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ON A DARK WINTER’S NIGHT 2003

Ort: Oberhausen - König Pilsener Arena

Datum: 27.12.2003

Pünktlich nach den Feiertagen und all der Gefühlsduselei sollte das „On a dark Winter’s Night-Festival“ die erwünschten Kontrastpunkte setzen. Die Rahmenbedingungen schienen exzellent: 8 Acts, von denen man zumindest die Hälfte zu den großen Namen im erweiterten Gothic-Umfeld zählen kann und eine Halle, die mit einem Fassungsvermögen von 12.000 Nasen alle Ansprüche befriedigen sollte. Für den Terrorverlag hatten sich immerhin 4 rasende Reporter plus Fotograph angesagt, um eine möglichst umfassende Berichterstattung zu gewährleisten. Die Vorhut bestehend aus mir und Kollegin Claudia erreichte etwa gegen 15 30 Uhr die König Pilsener-Arena (dem Sponsoring sei dank!) und das angrenzende Parkhaus 8. Nachdem wir eine Weile auf dem oberen Deck herumcruisten – ohne nennenswerten Erfolg – stellten wir kurz vor der Kapitulation fest, dass auch noch ein unteres Parkdeck existierte, und dieses war noch komplett leer. Ein erster Erfolg! Auf dem Wege Richtung Halle begegnete man schon allerlei schwarzen Gestalten in den unterschiedlichsten Ausführungen, direkt vor dem Haupteingang hatten sich trotz der frühen Uhrzeit bereits respektable Schlangen gebildet. Wir aber tigerten zur Gästekasse, um zu sehen, ob sich unsere Namen auf der Gästeliste befinden, immer ein Roulettespiel… Aber umsonst gezittert und wir durften beide ein graues Bändchen in Empfang nehmen, zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissend, dass „grau“ an diesem Tag eine Trauerfarbe sein würde…

Zunächst wollte die äußerst gewissenhaft arbeitende Security überwunden werden, eine Cola Light Pet-Flasche war das erste Opfer (allerdings wussten die „Gelben“ nicht, dass es sich hier nur um einen Köder handelte!!!). Andere hatten weniger „Glück“. So musste ein Mädel doch tatsächlich ihren Nietengürtel abgeben, die momentan schwer „in“ sind (und IN der Halle verkauft wurden!). Sie könnte ihn ja zu einer Peitsche umfunktionieren und schweren Schaden damit anrichten! Abgesehen davon, dass sie auf solche Liebesspiele sicher eher in den eigenen 4 Wänden Lust hat, eine lächerliche Aktion. Ein besonders Aufsässiger fragte daraufhin scherzhaft, ob er dann nicht auch sein Piercing herausnehmen müsse, da er es ja schließlich jemanden ins Auge rammen könnte. Reaktion der Securitydame: Grübeln und die Frage an den Kollegen: „Du, darüber haben wir noch nicht nachgedacht, was meinst du, was wir tun sollen?“ – „Es lebe der Schildbürgerstreich“ kann ich da nur sagen, aber jetzt stand uns erst die größte negative Überraschung bevor. Wir durften nicht in den Innenraum! Diesen Satz wollte ich eigentlich in 20 Punkt-Schrift schreiben, aber das würde meinen Blutdruck selbst jetzt wieder in gefährliche Höhen treiben. Nur Besitzer eines roten Bändchens durften die inquisitorischen Kontrollen passieren, und diese Bändchen bekamen 3000 Glückliche mit der Aufschrift „Innenraum“ auf ihren Karten. Allerdings hätte ich es mir nicht träumen lassen, dass wir paar Journalisten auch draußen bleiben sollten! Eine Wutprobe! Und andere Tribünenopfer, die teilweise von weit her angereist waren, betrachteten die Szenerie ähnlich genervt und fassungslos. Wobei es nicht viel zu betrachten gab, da die Halle den ganzen Tag – auch in den Pausen – in tiefste Dunkelheit gehüllt war. Schön, wo man sich darauf gefreut hatte, wieder einmal die ganze Vielfalt schwarzer Paradiesvögel zu genießen. Noch dazu muss irgendein an Altersdemenz leidender Zeitgenosse für die Pausenbeschallung verantwortlich gewesen sein, es lief die ganze Zeit Früh 90er Death/ Thrash, den nicht einmal ich o.k. fand und ich bin immerhin nebenberuflicher Metalfan. Erst vor IN EXTREMO sollte sich das übrigens ändern, aber dazu später mehr.

