Ort: Oberhausen - Turbinenhalle
Datum: 21.01.2023
Join The Forces Tour 2023
Dass ich das mal erleben darf: FRONT 242 und NITZER EBB gemeinsam auf Tour. Nicht nur ich war begeistert von dieser Ankündigung im letzten Jahr, sondern auch tausend andere EBM-Fans. Kein Wunder, dass Leipzig und Hamburg recht schnell ausverkauft waren und auch die anderen Locations waren gut gefüllt. Um den Ansturm in der Turbinenhalle in Oberhausen gerecht zu werden, wurde der Gig der EBM-Helden kurzfristig in die große Halle verlegt, alles andere hätte überhaupt keinen Sinn gemacht.
LIEBKNECHT
Überpünktlich starteten Daniel Myer und Rinaldo Bite hinter ihrem Pult ihr elektronisches Set, eine Mischung aus Techno, Oldschool Electro und Dancefloor. Auch Herr Myer dürfte den meisten Anwesenden kein Unbekannter gewesen sein, startete er schon Anfang der 90er mit HAUJOBB seine Karriere und erreichte damit schon mehr als nur Kultstatus. ARCHITECT und die schwedischen COVENANT sind nur weitere Stationen des musikverrückten Myer. Auch hier kam der Sound der beiden Tastendrücker und Knöpfchendreher sehr gut an und das Duo bekam mehr als nur Anstandsapplaus. Ich kann mir gut vorstellen, dass die beiden auch auf dieser Support Tour von NITZER EBB und FRONT 242 einige neue Fans gefunden haben. Wer mehr vom Duo Myer/Bite hören möchte, dem sei Bandcamp ans Herz gelegt, da findet man neben LIEBKNECHT- auch HAUJOBB-Produktionen.
FRONT 242
Zu den Klängen von „First In/ First Out“ betraten die Belgier nach einer kurzen Umbaupause die Stage und wurden von den Fans frenetisch empfangen. Gerade dieser Track war für mich der erste Song, den ich von FRONT 242 gehört habe und das auch noch im guten alten Radio. Das müsste so Anfang 1989 gewesen sein und seitdem gehört diese Band zu meinen absoluten Lieblingskünstlern, deren Karriere ich bis heute verfolge. Dass sie zu diesem Zeitpunkt schon weitaus bekanntere Tracks wie z.B. „Funkahdafi“, „Masterhit“, „Quite Unusual“ und „Headhunter“ im Repertoire hatten, habe ich erst später registriert. Klar, dass einige dieser Smasher auch heute dem Publikum serviert wurden. Und die Energie, die Jean-Luc De Meyer, Richard 23, Patrick Codenys und der Berliner Tim Kroker mit ihrer Show auf der Bühne freisetzten, entlud sich sofort auf die Fans. Die ganze Turbinenhalle feierte ausgiebig und die Jungs auf der Bühne peitschten einen EBM-Klassiker nach den anderen in die Menge – bis auf einige Ausnahmen, wie die neueren Stücke „Generator“, „Fix It“ und „Deeply Asleep“, die sich sehr gut in die Setlist integrierten. Ob es jemals ein neues Album der Belgier geben wird, steht in den Sternen. Man muss sich aber auch vor Augen halten, dass Gründungsmitglied Daniel Bressanutti vor einiger Zeit in „Rente“ gegangen ist, Richard 23 und Jean Luc um die 60 Jahre sind. Wobei letztgenannter, noch vor einiger Zeit mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, aber davon war ihm auf der „Join The Forces Tour“ so gut wie nichts anzumerken. Na gut, bei einigen Tracks zog er sich in den hinteren Teil der Bühne zurück und überließ Richard die Stage. der auch mit „Agressiva“ den Auftakt der lautstark geforderten Zugabe einläutete. „Welcome To Paradise“ war dann nach knapp 80 Minuten der letzte Song, den die Vier durch die Location jagten.
- Setlist (ohne Gewähr)
- First In/First Out
- Take One
- Don`t Crash
- Funkahdafi
- Generator
- Quite Unusual
- No Shuffle
- Commando Mix
- Red Team
- Deeply Asleep
- Operating Tracks
- Tragedy For You
- Fix It
- Headhunter
- W.Y.H.I.W.Y.G /U-Men
- Moldavia
- Agressiva
- Welcome To Paradise
NITZER EBB
Auf der Tour wurde immer die Reihenfolge der Headliner getauscht und so kamen auch heute wieder die Briten in den Genuss, den Abschluss dieses grandiosen Konzertabends zu beschließen. Mit „Control I`m Here“ eröffneten sie ihre Show und dieser Song war als Opener sehr gut gewählt. Auch Sänger Douglas McCarthy musste sich Mitte des letzten Jahres mit gesundheitlichen Problemen umherschlagen, sodass Mitstreiter Bon Harris auf einigen Festivals den kompletten Gesangspart von Douglas übernehmen musste und dies auch mit Bravour gemeistert hat. Beim Auftritt beim M‘era Luna übernahm Daniel Myer dann den Part von Bon an den Keyboards bzw. Drums, damit der sich voll auf die Rolle des Fronters konzentrieren konnte. Hier und heute konnte sich jetzt jeder beim ersten Song davon überzeugen, dass Douglas tatsächlich auf der Bühne war. Auch bei NITZER EBB wird einem bewusst, wie viele von ihnen erschaffene Tracks mittlerweile Klassiker sind. Angefangen mit „Getting Closer“, „Murderous“, „Shame“ bis hin zu „Let Your Body Learn“ begeisterten sie auch an diesemAbend die Meute. Mit „Payroll“ gab es nur einen relativ neuen Song zu hören, der stammt aber auch schon aus dem Jahr 2009 vom „Industrial Complex“-Album. Während David Gooday stoisch sein Synthie bediente, nutzten Bon und Douglas die gesamte Stage, um auch hier mit den Fans abzufeiern. Wie auch schon bei den Belgiern vorher, gab es beim Sound nichts auszusetzen, der war grandios, zumindest recht weit vorne, wo ich bis kurz vor Ende des NE-Gigs stand. Die einzige Zugabe „I Give To You“ schaute ich mir von weiter hinten an und siehe da, auch Ralf Dörper (DIE KRUPPS, Ex-PROPAGANDA) ließ es sich nicht nehmen, dem Konzert beizuwohnen. Schließlich gab es eine Collaboration zwischen den KRUPPS und NITZER EBB, die ihre Single „Wahre Arbeit, Wahrer Lohn“ gemeinsam überarbeitet und das Resultat „The Machineries of Joy“ im Jahre 1989 veröffentlicht haben.
- Setlist (ohne Gewähr)
- Control I‘m Here
- Hearts And Mind
- Payroll
- For Fun
- Get Clean
- Captivate
- Getting Closer
- Lightning Man
- Come Alive
- Shame
- Join In The Chant
- Let Your Body Learn
- Murderous
- I Give To You
Was für ein fantastischer Konzertabend, der kaum Wünsche offenließ. Bei mir eigentlich schon und das betrifft beide Headliner. Zum einen, was bewegt FRONT 242 dazu, „Im Rhythmus bleiben“ auf der Tour nicht zu spielen, haben etwa die ROLLING STONES jemals „Satisfaction“ von ihrer Setlist gestrichen. Und bei NITZER EBB hätte ruhig ein Song vom 95er Album „Big Hit“ gespielt werden können, sei es jetzt „Cherry Blossom“ oder „Kick It“. Aber das ist jetzt meckern auf hohem Niveau, ich war trotzdem zufrieden mit dem Geschehen auf der Bühne und das bei allen drei Acts.
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