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NECKBREAKER’S BALL (HYPOCRISY – SOILWORK – AMORPHIS – ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET – SCAR SYMMETRY)

Ort: Georgsmarienhütte - Eventcenter B51

Datum: 24.04.2006

Schon seit Wochen erfüllte mich die Vorfreude auf dieses Konzert. Nicht nur würde ich an diesem Abend meine Mit-Faves HYPOCRISY wohl zum geschätzten 20. Mal live sehen, sondern es standen mit SOILWORK, AMORPHIS noch zwei weitere fette Bands im Vorprogramm, und die Newcomer ONE MAN ARMY und SCAR SYMMETRY würden das Nuclear Blast-Festival… ähm… Neckbreaker’s Ball-Festival sicherlich ideal abrunden. NB-Festival, weil alle Bands auf dem Billing eben auf diesem Label sind. Also kämpfte ich mich an diesem schönen Frühlings-Montag durch die Rush-Hour nach GM-Hütte und kam pünktlich zum angekündigten Beginn um 18:00h. Doch dieser war (oh, Wunder) 30 Min. nach hinten verschoben worden, und den auf der Page angekündigten Special Guest gab es auch nicht.

So legten die schwedischen Prog-Deather SCAR SYMMETRY als erstes los. Und man kann nur sagen: Eine Schande! 1. Weil so ein geniale Band schon so früh auftreten muss und das 2. mit einem richtig bescheidenen Sound und 3. bekamen nur sehr wenige Leutchens geniale Songs wie „Slaves of the Subliminal“, „Reborn“ oder „Obscure Alliance“ mit. Nach dem der Opener (wie auch auf dem aktuellen Album „Pitch Black Progress“) „The Illusionist“ im Soundbrei total unterging und der Ton-Mann seine Regler erst so ab dem dritten Song in den Griff bekam, konnte man endlich erahnen, was für großartige Gitarristen hier mit Jonas Kjellgren und Per Nilsson auf der Bühne zockten und welch klasse Sänger doch Christian Alvestam auch live ist. So brachten SCAR SYMMETRY ihre 30 Minuten dann noch halbwegs engagiert über die Runden und wurden von den gut 60 bislang Anwesenden mit anerkennendem Applaus verabschiedet. Ich würde mir wirklich wünschen, dass man diese Band bald noch mal unter angemessen Vorraussetzungen zu sehen bekommt. Auf Platte sind sie grandios, und live haben sicher auch noch einiges zu bieten.

Recht pünktlich kam man an diesem Abend mit dem Zeitplan voran, und so dauerte es nicht lange, bis die nächste Elch-Kombo die Bühne betrat. So langsam füllte es sich auch, waren ja sicherlich so einige gespannt, was Mr. Lindstrand (ehem. THE CROWN) da mit seiner neuen Band reißen würde. Und so legten ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET auch gleich fett los. Der Sound war auch hier zwar zu Beginn recht mies, aber nicht ganz so schlimm wie bei SCAR S., und er wurde zudem auch fix besser. So rockten die fünf Schweden ordentlich nach vorne und konnten für die ein oder andere fliegende Mähne, aber vor allem für eine Menge mitnickender Köpfe sorgen. Kracher wie „Devil on the red Carpet“, „Bulldozer Frenzy“ oder „Hell is for Heroes” rocken auch live wie Sau und Fronter Lindstrand ist wie eh und je die Poser-Sau schlechthin. Auch wenn vor der Bühne der Mob nicht richtig abging, ließ sich die Band den Spaß nicht nehmen und feuerte 30 Min. eine fette Death ’n’ Roll-Granate nach der nächsten ab. Besonders hervor hob sich neben dem Sänger noch Lead-Gitarrist Mikael Lagerblad, der mal um mal eindrucksvoll sein Können unter Beweis stellte.