Wir arbeiteten uns also nach rechts vorne auf den ersten Rang vor (der zweite, obere war erwartungsgemäß gesperrt), während die Spielleute (mit dem zweiten Gesicht) von SALTATIO MORTIS bereits in den letzten Zügen lagen, vor halbvollem Saal. Anfang 2004 wird ihre neue CD „Erwachen“ erscheinen (ihre zweite moderne, nicht akustische) und sie kamen bei den bereits Anwesenden ganz ordentlich an. Ich persönlich halte sie ja eher für eine leicht plastikmäßige Kopie bekannter Vorbilder, von denen eine Band ja später noch selber auftreten sollte… Mittelalter „sells“ aber momentan, und von daher gönne ich den Jungs ihren Erfolg, die Instrumente können sie jedenfalls bedienen.

Danach sollte schon der erste Höhepunkt kommen, für mich und den TV-Elektroniker UM, den wir mittlerweile ausfindig machen konnten. [:SITD:] waren an der Reihe! Es war kurz nach 16 Uhr, als man in der Dreier-Besetzung Tom, Carsten und Francesco D’ Angelo (Live-Keyboarder und Dark Dimensions-Chef) auf die riesige Bühne kam. Vorher durfte DJane/ VJane Medusa noch ein paar einleitende Worte säuseln, dieses Schauspiel wiederholte sich mit Ausnahme von VNV NATION noch bis zum letzten Act. [:SITD:] haben sich live enorm weiterentwickelt, wenn ich sie mit ihrem Auftritt in Herford im Jahre 2002 vergleiche, liegen da mittlerweile Welten dazwischen. Allerdings konnten sie in der Arena davon nicht all zuviel zeigen, denn wie meinte Carsten am Ende fast resignierend: „25 Minuten sind schnell vorbei“… Ein WITZ, diese Truppe so zu verheizen, die immerhin einen DAC-Nr.1-Hit gelandet hat. Man „durfte“ also 5 Stücke vortragen, zu denen „Laughingstock“, „Lebensborn“ (mit einem leider kaum beachteten Anti-Nazi-Statement vorneweg) und natürlich das unvermeidliche „Snuff Machinery“ gehörten, hier taute das Publikum dann auch ein wenig auf. Wie später noch Ronan Harris feststellen musste, war an diesem gemütlichen Dezembertag der Elektroniker-Anteil eher gering. Carsten sieht immer mehr wie Jay aus den Kevin Smith-Filmen aus, mit seiner Mütze und den abgeschnittenen Shorts, während Tom seine Fuß-Verletzung gut überstanden zu haben schien, er trällerte sogar einen Song als Frontmann (auf der CD hat er ja auch „Venom“ eingesungen). Leider war unser Fotograph noch nicht anwesend, so dass meine Digitalkamera-Fotos aufgrund der Entfernung vom Rang aus (grrrrrrr…) nur beschränkt wiedergeben können, wie die Ruhrpottler auf der Bühne agierten.

Der darauffolgende GOTHMINISTER (alias Bjørn Alexander, nicht zu verwechseln mit dem namensgleichen Moderator der N-TV Wetter-Sendung!) wurde von Medusa als DER Geheimtipp angekündigt. Eins kann ich nach seiner Show mit Fug und Recht behaupten: Er wird auch ein Geheimtipp bleiben! Zwar kommt seine Mucke auf Konserve ganz angenehm, die im übrigen erst kürzlich von der BMG für den deutschsprachigen Markt wiederveröffentlicht wurde, aber seine Live-Show sollte der Norweger doch noch einmal überdenken. Seine Vorstellung von Gothic Kultur besteht augenscheinlich aus Kitsch und großen Posen, zudem wirkt er – wie auch in Interviews – recht überheblich. Dabei macht er sich damit seine eigene Ausgangsposition zunichte, denn die „RAMMSTEIN meets Grufti-Musik“ kommt eigentlich recht drückend aus den Lautsprechern. Nebenbei gesagt waren Sound und Lightshow den ganzen Tag über herausragend, selbst die „kleineren“ Acts profitierten von einer Fülle an Pyroeffekten oder Feuerfontänen. Der GOTHMINISTER hatte noch einen Gitarristen, eine Tänzerin und einen Keyboarder dabei, ob es sich dabei um Rico (Ex-APOPTYGMA) handelte, konnte ich aus meiner Ecke nicht eruieren. Die Gruftschnecke wollte so etwas wie Leidenschaft oder Atmosphäre auf die Bühne zaubern, erreichte dabei aber kaum Jahrmarktniveau. Mal als Hexe, mal als Engel, mal als SM-Truse verkleidet sorgte sie eher für Erheiterung denn Erotik, da schaue ich mir ja noch lieber UMBRA ET IMAGO an. Dazu spielte Bjørn mit einer glitzernden Discokugel, ohne dass sich der Sinn des Ganzen näher erschloss. Im Gegensatz zu [:SITD:] durfte er 8, 9 Stücke von seiner Debüt-CD „Gothic Electronic Anthems“ performen, zu denen zum Beispiel „Pray“, ein kleiner Clubhit gehört. Wie gesagt musikalisch respektabel, künstlerisch eher zum Vergessen und die Publikumsresonanz war an diesem Tag nie schlechter…

