Ort: Oberhausen - König Pilsener Arena
Datum: 28.12.2004
Passend zum Wetter (Glatteis und Schneegestöber) fand am 28.12.2004 das zweite „On a Dark Winter’s Night Festival“ in Oberhausen statt. Wie auch im Vorjahr war das eintägige Festival nahezu ausverkauft, Karten wurden bei Ebay am Schluss zu Höchstpreisen angeboten. Bei der ersten Auflage wurde ja kritisiert, dass die Massenveranstaltung ein wenig lieblos und ohne Charme durchgezogen wurde und die Bands in einem sehr engen Zeitrahmen agieren mussten. Dennoch war auch 2004 schon beim Einlass um 15 Uhr vor der Halle der Teufel los, die Arena füllte sich blitzschnell, sowohl im Innenraum als auch auf den Rängen. Allerdings ist die Location nicht der ideale Konzert- oder gar Festivalort. Ist es sowieso schon ein gewagtes Vorhaben, ein eintägiges Festival im Winter in einer Halle stattfinden zu lassen, so ist die Arena kein optimal geeigneter Platz dafür, Stimmung aufkommen zu lassen. Die komplette Veranstaltung über war das Publikum nicht so, wie man es von Festivals à la M’era Luna oder WGT gewohnt ist. Natürlich wurde es dennoch launig, aber die Atmosphäre blieb trotzdem immer etwas gezwungen/ steif. Für andere Events mag die Arena sehr geeignet sein, für das OADWN ist sie es meiner Meinung nach nicht.
Zwischen den Bands konnte auf dem Schattenreich-Markt an verschiedenen Ständen eingekauft werden, von Lackkleidern über Gothic-Bettwäsche bis hin zu CDs war alles käuflich zu erwerben. Hier konnte man sich am Sonic Seducer Stand zu verschiedenen Zeitpunkten auch mit Autogrammen von SUICIDE COMMANDO, NIGHTWISH und den anderen Bands versorgen. Die Halle des Schattenmarkts hatte allerdings ähnlich wie der „Hauptraum“ selbst den Charme eines Abstellraums.
Da ich mich hauptsächlich auf den Verkauf diverser schwarzer Devotionalien konzentrieren musste, konnte ich nur wenig Bands live mitnehmen. Zu den Elektronikern SUICIDE COMMANDO ist folgendes zu sagen: Nachdem VNV NATION im Vorjahr von vielen Fans beschimpft und sogar vereinzelt angespuckt wurde (Ronan war diesbezüglich mehr als sauer!) war zu erwarten, dass auch Johan van Roy und seine Elektro Kampfmaschine einen schweren Stand haben würden. So kam es dann auch, wenngleich es ihn nicht ganz so hart traf wie die Kollegen bei der letzten Auflage. Immerhin ca. 2000 Fans feierten den harsch/ eingängigen Elektro der belgisch/ deutschen Formation (inkl. Torben Schmidt von LIGHTS OF EUPHORIA) standesgemäß ab, während einige andere wohl überrascht waren, dass es außer Bravo-kompatibler Mucke auch noch derberen Sound gibt. Die Musiker selbst waren in der Bewertung des Auftritts etwas zwiegespalten. Sie hatten noch nie vor einer dermaßen großen Menge gespielt und genossen so dieses „Experiment“, auf der anderen Seite konnten sie auch nicht richtig zufrieden mit dem Response auf Stücke wie „Sterbehilfe“, „Evildoer“ oder „Hellraiser“ sein. Immerhin verkauften sie ihr komplettes Merchandising ab und erhielten auch noch Tage nach dem Event wohlwollende Mails.
Als nächstes durfte ich den Auftritt von OOMPH! erleben. Was dem einen inhaltsleeres Rumgesinge – das auch noch kommerziell wird – ist dem anderen (auch mir) eine immer wieder aufregende und anheizende Show von Dero, Crap und Flux. Die Jungs waren wie schon auf dem M’era Luna in weiße Anzüge gekleidet und lieferten wie schon dort eine explosive Show. Leider nur aus den ersten Reihen zu sehen waren Deros witzige Grimassen, und so war die Bühnenshow der drei hauptsächlich für den Innenraum wirklich gute Unterhaltung, was jedoch Klassikern wie „Das weiße Licht“ oder „Fieber“ nicht von ihrer mitreißenden Wirkung nahm. Im Gegensatz zu „Brennende Liebe“ fällt die fehlende Frauenstimme bei „Fieber“ nicht störend aus. Aber auch neuere Songs wie „Sex hat keine Macht“ oder „Augen auf“ fanden ihren Platz in der Setlist. Für letzteren bekam man vor dem Auftritt noch den Platin-Award für mehr als 300.000 verkaufte Singles, was den Niedersachsen sichtlich schmeichelte. Dero ließ auch in Oberhausen nichts von seinem Elan vermissen, der immer wieder zeigt, dass er selbst bei seinen Auftritten genauso viel Spaß wie seine Anhänger hat.
Nach OOMPH! und einer halbstündigen Umbaupause war es dann soweit: NIGHTWISH, die Headliner des Festivals, wurden vom Publikum erwartet. Das Logo des letzten Albums „Once“ wurde als Bühnenhintergrund hochgezogen, und Tarja betrat in einem etwas eigenartig wirkenden roten Mantel/ Umhang mit den anderen Bandmitgliedern die Bühne. Wer nun eine Show erwartete, die das Hauptaugenmerk auf das neue Album legen würde, wurde „enttäuscht“. Zu meiner und sicher auch zur Freude vieler anderer Fans gaben die Finnen eine ausgewogene Mischung älterer und neuer Songs zum Besten. Ebenfalls wechselten sich ruhige und lebhafte Lieder ab – so wurden bei „Sleeping Sun“ Meere von Feuerzeugen geschwenkt, während bei „Bless the Child“ getanzt und gehüpft wurde. Danach folgte ein klassischer Livesong der Skandinavier: „Wishmaster“, bei dem die Stimmung weiter anstieg, um dann mit dem darauf erklingenden Stück „Phantom of the Opera“, aufgefangen zu werden. Nach diesem Lied war zu meinem Bedauern „Nemo“ dran, dem ich leider nicht wirklich etwas abgewinnen kann, den das Publikum jedoch meistenteils erwartet hatte, und der dementsprechend einschlug. Insgesamt spielten NIGHTWISH ca. 1.5 Stunden und somit länger als geplant – und waren für viele wirklich der Höhepunkt des Festivals. Trotz einiger Müdigkeit, die sich vereinzelt im Publikum zeigte, sorgten Tarja und die Bandkollegen mit Tanzeinlagen und einer stimmungsvollen Show für einen grandios ausklingenden Abend.
Setlist SUICIDE COMMANDO
Cause of Death:Suicide
Sterbehilfe
Face of Death
Love Breeds Suicide
Raise your God
Evildoer
Hellraiser
Neuro Suspension
Copyright Fotos: Caro Kruse
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