Neben dem Opener war ich eigentlich nur auf die nun folgende Band so richtig gespannt. Mit neuem Sänger und neuer Platte konnten AMORPHIS nicht nur bei mir wieder über alle Maße punkten, und so wurde es folgerichtig auch recht voll vor der Bühne, als das Intro erklang und die Stage erst mal richtig eingenebelt wurde. Mit „Leaves Scar“ und der Single „House of Sleep“ feuerte man dann gleich die beiden besten Songs vom neuen Album „Eclipse“ ab, und Neu-Shouter Tomi bewies eindrucksvoll, dass er auch live ein toller Sänger ist. Zwar kamen die cleanen Vocals nicht ganz so kräftig, wie auf Silberling, aber das kann man live auch nicht wirklich erwarten. Die Growls und auch die Thematik auf dem aktuellen Werk zeigen ja deutlich, dass sich die Finnen wieder an die guten Zeiten erinnert haben und das wirkte sich auch deutlich auf die Setlist aus. So hatte man mit „Signs from the North Side“ endlich mal wieder einen Song von der „The Karelian Isthmus“ am Start und mit „The Castaway“ und „In The Beginning“ zwei weitere Klassiker von der „Tales from the Thousand Lakes“. Letzterer Track ergibt mit der „Tuonela“-Single „Divinity“ übrigens eine wirklich tolle Kombination, wobei bei diesem Song, wie auch beim Schluss-Track „Against Widows“, deutlich der Unterschied zwischen Ex-Sänger Pasi und Neu-Fonter Tomi klar wurde. Tomi hat einfach eine andere Stimmlage und so gut seine Growls auch bei den alten Tracks klingen, so wenig passt sein cleaner Stil zu den hohen Refrains bei z.B. eben „Against Widows“. Dennoch ist Tomi ein cooler Rocker auf der Bühne und so ließen sich auch die Fans sehr gerne von dieser Energie erfassen und schüttelten sowohl zu den alten Songs als auch zu den neuen, wie „Under a Soil and black Stone mit seinem Hammerübergang vom ruhigen in den rockigen Part, ordentlich die Mähne. Sehr interessant auch zu beobachten waren die beiden Main-Männer und Gitarristen Esa Holopainen und Tomi Koivusaari. Diese waren ja noch die bewegungsfreudigsten und brauchen scheinbar immer etwas Freiraum auf der Bühne, um ihre Gitarrenkunst zu entfalten. Und so konnte man wieder mal nur an der Körpersprache und an vereinzelten Gesten erkennen, dass sie doch Freude am spielen hatten und auch angetan von den Fan-Reaktionen waren. Spielerisch waren die beiden Finnen natürlich wie eh und je erste Sahne. Übrigens ließ man das unterbewertete Virgin Records-Album „Far from the Sun“ total außen vor und das auch sehr gute „AM Universum“ kam nur durch die Single „Alone“ zum Zuge. Den Klassiker schlechthin „Black Winter Day“ spielte man etwas überraschend gar nicht, was für die ein oder andere Unmuts-Äußerung bei den Fans sorgte, aber für mich völlig legitim ist, verfügt man doch über massenweise gute Songs, die live gespielt werden wollen. Nach dem Gig wurden aus allen Ecken positive Meinungen laut und auch viele Fans der älteren AMORPHIS mussten anerkennen: „Das war wirklich ein gelungener Auftritt!“

Nach dem Abstecher in Richtung Finnland war nun wieder Schweden an der Reihe. Erfreulicherweise bleiben SOILWORK der Metal-Szene treu und dass obwohl man mit dem Erfolg von „Stabbing the Drama“ bei den Metalcorern und NuMetallern auch sicher kommerziell andere Möglichkeiten hätte. So legten die Modern Deather mit „Follow the Hollow“ gleich überraschend deftig los. Leider war der Sound auch hier beim Opener und dem folgenden „Rejection Role“ sehr dürftig, so dass der erste Hit gleich im nix verpuffte. Erst mit „One with flies“ ging es mit Sound und auch Crowd bergauf. Die Hits des Abends waren natürlich der Titelsong vom aktuellen Album und auch der Übersong „Nerve“, aber auch ältere Tracks, wie „Light the Torch“ oder das noch deathigere „Chainheart Machine“ sorgten für ordentlich Bewegung. Dabei blieb das große Abfeiern hier, wie auch am gesamten Abend, allerdings leider aus. Die (geschätzt) nicht mehr als 400 Metaller schienen doch etwas erschöpft, und so blieben die Stimmungsmach-Versuche heute bei allen Bands oft ohne Erfolg, Aber zurück zu SOILWORK. Diese hatten in ihren Reihen einen neuen Gitarristen namens Daniel Antonsson, der soweit ich weiß sonst bei DIMENSION ZERO zockte und sich sichtbar und hörbar gut in die Band eingefunden hat. So rockte der blonde Schwede solide und sicher alle Soli und machte im Ganzen einen sicheren Eindruck. Ein Unterschied zum Vorgänger gibt es allerdings schon. So übernimmt der neue Mann im Vergleich zu Peter Wichers keine Backing-Vocals. Ob das der Grund ist, dass Shouter Speed live nun technische Hilfe in Anspruch nimmt, kann ich nicht sagen. Jedenfalls wurden vor allem die hohen Refrains z.B. bei „Stabbing the Drama“, „Nerve“ und „As we speak“ noch mit Tape-Backings gedoppelt. Schade eigentlich, hat der glatzköpfige Sänger eigentlich ein Organ, das so was locker schaffen sollte. So zeigten SOILWORK trotz der starken Setlist ein durchwachsenes Set, bei dem sich die Band schon etwas von den müden Reaktionen der Fans beeinflussen ließ (abgesehen vom Basser, der wie sonst auch wie auf Drogen durch die Gegend sprang und poste). Highlight war da noch die Einlage von HYPO-Axtmann Andreas Holma, der bei „Nerve“ auf die Bühne stürmte und einige Vocals zum besten gab. Vielleicht sind SOILWORK live zusammen mit ähnlichen Bands, wie z.B. der „Schwesterband“ IN FLAMES, und damit in moderneren Gefilden mittlerweile doch besser aufgehoben.