Nachdem ich die Umbaupause dazu nutzte, mein Augenlicht wiederzuerlangen – der GOTHMINISTER hatte mit einer grellen Explosion für eine kurzzeitige Erblindung gesorgt – stieg die Vorfreude der Anwesenden auf BLUTENGEL, eins von Chris Pohls Hauptprojekten. Auf der Bühne waren schon allerlei Accessoires verteilt worden, die auf erotische Einlagen schließen ließen. Dazu muss ich kurz anführen, dass ich BLUTENGEL vorher noch nie livehaftig gesehen hatte. Die komplette Musik ertönt aus der Konserve, lediglich der dreistimmige Gesang kommt hinzu, den sich Pohl mit seinen 2 „Walküren“ Constance Rudert und Eva Poelzig teilt. Man hat gerade die neue MCD „Forever“ veröffentlicht, aber auch sonst besitzt man schon genügend Hits, mit denen man dem Publikum einheizen kann. Zum besten gegeben wurden z.B. „Beauty of Suffering“, „Seelenschmerz“ und „Weg zu mir“, den Abschluss bildete das aus einigen Kehlen mitgesungene „Children of the Night“. Während das Trio für die musikalische Aufarbeitung zuständig war, gab es im Hintergrund noch eine erotische Performance mit 2 halbnackten Tänzerinnen und 2 Maskierten in wallenden Gewändern. Das ganze sah durchaus stilvoll und lasziv aus, und eben nicht billig wie bei anderen Acts dieser Sparte. Irgendwie wurde ich an den Kubrick-Film „Eyes Wide Shut“ erinnert, der eine erotische Geheimloge thematisiert. Besonders schön fand ich diese kleinen Glitzerteile, die gegen Ende des Sets nach einer Explosion durch den Saal flimmerten, für einen Moment wurde es hell in der Arena und die Zeit blieb stehen. Nach 40 Minuten war auch für die „Blutegel“ Schluss, der Zeitplan wurde gnadenlos durchgezogen. Mittlerweile war auch das zweite Terrorverlag-Team an Ort und Stelle, so dass wir ab BLUTENGEL mit professionellen Fotos glänzen können!

OOMPH! haben wir auf unserer Seite ja schon einige Male gefeatured, so umtriebig waren Dero und seine Mannen in der letzten Zeit. Wie üblich trat man wieder in der „Graue Hemden – rotes Hemd“-Kombination auf und wie üblich wurden die Wolfsburger von IHREN Fans fanatisch abgefeiert, die in annehmbarer Menge vertreten waren. Da der Zeitrahmen eng gesteckt war, konzentrierte man sich darauf, einen Hit nach dem anderen ins Auditorium zu brettern. Das Prädikat „Härteste Band des Tages“ hatte man bereits sicher in der Tasche (sieht man von der Pausenbeschallung ab…). Allerdings musste man bei Dero auch leichte Probleme mit seiner Stimme in den melodischen Parts feststellen, ebenso schien das Mikro seine Arbeit nicht hundertprozentig zu erfüllen, einmal gab es eine heftige Rückkopplung. Das macht der Sänger natürlich durch seine Bewegungsfreude und die Interaktion mit den Zuschauern mehr als wett, auch wenn es heute merkwürdig gezügelt blieb. Aber das war definitiv nicht auf OOMPH! beschränkt, sondern ein Charakteristikum des gesamten Events! Zur Setlist gehörten Hits wie „Fieber“, „Supernova“, „Gekreuzigt“, „Das weisse Licht“ und zum Abschluss auch der brandneue Track „Augen auf!“, der erst im Januar auf einer MCD veröffentlicht wird (auf dem neuen Label GUN). Obschon nach einer Zugabe gerufen wurde, geriet die gnadenlose Maschinerie des Ablaufplans nur kurz ins Stocken, als sich Dero spontan zu einer A Capella Version von „Mein Herz“ hinreißen ließ, woraufhin ihm blitzschnell mit der dröhnenden Hintergrundmusik der Garaus gemacht wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nichts anderes mehr erwartet…

