Ort: Münster - Fusion Club
Datum: 17.11.2006
Soll niemand sagen, der Terrorverlag wäre nicht lernfähig! Als wir das letzte (und erste) Mal im Münsteraner Fusion Club einkehrten, um der MEDIENGRUPPE TELEKOMMANDER zu huldigen, warteten wir geschlagene 4 Stunden. Diesen Fehler wollten wir nicht noch einmal begehen und so trudelten wir erst gegen 23 Uhr am Hawerkamp ein. Das Konzert lief wieder in der Veranstaltungsreihe Turbo 3000, die ein hippes DJ-Konzept mit elektronischen Grenzgängern auf der Bühne zu verknüpfen sucht. Heuer schien das nicht so zu fruchten, denn im Gegensatz zum vorherigen Besuch verlor sich nur eine Handvoll Leute im oberen Floor. Sollten NORTHERN LITE in Münster noch keine Stammkundschaft besitzen? Des Problems Lösung: Man wartete einfach bis nach Mitternacht, und so langsam trudelte doch eine recht annehmbare Gästeschar ein, einige vertrieben sich die Zeit bis zum Live Act mit leicht grenzdebilen Tanzschritten. Aber immer noch besser als die nebenan in der Halle Münsterland stattfindende größte Vögel- äh Kegelparty Europas. Zunächst stand ein Very Special Support auf dem Programm und dieser Bezeichnung machten im folgenden THE WORLD DOMINATION alle Ehre.
Hier handelt es sich mitnichten um norwegische Schwarzkittelraserei, wie man angesichts des Namens hätte denken können, sondern um ein ostdeutsches Electro Trash Rock Duo der besonderen Sorte (wie der Headliner aus Erfurt). Die beiden Herren Val666 und Ringo.Fire gründeten sich im Jahre des Satans 2004, um elektronischen Glam Rock Sound zu fabrizieren. Aktuell steht man kurz vor der Veröffentlichung des Longplayer Debüts „The Big One“ auf 1st Decade Records. Auf der Bühne bot sich folgendes Bild: Links eine Mischung aus Sachsen Paule und Mr. Zulu von der Enterprise, rechts ein Überbleibsel der VILLAGE PEOPLE, sehr… warm… würde ich mal sagen. Während der eine für die Gitarrenuntermalung zuständig war, sorgte das bauchfreie Männchen Val (auch aktiv bei THE YUCCA SPIDERS) für Gesang, Erotik und ein paar zusätzliche Riffs. Wären wir denn in einem Gay and Leather Club gewesen. Aber auch so sehr unterhaltsam und zumindest auffällig, was man von der Musik eher nicht behaupten konnte, die leidlich rockte. Im Verlauf der mir nicht bekannten Lieder (irgendwas mit „Satan“ war auf jeden Fall dabei) entblätterte sich der Fronter immer mehr, räkelte sich lasziv auf dem kleinen Vorbau und shakerte mit willigen Anwesenden beiderlei Geschlechts. Beim abschließenden Titel hatte er kaum mehr als einen kleinen schwarzen String an! „The Big One“ wäre da übrigens nicht der passende Titel gewesen, aber „Size does not count“ oder wie war das. Das sicherlich einiges gewöhnte Publikum war nun doch ein wenig hin- und hergerissen zwischen Faszination und Verwunderung, womit THE WORLD DOMINATION zwar dieselbige nicht erlangt, aber immerhin Eindruck gemacht haben. Und ein auffälliges Image ist ja heute fast alles… SEHR schräg, siehe Fotos!
Nach einer weiteren Pause sollte es dann mit NORTHERN LITE auftrittstechnisch etwas solider zugehen. Bislang hatte ich sie nur 2 mal relativ früh bei großen Goth Festivals gesehen, M’era Luna und Wave Gotik Treffen, wo sie nur wenig Spielzeit zur Verfügung hatten. Dazu muss man sagen, dass die (ebenfalls) Erfurter eine der wenigen Formationen sind, die man szeneübergreifend problemlos einsetzen kann, von Love Parade über Alternative Events bis hin eben zu Gruftie Veranstaltungen. Mittlerweile war der Fusion Club auch sehr gut gefüllt mit Tanzwilligen, der Reigen konnte also beginnen. Man agierte zu viert, neben Sänger Andreas Kubat (im Anzug und zumeist mit Fluppe) noch Gitarrero Sascha links, der Keyboarder Sebastian Bohn hinten und noch ein Live Saitenkünstler rechts. Dazu gab es auf drei Flachbildschirmen nette Begleitvideos, welche das ansonsten permanent rote Scheinwerferlicht ein wenig auflockerten. Zunächst konzentrierte man sich vornehmlich auf das neue Werk „Unisex“, von dem es u.a. die aktuelle und die demnächst erscheinende Single auf die Ohren gab: „What you want“ sowie „I don’t remember“, aber beispielsweise auch „Thousand Year Old Song“. Astreine Riffs in Verbindung mit lasziver Stimme und fetten Electro Grooves, was die Anwesenden zu einigen Hüftschwüngen verleitete. Geklatscht wurde nach den Tracks eher weniger, manch einer mag Live Veranstaltungen nicht so gewohnt sein. Kubat ließ sich das ein oder andere Getränk reichen, machte hier und da eine lässige Bemerkung, und führte das Auditorium ansonsten an der langen Leine. Ich persönlich freute mich über ältere Stücke wie insbesondere „Gone“ oder „Reach the Sun“ vom gleichnamigen Album. Mit dem überaus hypnotischen „Cocaine“ endete ein bereits sehr ausgedehnter Hauptteil. Mit einer überraschenden Cover Version kehrte das Quartett schon kurz darauf wieder zurück. Ich weiß nicht, wie viele der Anwesenden die Frage „Kennt ihr Phillip Boa“ mit einem beherzten „Ja“ beantwortet hätten, die schmissige Variante von Kill your Idols“ war auf jeden Fall sehr lecker. Noch ein ausgedehnter letzter Track, bei dem bereits einige Go Go Dancer mit auf der Stage verweilten, und das Konzert war wieder Geschichte. 2 40 Uhr reichte nach einer langen Woche dann auch, die Studenten konnten zu Klängen aus der Konserve weiterfeiern. Grüße noch an die Kollegen von Reflections of Darkness und das Turbo Team, welches bereits am Donnerstag mit NACHLADER in der Luna Bar schon wieder einen interessanten Act auf dem Plan hat. NORTHERN LITE haben mich als Headliner jedenfalls voll überzeugt!
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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