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NILE – UNLEASHED – PUNGENT STENCH – BEHEMOTH – BELPHEGOR – INCANTATION

Ort: Osnabrück - N8

Datum: 13.09.2005

Man, was für ein Killer-Package ist da auf Reisen. Sechs Bands, die einem garantiert ordentlich das Gehör durchpusten. Im Vorfeld mussten leider die Extrem-Deather HATE ETERNAL (mit ex-MORBID ANGEL-Gitarrist Erik Rutan) absagen, aber mit den Ösis von PUNGENT STENCH konnte man noch kurzfristig hochkarätigen Ersatz an den Start bringen.

Als ich eintraf, waren die Amis von INCANTATION schon fleißig dabei, den bis dato Anwesenden ordentlich einzuheizen. Auch wenn die Band um Chef John McEntee eine wirklich solide Show bot und vor allem Drummer Kyle Severn mal wieder alles in Grund und Boden zimmerte, war die Resonanz noch zurückhaltend. Man merkte deutlich, dass sich die Meute ihre Kraft für das noch kommende aufsparte.

Österreich Pt. I: Die Death/ Blackies von BELPHEGOR positionierten sich, um den Fans für 30 Min. ein wahres Metal-Inferno zu bescheren. Ob alte Klassiker („Necrodaemon Terrorsathan“) oder neue Walzen der Marke „Sepulture of Hypocrisy“, jeder Song wurde ordentlich abgefeiert, und in den vorderen Reihen sah man schon die ersten Matten fliegen. Showmäßig war aufgrund des Platzmangels nicht so viel drin, aber zum Posen reicht auch die kleinste Bühne. Erfreulich war, dass schon bei den ersten Bands der Sound recht amtlich war. So zockten Helmuth & Co. Zwar routiniert, aber auch sichtlich motiviert ihr Set runter und am Ende wurden erste „Zugabe“-Rufe hörbar.

Das Problem bei einem derartigen Killer-Billing ist, dass manche Bands schon relativ früh ran müssen, obwohl sie vom Status her eigentlich selbst Headliner sein könnten. Daher war es auch kaum verwunderlich, dass sich schon jetzt die meisten der gut 300 anwesenden Metaller in Richtung Bühne drängten, denn nun waren die „Kult-Polen“ BEHEMOTH an der Reihe.
Vor Jahren habe ich die Jungs schon in der kleineren Area des N8 im Vorprogramm von SATYRICON gesehen, und seitdem hat sich einiges getan. Gut war die Combo um Fronter Nergal schon damals, doch ihre Bühnenpräsenz ist seit dem noch einiges eindrucksvoller geworden. Da merkt man die Erfahrung der unzähligen gespielten Konzerte der letzten Jahre. So wurde nun eine angeschwärzte Death-Granate nach der nächsten in die Menge gefeuert, die auch von Beginn an richtig gut mitging. Da wurden neue Songs wie „Slaves shall serve“ oder der Oberkiller „Conquer all“ genauso abgefeiert, wie alte Black Metal-Klassiker („From Pagan Wastelands“). Während Inferno solide seine Kessel zu Brei prügelte und Gitarrist Seth sowie Basser Orion ordentlich den Propeller machten, war Chef Nergal natürlich der Hauptblickfang. Der Pole hat die Meute von Beginn an im Griff, was ihm sichtlich Spaß machte. Dabei ist es schon merkwürdig zu sehen, wie der Sänger, der eben noch auf der Bühne richtig abging kurze Zeit später total relaxed durch die Location schlendert. Routine pur.

Geplant war an dieser Stelle der Auftritt der Über-Deather von HATE ETERNAL. Da diese aber aus persönlichen Gründen absagen mussten, sprangen die sympathischen, österreichischen Death-Veteranen PUNGENT STENCH ein. Unverständlich für mich war allerdings, dass sich die Reihen vor der Bühne nun deutlich lichteten. Man Leute, Schirenc und Wank haben einige DER Klassiker eingespielt. Aber gut, die Ösis sind routiniert genug, um sich davon nicht unterkriegen zu lassen und legten gleich gewohnt cool los. Ob alte Klassiker „Shrunken & Mummified Bitch“, „Viva La Muerte“ oder neuere Riff-Monster „Amp Hymn“, diese Typen können ein ganzes Set ohne einen Ausfall ausstatten. Wie auch Schirenc in seinem typischen Ösi-Aktzent meinte: „Wir sind PUNGENT STENCH und wir spielen für Euch ein paar alte und ein paar neue Lieder…“ Im Gegensatz zu den anderen Bands des Abends haben es PS dabei nicht nötig groß zu posen. Es wird einfach gerockt und hat tierisch Spaß dabei. Da übertrug sich auch prompt auf die Menge. Wer kann bei Songs wie „Got Milf“ und „Klyster Boogie“ schon ruhig bleiben? So kamen immer mehr Metals nach vorne, und mehr und mehr Mähnen wurden geschüttelt. Ganz aufgeregt waren allerdings einige weibliche Fans am Bühnenrand, die immer laut los schrieen, sobald Meister Schirenc in die Nähe kam. Der ließ sich auch nicht lange bitten und hielt den Mädels mal kurz seinen Allerwertesten zum Betatschen hin. So rockten die Ösis, wie gewohnt cool wie Sau ihre etwas mehr als 40 Min. runter. Leute, es ist immer wieder eine Freude Euch live zu erleben!