Um 19.50 Uhr kam die meiner Meinung nach beste und größte Futurepopband der Welt auf die Bühne. Im Gegensatz zu allen anderen Acts wurden VNV NATION nicht von Medusa angekündigt. Nach einem klanggewaltigen klassischen Intro von Sergei Prokofievs „Peter und der Wolf“ begannen Ronan Harris und Mark Jackson ihre leider recht kurze Show (50 Min.). Harris bemühte sich redlich die Menschen in der Halle anzufeuern und zum Abgehen zu bewegen, was ihm leider nur bei wenigen Fans gelang („Come on Oberhausen. This is not a funeral!“). Trotzdem war die Show richtig klasse. Harris und Jackson spielten leidenschaftlich. Man merkte richtig, dass sie ihre Musik lieben. Wie gewohnt wurden die beiden durch eine sehr gute Lightshow aus Projektionen auf einer riesigen Bühnenleinwand unterstützt. Leider waren wir vorne an der Bühne (Kollege Uwe hatte nämlich seine Innenraum-Karte regulär bezahlt, Anm. der übrigen Anwesenden) von einigen Pseudo-Gothic Kindern umringt, die ihren Unmut über die Musik mit wenig freundlichen Gesten und Zwischenrufen freien Lauf ließen. So bleiben einem nur noch die Worte von Ronan in Erinnerung: „If you don´t like dance music, put your fingers in your ears…“. Bei den Stücken wurde auf Altbewährtes zurückgegriffen wie „Fearless“, „Beloved“, „Standing“ oder „Genesis“. Aber an diesem Abend waren die meisten nicht wegen Future Pop erschienen, das war schon mal sicher…

Als siebte Band kamen WITHIN TEMPTATION auf die Bühne, im Hintergrund 2 riesengroße Engel und kleinere Emporen im Stil von Geisterschlössern und sonstigen Traumwelten, mit vielen bunten Lichtern untermalt, auf denen Stephen van Haestregt an den Drums und Martijn Spierenburg am Keyboard Platz nahmen. Robert Westerholt, Jeroen van Veen und Ruud Jolie unterstützten die musikalische Begleitung von Sharon den Adel wohlwollend mit ihren Gitarren, die teilweise doch leider etwas von den Drums überstimmt wurden. Mit „Deceiver of Fools“ perfekt auf ihre Show eingestimmt, ging das Publikum auch bei den nachfolgend vorgetragenen Songs „Caged“, dem neuen bombastischen Stück „Time needs…“ (der genaue Liedername ging in der Menge unter), „Mother Earth“, „Jane Doe“ und „Neverending Story“ gut mit. Die im Hintergrund laufenden Chorgesänge, die bei dieser „Kurzversion“ eines Konzertes leider nicht live dabei sein konnten, untermalten die Songs zusätzlich. WITHIN TEMPTATION brachten es fertig, das meiner Meinung nach noch nicht ganz warm gewordene Publikum langsam aufzuwecken. Weiter ging’s mit „In perfect harmony“, welches von der Crowd lauthals mitgesungen wurde. Das Cover-Stück „Running up that hill“ von Kate Bush mag einige verwundert haben, schnell jedoch wurde das typische WITHIN TEMPTATION-Feeling wieder erreicht, denn die bezaubernde Art von Sharon und das abschließende „Ice Queen“ brachten die Menge dann gänzlich zum kochen. Es bleibt noch die perfekte Gesangsleistung zu loben, welche dieses mal in einer etwas höheren Tonlage als sonst erfolgte. Aber auch WT durften nur 1 Stunde auftreten und keine Zugaben geben!

