so oder so zu einem heftigen Besäufnis der Skandinavier führte (die sich trotz aller Widrigkeiten pudelwohl bei den Nebelmonden fühlten)…
(Fafnir)
Und so hatten sich, wenn überhaupt, erst 20 Nasen in die Location verirrt, als JACK SLATER mit ihrem Set begannen. Die sympathischen Kölner nahmen die etwas traurige Situation mit Galgenhumor und zockten einfach drauf los. Dabei ließ man sich auch nicht von einer auslaufenden Flüssigkeit beirren, die der Technik von Gitarrist Sobo gefährlich nahe kam. Diese Jungs machen einfach Spaß, live und auch auf Platte. Das Set bestand natürlich überwiegend aus Songs der beiden Platten „Metzgore“ und „Playcorpse“ und Knaller wie „Jack in the Box“ knallen einfach ohne Ende. Dabei zeigen JACK SLATER immer wieder, dass sie trotz aller nicht so ernst zu nehmenden Lyrics und dem Humor auf der Bühne einfach eine fett tighte Death/ Grind-Combo sind, die sich vor größeren Kalibern alles andere als verstecken muss. Und fast obligatorisch, wenn man mit so einem Sound unterwegs ist, darf natürlich eine Cover-Version von CANNIBAL CORPSE nicht fehlen. So wurde mit einem nicht ganz so einsatz- und textsicheren Kumpel der Klassiker „Stripped, Raped and Strangled“ zum besten gegeben und zum Ende den wenigen Augenpaaren vor der Bühne noch ein schöner Tag gewünscht.
(Fafnir)
Da bei SACRASPHEMY einer aus der Nebelmond-Crew mitzockt, versammelten sich nun noch 3 Menschen mehr vor der Bühne, um mitzufeiern. Symphonic Death/ Black Metal-Tracks wie „Kreuzgang“, „Morgenrot“ oder “Flamme des Hasses” gehen nicht nur live ziemlich gut ab, sondern gibt es auch auf der Bandpage zum Downloaden. Fronter Darius (auch bekannt von NEBULAR MOON und ABADDON) hatte nicht nur immer einen flotten Spruch auf den Lippen, sondern überzeugte auch durch eine amtliche Performance in allen Variationen des extremen Gesangs. Deutlich gut tat den groovig-knallenden Songs der Düsseldorfer der Einsatz echter Drums, nutzt man doch auf Platte auch mal nen Drumcomputer. Auch hier legte man im Verlaufe der satten 45 Minuten Spielzeit immer wieder Galgenhumor an den Tag, zockte aber dennoch einen guten, soliden Gig, der auch mit ordentlich Applaus der wenigen Mattenschwinger/ innen honoriert wurde.
(Fafnir)
Dann war es an den Schweizern DARKMOON die spärlichen Reihen vor der Bühne zu erwärmen. Auch keine leichte Aufgabe, zumal die Jungs um 7 morgens aus ihrer Heimat losgedüst waren. Da muss man sich als Band erst mal motivieren, für etwa 20 Nasen doch Vollgas zu geben. Gaben sie, vor allem mit Songs ihres Debüt-Albums „Of Bitterness and Hate“ aus dem Jahre 2005. Dabei gibt es die Band schon seit 1997, noch dazu in unveränderter Besetzung! Vor allem Sänger Matthias Borer sticht dabei hervor, der Mann hat Oberarme wie ich Oberschenkel! Ansonsten war es natürlich mehr eine öffentliche Probe, die hier abging. Dennoch ließen sich DARKMOON den Spaß nicht verderben und machten das Beste draus. Ihr Death/ Black/ Thrash-Gebräu mit Schweden-Einschlag fährt gut in die Beine, ein leichter Gothic-Touch ab und an lockert das Ganze noch zusätzlich auf. Wird man in Zukunft sicherlich noch positiv von Hören, Tracks wie „Lost Soul“ oder „Black Domain“ sind auf jeden Fall immer eine Reise wert.