Nun war es Zeit das Trinkhorn zu füllen. Das kleine Drumkit wurde abgebaut, denn nun brauchte man Platz. Das sympathische „Leichtgewicht“ Johnny und seine Warriors UNLEASHED enterten die Bühne und legten gleich los, wie Hölle. Und von Beginn an wurden die Schweden gnadenlos abgefeiert. Ähnlich schon, wie beim Rock Hard Festival, gab es Kracher aus allen Schaffensphasen. Ob neuere Sachen wie „Winterland“ und „The Longships are coming“ oder Klassiker „Into the Glory Ride“, „To Asgaard we fly“, “In the Name of God”. Die Matten flogen auf und vor der Bühne, dass es nur so eine Freude war. Selbst Titel von den weniger beliebten Alben „Hell’s Unleashed“ („Don’t want to be born“) und „Warrior“ („Death Metal Victory“) wurden freudig aufgenommen. Zum Ende hatte man sogar mit dem seit Jahren nicht mehr gezockten „Before the Creation of Time“ noch eine faustdicke Überraschung parat. Leider war hier auch nach gut 45 Min. schon Schluss, obwohl die Fans mehr forderten. Aber so ist das halt bei so einem dicken Package. Trotzdem wurden die Schweden noch gut abgefeiert, während sie sich am Bühnenrand sichtlich erfreut von ihren Warriors verabschiedeten. Man hat den Eindruck, dass es Johnny & Co. immer noch nicht glauben können, dass sie mit so offenen Armen zurück in die Death Metal Gemeinde aufgenommen wurden.

Als Abschluss des Abends standen nun die Extrem-Deather von NILE auf’m Plan. Kaum eine so brutale Band konnte in den letzten Jahren eine derartige Fangemeinde für sich gewinnen. Auch wenn es die Amis mehr als drauf haben, würde es schwer werden die Performance von UNLEASHED zu toppen. Doch erstmal mussten die ganzen Gerätschaften der Herren Toler-Wade und Sanders aufgebaut werden, wobei ich den Eindruck habe, dass letzterer von Platte zu Platte an Körper-Umfang zulegt. Ich habe die Band schon gut 4 mal live gesehen, und jedes Mal hatte man einen anderen Basser am Start. Nach Chief Spires, John Vesano und Steve Tucker (ex-MORBID ANGEL) war diesmal der erst 19-jährige Joe Payne am Start, der sich wirklich gut einfügte und neben seines Propeller-Banging auch durch amtliche Growls zu überzeugen wusste. Ich persönlich konnte allerdings mit dem Sound der Amis noch nie so richtig etwas anfangen. Mir haben sich die äußerst brutalen und komplexen Kompositionen nicht wirklich erschlossen. Dabei besteht aber kein Zweifel, dass die Jungens richtig was drauf haben. Es ist schon eindrucksvoll, wie Karl Sanders bei „Black Seeds of Vengeance“, „Ramses Bringer of War“ oder dem Titelstück des neuen Albums „Annihilation of the Wicked“ abgeht, (mittlerweile) Hauptsänger Dallas Toler-Wade seine Soli zirkelt und Drum-Wunder George Kollias scheinbar gelangweilt (oder doch konzentriert?) blickend alles in den Erdboden knüppelt. Und richtig imposant wird es besonders, wenn alle drei Axtmänner gleichzeitig ins Mikro growlen. Der Sound war, wie den ganzen Abend lang richtig amtlich, wenn auch etwas laut. So war es für mich nicht verwunderlich, dass Basser Joe nach der Hälfte des Sets seinen Amp zu Brei geschrotet hatte und man eine kurze Umbaupause in Kauf nehmen musste.

Kurz vor Ende des Sets der Ägyptologen machte ich dann auf dem Heimweg. Sechs Knüppel-Bands sind doch anstrengend, auch wenn bzw. gerade weil sie allesamt auf höchstem Niveau (und das seit Jahren) agieren. Solche Konzerte haben immer zwei Seiten. Einerseits ist es echt cool, dass man so viele große und renommierte Bands an einem Abend auf die Ohren kriegt. Dadurch kommen aber Top-Combos wie BEHEMOTH oder auch PUNGENT STENCH einfach zu kurz. Denn diese haben ohne Frage das Potenzial und auch den Status einen Headliner-Slot zu füllen. Auf meinem Rückweg gab’s dann erstmal etwas Radio-Musik zur Entspannung. Denn am Samstag steht schon das nächste Hammer-Package auf dem Plan…

Copyright Fotos: Michael Werneke

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