Die Umbaupause vor IN EXTREMO sollte sich etwas länger hinziehen und so stärkte man sich in den Katakomben der Arena mit pappigen Bratwürsten und Pommes. Immerhin lernten wir dabei eine leicht neben der Spur liegende Imbiss-Verkäuferin kennen, die sich trotz Pause zu einer Bedienung hinreißen ließ und daraufhin über sich selbst und ihr schweres Leben lamentierte… Zurück in der Halle angekommen hatte man die Metal Beschallung aufgegeben, zugunsten einiger obskurer Versionen von RAMMSTEIN-Klassikern. Besonders schräg: Der Sirtaki-Mix von „Sonne“, war da etwa jemand vom Cordalis-Clan beteiligt?

Gespannt warteten wir nun auf den Headliner. Auf der Rückseite der Bühne wurde eine riesige Leinwand heruntergelassen, auf der sich Motive von Gehenkten und das Bandlogo der Mittelaltermetaller befanden. Medusa wies daraufhin, dass Sänger Micha erkältet sei, aber trotzdem alles geben wolle. Außerdem ließ sie es sich nicht nehmen, auf die Aftershow-Parties hinzuweisen, wo sie selber auflegen werde. Dann endlich war es soweit, weder Michas Stimme noch seine merkwürdige Haarfarbe (das war wohl irgendwann mal rot…) konnten das Vergnügen trüben. Von den zeitweilig anwesenden 7000 Fans waren jetzt vielleicht nur noch die Hälfte in der Halle, aber das reichte immer noch locker aus, um imposant auszusehen. Leider aber nicht, um richtig Stimmung zu machen, denn immer noch agierte die Meute mit gebremstem Schaum. Nur hin und wieder flackerte so was wie echte Begeisterung auf, was war da los? Es war ja noch vor 23 Uhr und übermüdet dürfte man noch nicht gewesen sein, besonders nicht die Sitzenden auf den Tribünen… Mit „Küss mich“, „Der Wind“, „Erdbeermund“ und „Albtraum“ stieg man heftig aber gekonnt in den Set ein, Mittelalterliches wie die „Merseburger Zaubersprüche II“ sorgten dann wieder für leckere Zwischenspiele. Die 7 Musiker sind mittlerweile perfekt aufeinander eingestimmt und sorgen immer wieder mit seltsam anmutenden Instrumenten für Verwunderung. Besonders beeindruckt hat mich Dr. Pymonte, sowohl mit seiner Leibesfülle als auch mit den großflächigen Tattoos und seiner Spielkunst. Neben einer Pferdetrommel gab es auch ein anmutiges Harfensolo und eigenartiges mittelalterliches Vertikal-Xylophon zu sehen (das war jetzt sicher nicht der korrekte Instrumentenname!). Einmal wurde auch eine Rakete von der Mitte des Saales auf die Bühne geschossen, was einen sehr schönen optischen Effekt ergab. Zudem kam es zu einer besonderen Begebenheit vor dem Klassiker „Ai Vis Lo Lop“ von der ersten CD. Ein überaus eifriger Fan wurde nach einer „Pöbelei“ auf die Bühne geholt und nach seiner Vorstellung („Kai“) zu einem kleinem Akustikliedchen verdonnert. Das ganze führte doch zu enormer Belustigung und erinnerte an die DSDS-Vorentscheidungen… Mit „Ave Maria“, „Nymphenzeit“, dem „Spielmannsfluch“ und meinem Lieblingsstück „Vollmond“ ging es langsam auf Mitternacht zu und dem Ende entgegen. Und was soll ich sagen: Auch hier KEINE Zugabe, Micha betonte schon, dass man ein Lied mehr gespielt habe als vorgesehen…

Die schwarze Kuhherde trottete noch nicht einmal übermäßig sauer von dannen. Man hatte gezahlt und einem irgendwie seelenlosen Event beigewohnt. Hier und da flackerte Leidenschaft auf, aber das lag nur an den beteiligten Musikern und nicht an der sterilen Organisation, die zwar deutsch perfekt aber stimmungstötend war. Und das Konzept einfach mal so 8 angesagte Bands in einen Topf zu schmeißen, egal ob Mittelalter, Elektro oder Metal, ging nicht auf, führte sogar dazu, dass es nie „richtig“ abging. Besonders die beiden elektronischen Acts hatten darunter zu leiden. Irgendwie hatte sich für einen Tag die Gothic-Bewegung dem Kommerz untergeordnet, mit einem schalen Beigeschmack verließen wir die Stätte der Begegnung, um dann natürlich noch in einen fetten Stau zu geraten, wie passend…

Copyright Fotos: Hellectric (außer GOTHMINISTER, SALTATIO MORTIS, [:SITD:])

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