(Fafnir)
Auf die Ruhrpottler LAID IN ASHES hatte ich mich schon im Vorfeld gefreut, haben sich doch mit „Freakshow 666“ und dem aktuellen „Bastards from Hell“ zwei richtig gute Alben abgeliefert. Und auch live knallt der groovige und schwedenlastige Death Metal ohne Ende. Ob „Children of Darkness“, „Shot 6 Times“ oder die Hammer „Gabriel“ und „Teutonic Death“… hier gibt es reichlich Stoff, um die Nackenmuskeln zu strapazieren. So wie alle Bands machten auch LAID IN ASHES das Beste aus der etwas traurigen Besucherzahl und zockten einen engagierten Gig, der unter anderen Umständen für ordentlich Alarm im Pit gesorgt hätte! Beachtlich neben den routinierten Instrumentalisten war wieder einmal Sänger Fabian, der live phasenweise noch ne Ecke krasser shoutet als auf Platte. Nächstes Mal bitte im Vorprogramm einer großen Band! Verdient hätten es die Bottroper allemal!
(Fafnir)
Schäffe freute sich besonders auf die deutschen Black/ Viking/ Pagan-Metaller von OBSCURITY, deren neues Album „Schlachten und Legenden“ aber auch sehr gut reinläuft. Ob man sich allerdings mit textlichem Liedgut wie „Ruhm und Ehr“ nur Freunde macht, wage ich mal zu bezweifeln. PRIMORDIAL spalten damit ja auch die Metalgemeinde. Musikalisch jedenfalls haben es die Herren voll auf dem Kasten. Sowohl der Titeltrack vom letzten Album „Thurisaz“ als auch Neueres wie „Schlacht“ oder „Legenden“ zählen zweifellos zur Speerspitze des Genres. Die Band gab auch eine sehr engagierte Performance ab, so als wär die Halle mit 800 statt mit nur 30 Leuten gefüllt. Hut ab dafür! Vor allem Sänger Nezrac und Gitarrist Agalaz, der auch etliche Male durchs Mikro pustete, stachen hierbei hervor und stachelten die wenigen Banger vor der Bühne immer wieder an. Geile Show, die auf jeden Fall größeres Publikum verdient hat.
(MOSES)
Danach war es an meinen Lettland-Favoriten NEGLECTED FIELDS meine Ohren endlich auch Live zu verzaubern. Eine irre weite Anreise für die paar lächerlichen Leute, die versammelt waren in der riesigen Halle, da kann einem als Band die Motivation schon mal abhanden kommen. So zog die Band ihren Gig denn auch recht routiniert runter. Technisch absolut brillant zockte man einen Mix der bisherigen 3 Alben, wobei Tracks wie „The Spectator“ oder „Splenetic/ Confusion“ mit ihrer breakigen CYNIC/ DEATH-lastigkeit etwas zu vertrackt waren für die handverlesene Jung-Schar vor der Bühne. Ein Trauerspiel, wenn eine solch begnadete Band schon mal nach Deutschland gebucht wird (ähnlich wie bei QUO VADIS) und dann eine öffentliche Probe daraus wird. Lieber zum drölfzigten Mal SFU glotzen… Frevel! Jeder einzelne Musiker ist absolut fit an seinem Instrument, Bassist Sergej ließ sich sein kurzes Bass-Solo denn auch nicht nehmen. Und die Grimassen von Fronter Destruction suchen im FrikkelProgDeath-Bereich auch ihresgleichen, könnte mit einem gewissen Jeff Waters konkurrieren der Gute. Zum Schluss brachte man doch noch mal richtig Leben in die paar Leiber vor der Bühne mittels der geilen THE PRODIGY-Coverversion „Breathe“, welche auf dem Debüt-Album zu finden ist. Eventuell sieht man etwas von dem Gig auf einer DVD wieder, da die Show (auf der Bühne nur wohlgemerkt!) von der Band mitgeschnitten wurde. Bleibt zu hoffen, dass die Jungs beim nächsten Deutschlandabstecher etwas besser für die lange Anreise belohnt werden.
