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NO MERCY FESTIVAL 2005

Ort: Essen - Zeche Carl

Datum: 14.03.2005

Alle Jahre wieder… die No Mercy-Tour mit wie immer zu vielen Bands. Doch dieses Jahr mit etwas späterem Beginn, so dass die eröffnenden WYKKED WYTCH nicht vor gänzlich leerer Hütte lärmen mussten. Obwohl dann auch niemand etwas verpasst hätte, man erntete maximal Höflichkeitsapplaus. Kein Wunder bei dem kruden Mix aus FEAR FACTORY/ MESHUGGAH/ Grindcore und Death Metal auf Acid, noch dazu mit völlig schräger Sängerin (sowohl optisch als auch gesanglich)! Vollkommen überflüssig und jedes Jahr aufs Neue fraglich, weshalb solche Bands überhaupt auf ein solch geiles Billing gehievt werden, um dann eh in leeren Hallen (und meist auch noch vor open-doors) zu spielen.

Die nachfolgenden CATARACT waren dann schon 7 Ligen besser. Fetter Sound. Die zur Verfügung stehende halbe Stunde wurde ordentlich ge-nu-cored und die schon beträchtliche Meute moshte sich warm für die folgenden Aufgaben. Starker Gig mit hauptsächlich Material von der aktuellen Scheibe „With Triumph comes Loss“.

DYING FETUS zerstörten mal wieder alles, absolut eine Macht diese Combo! Und plötzlich war es brechend voll in der Zeche. Viele fragende Stimmen standen im Raum, weshalb denn DF schon als 3. Band ran mussten und somit eine kürzere Spielzeit hatten als die folgenden Acts. Diese Frage muss sich der Veranstalter stellen, denn keine andere Band (außer SFU) vermochte es, die Banger derart kollektiv durchdrehen zu lassen! Ihre Urgewalt entwickeln DF allerdings nicht bei den Hochgeschwindigkeitsmassakern im Blastbereich, sondern bei den eingestreuten Slow-Mosh-Parts, die einfach alles bewegliche in Bewegung versetzen. Neue 1A-Abrißbirnen wurden auch vorgestellt und reihten sich nahtlos an Klassiker wie „Killing on Adrenaline“ oder „Pissing in the Mainstream“ an. Lediglich an der etwas statischen Bühnenperformance könnte man noch etwas arbeiten… das wird den tobenden Mob allerdings wenig gestört haben.

Somit wurde es schwer für DISBELIEF dieses Energielevel zu halten. Schafften die Mannen um Frontgurgel Jagger aber trotzdem. Hütte brechend voll, tobender Mob – so muß dat! Logisch, groovten einem doch nur die Mörderhits der Scheiben um die Ohren. Sei es “To the Sky”, “God? Master!“, „Misery“, „Ethic Instinct“, No Control“ oder neue Sachen von „66Sick“ wie „Rewind it All“, die Menge wurde ohne Pause von Song zu Song platter gewalzt. Das erreichen derzeit ansonsten nur die unschlagbaren BOLT THROWER! Allerdings ist Frontsau Karsten ebenso einmalig. Nicht nur seine unnachahmlichen Vocals, sondern auch seine irre Gestik und Mimik bei der Intonation der Texte lässt einen immer wieder in Angst und Bange um seine Gesundheit dastehen… oder einfach völlig fasziniert ob deren Einmaligkeit – Der Verfasser neigt immer wieder zu Letzterem. Grandioser Abräumergig!

Mit DARK FUNERAL wurd’s dann schön gespenstisch düster auf der Bühne. Großes Logo-Backdrop, Nebel und ein paar angepinselte (und zunehmend dicklichere…) Musiker… Time for some fuckin´ Black Metal. Und diesen zelebrierten die Jungs technisch absolut klasse. Zu meinem Erstaunen sowohl mit erstklassigem Sound als auch mit fettem Publikumszuspruch. Die Halle war jedenfalls auch hier prallgefüllt und die Meute feierte die Schwarzheimer bei Songs wie “An Apprentice for Satan“ enthusiastisch ab. Auf der Bühne wurde natürlich gepost, was die Lederkluft hergab. So hinterließ man nach gut 45 Minuten eine komplett zerstörte Meute, die erst einmal die Flucht an die frische Luft antrat…

