Ort: Rostock - Moya
Datum: 24.02.2007
Beim diesjährigen BUNDESVISION SONGCONTEST in Berlin erreichten NORTHERN LITE einen hervorragenden sechsten Platz und erregten mit ihrer Musik auch meine volle Aufmerksamkeit. Umso schöner für mich war die Tatsache, dass die Thüringer Neopopper im Rostocker Club Moya spielen würden und das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Der Club war absolutes Neuland für mich und enttäuschte schon vor dem Betreten mit einer sehr schlechten Organisation. Konzertbeginn war für 22.00 Uhr angekündigt. Zu diesem Zeitpunkt standen wir noch in einer meterlangen Schlange vor den Türen des Clubs. Auffällig war schon zu diesem Zeitpunkt das sehr junge Publikum, welches wohl durch VIVA-Rotation angelockt wurde oder aber grundsätzlich hier seine Samstage verbringt. An der Garderobe hieß es wieder warten und damit nicht genug, dauerte noch glatte zwei Stunden bis endlich die Vorband auf der Bühne stand. Bis dahin hieß es, der „Generation VIVA“ beim Abzappeln zu langweiliger DJ-Mucke zuzusehen. THE WORLD DOMINATION bestehend aus Sänger Val666 und Gitarrist Ringo Fire hatten einen Live-Drummer im Schlepptau und betraten in hautengen und farbenfrohen Superman-Latex-Kostümen die Bühne. Ratlose und teilweise geschockte Gesichter konnte man überall im Publikum beobachten als die irre, abgefahrene Show begann. Mit einer Mischung aus Glamrock, Electro-Clash, viel Energie und verrückten Bewegungen versuchten TWD den Laden zu rocken. Songs wie „Galactic Lover“, „Disco in Moscow“ oder „Satan“ konnten aber beim Rostocker Publikum einfach nicht punkten. Im Gegenteil: Immer wieder waren laute Buh-Rufe zu hören. Provokativ und selbstsicher ließen sich TWD nichts anmerken und setzten sich glitzernde Discokugel-Helme auf, um daraufhin noch energischer über die Bühne zu wirbeln. Im Hintergrund wurde die Show durch bunte und schnelle visuelle Effekte auf 3 großen Bildschirmen untermalt. Der verrückte Auftritt steckte voller Ironie und sollte einige 80iger Jahre Popbands verarschen. Auch wenn es keinen Beifall gab, Provokation war bisher noch immer ein gutes Mittel, um Aufmerksamkeit zu erregen!
Die Spannung der dicht aneinander gedrängten Gäste im Moya stieg nun merklich an. Höhepunkt waren die einheitlichen „NORTHERN LITE-Rufe“ der Anwesenden, welche den hohen Bekanntheitsgrad der Thüringer Band einmal mehr deutlich machten. Endlich betraten die NL-Gründungsmitglieder Sebastian Bohn und Andreas Kubat in Begleitung der Gitarristen Sascha und Frithjof unter einem wahren Begeisterungssturm die Bühne. Vorrangig sollten Stücke des aktuellen Longplayers und Major-Debüts „Unisex“ vorgestellt werden. Das Quartett startete mit „Dancing With My DemonS“. Freudestrahlend und mit einer wahnsinnigen Bühnenpräsenz sang Andreas die Lyrics immer in Begleitung des singenden Publikums, welches sich als 100% textsicher erwies. Meine anfängliche Skepsis bezüglich der Stimmung wich allmählich, denn das Quartett wurde gnadenlos abgefeiert. Mit einer unheimlichen Coolness folgten Stücke wie „Alien Girl“ und „What You Want“, die mit wunderbarer Eingängigkeit, rockigen Gitarren und tollen Electro-Klängen überzeugten. Andreas verstand es, die Stimmung konstant oben zu halten und genoss die volle Aufmerksamkeit, die er sich beim Anzünden seiner Zigaretten zuzog. Es folgte die Frage, ob hier und heute auch ältere Stücke gespielt werden könnten, während die ersten Klänge des Clubhits „Treat Me Better“ ertönten. Jubel und Geschrei beantworteten die Frage und mit erhobenen Armen tanzte der komplette Saal. Ebenfalls vom 2004er Album „Reach The Sun“ folgte „Looking At You“ ohne jeglichen Abfall des Stimmungspegels. Etwas störend sollte der folgende Auftritt einer nervigen TV-Moderatorin des Rostocker Fernsehens werden, bei dem die Gewinnerin eines iPods ankündigt und zu der Band auf die Bühne geholt wurde.
Nach einem kurzen Smalltalk ging die Show mit „Enemy“ weiter; dem Song, der mich beim BVSC in Berlin so begeistert hatte. Leider nicht in der deutschen Version mit Maria von CHAPEAU CLAQUE. Aber auch die englische Albumversion kam an und der lauthals gesungene Refrain verschaffte mir einige Male Gänsehaut. Ein Clubhit jagte den anderen und ließ den Schweiß strömen. Nach „Trusting Blind”, dem hymnischen “Go With The Flow” und “Even When” folgte auch einer der absoluten Höhepunkte des Abends “Reach The Sun”. Die Band badete förmlich in der positiven Atmosphäre und genoss das Meer von Armen und den lauten Gesang. Zwei tolle Songs des aktuellen Albums beschlossen das Hauptset, doch wohl jedem schien klar, dass hier niemand ohne Zugabe gehen würde. Zum Intro des treibenden „Cocaine“ betrat das Quartett kurze Zeit später wieder die Bühne und beendete den Abend mit dem Mitsing- und Party-Song „1-2-3-4“. Wer noch genügend Energie übrig hatte, konnte im nachhinein weiter zur Musik aus der Konserve abtanzen, wir jedoch beendeten den Abend. Die „Unisex-Tour II“ hat gerade erst begonnen und jeder, der es ermöglichen kann, sollte sich von den genialen Live-Qualitäten der Band überzeugen. Viele Festivals, unter anderem das WGT stehen außerdem auf dem Programm.
Setlist NORTHERN LITE
Dancing With My DemonS
Alien Girl
What You Want
Treat Me Better
Looking At You
Enemy
I Don’t Remember
Trusting Blind
Go With The Flow
Even When
Reach The Sun
Thousand Year Old Song
Ain’t Coming Back
Cocaine
1-2-3-4
Copyright Fotos: Cath Niemann
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