(MOSES)
Weite Anreise die dritte: DARZAMAT aus Polen starteten alsbald mit ihrer Show. Sind die Melodic-Death/ Black Metaller doch schon seit 10 Jahren unterwegs kamen sie mir heute zum ersten Mal unter die Augen. Aufgrund ihres attraktiven Äußeren aber auch durch die Beleuchtung stand während der 45 Minuten-Show vor allem Sängerin Nera im Rampenlicht. Die dunkelhaarige Ost-Europäerin sorgte mal kraftvoll singend, mal fies fauchend zusammen mit Shouter Flauros für schön abwechslungsreichen Gesang, welcher zusammen mit dem melodischen Death/ Black Metal-Sound eine Art Mischung aus C.O.F. / DIMMU BORGIR und älteren THE GATHERING ergab. Mit „Blackward“, Hallucinations“ und „Vampiric Prose“ gab man zum Großteil Songs vom aktuellen Longplayer „Transkarpatia“ zum besten, aber mit „The Storm“ kam auch ein Song vom Debüt „In Flames of Black Art“ zum Zuge. Ein guter und routinierter Gig, wobei die Band allerdings etwas fest an ihren Positionen klebte und auch sonst nicht ober-engagiert zu Werke ging. Bei der weiten Anreise und den dürftigen Nasen vor der Bühne allerdings kein Wunder…
(MOSES)
Um Zwölf legten dann die führenden deutschen Black Metaller DARK FORTRESS nach ihrem Intro los wie die Feuerwehr mit „To Harvest the Artefacts of Mockery“ vom bis dato besten deutschen Black Metal-Album „Seance“. Corpsepaint ist bei ihnen noch lange nicht out und passt hervorragend zu dem klirrend-kalten und rasenden Black Metal. Eine der wenigen Bands, die diesen Sound noch mit allem drum und dran durchziehen. Und zwar mit einer Urgewalt und technischen Perfektion, die selbst die norwegischen Urväter erblassen lässt. OK, etliches im Sound kennt man besonders von IMMORTAL oder DIMMU BORGIR, macht aber nix. Denn die morbid-kranke Performance von Fronter Azathoth mit Null Ansagen schickte den Zuschauer schön zurück zu den finsteren norwegischen Anfängen und was Schlagzeuger Seraph in den gut 75 Minuten zusammenknüppelt hat, zieht einem nur die Socken aus! Zweifellos einer der versiertesten und schnellsten seines Fachs. Da reihten sich auch alle restlichen Musiker ein, die sich auch von temporären Aussetzern der Lead-Klampfe nicht beirren ließen. Kann man nach über 10 Jahren in der Szene aber auch erwarten. Und sogar vor der Bühne wird es etwas voller, inkl. Musiker und Presse kam man wohl so auf etwa 50. Die Band gab alles und beim Überhit „Catawombs“ sah es sogar richtig nach Konzert aus, da fast alle ihre Matten fliegen ließen (auch vor der Bühne!). Älteres Material kam mit „Stab Wounds“, „Iconoclasm Omega“, „When 1000 Crypst Awake“ oder “ Like a Somnambulist in Daylight´s Fire“ auch relativ häufig zum Zuge. Der Brüller kam aber zum Schluss als letzte Zugabe in Form eines absoluten Black Metal-Übersongs: „I am the Black Wizards“ von EMPEROR! Amtliche Coverversion, welche bisher ja nur auf der Megalimitierten Vinylversion des letzten Albums „Stab Wounds“ erschienen ist.
(MOSES)
Ein würdiger Abschluss der wohl leider letzten Nebelmond-Party, da der Enthusiasmus, den die Organisatoren an den Tag gelegt haben, leider nicht gewürdigt wurde und somit ein finanzielles Fiasko unter dem Strich stehen dürfte. Schade…
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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