Um rechtzeitig zu den irren NILE vollzählig zurück zu sein! Die brieten dann in der folgenden 3/4 Stunde einen Querschnitt ihrer bisherigen Werke in die Halle. Sehr geil nach wie vor das 3-geteilte Frontgegrunze der Vordermänner! Ältere Brüller wie „Black Seeds of Vengeance“ wechselten sich mit ein paar neuen Tracks vom in Kürze erscheinenden Album „Annihilation of the Wicked“ ab. Und die versprechen ein erneutes Extrem-Death Metal-Highlight, ohne jedoch große Neuerungen zu bieten. Macht nix, immer wieder aufs Neue faszinierend, was die Herren technisch auf der Pfanne haben! Und der Kerl am Bass praktiziert dabei Propellerbanging in Reinkultur, ohne Spielfehler zu produzieren. Dabei ist der erst um die 19 und nur zur Aushilfe dabei! Auch der rege Zuspruch der wilden Meute vor der Bühne zeigte, dass NILE endgültig in der 1.Death Metal-Liga musizieren. Ebenfalls Wahnsinnsgig!

Somit sollte sich jetzt zeigen, ob die Mannen um Obersicko Chris Barnes ein würdiger Headliner dieses bärenstarken Packages sein würden. Denn nach gut 7 Stunden Geballer können den Banger zu vorgerückter Stunde schon mal die Kräfte verlassen. Zudem kamen SIX FEET UNDER bei etlichen Live-Reviews der Vergangenheit ja nicht gerade gut weg. Barnes sei lustlos, die Songs einfach schwach etc. Und heute? PUSTEBLUME! Es sollte das absolute Sahnehäubchen auf diesem Festival werden! Erstens war es plötzlich zu Beginn der Show dermaßen voll im Laden, dass keine Maus mehr rein- und auch nicht rausging; keine Ahnung, wo die alle herkamen! Zweitens war ja anhand des neuen (trotz miesen Sounds) Klassewerks „13“ zu erahnen, dass es schwer back-to-the-roots gehen würde… aber das die Herren dann 60 Minuten NUR das Gekloppe bzw. die Hits ihrer Frühwerke intonierten (+2 neue Tracks), ließ nicht nur mir die Kinnlade ein paar Halbtöne runtersinken! Was ein Gottset! Die letzten beiden etwas schwächeren Werke wurden mal eben komplett außen vor gelassen, ebenso gab es keine Coverversion! Nicht mal das lautstark geforderte TNT! Stattdessen wurde die Vollversammlung in der Zeche mal gleich mit einem Uraltklassiker von der unerreichten 1.Scheibe „Haunted“ durchgepustet! Durchdrehen im Quadrat von der 1.Sekunde an. Und das sollte die nächsten gut 60 Minuten so bleiben! Die Stagediver flogen im Sekundentakt durch die Gegend (oder wurden, wie so einige Selbstdarsteller mal wieder, von den Stagehands kurzerhand von der Bühne geschubst), was bei dem Hitprogramm auch kein Wunder war. „Feasting on the Blood of the Insane”, “Revenge of the Zombie”, “War is Coming”, “Human Target”, “Bonesaw”, “Murdered in the Basement”, “No Warning Shot”, “Victim of the Paranoid”, “Suffering in Extasy” oder auch die beiden neuen Brüller “Shadow of the Reaper” und “Deathklaat” verlangten der Meute alles ab. Sogar Barnes hatte schwer Spaß an diesem Happening. Nach wie vor unglaublich, wo der die Töne alle herzaubert – einmalig! Der Rest der Band legte einen gnadenlosen Groove-Teppich hin, wenn auch VIEL zu laut. Dafür aber absolut tight.

Wer SFU schon in der Versenkung wähnte (auch ich finde die beiden letzten Scheiben nicht durchgehend klasse), der musste an diesem Abend eine schwere Niederlage einstecken. In dieser Form sind die Herren Barnes/ Butler/ Swanson/ Gall wieder das absolute Maß aller Dinge in Sachen Florida-Death Metal! Nachzuprüfen im September, wenn man erneut mit NILE über Europa rollt!

Copyright Fotos: www.klanggewitter.com (Vielen Dank!)

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