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OMD – KIM WILDE (NDR PLAZA FESTIVAL 2007)

Ort: Hannover - Expo-Gelände

Datum: 08.06.2007

Die alten Recken leben! Immer mehr Künstler, vorzugsweise in den 80ern erfolgreich, touren wieder durch die Lande und das diesjährige NDR Plaza Festival bot die Gelegenheit, gleich 2 Helden unserer Jugend endlich mal on Stage zu sehen. KIM WILDE und OMD, das sind zusammen Millionen verkaufter Platten und unzählige Hits, ganz abgesehen von wunderschönen Erinnerungen. Nicht verschweigen wollen wir natürlich auch den Headliner STATUS QUO, für den wir uns allerdings nie so recht erwärmen konnten, der aber rein T-Shirt-mässig unter den mehreren Tausend Zuschauern die Vormachtstellung inne hatte. Doch zunächst quälten wir uns bei brütender Hitze über die A2, welche mal wieder die üblichen Engpässe aufbot, so dass wir leider den Special Guest/ Opener verpassten. Dabei handelte es sich um Kai WINGENFELDER, den altgedienten Frontmann der Hannoveraner FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE mit seinem Solo Debüt.

Wir aber erreichten fast pünktlich zum zweiten Titel der mittlerweile 46-jährigen Kimberly Smith das ehemalige Expogelände, auf dem sich neben unzähligen Fress-/ Getränkebuden auch eine Leinwand für die optisch etwas zu kurz Gekommenen befand. So konnte uns das interessante Line Up nicht entgehen, welches wie folgt aussah: Neben der platinblonden und mittlerweile leicht pummeligen Kim noch ihre Schwester Roxanne (Backing Vocals), ihr Bruder/ Songwriter Ricky an der ersten Gitarre, Drummer John Meadows, Keyboarder Steve Power, an der zweiten Langaxt Perry Ap Gwynedd (u.a. NATALIE IMBRUGLIA) und der im Lederkilt herumwuselnde Basser Nick Beggs, manch einem sicher noch als KAJAGOOGOO Member bekannt. Zusammen ergab das eine agile und sehr rockige Truppe, welche das Publikum problemlos im Griff hatte. Zwar trifft Kim nicht mehr jeden Ton perfekt, doch ihre Energie und Ausstrahlung wirken zeitlos, zudem bestand die Setlist natürlich vornehmlich aus bekannten Klassikern. Als da z.B. wären „Cambodia“, „Never trust a Stranger“ (nach eigener Aussage ein Lieblingstitel der Dame), „Four Letter Word“ oder „You Keep Me Hangin’ On“. Dazu natürlich ihr Comeback Song „Anyplace, Anywhere, Anytime“, bei dem sie auf Platte tatkräftig von NENA unterstützt wurde. Zwischenzeitlich war sie ja in ihrer zweiten Passion, der Landschaftsgärtnerei, aufgegangen. Damit die Show nicht den Charakter einer reinen Oldie-Darbietung bekam, wurden mit „Game Over“ und „Perfect Girl“ auch 2 neue Kompositionen eingestreut, die qualitativ kaum abfielen. Etwas überraschend für mich dann eine Coverversion von „England’s Finest“: „Enjoy the Silence“ in einer rockig-braven Variante, was auf den guten Musikgeschmack des quirligen Wuschelkopfs hindeutet. Die Zuschauer, die allesamt ihre Jugend auch eher als Retrospektive beschrieben wissen mussten, reagierten natürlich sehr dankbar. So kam es denn nach einer knappen Stunde auch zu lautstarken Zugaberufen, die Kim und Friends mit einer dreiteiligen Verlängerung bedienten. Die beiden Klassiker „You came“ und „Kids in America“ (die allererste Single aus dem Jahre 1981!) sowie schlussendlich noch das sehr schmissige Cover „Wild One“, was in Anbetracht der Bühnenshow von KIM WILDE fast autobiographisch zu sehen ist. Etwas nostalgisch das Ganze, aber sehr nett.

