Ort: Osnabrück - Lagerhalle
Datum: 07.09.2005
Die finnischen Mädchenschwarme von NEGATIVE ganz in unserer Nachbarschaft – Keine Frage, das konnten wir uns nicht entgehen lassen, und so machte sich ein gemischtgeschlechtliches Terrorquartett auf ins niedersächsische Osnabrück. Zwar war an dem Abend auch das Fußball-Länderspiel Deutschland vs. Südafrika angesetzt, aber die Überschneidungen im Publikum sollten sich doch wohl in Grenzen halten. Zudem hatte man in der Lagerhallen-Kneipe eine Grossbildleinwand aufgebaut, so dass einem alle Möglichkeiten offen standen. Stichwort Lagerhalle: In der Vergangenheit waren die Zuschauermassen in der eigentlich recht schönen Location eher überschaubar, und so sollte es auch heute Abend sein. Nur um die 150 (zumeist weibliche) Gäste hatten ihren Obulus entrichtet, obwohl die Skandinavier ja chartmässig auch bei uns richtig erfolgreich waren. Keine Ahnung, woran es lag, zunächst war aber mal der Support Act an der Reihe, die BLACK SONIC PROPHETS aus Liechtenstein.
Die BLACK SONIC WAS??? Trotz unserer metallischen Allgemeinbildung hatte keiner was von den Jungs gehört, die gerade und sehr pünktlich mit ihrer Performance begonnen hatten. Einige NEGATIVE-Mädels übten sich bereits zu dieser frühen Stunde im Kreischen, so dass ein recht angenehmer Rahmen für die Schwarzuniformierten oben auf der Bühne entstand. Die 2003 gegründete Kapelle bezeichnet sich selbst als „modernes, melodisches Rockpowerhaus“, womit man in etwa richtig liegt. Solider Amirock mit NICKELBACK-Einschlag und kräftigem Gesang, dafür ohne die Gothanleihen des Headliners. Gerade hat man die EP „The Broken“ erstellt, welche dann auch netterweise an die Anwesenden verteilt wurde. Insgesamt noch etwas ausbaufähig aber durchaus auf dem richtigen Wege, diese Support Tour wird dem Bekanntheitsgrad sicher auch nicht abträglich sein. Nach dem relativ kurzen Gig war dann wieder Zeit für ein paar Gerstensaftkaltschalen und einen Blick auf das deutsche Kickertum, bevor der eigentliche Höhepunkt des Abends beginnen konnte, die dazugehörigen Musiker hatte man bereits in recht amüsanten Outfits erspähen können…
…und nach einer kurzen Umbaupause meldeten sie sich auch schon mit einem längeren Intro an. Zunächst stürmten Christus, Antti, Jay, Larry und Snack die Bühne und wurden bereits mit frenetischem Jubel empfangen. Dieser steigerte sich noch als endlich der erklärte Liebling der Mädels – Leadsänger Jonne – seinen Bandkollegen folgte. Sein Lampenfieber, dass er in einigen Interviews offenbart hatte, merkte man ihm an diesem Abend wahrlich nicht an, aber die finnischen Jungs haben inzwischen ja auch schon einige Konzerte zusammen bewältigt. Und das sollten sie uns auch heute Abend unter Beweis stellen. Wer nur den momentanen Hit „The Moment of our love“ kennt und vielleicht ein HIM-Double erwartet, kann positiv überrascht sein.
Die Jungs rockten und das gewaltig. Rocker der alten Schule, die an Bands wie AEROSMITH, GUNS `N` ROSES und MÖTLEY CRÜE erinnerten. Larry, Christus und Antti hämmerten auf Ihre Saiteninstrumente ein und wirbelten über die Bühne wie die alten Hasen. Irgendwie hatte man zwischendurch schon den Eindruck, die Bühne sei viel zu klein für die sechs Finnen, die sich dort als wirklich enorm umtriebig erwiesen. Größtenteils spielten sie Titel des Albums „Sweet & Deceitful“, aber auch ein paar Songs des Debüts „War of Love“ (bisher nicht in Deutschland erschienen) wurden dem geneigten Publikum dargeboten. Wer das große Vorbild von Larry Love ist, war auch unverkennbar: Slash. Wie lange er wohl geübt hat, um so locker lässig die Kippe im Mundwinkel zu halten? Lang genug, denn er machte dies wirklich ziemlich perfekt. Der Sound überzeugte, auch Jonnes stimmliche Qualitäten. Größtenteils konnte er seine dunkle Rockröhre unter Beweis stellen, aber auch bei dem eher langsamen Song, für den sich Jonne extra die Akustikgitarre umschnallte, intonierte er gekonnt. Gegen Ende des Sets fiel plötzlich die gesamte PA aus und Jonne und seine Mannen hatten leider keinen Saft mehr. Die kurze Schrecksekunde überbrückten sie äußerst charmant, der Barde bat die Anwesenden: „Please pray…!“ und faltete die Hände. NEGATIVE haben eine ordentliche Portion Rotz und Roll zu bieten, der Gothic-Faktor spielt eher eine untergeordnete Rolle. Auch optisch sind die Jungs einen oder mehrere Blicke wert: neben dem durchweg androgynen Aussehen aller Jungs konnte man das Outfit als recht skurril bezeichnen. Lack und Leder war wie bei jeder guten Rockband auch hier zu finden, aber überraschenderweise durchzogen das Schwarz auch reichlich pinkfarbene Accessoires. Für die Zugaben hatte Jonne gar ein Leoparden-Jacket übergestreift.
Dieser Band ist es zu gönnen, dass sie in Zukunft doch mal vor mehr Nasen aufspielen dürfen als an diesem Abend, denn davon haben sie sich nicht beeindrucken lassen und zogen Ihre coole und energiegeladene Show ab. NEGATIVE machen Spaß! Also: hingehen!
Setlist BLACK SONIC PROPHETS
Intro
Shut down the lights
Down
Anything
Leave me alone
Wonderland
The King
Setlist NEGATIVE (ohne Gewähr)
L.A. Feeding Fire
Creeping Inside
In My Heaven
Lost Soul
Misery
About My Sorrows
Secret Forgiveness
Frozen to lose it all
My My/ Hey Hey (Out of the blue) (NEIL YOUNG-Cover)
Naive
The Moment of our Love
God Likes Your Style
Angels Won’t Lie
Inspiration
Copyright Fotos: Jörg Rambow
Hinterlassen Sie einen Kommentar.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.