Ort: Braunschweig - VW-Halle
Datum: 24.02.2005
Schon weit vor Betreten der sehr schönen VW-Halle zeichnete sich ab, dass es voll werden würde. Lange nach offiziellem Einlassbeginn standen noch hunderte in einer riesigen Schlange vor den Türen! Und das bei gefühlten 0 Grad, was einige Damen der schwarzen Riege allerdings nicht davon abhielt, immens viel Fleisch zur Schau zu stellen! Die Ärzte wird’s (auch) freuen… durch den Andrang verpasste ich allerdings den überpünktlichen Beginn von TRISTANIA.
Selbige spielten zu meinem Erstaunen auch schon vor einem Riesenpublikum, welches sich total bunt und relativ unjung zusammensetzte. “Bravokiddies“ waren jedenfalls nahezu Fehlanzeige. TRISTANIA wussten sich auf der sehr großen Bühne gut in Szene zu setzen und hatten einen sehr guten Sound, wenn auch etwas zu leise. Abgerundet wurde das Ganze mit einer stimmigen Lightshow. Man spielte Songs aller Alben (fragt mich bitte nicht nach einzelnen Songtiteln…) und die Menge ging gut mit. Etliche Fans schienen sogar ausschließlich wegen T. gekommen zu sein! Trotz einer ebenfalls sehr aparten und technisch brillanten Sängerin (Vibeke) geht man doch eine ganze Ecke düsterer zu Werke als NIGHTWISH. Das machte sich vor allem bei älteren Songs von „Beyond the Veil“ bemerkbar, wo dann der Death Metallische Gesangsgegenpart stärker zum Tragen kommt (ähnlich der „alten“ THEATRE OF TRAGEDY). Doch auch hier feierte die Meute die Band nach allen Regeln der Kunst ab, was doch etwas überraschend war für meiner einer! Nach geschätzten 45 Minuten gingen TRISTANIA unter tosendem Beifall (und mit sicherlich jeder Menge neuen Anhängern) von der Bühne.
Was dann nach der obligatorischen Umbaupause folgte, muss man eigentlich selbst erlebt haben. Ganz ganz großes Kino! NIGHTWISH sind ja nun schon rasant in höchste Sphären aufgestiegen. Mit einer solchen Performance empfiehlt man sich allerdings für allerhöchste Weihen! Und all jenen Nörglern, die meinen, dass diese Band nur durch Tarja lebt, kann man nur wärmstens empfehlen, sich ein Konzert der Jungs plus Frontdame rein zu ziehen! Marco übernimmt beinahe 2/3 der Frontarbeit mit dem Publikum und die geschätzten knapp 4.000 Nasen fressen ihm genauso aus der Hand wie seiner Kollegin. Gesanglich sind die Beiden eh über jede Kritik erhaben. Alle Bandmitglieder sind nahezu permanent in Bewegung und wechseln ihre Positionen (ausgenommen Keyboarder und Bandkopf Tuomas, der allerdings hinter seinem Key bangt wie ein Irrer und gute Laune verbreitet, sowie natürlich Schlagwerker Jukka). Es wird gebangt, was die Matten hergeben (selbst Tarja geht völlig ab), man posed wie in besten ACCEPT-Zeiten gesehen und macht zwischendurch immer wieder Spässken miteinander.
Nach einem spannungs-aufbauenden Intro ging es auch gleich mit „Dark Chest of Wonders“ und fetten Pyros (RAMMSTEIN lässt Grüßen!) in die Vollen! Leichte anfängliche Soundschwankungen waren sofort behoben (guter Mann am Mischpult!), lediglich der Bass blieb auch weiterhin etwas zu vordergründig. Tat dem insgesamt glasklaren Sound allerdings überhaupt keinen Abbruch. Und auch die Lautstärke stimmte endlich. Die Halle war von der ersten Sekunde an im Bann der Band und das nachfolgende Stück Hartmetall „Planet Hell“ wurde ebenso abgefeiert wie später die bekannten Hits. Überhaupt zeigte sich im Verlauf des ganzen Konzertes, dass hier hauptsächlich richtige Fans der Band anwesend waren und nicht One Hit-Wonder-Täter. Während der obligatorischen Tarja-Umzugs“pause“ (Wechsel vom schicken roten Fledermausteil zum etwas einfacheren Aufzug…) übernahm dann Marco den vollen Frontpart und man zockte eine Obergeniale PINK FLOYD-Coverversion. Auch hier zeigte sich, dass die Band sogar ohne Tarja bestens klarkommt. Er ist einfach der perfekte gesangliche und optische Gegenpart zu ihr, der immer nur dann in den Vordergrund tritt, wenn es erforderlich ist. Überhaupt harmoniert die Band nahezu perfekt und blind miteinander (sollten sich STRATOVARIUS mal angucken!). „Phantom of the Opera“ scheint dermaßen beliebt zu sein, dass man es wohl auf ewig in der Setlist finden wird. Was schade ist, da einige (meiner Meinung nach) stärkere Nummern aus NIGHTWISHs Backprogramm somit nicht zum Zuge kommen. Die Menge geht trotzdem ab und die immer wieder sporadisch gezündeten Knaller-Pyros und Flammensäulen tun ihr übriges. Da auch die Lightshow absolut klasse ist, bleiben keine Wünsche offen.
Nach dem ruhigen – und für mich überraschend in der Setlist stehenden – auf finnisch gesungenen Track “Kuolema Tekee Taitelijan“ wird noch mal die Metal-Keule ausgepackt, in Form von „Slaying the Dreamer“. Zum krönenden Abschluss kann dann natürlich nur DER Metal-Hit des letzten Jahres folgen: „Nemo“! Wo dann gegen Ende des Songs der schon auf der letzten Tour gezeigte Regenvorhang aus den Traversen schießt: 3-geteilt geht dieser Wasservorhang aus etwa 10 Metern Höhe vor der Bühne runter! Und das minutenlang. Dabei wird er genial von Spots aus allen Richtungen ausgeleuchtet – ein absoluter Wahnsinnseffekt! Einfach, aber genial. Die Band kommt natürlich noch mal für 3 Zugaben auf die – mit einem riesigen, an das Cover von „Once“ angelehnte, Backdrop behangene – Bühne zurück und gibt der Meute mit einer ultrafetten Version des 2.Hits der Multiplatin-Scheibe „Once“ („Wish I had an Angel“) den finalen Gnadenstoß.
Absolut perfekte Darbietung und Value for money, trotz 35 Euronen Eintritt. War jeden Cent wert! Sah auch die Masse so, die NIGHTWISH noch minutenlang abfeiern nach dem Verklingen des letzten Taktes und die gesamte Mannschaft dankt es am Bühnenrand. Opern-like das Ganze! Und wie stand doch so schön im Rock Hard-Bericht: Willkommen in der Champions League! Dem ist nichts hinzuzufügen.
MOSES
Setlist NIGHTWISH
Intro
Dark Chest of Wonders
Planet Hell
Come Cover Me
PINK FLOYD-Cover
The Siren
The Phantom of the Opera
Higher than Hope
Bless the Child
Wishmaster
Kuolema Tekee Taiteilijan
Slaying the Dreamer
Nemo
Sleeping Sun
Ghost Love Score
Wish I had an Angel
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