Eine gute halbe Stunde ging’s nach einer Pausenbelustigung durch die NDR 2-Moderatoren Jens Mahrhold und Holger Ponik mit Live-Musik erster Güte weiter: ORCHESTRAL MANOEUVRES IN THE DARK oder kurz OMD waren in Original-Vierer-Besetzung aus Liverpool nach Hannover gekommen. Neben Sänger und Bassist Andy McCluskey, der sich für seine 48 Jahre gut gehalten hat und Keyboarder und Sänger Paul Humphreys (der Herr hat dann doch einige Wohlstandskilos zugenommen) agierte noch Martin Cooper an des Keys und zeitweise am Saxophon (bei „So In Love“), während sich Malcolm Holmes an der Schießbude austobte. 1978 von Andy und Paul gegründet, zählen OMD zu den wichtigsten Synthie Pop-Bands der Achtziger und hatten jede Menge Hits mitgebracht. Gutgelaunt startete das Quartett ein wahres Feuerwerk ihrer Smasher. Mr. McCluskey zeigte sich bereits zu Beginn sehr bewegungsfreudig, trat bei „Forever Live And Die“ aber kurzfristig in den Hintergrund und tauschte mit dem Kollegen Humphreys die Plätze, der den Gesang übernahm und Andy sein Keyboard zur gefälligen Verwendung überließ. Währenddessen zog ein Werbe-Zeppelin seine Runden über dem Expo-Gelände, wo die Anwesenden sichtlich Spaß an der Darbietung der Engländer hatten. Mit „If You Leave“ folgte der einzige OMD-Hit in den USA, der vor inzwischen 21 Jahren auch auf dem Soundtrack zum Hollywood-Streifen „Pretty In Pink“ vertreten war. Fannähe zeigte Fronter Andy bei „Dreaming“ und „Locomotion“, hier schüttelte er einige Hände jenseits des Fotograbens. Er muss es wohl inzwischen aber auch ein bisschen ruhiger angehen lassen, zumindest nutzte er den Anfang von „Talking Loud And Clear“, um auf einer Monitorbox Platz zu nehmen. Sein Tanzstil, der mit einem wilden Rudern der Arme verbunden ist, verlangt vermutlich auch eine gute Kondition und die war bei „Maid of Orleans“ noch zur Genüge gefragt. Allerdings äußerte der sympathische Vokalist, der auch einige Brocken deutsch sprach, den Verdacht, er sei zu alt für diesen Song, bei dem er durchaus alles gegeben hatte. Die Fans sahen das anders und spendeten langanhaltenden Applaus. Der Titel ist aber auch einfach ein Hammer und ewiger Gänsehautgarant! Ein weiteres Highlight beendete das reguläre Set: Zu „Enola Gay“ durfte noch mal ausgiebig getanzt werden, dann verließen OMD nach einer guten Stunde die Stage, wurden von Hannoveraner Publikum aber umgehend um Zugaben gebeten, die in Form von „Walking On The Milky Way“ (aus der Spätphase 1996) und der ersten Single überhaupt, „Electricity“ von 1979, gewährt wurden.

Nach 75 Minuten hieß es dann endgültig Abschied nehmen. OMD haben überzeugend bewiesen, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören und ihre Songs absolut zeitlos sind. Und die Zuschauer nutzten die Gelegenheit, in Jugenderinnerungen zu schwelgen und mal wieder zu tanzen. Doch die Party sollte ja lange noch nicht zu Ende sein. Während für uns der Heimweg anstand, folgten am Kronsberg noch die altgedienten STATUS QUO, die mit ziemlicher Sicherheit ihren Fans ebenfalls eine gelungene Show abgeliefert haben dürften.

Setlist OMD
Messages
Tesla Girls
Forever Live And Die
If You Leave
Dreaming
Pandora’s Box
Talking Loud And Clear
Souvenir
Joan of Arc
Maid of Orleans
Dream of Me
So In Love
Locomotion
Sailing On The Seven Seas
Enola Gay

Walking On The Milky Way
Electricity

Copyright Fotos: Mathias Süß (www.m-suess.com)

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