Auf wen eigentlich alle am heutigen Abend gewartet hatten, wurde deutlichst klar, als die letzte Band des Abends die Bühne enterte. Es gab Zeiten, da waren die Death Metal-Könige HYPOCRISY um Augenring-Meister Tägtgren live recht berechenbar. So stand immer „Fractured Millenium“ als Opener fest, „Osculum Obscenum“, „Pleasure of Molestation“ und „Penetralia“ wurden als Medley gezockt, „Fire in the Sky“, „Deathrow, no Regrets“ und „the Final Chapter“ boten den getragenen Part und mit „Roswell 47 gab’s den krönenden Abschluss. Doch mit dem neuen Drummer Horgh (ehem. IMMORTAL) und dem aktuellen Kracher-Album „Virus“ fand man erfreulicherweise zu den deftigeren Sounds zurück und machte die mit „The Arrival“ und „Catch 22“ verlorenen Punkte mehr als wieder gut. Dies wirkt sich seit einiger Zeit auch deutlich positiv auf die Setlist aus. So gab es diesmal vom „Catch 22“-Werk gar nichts und von „The Arrival“ mit „Born dead buried alive“ und „Eraser“ auch nur die besten Tracks. Der Hammer „Let the Knife do the talking“ eröffnete das 80 Min.-Set und mit “The 4th Dimension” hatte man einen schönen Klassiker an Bord. Zu diesen eher getragenen Tracks mischte man schön fette Kracher wie „Killing Art“, „Warpath“, „Elastic Inverted Visions“ und das Meisterstück „Osculum Obscenum“. Kamen zuletzt des öfteren alte Dampfhammer wie „God is lie“ oder „Left to rot“ zum Einsatz, sorgte man heute Abend mit „Impotent God“ für einige Freuden-Ausbrüche bei den Fans. Diese wurden dann mit dem Evergreen „Roswell 47“, dem Übersong „The Final Chapter“ und dem vom Opener zum Rausschmeißer mutierten „Fractured Millenium“ in die milde Frühlingsnacht entlassen.

Spielerisch waren HYPOCRISY natürlich ohne Makel (ich glaube, ich habe die bei all den von mir gesehenen über 20 Gigs nie richtig schlecht erlebt), engagiert, motiviert, aber auch sehr routiniert. Die Band verfügt eben über dermaßen mächtige Songs, die live jedes Mal wieder ein Hammer sind. Es sieht einfach Killer aus, wenn die drei Mannen da vorne stehen und die Mähnen schwingen, posen und dazu fette Riffs und Soundwände von der Bühne feuern. Über allem thront dabei Drumme Horgh, der nach seinem holprigen Einstieg bei IMMORTALs „Blizzard Beasts“ mittlerweile zu den besten Trommlern gehört und bei all dem Geballer noch tierisch gelangweilt aussehen kann. Auf jeden Fall spielerisch und auch soundtechnisch waren HYPOCRISY die beste Band des Abends. Und in dieser Form werde ich mir die Schweden noch weitere 20 Male gerne ansehen… so lange, wie Tägtgrens unglaubliche Screams einem durch Mark und Bein fahren, werden HYPOCRISY auch rulen!

So ergab dieser fette Metal-Abend mit HYPOCRISY und AMORPHIS die Gewinner, SOILWORK auf dem soliden dritten Platz und ONE MAN ARMY sowie die talentierten SCAR SYMMETRY dürften sicherlich bald zu den großen aufschließen…

Setlist AMORPHIS (ohne Gewähr)
Leaves Scar
House of Sleep
In the Beginning
Divinity
Under a Soil and Black Stone
Sign from the North Side
The Smoke
Alone
The Castaway
Against Widows

Setlist HYPOCRISY
Let the Knife do the talking
Born dead Buried Alive
Killing Art
The 4th Dimension
Osculum Obscenum
Elastic Inverted Visions
Warpath
Fire in the Sky
Impotent God
Eraser

Roswell 47
The Final Chapter
Fractured Millenium

Copyright Fotos: Torsten Hellge

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